Mittwoch, 27. August 2014

Höchst merkwürdige Bücher 1 - Das Voynich Manuskript

Das Voynich-Manuskript, benannt nach Wilfrid Michael Voynich, der das Manuskript 1912 erwarb, ist ein Schriftstück, das sich einmal im Besitz des Kaisers Rudolf II. des Heiligen Römischen Reichs befand. Es ist in einer bislang nicht identifizierten Schrift und Sprache geschrieben. Sein Inhalt konnte bis heute nicht entschlüsselt werden und es ist nach wie vor unklar, ob der Text überhaupt einen Inhalt transportiert. 1962 datierte ein Expertenteam die Handschrift aufgrund von Material und Schreibstil auf etwa 1500 n. Chr.
So sagt Wiki.Der amerikanische Antiquar Wilfried Voynich hat die Schrift in einem italienischen Jesuitenkolleg gefunden und gekauft.
Sein Fundbericht:
Im Jahre 1912 … stolperte ich über eine sehr bemerkenswerte Sammlung kostbarer illuminierter Handschriften. Jahrzehntelang waren sie in Kisten begraben gewesen, wo ich sie in einem alten südeuropäischen Schloss fand … Während ich die Handschriften in Hinblick auf einen Ankauf wenigstens eines Teils der Sammlung untersuchte, wurde meine Aufmerksamkeit von einem Band besonders angezogen. Es war ein so hässliches Entlein, verglichen mit den anderen, mit Gold und Farben reich verzierten Manuskripten, dass meine Neugier sogleich erregt war. Ich stellte fest, dass es vollständig in einer Geheimschrift geschrieben war  … Dass ein Manuskript des 13. Jahrhunderts vollständig in Geheimschrift verfasst war, überzeugte mich von dessen außerordentlicher Bedeutung, da meines Wissens dergleichen in so früher Zeit nicht existierte, weshalb ich es den zu erwerbenden Manuskripten hinzufügte.


Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation soll es von dem englischen Astrologen John Dee um 1568 für circa 600 Dukaten erworben haben, der wiederum mehrere Manuskripte des Doktor Mirabilis Roger Bacon
(1214 - 1292 oder 94) besessen haben soll. Dees Sohn schrieb, dass sein Vater, als er ich sich in Böhmen aufhielt, ein Buch besaß, dass nichts als Hyroglyphen enthielt, auf welches sein Vater viel Zeit verwendet habe, es aber nicht hätte entziffern können.


Das Manuskript soll, Expertenuntersuchungen zufolge, vermutlich zwischen 1404 und 1438 in Norditalien geschrieben worden sein.



Zu dem Text gibt es unterschiedlichste Theorien: Ist es eine unbekannte Sprache? Eine lateinamerikanische oder eine semitische? 
Ist es ein hochkomplizierter Code, um alchemistische Geheimnisse zu verbergen? Ist es ein aufwendiger, hochartifizieller Witz und die Zeichen sind mit Hilfe von Buchstaben-Tabellen und Schablonen hergestellt worden und bedeuten nichts?


Neben vielerlei Pflanzen, bekannten und unbekannten, gibt es auch mehrere Zeichnungen von kleinen Frauen, die in Bädern, die durch komplizierte Rohrsysteme miteinander verbunden sind, sitzen. Manche sagen, die Damen seien allesamt schwanger und es sei das Buch eines "Engelmachers".



http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/39859

Zitat aus dem SZ Artikel:
Eine Rezension des berühmtesten Buches, das niemand gelesen hat, erklärt das Manuskript zur größten Kränkung einer Schriftkultur, die alles wissen will. Falsch, antworten Kritiker: Das Buch sei die Krönung unserer Schriftkultur. Das Voynich-Manuskript ist der perfekte Text – er erlaubt, alles zu sehen, was seine Leser darin zu sehen glauben.


 
Sehr verkürzte Liste einiger Theorien zu Voynich Manuskript:

James Finn - das VM ist in Hebräisch geschrieben und kündigt das Zeitenende an.
Edith Sherwood - das VM wurde vom ganz jungen Leonardo da Vinci verfasst.
Beatrice Gwynn - das VM ist ein Hygienemanual aus dem 16. Jahrhundert und wurde in links-rechts gespiegeltem Mittelhochdeutsch geschrieben.
Es gibt noch hunderte andere Ideen und Meinungen.

Zitiert nach: Cipher Mysteries

The latest news, views, research and reviews on uncracked historical ciphers…

Roger Bacon über die Bedeutung des Experimentes:
In den Naturwissenschaften kann man ohne Erfahrung und Experiment nichts Zureichendes wissen. Das Argument aus der Autorität bringt weder Sicherheit, noch beseitigt es Zweifel. [...] Mittels dreier Methoden können wir etwas wissen: durch Autorität, Begründung und Erfahrung. Die Autorität nützt nichts, wenn sie nicht auf Begründung beruht: Wir glauben einer Autorität, sehen aber nichts ihretwegen ein. Doch auch die Begründung führt nicht zu Wissen, wenn wir nicht ihre Schlüsse durch die Praxis (des Experiments) überprüfen. [...] Über allen Wissenschaften steht die vollkommenste von ihnen, die alle anderen verifiziert: Es ist das die Erfahrungswissenschaft, die die Begründung vernachlässigt, weil sie nichts verifiziert, wenn nicht das Experiment ihr zu Seite steht. Denn nur das Experiment verifiziert, nicht aber das Argument.

