Mittwoch, 25. Dezember 2013

Der Kelch der Bitternis




Für die, die dieser Tage nicht froh sind.

Mein Vater, wenn es möglich ist, lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen! 
Matthäus 26.39
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Herr Cogito meditiert über das Leid

Alle versuche
den sogenannten kelch der bitternis abzuwenden

durch reflexion
besessenen einsatz zu gunsten der heimlosen katzen
durch tiefes atmen
durch religion

entt
äuschten
man muß sich fügen
den kopf sanft senken
nicht die h
ände ringen
sich ma
ßvoll und ungezwungen des leids bedienen
wie einer prothese
ohne falsche scham
doch ebenso ohne
überflüssigen hochmut
nicht mit dem stumpf
über den köpfen der anderen fuchteln
nicht mit dem wei
ßen stock
an die fenster der satten klopfen
den sud dieser bitteren kräuter trinken
doch nicht zur neige
vorsorglich ein paar schluck
f
ür die zukunft lassen
annehmen
aber zugleich
innerlich absorbieren
wenn m
öglich
aus der materie des leids
ein ding oder eine person erschaffen
spielen
mit ihm
nat
ürlich
spielen
spielen mit ihm
sehr behutsam
wie mit einem kinde
das krank ist
und das man am ende
mit albernen kunstst
ücken
doch zu einem schwachen l
ächeln
zwingt

Zbigniew Herbert
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Mein liebster Weihnachtsfilm
Monty Python Das Leben Des Brian - Die Kreuzigung 
Always look on the bright side of life


http://www.youtube.com/watch?v=tRJlo2WRDbw 
Originalton
 http://www.youtube.com/watch?v=nW9dIjM5vrs
In Deutsch

Meine Familie hat Zuwachs bekommen. Aus Gründen der Wahrung der Privatsphäre, es gibt nur Photographien des Hundes in enger Umarmung mit der besten aller Nichten, ist das folgende Photo kein Photo des wirklichen Hundes, aber ein Photo eines Exemplars derselben Hunderasse. Man ist der süß!


Hölderlin - Mein Eigentum - Meckseper




 friedrich meckseper
     mein eigentum
     mezzotinto, strichaetzung, aquatinta, kaltnadel, roulette auf kupfer 1980



... 


Und daß mir auch, zu retten mein sterblich Herz,

   Wie andern eine bleibende Stätte sei,

      Und heimatlos die Seele mir nicht

         Über das Leben hinweg sich sehne, 


Sei du, Gesang, mein freundlich Asyl! sei du,

   Beglückender! mit sorgender Liebe mir

      Gepflegt, der Garten, wo ich, wandelnd

         Unter den Blüten, den immerjungen,



In sichrer Einfalt wohne, wenn draußen mir

   Mit ihren Wellen allen die mächtge Zeit,

      Die Wandelbare, fern rauscht und die

         Stillere Sonne mein Wirken fördert.



Ihr segnet gütig über den Sterblichen,

   Ihr Himmelskräfte! jedem sein Eigentum,

      O segnet meines auch, und daß zu

         Frühe die Parze den Traum nicht ende.
  
 
 friedrich meckseper im gespräch mit d.e. sattler
F. M.: … Die Finger sind gelb von der Säure und schwarz von der Druckfarbe, die Lunge ächzt unter der Belastung durch Kolophoniumstaub und Säuredampf, man wird ungesellig und hofft, im Vertrauen auf seine Erfahrungen, auf einen guten Ausgang des Geschehens.
  

Montag, 23. Dezember 2013

Lasset die Kindlein zu mir kommen


Aber Jesus sprach: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes. Matthaeus 19.14


Ein schöner Satz. Einfach, liebevoll, klar.
So, wie ich es verstehe, sollte es, laut katholischer theologischer Lehre aber genauer lauten: Lasset die getauften Kinder zu mir kommen und die anderen sollen sehen, wo sie bleiben.
Der Jesus zugeordnete Satz scheint der Katholischen Kirche nicht deutlich genug, denn da könnten ja einfach alle Kindlein kommen, die Taufe ist doch aber der unerläßliche Zutrittsschein für die Ewige Seligkeit und Freifahrttickets gibt es nicht. Ergo führen sie eine schon über eintausend Jahre währende und geradezu irrwitzige Diskussion über das Schicksal von ungetauft sterbenden Kinder.
Im Folgenden, schrittweise, das was ich beim Suchen nach einer Antwort gefunden habe:

Gestern in einem Artikel von Uta Ranke-Heinemann in der ZEIT:
Laut Weltkatechismus von Johannes Paul II. 1992, Nr. 1237 sind alle Kinder (außer Maria) im Mutterleib vom Teufel besessen und werden erst durch die Exorzismen der Taufe vom Teufelskind zum Gotteskind.

