Freitag, 22. August 2014
Planet der Affen - Revolution oder Dawn of the Planet of the Apes
Ach. Wie kann ich erklären, dass mich nun schon der zweite Film über die Auseinandersetzung zwischen digital imaginierten intelligenten Affen und der ausschnittsweise real zu erlebenden Menschheit tief in seinen Bann gezogen hat?
Ja, es ist Hollywood-Blockbuster-Ware.
Ja, der technische Aufwand und aber auch die technischen Fähigkeiten, spotten jeder Beschreibung.
Ja, ich werde hin und wieder in emotionale Beugehaft genommen, sprich es kommt zu Kitsch. Gottseidank nur für kurze Momente!
Aber, aber, aber, wenn es digital bearbeiteten Menschen, die Gorillas, Urang Utans und Schimpansen spielen, gelingt, mich innigst für ihre Qualen, Zweifel und Gedanken zu interessieren, wenn ich, für die Spieldauer eines Kinofilms, mit ihnen fiebere, sie bedauere und ihnen einen nicht wahrscheinlichen, aber erhofften glücklicherenn Ausgang des dargestellten Konflikts wünsche, dann ist das Theater im besten Sinne, Kinotheater.
Hier werden ganz grundsätzliche menschliche Konfliktsituationen durchgespielt und was anderes ist Theater?
Wenn im ersten Teil, die Reise des Helden vom Nichtwissenden, Unschuldigen zum Heroen dargestellt wurde, wird im düsteren, es regnet immerzu, das scheint seit "Blade Runner" ein hilfreiches Zeichen für unerfreuliche unlösbare Widersprüche zu sein, wird also in diesem zweiten Teil, die übliche klare Definition des Helden in Frage gestellt.
Und die Nichtmenschlichkeit der Protagonisten, die humanoide Seite ist darstellerisch leider sehr viel schwächer - erlaubt mir Fremdheit des Blickes - Verfremdung läßt mich vorurteilsloser zuschauen.
Von fühlenden Wesen, die scheußlich, brutal, "unmenschlich" und verächtlich behandelt wurden, wird erwartet, dass sie sich später besser, menschlicher verhalten, als ihre Folterer, Mißhandler es getan haben. "Ihr habt gelitten, ihr müßt wissen, wie es anders, besser gehen könnte" Was für eine Arroganz der Erwartung!
Leiden führt nicht zur Besserung, nicht zur Erleuchtung, oder nur in den seltensten Fällen. Leiden will wahrscheinlich hauptsächlich künftig Leiden vermeiden.
Ješajahu Leibowitz, lettischer Jude und orthodoxer Rabbiner, der in Berlin studiert hat und 1934 nach Palästina auswanderte, hat in einem wunderbaren Dokumentarfilm auf die Frage, was die Juden denn durch den Holocaust gelernt hätten, nach einer langen, langen Pause mit nur einem Wort geantwortet: "Nichts".
Unverschämt: wir, wir, daß heißt die Deutschen, murksen einen Großteil eines Volkes ab und erwarten dann, dass sie geläutert und gereinigt aus diesem Massaker hervorgehen und uns vorleben, wie humanistisch gehandelt wird. Dasselbe Muster gilt für die Bewohner oder besser Einwohner unserer, in diesem Fall ist Europa gemeint, ehemaligen Kolonien, Mandate etc..
Haß erzeugt Haß. Unerfreulich aber wahr.
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Was ist tierisch, was ist human... beide Filme berühren mich vorallem deswegen, weil sie diese Frage stellen. Und nicht beantworten... denn Affen und Menschen können beides sein. Was macht sie zu dem einen oder dem anderen? Unabhängig davon, was sie sind.
AntwortenLöschenHass ist ansteckend. Leiden ist das eigentliche Virus. Einmal geschehen rechtfertigt es neues Leid mit vergangenem. Bei beiden Spezies.
Großartiges, großartiges Kino... weil es nicht erlaubt einer der Spezies vollkommen Recht zu geben und keine der beiden kann man ganz verurteilen.
Und ... ich will endlich Oscarnominierungen für Motion Capture Darstellungen! Nicht als technische Leistung... sondern als schauspielerische! Motion Capture ist das Maskenspiel der heutigen Zeit. Seine Darsteller haben es nicht leichter, sie haben es schwerer. Und sie erschaffen Wesen von beeindruckender Präsenz, die ohne ihr Talent nicht zu programmieren wären.