Rupert Lay: Die Ketzer, Von Roger Bacon bis Teilhard, Albert Langen·Georg Müller Verlag 1981, S. 34f.

Samstag, 23. August 2014

EIN AUSFLUG INS BRANDENBURGISCHE


EIN SCHÖNER TAG

-----------------------------------------------------------
DIE KIRCHE DES SCHLOSSES 
IN LIEBENBERG
-----------------------------------------------------------

Kirche


UNSERN HELDEN DANK 
1914 - 1918


AM FRIEDEN KRANK
1919
 
-----------------------------------------------------------
HERTA MÜLLER COLLAGEN 
IM KURT-MÜHLENHAUPT-MUSEUM 
IN BERGSDORF
-----------------------------------------------------------
 

 auch die Sehnsucht tötet
Wörter
und sie liegen steif
wie abgeknallte Straßenköter
im Gehirnalbum herum

Wendelin meint
DER Zweifel ist MIST und
die Hoffnung eine getupfte
KALANDERLERCHE und die sieht
beim Tanzen in den langen
Rippen der Voliere ein
Vogelschutzgebiet

dass Gefühle Röcke
aus Glas mit Rüschen
aus Eisen tragen
rührt beides nicht
AN Grundsatzfragen


Kurt-Mühlenhaupt-Museum
Bergsdorfer Dorfstraße 1
16792 Zehdenick OT Bergsdorf

-----------------------------------------------------------
 UND
EIN VERWUNSCHENER WILDKRÄUTERGARTEN 
IN BERGSDORF
-----------------------------------------------------------

Ganz am Ende des Dorfes findet man, wenn man kleinen handgefertigten
Schildern folgt, ein gewöhnliches Einfamilienhaus circa 1920 erbaut.
Und hinter dem Haus einen Zaubergarten, hundert und zwei Kräuter,
mit Namen wie aus einem Hexenbuch. Da wuchs Eisenkraut und Ysop,
Herzgespann und Beinwell, Mutterkraut und Schafgarbe, Hundsminze und 
Quitten, indischer Beifuß und ein Spinatbaum, und ein Pappelstrauch und alte Äpfelbäume mit Früchten mit echten Wurmlöchern und einen kleinen Pfirsichbaum voller Pfirsiche und einen zwanzig Zentimeter großen Mammutbaum, der noch etwas Zeit braucht. 
Wiki sagt über Riesenmammutbäume:
Der Riesenmammutbaum ist ein immergrüner Baum, der Wuchshöhen von bis zu 95 Meter und einen Stammdurchmesser von bis zu 17 Meter an der sehr weit ausladenden Basis erreichen kann....Die ältesten Exemplare sind über 2560, vielleicht auch bis zu 3900 Jahre alt.
In Kalifornien habe ich erwachsene Exemplare bestaunt, im Redwood Nationalpark, ganz zart und weich fühlte sich die Borke an und einer hatte
in den Stamm ein Tor geschnitten, durch das ein Auto fahren konnte. 
So sehr groß und so alt. Die Ents im Herrn der Ringe habe ich mir immer
so vorgestellt.

Freitag, 22. August 2014

Planet der Affen - Revolution oder Dawn of the Planet of the Apes


Ach. Wie kann ich erklären, dass mich nun schon der zweite Film über die Auseinandersetzung zwischen digital imaginierten intelligenten Affen und der ausschnittsweise real zu erlebenden Menschheit tief in seinen Bann gezogen hat?
Ja, es ist Hollywood-Blockbuster-Ware.

Ja, der technische Aufwand und aber auch die technischen Fähigkeiten, spotten jeder Beschreibung.
Ja, ich werde hin und wieder in emotionale Beugehaft genommen, sprich es kommt zu Kitsch. Gottseidank nur für kurze Momente!


Aber, aber, aber, wenn es digital bearbeiteten Menschen, die Gorillas, Urang Utans und Schimpansen spielen, gelingt, mich innigst für ihre Qualen, Zweifel und Gedanken zu interessieren, wenn ich, für die Spieldauer eines Kinofilms, mit ihnen fiebere, sie bedauere und ihnen einen nicht wahrscheinlichen, aber erhofften glücklicherenn Ausgang des dargestellten Konflikts wünsche, dann ist das Theater im besten Sinne, Kinotheater.