Das hieße, jedes Kind ist a priori sündig, vom Teufel besessen und muß erst einmal gereinigt werden, oder? 


Lasset die Kinder zu mir kommen Lukas Cranach der Ältere

DER KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE 1992

Über die Taufe

1237 Weil die Taufe Zeichen der Befreiung von der Sünde und deren Anstifter, dem Teufel, ist, spricht man über den Täufling einen Exorzismus (oder mehrere). Der Zelebrant salbt den Täufling oder legt ihm die Hand auf; danach widersagt der Täufling ausdrücklich dem Satan. So vorbereitet, kann er den Glauben der Kirche bekennen, dem er durch die Taufe "anvertraut" wird [Vgl. Röm 6,17] (Vgl. dazu auch 1673, 189).

1243 Das weiße Kleid bedeutet, daß der Getaufte "Christus [als Gewand] angelegt" (Gal 3,27) hat: er ist mit Christus auferstanden. Die Taufkerze, die an der Osterkerze entzündet wird, bedeutet, daß Christus den Neugetauften erleuchtet hat. In Christus sind die Getauften "Licht der Welt" (Mt 5,14) [Vgl. Phil 2,15]. Der Neugetaufte ist jetzt, im eingeborenen Sohn, Kind Gottes. Er darf das Gebet der Kinder Gottes beten: das Vaterunser (Vgl. dazu auch 1216, 2769).

1260 "Da Christus ... für alle gestorben ist und da es in Wahrheit nur eine letzte Berufung des Menschen gibt, nämlich die göttliche, müssen wir festhalten, daß der Heilige Geist allen die Möglichkeit anbietet, sich mit diesem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise zu verbinden" (GS 22) [Vgl. LG 16; AG 7]. Jeder Mensch, der ohne das Evangelium Christi und seine Kirche zu kennen nach der Wahrheit sucht und den Willen Gottes tut, soweit er ihn kennt, kann gerettet werden. Man darf annehmen, daß solche Menschen ausdrücklich die Taufe gewünscht hätten, falls ihnen deren Notwendigkeit bewußt gewesen wäre (Vgl. dazu auch 848).

1261 Was die ohne Taufe verstorbenen Kinder betrifft, kann die Kirche sie nur der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen, wie sie dies im entsprechenden Begräbnisritus tut. Das große Erbarmen Gottes, der will, daß alle Menschen gerettet werden [Vgl. 1 Tim 2,4], und die zärtliche Liebe Jesu zu den Kindern, die ihn sagen läßt: "Laßt die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!" (Mk 10,14), berechtigen uns zu der Hoffnung, daß es für die ohne Taufe gestorbenen Kinder einen Heilsweg gibt. Die Kirche bittet die Eltern eindringlich, die Kinder nicht daran zu hindern, durch das Geschenk der heiligen Taufe zu Christus zu kommen (Vgl. dazu auch 1250).

Lasset die Kinder zu mir kommen Lukas Cranach der Jüngere

Wiki schreibt in dem Artikel zum LIMBUS, dem Ort, in dem nach älterer katholischer Lehre, die ungetauften Kinder geparkt werden:
 

Am 20. April 2007 (AP) genehmigte Papst Benedikt XVI. die Ergebnisse der Internationalen Theologenkommission und ermöglichte damit die Abwertung der Lehre von limbus puerorum zu einer älteren theologischen Meinung, die nicht vom kirchlichen Lehramt unterstützt wird. Roland Minnerath, der Erzbischof von Dijon, erläuterte die Entscheidung: Die Theologen im Vatikan seien zu der Auffassung gelangt, dass kleine Kinder, die nicht getauft sind und sterben, direkt ins Paradies kämen. Das Dokument der Internationalen Theologenkommission besagt jedoch auch (in Absatz 41), dass der Limbus eine „mögliche theologische Meinung bliebe“. Der Limbus gehöre nicht zur Glaubenslehre der katholischen Kirche, er bliebe jedoch eine Theorie, die die Kirche nicht verurteile und ihren Angehörigen zubillige. 

