Samstag, 13. Juni 2015

Schauspieler haben ein Leben vor dem Ruhm


Manchmal, wenn mir ein Schauspieler in irgendeinem gerade gehypten Blockbuster überraschend auffällt, gehe ich aus dem Kino nach Hause und betreibe Archäologie. Wo kommt er her? Wie hat er angefangen? Was hat er verloren, aufgegeben? Und was dazugewonnen?
Kleine und kleinste Rollen. Idiotische Drehbücher. Unfertigkeiten. Dazulernen. Talent. Großes Talent. Gefälliges Talent. Bedachte oder gierige Auswahl des Materials. Glücksfälle und Peinlichkeiten. Eile oder Geduld. Die holprigen Wege zum Ruhm.
Immer ist es ein höchst spannendes Unterfangen.
Körper verändern sich, absichtlich, trainingsgeplagt und testrosongefüttert oder naturgewollt; kindliche Gesichter verlieren ihre rosige Rundlichigkeit und morphen zu Landschaften mit tiefen Schatten und harten Kanten. Manierismen gewinnen die Überhand oder Unangestrengtheit siegt.
Jeder durchläuft den Weg über die glühenden Kohlen unterschiedlich, keiner unbeschadet, auch wenn bei manchem der Gewinn groß ist.

Daniel Craig
Tom Hardy
Benedict Cumberbatch
James Mcavoy

Circa 50 Filme.

Daniel Craig in Love is the devil

Frauendarsteller in mittelalterlichen Morality-Plays, proletarische Liebhaber berühmter englischer Maler, gelähmte trinkfreudige Todesliebhaber, tiefunglückliche würdebesessene Aristrokraten, überorganisierte Kleinkriminelle, psychopathische Posträuber, tragisch depressive Polizisten. Unterwegs treffe ich die merkwürdigsten Charaktere verfangen in eigenartigste Geschichten.

Manchmal war es ein unerwartetes Schulterschütteln, ein Zucken der Mundwinkel an falscher bzw. richtiger Stelle, ein irritierender Blick. Manchmal war einer einfach blass und schwach, manchmal wurschtelte sich einer heroisch durch einen mißlungenen Plan. Und einige, wenige Male war da ein Erstaunen, ein Wachrütteln, ein Erschüttern. Da schaute einer anders auf die Welt. Offener, kälter, mitleidender.

Bei den Guten, den wirklich Guten begebe ich mich immer auf einen abenteuerlichen, zutiefst befriedigenden Pfad, den der Überraschung.

Und wenn sie dann als James Bond oder was weiß ich Atem holen von der harten Arbeit, indem sie wiederum hart arbeiten, um uns diese unglaubwürdigen, doch geliebten Superhelden, neu und unerwartet zu offerieren, dann gönne ich ihnen den Hype und die Glorie. Sie haben es sich verdient.

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