Hier werden ganz grundsätzliche menschliche Konfliktsituationen durchgespielt und was anderes ist Theater?
Wenn im ersten Teil, die Reise des Helden vom Nichtwissenden, Unschuldigen zum Heroen dargestellt wurde, wird im düsteren, es regnet immerzu, das scheint seit "Blade Runner" ein hilfreiches Zeichen für unerfreuliche unlösbare Widersprüche zu sein, wird also in diesem zweiten Teil, die übliche klare Definition des Helden in Frage gestellt. 
Und die Nichtmenschlichkeit der Protagonisten, die humanoide Seite ist darstellerisch leider sehr viel schwächer - erlaubt mir Fremdheit des Blickes - Verfremdung läßt mich vorurteilsloser zuschauen. 
Von fühlenden Wesen, die scheußlich, brutal, "unmenschlich" und verächtlich behandelt wurden, wird erwartet, dass sie sich später besser, menschlicher verhalten, als ihre Folterer, Mißhandler es getan haben. "Ihr habt gelitten, ihr müßt wissen, wie es anders, besser gehen könnte" Was für eine Arroganz der Erwartung! 
Leiden führt nicht zur Besserung, nicht zur Erleuchtung, oder nur in den seltensten Fällen. Leiden will wahrscheinlich hauptsächlich künftig Leiden vermeiden.
Ješajahu Leibowitz, lettischer Jude und orthodoxer Rabbiner, der in Berlin studiert hat und 1934 nach Palästina auswanderte, hat in einem wunderbaren Dokumentarfilm auf die Frage, was die Juden denn durch den Holocaust gelernt hätten, nach einer langen, langen Pause mit nur einem Wort geantwortet: "Nichts".
Unverschämt: wir, wir, daß heißt die Deutschen, murksen einen Großteil eines Volkes ab und erwarten dann, dass sie geläutert und gereinigt aus diesem Massaker hervorgehen und uns vorleben, wie humanistisch gehandelt wird. Dasselbe Muster gilt für die Bewohner oder besser Einwohner unserer, in diesem Fall ist Europa gemeint, ehemaligen Kolonien, Mandate etc.. 
Haß erzeugt Haß. Unerfreulich aber wahr.

Donnerstag, 21. August 2014

Schnöder Mammon? - Magritte, Wedekind & Brecht



Reklame

Wohin aber gehen wir
ohne sorge sei ohne sorge
wenn es dunkel und wenn es kalt wird
sei ohne sorge
aber
mit musik
was sollen wir tun
heiter und mit musik
und denken
heiter
angesichts eines Endes
mit musik
und wohin tragen wir
am besten
unsre Fragen und den Schauer aller Jahre
in die Traumwäscherei ohne sorge sei ohne sorge
was aber geschieht
am besten
wenn Totenstille

eintritt

Ingeborg Bachmann. Werke. Erster Band. 2. Aufl. München (Piper) 1982. S. 114.
© Ingeborg Bachmanns Erben Dr. Christian Moser Wien

             Rene Magritte hat in den Zwanziger Jahren durch das 
             Gestalten von Einbänden für gedruckte Noten Geld verdient,
             Frank Wedekind hat als Leiter des Reklame- und Pressebüros
             für Maggi geworben und Brecht soll, nachdem er 
             mit seinem Auto Marke Steyr einen Unfall hatte, in der 
             Hoffnung auf einen kostenlosen Ersatzwagen, den Spruch: 
             "Ein Auto, in dem man überlebt"
             an den Autohersteller gesendet haben. 
             Die Hoffnung stellte sich, hört man, als berechtigt heraus.

 "Le Tango des Aveux" 192

Kindliche Einfalt


Hänschen: „Mama, diese Suppe mag ich nicht.“
Mama: „Warum nicht? Dein Bruder Max hat sie immer so
gern gegessen.

Hänschen (abschweifend):
„Wo lebt eigentlich jetzt mein Bruder Max?“
Mama: „Im Himmel, bei den lieben Englein.“ 

Hänschen: „Warum besucht er uns nicht zuweilen?“
Mama: „Wahrscheinlich gefällt es ihm
dort so gut, dass er gar nicht mehr zurückdenkt;
denn im Himmel ist es noch viel schöner als hier bei uns."

Hänschen: „Wirklich, Mama? 
Dann bekommt man dort gewiss nur Maggi-Suppe zu essen.“ 

Frank Wedekind

 "Marche des Snobs" 1924

„Wenn der Kochkurs nicht wäre“ seufzte das siebzehnjährige schlanke, 
schwarzäugige Engelskind, „so wollt ich so gerne heiraten. 
Aber er wünscht durchaus, dass ich vorher einen Kochkurs nehme. 
Wie, wenn ich nicht sein Weib sondern seine Köchin werden sollte? 
O, dieser Männer!“ – 
„Elschen, beruhige dich!“ sagte darauf die verständige Mutter. 
„Das Notwendigste will ich dir schon beibringen, dann würzest du ihm
 jeden Mittag das Gericht mit diesem Fläschchen hier. 
Pass mal auf, was der für Augen machen wird. 
Täglich gibt er dir zwei Küsse mehr dafür – 
Es ist nämlich Maggi’s Suppen- und Speisewürze.“

Frank Wedekind 

  "Arlita / Chanson Lumineuse"

"Beiliegend gestatte ich mir, Ihnen für's erste 12 Reclamen zu übersenden. 
In Zukunft hoffe ich es jede Woche auf 12 oder 18 Stück zu bringen. 
Es wurde mir nicht leicht, mich wieder in diese Schreibweise hineinzufinden."

Frank Wedekind an Julius Maggi am 13. April 1887

 "Mes Rêves" 1926

Das wissen selbst die Kinderlein - mit Maggi wird die Suppe fein.
&
„Die Poesie ist Würze des Lebens, der Witz die Würze der Unterhaltung, wie Maggi´s Suppen- und Speisenwürze diejenige eines guten Mittagstischs.“

Frank Wedekind 

"Un Rien … Nichts"  1925

Ein lehrreicher Unfall des Dichters Brecht 

"Der Dichter Brecht hatte kürzlich einen für viele Auto-Unfälle typischen Unfall. 
Er steuerte seinen Steyr auf der Straße nach Fulda im 70-Kilometer Tempo. 
Die Straße war gar nicht so schmal, aber auf seiner Seite schoß hinter einem entgegenkommenden Lastwagen ein Wagen, der viel stärker war als der seine, 
überholend vor, ohne sich vorher überzeugt zu haben, daß ein anderer Wagen 
(Brechts Wagen) ihm entgegenkam. Für Brecht war die Lage außerordentlich 
gefährlich; nach links konnte er wegen des Lastwagens, der sich auch in ziemlicher 
Fahrt befand, nicht ausweichen, rechts standen Bäume, und hinter diesen Bäumen 
fiel die Straße ungefähr 5 Meter in einer Böschung ab. Brecht hatte zwei Möglichkeiten; einmal, die Böschung hinabzufahren und sich im offenen Auto mehrmals zu 
überschlagen oder im 70-Kilometer-Tempo gegen einen Baum zu fahren und zu 
zersplittern. Der Abstand zwischen dem entgegenkommenden und seinem eigenen 
Wagen, bei einer gegenseitigen Geschwindigkeit von 70 km, war sehr gering. Brechts 
Wagen war also gezwungen, auszuweichen, und Brecht vermochte, die Bremsen 
mehrmals stark anziehend und sofort wieder öffnend, auf den ihm zunächst 
erreichbaren Baum aufzufahren. Es gelang ihm, genau mit der Mitte des Kühlers 
den Baum zu treffen und so den Wagen aufzufangen. Der Kühler zerbrach, und die aufstoßende Vorderseite des Chassis bog sich ringförmig um den Baum, aber sie 
hielt den Wagen zugleich fest. Das Ergebnis waren nur unbedeutende Verletzungen."

Uhu. Das Monatsmagazin. Berlin 1929, S.62-65.

Für mich eine der besten Werbespots überhaupt:
   
Alle Illustrationen © Éditions Musicales de l'Art Belge, Brussels.

 

Mittwoch, 20. August 2014

MAE WEST - Eine schlaue Sexbombe


Die deutsche Sprache und der knappe englisch oder amerikanische Bonmot oder der Pun * sind keine Freunde. 
Wir sind nicht knapp, wir doppeldeuten nur schwerfällig. Wenn wir sexy sein wollen, kichern wir eher nicht. 
Wir haben wunderschöne manchmal seitenlange Sätze mit sich voneinander scheu fernhaltenden Verben und ihren Hilfsgenossen, verschiedensten Formen von Nebensätzen, Inversionen, Umständlichkeiten, Umwegen und tausenden Möglichkeiten anderweitig Bedeutung anzuhäufen. 
Aber kurz, frech und zweideutig ist nicht unsere Stärke.

Mae West (1889-1980) war unübersehbar kurvig, krass wasserstoffperoxid blond, sexy bis kurz vor die Parodie, Frauenrechtlerin und Vorkämpferin für die Rechte von Homosexuellen, schrieb Stücke und die meisten ihrer Drehbücher. Ein intelligent-erotisches Kunstwerk, von ihr selbst erschaffen und gegen und mit Hilfe der christlich-puritanischen Zensur durchgesetzt. Sie war, entgegen allen lahmen Klischees, und sie gleichzeitig benutzend und übertreffend, ein Hollywood - Star. 


When I'm good I'm very, very good, but when I'm bad, I'm better.
 
Nicht übersetzbar, weil das deutsche böse = bad keine Klangverwandtschaft mit besser = better hat.


 Too much of a good thing can be wonderful.
Zu viel von was Gutem kann wundervoll sein.


Anything worth doing is worth doing slowly.
Alles was es wert ist getan zu werden, ist es wert langsm getan zu werden.
 
Love conquers all things except poverty and toothache.
Liebe besiegt alles, außer Armut und Zahnschmerz.
 
Every man I meet wants to protect me. I can't figure out what from.
Jeder Mann, den ich treffe, will mich beschützen. Ich kriege nur nicht raus wovor.
 
Sex is emotion in motion.
Sex ist Emotion in Motion (Bewegung).
 
You only live once, but if you do it right, once is enough.
 
Du lebst nur einmal, aber wenn Du es richtig machst ist einmal genug.
 
I believe in censorship. I made a fortune out of it.
 
Ich glaube an die Zensur. Ich habe durch sie ein Vermögen verdient.
 
When choosing between two evils, I always like to try the one I've never tried before.
 
Wenn ich zwischen zwei Übeln wählen muß, wähle ich immer das, was ich noch nicht probiert habe.

Is that a pistol in your pocket, or are you just happy to see me?
 
Ist das eine Pistole in Deiner Tasche, oder freust Du Dich nur mich zu sehen? 
Aus She Done Him Wrong (1933)

 

"Mae West"
Skulptur von Rita McBride
Effnerplatz in München-Bogenhausen
Durch die Plastik verkehrt seit Dezember 2011 die Münchner Straßenbahn.
(Das wäre ein deutscher Pun.) 

* Der Pun oder Paronomasia ist eine Form des Wortspiels das zwei oder mehr Bedeutungen andeutet, indem es mehrfache Bedeutungen von Wörtern, oder ähnlich klingenden Wörtern, für einen beabsichtigten witzigen oder rhetorischen Effekt benutzt.
The pun, also called paronomasia, is a form of word play that suggests two or more meanings, by exploiting multiple meanings of words, or of similar-sounding words, for an intended humorous or rhetorical effect.
Wiki

In einem späten Interview sagte sie, sich selbst veralbernd, "wenn ich einen Kaffee bestelle, suchen alle nach der Doppeldeutigkeit".


Montag, 18. August 2014

Vivian Maier 2 - Kinder


Was eine Kinderseele
aus jedem Blick verspricht!
So reich ist doch an Hoffnung
ein ganzer Frühling nicht.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben



 Was ein Kind gesagt bekommt

Der liebe Gott sieht alles.
Man spart für den Fall des Falles.
Die werden nichts, die nichts taugen.
Schmökern ist schlecht für die Augen.
Kohlentragen stärkt die Glieder.
Die schöne Kinderzeit, die kommt nicht wieder.
Man lacht nicht über ein Gebrechen.
Du sollst Erwachsenen nicht widersprechen.
Man greift nicht zuerst in die Schüssel bei Tisch.
Sonntagsspaziergang macht frisch.
Zum Alter ist man ehrerbötig.
Süßigkeiten sind für den Körper nicht nötig.
Kartoffeln sind gesund.
Ein Kind hält den Mund.

Bertolt Brecht




Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

Rainer Maria Rilke 
Frühe Gedichte

Alle Photographien © Vivian Maier

HANS IM GLÜCK



HANS IM GLÜCK

Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu ihm »Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gerne wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn«. Der Herr antwortete: »Du hast mir treu und ehrlich gedient, wie der Dienst war, so soll der Lohn sein«, und gab ihm ein Stück Gold, das so groß als Hansens Kopf war. Hans zog sein Tüchlein aus der Tasche, wickelte den Klumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach Haus. Wie er so dahin gieng und immer ein Bein vor das andere setzte, kam ihm ein Reiter in die Augen, der frisch und fröhlich auf einem muntern Pferde vorbei trabte. »Ach«, sprach Hans ganz laut, »was ist das Reiten ein schönes Ding! Da sitzt einer wie auf einem Stuhl, stößt sich an keinen Stein, spart die Schuh und kommt fort, er weiß nicht wie.« Der Reiter, der das gehört hatte, hielt an und rief: »Ei Hans, warum läufst du auch zu Fuß?« »Ich muß ja wohl, da habe ich einen Klumpen heim zu tragen, es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf dabei nicht gerad halten: auch drückt mirs auf die Schulter.« »Weißt du was«, sagte der Reiter, »wir wollen tauschen, ich gebe dir mein Pferd, und du gibst mir deinen Klumpen.« »Von Herzen gern«, sprach Hans, »aber ich sage euch, ihr müßt euch damit schleppen.« Der Reiter stieg ab, nahm das Gold und half dem Hans hinauf, gab ihm die Zügel fest in die Hände und sprach: »Wenns nun recht geschwind soll gehen, so mußt du mit der Zunge schnalzen und ›hopp hopp‹ rufen«.

Hans war seelenfroh, als er auf dem Pferde saß und so frank und frei dahin ritt. Über ein Weilchen fiels ihm ein, es sollte noch schneller gehen, und fing an mit der Zunge zu schnalzen und »hopp hopp« zu rufen. Das Pferd setzte sich in starken Trab, und ehe sichs Hans versah, war er abgeworfen, und lag in einem Graben, der die Äcker von der Landstraße trennte. Das Pferd wäre auch durchgegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten hätte, der des Weges kam und eine Kuh vor sich her trieb. Hans suchte seine Glieder zusammen und machte sich wieder auf die Beine. Er war aber verdrießlich und sprach zu dem Bauer: »Es ist ein schlechter Spaß, das Reiten, zumal wenn man auf so eine Mähre geräth wie diese, die stößt und einen herab wirft, daß man den Hals brechen kann, ich setze mich nun und nimmermehr wieder auf. Da lob ich mir eure Kuh, da kann einer mit Gemächlichkeit hinter her gehen und hat obendrein seine Milch, Butter und Käse jeden Tag gewiß. Was gäb ich darum, wenn ich so eine Kuh hätte!« »Nun«, sprach der Bauer, »geschieht euch so ein großer Gefallen, so will ich euch wohl die Kuh für das Pferd vertauschen.« Hans willigte mit tausend Freuden ein: der Bauer schwang sich aufs Pferd und ritt eilig davon.

Hans trieb seine Kuh ruhig vor sich her und bedachte den glücklichen Handel. »Hab ich nur ein Stück Brot, und daran wird mirs doch nicht fehlen, so kann ich, so oft mirs beliebt, Butter und Käse dazu essen; hab ich Durst, so melk ich meine Kuh und trinke Milch. Herz, was verlangst du mehr?« Als er zu einem Wirthshaus kam, machte er Halt, aß in der großen Freude alles, was er bei sich hatte, sein Mittag- und Abendbrot, rein auf und ließ sich für seine letzten paar Heller ein halbes Glas Bier einschenken. Dann trieb er seine Kuh weiter, immer nach dem Dorfe seiner Mutter zu. Die Hitze war drückender, je näher der Mittag kam, und Hans befand sich in einer Heide, die wohl noch eine Stunde dauerte. Da ward es ihm ganz heiß, so daß ihm vor Durst die Zunge am Gaumen klebte. »Dem Ding ist zu helfen«, dachte Hans, »jetzt will ich meine Kuh melken und mich an der Milch laben.« Er band sie an einen dürren Baum, und stellte, da er keinen Eimer hatte, seine Ledermütze unter, aber so sehr er sich auch bemühte, es kam kein Tropfen Milch zum Vorschein. Und weil er sich ungeschickt dabei anstellte, so gab ihm das ungeduldige Thier endlich mit einem der Hinterfüße einen solchen Schlag vor den Kopf, daß er zu Boden taumelte und eine zeitlang sich gar nicht besinnen konnte, wo er war. Glücklicherweise kam gerade ein Metzger des Weges, der auf einem Schubkarren ein junges Schwein liegen hatte. »Was sind das für Streiche!« rief er und half dem guten Hans auf. Hans erzählte, was vorgefallen war. Der Metzger reichte ihm seine Flasche und sprach: »Da trinkt einmal, und erholt euch. Die Kuh will wohl keine Milch geben, das ist ein altes Thier, das höchstens noch zum Ziehen taugt oder zum Schlachten«. »Ei, ei«, sprach Hans, und strich sich die Haare über den Kopf, »wer hätte das gedacht! Es ist freilich gut, wenn man so ein Thier ins Haus abschlachten kann, was gibts für Fleisch! aber ich mache mir aus dem Kuhfleisch nicht viel, es ist mir nicht saftig genug. Ja, wer so ein junges Schwein hätte! Das schmeckt anders, dabei noch die Würste.« »Hört, Hans«, sprach der Metzger, »euch zu Liebe will ich tauschen und will euch das Schwein für die Kuh lassen.« »Gott lohn euch eure Freundschaft!« sprach Hans und übergab ihm die Kuh, und ließ sich das Schweinchen vom Karren losmachen und den Strick, woran es gebunden war, in die Hand geben.

Hans zog weiter und überdachte, wie ihm doch alles nach Wunsch ginge: begegnete ihm ja eine Verdrießlichkeit, so würde sie doch gleich wieder gut gemacht. Es gesellte sich danach ein Bursch zu ihm, der trug eine schöne weiße Gans unter dem Arm. Sie boten einander die Zeit, und Hans fing an von seinem Glück zu erzählen und wie er immer so vorteilhaft getauscht hätte. Der Bursch sagte ihm, daß er die Gans zu einem Kindtaufschmaus brächte. »Hebt einmal«, fuhr er fort und packte sie bei den Flügeln, »wie schwer sie ist, die ist aber auch acht Wochen lang genudelt worden. Wer in den Braten beißt, muß sich das Fett von beiden Seiten abwischen.« »Ja«, sprach Hans und wog sie mit der einen Hand, »die hat ihr Gewicht, aber mein Schwein ist auch keine Sau.« Indessen sah sich der Bursch nach allen Seiten ganz bedenklich um, schüttelte auch wohl mit dem Kopf. »Hört«, fing er darauf an, »mit eurem Schweine mags nicht so ganz richtig sein. In dem Dorfe, durch das ich gekommen bin, ist eben dem Schulzen eins aus dem Stall gestohlen worden; ich fürchte, ich fürchte ihr habts da in der Hand. Sie haben Leute ausgeschickt, und es wäre ein schlimmer Handel, wenn sie euch mit dem Schweine erwischten: das geringste ist, daß ihr ins finstere Loch gesteckt werdet.« Dem guten Hans ward bang; »ach Gott«, sprach er, »helft mir aus der Noth, ihr wißt hier herum besser Bescheid, nehmt mein Schwein da und laßt mir eure Gans«. »Ich muß schon etwas aufs Spiel setzen«, antwortete der Bursche, »aber ich will doch nicht Schuld sein, daß ihr ins Unglück geratet.« Er nahm also das Seil in die Hand und trieb das Schwein schnell auf einem Seitenweg fort, der gute Hans aber gieng, seiner Sorgen entledigt, mit der Gans unter dem Arme der Heimat zu. »Wenn ichs recht überlege«, sprach er mit sich selbst, »habe ich noch Vortheil bei dem Tausch: erstlich den guten Braten, hernach die Menge von Fett, die herausträufeln wird, das gibt Gänsefettbrot auf ein Vierteljahr, und endlich die schönen weißen Federn, die laß ich mir in mein Kopfkissen stopfen und darauf will ich wohl ungewiegt einschlafen. Was wird meine Mutter eine Freude haben!«

Als er durch das letzte Dorf gekommen war, stand da ein Scherenschleifer mit seinem Karren: sein Rad schnurrte und er sang dazu:

»Ich schleife die Schere und drehe geschwind,
und hänge mein Mäntelchen nach dem Wind.«

Hans blieb stehen und sah ihm zu; endlich redete er ihn an und sprach: »Euch gehts wohl, weil ihr so lustig bei eurem Schleifen seid«. »Ja«, antwortete der Scherenschleifer, »das Handwerk hat einen güldenen Boden. Ein rechter Schleifer ist ein Mann, der, so oft er in die Tasche greift, auch Geld darin findet. Aber wo habt ihr die schöne Gans gekauft?« »Die hab ich nicht gekauft, sondern für mein Schwein eingetauscht.« »Und das Schwein?« »Das hab ich für eine Kuh gekriegt.« »Und die Kuh?« »Die hab ich für ein Pferd bekommen.« »Und das Pferd?« »Dafür hab ich einen Klumpen Gold, so groß als mein Kopf, gegeben.« »Und das Gold?« »Ei, das war mein Lohn für sieben Jahre Dienst.« »Ihr habt euch jederzeit zu helfen gewußt«, sprach der Schleifer, »könnt ihrs nun dahin bringen, daß ihr das Geld in der Tasche springen hört, wenn ihr aufsteht, so habt ihr euer Glück gemacht.« »Wie soll ich das anfangen?« sprach Hans. »Ihr müßt ein Schleifer werden, wie ich; dazu gehört eigentlich nichts als ein Wetzstein, das andere findet sich schon von selbst. Da hab ich einen, der ist zwar ein wenig schadhaft, dafür sollt ihr mir aber auch weiter nichts als eure Gans geben; wollt ihr das?« »Wie könnt ihr noch fragen«, antwortete Hans, »ich werde ja zum glücklichsten Menschen auf Erden: habe ich Geld, so oft ich in die Tasche greife, was brauche ich da länger zu sorgen?« reichte ihm die Gans hin und nahm den Wetzstein in Empfang. »Nun«, sprach der Schleifer und hob einen gewöhnlichen schweren Feldstein, der neben ihm lag, auf, »da habt ihr noch einen tüchtigen Stein dazu, auf dem sichs gut schlagen läßt und ihr eure alten Nägel gerade klopfen könnt. Nehmt hin und hebt ihn ordentlich auf.«

Hans lud den Stein auf und gieng mit vergnügtem Herzen weiter; seine Augen leuchteten vor Freude, »ich muß in einer Glückshaut geboren sein«, rief er aus, »alles was ich wünsche, trifft mir ein, wie einem Sonntagskind.« Indessen, weil er seit Tagesanbruch auf den Beinen gewesen war, begann er müde zu werden, auch plagte ihn der Hunger, da er allen Vorrat auf einmal in der Freude über die erhandelte Kuh aufgezehrt hatte. Er konnte endlich nur mit Mühe weiter gehen und mußte jeden Augenblick Halt machen; dabei drückten ihn die Steine ganz erbärmlich. Da konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, wie gut es wäre, wenn er sie gerade jetzt nicht zu tragen brauchte. Wie eine Schnecke kam er zu einem Feldbrunnen geschlichen, wollte da ruhen und sich mit einem frischen Trunk laben; damit er aber die Steine im Niedersitzen nicht beschädigte, legte er sie bedächtig neben sich auf den Rand des Brunnens. Darauf setzte er sich nieder und wollte sich zum Trinken bücken, da versah ers, stieß ein klein wenig an, und beide Steine plumpten hinab. Hans, als er sie mit seinen Augen in die Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freuden auf, kniete dann nieder und dankte Gott mit Thränen in den Augen, daß er ihm auch diese Gnade noch erwiesen und ihm auf eine so gute Art und ohne daß er sich einen Vorwurf zu machen brauchte, von den schweren Steinen befreit hätte; das einzige wäre ihm nur noch hinderlich gewesen. »So glücklich wie ich«, rief er aus, »gibt es keinen Menschen unter der Sonne.« Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war.


Aus: Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 2. Auflage von 1819 an Stelle 83 (KHM 83)
Stammt aus der Zeitschrift Wünschelruthe, wo August Wernicke ihn 1818 veröffentlichte. 
Ludwig Bechstein übernahm ihn in sein Deutsches Märchenbuch als Hans im Glücke (1845 Nr. 24, 1853 Nr. 22) 





Illustrationen aus: Wonder World: Fairy Tales Old and New


Und dann habe ich das noch gefunden, noch nie davon gehört:

Hans im Glück, ein Stück aus Bertolt Brechts jungen Jahren, wurde in einer Inszenierung von Sebastian Sommer am Berliner Ensemble wiederbelebt. Am 1. März 2014 war Premiere. Während der damals 21-jährige Brecht Hans im Glück für „misslungen, ein Ei, das halb stinkt“, hielt, ist dem Fragment durchaus viel abzugewinnen. ...
Alles beginnt im ländlichen Idyll. Dort lebt Hans mit seiner jungen Frau Hanne glücklich auf dem eigenen Hof zusammen. Als ein Fremder, Herr Feili, in ihre kleine Welt eindringt, entzweien sich die beiden: Hanne wird von Feili verführt und geht mit ihm fort von ihrem Mann. Hans, dumm und gutmütig, lässt sie ziehen, weil er sie liebt und nicht möchte, dass sie unglücklich ist. Er aber wird in der Einsamkeit apathisch und lässt sich und seinen Besitz verlottern. Als drei Kaufmänner auf der Suche nach einem Nachtlager an seine Tür klopfen, überlässt er ihnen kurzerhand den ganzen Hof und zieht dafür im Tausch mit Planwagen und Pferd der drei Männer los. Auch ihn verlockt es, nun die Amüsements dieser Welt kennenzulernen. Und wer weiß: Vielleicht trifft er ja Hanne wieder … Wie im grimmschen Märchen tauscht Hans nun ein Ding gegen das andere ein; stets gutgläubig und immer davon überzeugt, er entscheide sich zu seinem Besten. Auf diese Weise verliert er seinen gesamten Besitz, auch seine Freiheit und seinen eigenen Körper, am Ende gar sein Leben. Faszinierend jedoch, wie diese “Besitztümer“ ihm nichts bedeuten: Sein größtes Glück findet er in der Beobachtung der Natur und seiner ewigen Liebe zu Hanne.
Das Stück ist eine Absage an alle bürgerlichen Werte und ein poetisches Manifest für das Glück, das in dem Menschen selbst und seiner Wahrnehmung schlummert. Hans wird als Träumer und Dummer verlacht, doch sein Beharren auf dem Glück, das er in allen Situationen findet, lässt ihn den Spöttern bald unheimlich werden. Seine Fähigkeit, das Schöne zu sehen, überragt am Ende alle “Intelligenz“, Gerissenheit und Boshaftigkeit, die ihn zu unterdrücken versuchen. Hans triumphiert inmitten der Ungerechtigkeit, die ihm widerfährt.

Magdalena Sporkmann

Samstag, 16. August 2014

Tollpatsch, Trampel, Klutz


Tollpatsch, Trampel, Klutz

Vor vielen Jahren hat meine Schwester bei einem Restaurantbesuch eine winzige Perle in einer Auster gefunden. 
Als ich sie bat, mir die kleine weiße Kugel mal näher ansehen zu dürfen, gab sie mir diese nur zögerlich, weil ich in meiner Familie, und nicht nur dort, als ungeschickt verschrien bin. Ich bettelte weiter. Sie ließ sich erweichen, ich griff zu, knickte gleichzeitig mit dem Fuß um, ließ die Perle fallen und, jetzt kommts, geriet mit den Fingern in die Perlenkette an ihrem Hals, die sofort zerriß, was zur Folge hatte, dass nun ein Regen von 100 Perlen, der eben gefundenen, folgte.


Trampeltier

Den Finger habe ich mir gebrochen, als ich im Knopfloch meines Maxi-Mantels hängenblieb und zeitgleich mir selber auf den Saum trat. 
Verstauchungen, kleinere Verbrennungen, Kopfbeulen, Splitter, zerbrochene Gläser, verlorene Brillen pflastern meinen Weg. Und das alles vielleicht nur, weil meine sonst herzallerliebste Tante Gerda, überzeugt war, dass Linkshänder kriminell gefährdet sind und mich, mit sanfter Gewalt zum Benutzen der rechten Hand, umerzogen hat. 
Sonst wäre ich möglicherweise heute Jongleur.


Sehr geehrtes Trampeltier, 
heute endlich schrieb ich dir, 
hätte dir schon lang geschrieben, 
konnte kein Papier mehr kriegen. 
Bleistift hat die Spitz verloren, 
Füller ist mir zugefroren. 
Dies schrieb dir, welch ein Knüller, 
deine Freundin mit dem Füller.
 
Zur Bedeutung des Wortes links: http://www.reinhardt-verlag.de/pdf/leseprobe01646.pdf 

Holder Engel, süßer Bengel,
furchtbar liebes Trampeltier.
Du hast Augen wie Sardellen,
alle Ochsen gleichen Dir.


Zusatzstrophe von "Dunkel war's der Mond schien helle"

Klutz: clumsy person (from Yiddish קלאָץ klots 'wooden beam', cf. German Klotz)
Klutz in Yiddish means a block as in a block of wood. Hence, a klutz's clumsiness is likened to the action of a person with a block of wood for a head. 

Tollpatsch (maskulin: der Tollpatsch) ist ein Lehnwort aus dem Ungarischen, Hungarismus, und umgangssprachliche Bezeichnung für einen ungeschickten Menschen.
Das Wort wurde im 17. Jahrhundert entlehnt aus ungarisch talpas  „füßig, breitfüßig“, zu talp „Sohle“ und bezeichnete im 17. und 18. Jahrhundert in den Formen Tobatz, Tolpatsch, Talpatsch, Dolpatsch, Dalpatsch (mit Plural -en: die Tolpatschen) zunächst, wie auch im Französischen talpache, einen ungarischen Fußsoldaten, einer gängigen Erklärung zufolge speziell darum, weil ungarische Infanteristen statt festen Schuhwerks breite mit Schnüren befestigte Sohlen getragen haben sollen. Im Österreichischen wurde das Wort dann zur Spottbezeichnung für einen Soldaten ungarischer oder slawischer Herkunft, der eine unverständliche Sprache spricht.
Durch volksetymologische Umdeutung, die das Wort mit ähnlich klingendem toll („verrückt“), Tölpel („ungeschickter, dummer Mensch“) oder Talp („Tölpel“) und patschen („schwerfällig oder laut auftreten“, aber auch „laut zuschlagen, ohrfeigen, mit der Peitsche knallen“, „schwatzen“) assoziierte, wurde das Wort in seiner Bedeutung verallgemeinernd erweitert zu der heute üblichen Bezeichnung für einen Menschen, der sich ungeschickt oder tölpelhaft verhält. In Verbindung damit wurde auch die ursprüngliche Pluralform Tolpatschen durch die heute richtige Schreibweise Tollpatsche abgelöst.
Die schon im 18. Jahrhundert gelegentlich, etwa bei Gleim auftretende Schreibvariante mit doppeltem „l“ (Tollpatsch), die nach der alten Rechtschreibung nicht zulässig gewesen ist, wurde durch die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996 zur einzig zulässigen Schreibweise.