LIMBUS, laut Wiki:  
lat. für ‚Rand‘, ‚Saum‘, ‚Umgrenzung‘) bezeichnet in der katholischen Theologie zwei Orte am Rande der Hölle (auch als Vorhölle, Vorraum oder äußerster Kreis der Hölle bezeichnet), an dem sich Seelen aufhalten, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind.

LIMBUS 

INTERNATIONALE THEOLOGISCHE KOMMISSION 

DIE HOFFNUNG AUF RETTUNG FÜR UNGETAUFT GESTORBENE KINDER

Diese Studie kommt zu dem Ergebnis, dass es theologische und liturgische Gründe zur Hoffnung gibt, dass ungetauft sterbende Kinder gerettet und zur ewigen Seligkeit geführt werden können, auch wenn sich zu dieser Frage keine ausdrückliche Lehre in der Offenbarung findet. Keine der vorgetragenen Überlegungen, mit denen der Text einen neuen Zugang zu der Frage anregen will, darf jedoch dazu verwendet werden, die Notwendigkeit der Taufe zu negieren oder die Spendung des Sakraments aufzuschieben. Eher gibt es Gründe zu hoffen, dass Gott diese Kinder genau deshalb retten wird, weil es nicht möglich war, für sie zu tun, was höchst wünschenswert gewesen wäre: sie im Glauben der Kirche zu taufen und sichtbar in den Leib Christi einzugliedern.

http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/cti_documents/rc_con_cfaith_doc_20070419_un-baptised-infants_ge.html#* 

Wooster Beach (1794-1868) An improved system of midwifery adapted to the reformed practice of medicine; illustrated by numerous plates. To which is annexed, a compendium of the treatment of female and infantile diseases, with remarks on physiological and moral elevation. New York: Jas. McAlister, 1847. (Frontispiece) Hand-colored lithography.

Sonntag, 22. Dezember 2013

Weihnachten und keiner lächelt


Nach einer ungewöhnlich langen Zeit ohne freie Tage, begann heute Abend mein Weihnachtsurlaub. Ich habe die letzten Tage damit zugebracht zwischen Rostock, Berlin, Heilbronn, Schwäbisch Hall, wegen vergessenem Koffer noch einmal Heilbronn, Nürnberg, Augsburg und wieder Berlin hin und her zu reisen, manchmal per Auto, öfter per Bahn und bestieg den vorerst letzten Zug von Augsburg nach Berlin mit einem breiten Grinsen im Gesicht, wissend, dass ich nun zehn Tage verantwortungslos, verblödet, vergnügt in meiner Heimatstadt zubringen würde. 
ABER niemand grinste zurück!
Die meisten meiner Mitreisenden waren, wie aus ihrem geschenkverpacktem Gepäckinhalt deutlich ablesbar war, auf dem Weg zu irgendwelchen Feiern zu Ehren der historisch nicht sicher verbürgten Geburt des Jesus Christus. Wie auch immer man darüber denken mag, irgendein sympathisches Kind ist sicherlich am 24.12. vor 2013 Jahren geboren worden. Aber mit welch religiösem oder atheistischen Impetus auch immer, sie alle fuhren zu einer Feier! Sie saßen aber in dem immerhin nur zehn Minuten verspäteten Zug mit den Gesichtern von vergrämten Dienstreisenden, ohne Lächeln, ohne Augenkontakt, ohne irgendein Anzeichen dafür, dass sie die nächsten Tage mit Menschen, die sie mögen und freudig einige Zeit verbringen werden. 
What the fuck!?
Ihr müßt Weihnachten nicht mögen. Mancher mag Kummer fühlen, den auch Festtage nicht dämpfen können. Aber ein Lächeln ist zu viel verlangt?
Und wenn es auch nur anderen, das wünscht, was man selbst nicht haben wird.

http://www.upworthy.com/watch-the-first-54-seconds-that-s-all-i-ask-you-ll-be-hooked-after-that-i-swear?g=3&c=reccon1

DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN
Ein Märchen von Hans Christian Andersen 

Es war ganz grausam kalt; es schneite und es begann dunkler Abend zu werden; es war auch der letzte Abend im Jahre, Silvesterabend. In dieser Kälte und in diesem Dunkel ging auf der Straße ein kleines, armes Mädchen mit bloßem Kopf und nackten Füßen. Ja, sie hatte ja freilich Pantoffeln angehabt, als sie von zu Hause wegging, aber was konnte das helfen! Es waren sehr große Pantoffeln, ihre Mutter hatte sie zuletzt benützt, so groß waren sie, und die verlor die Kleine, als sie über die Straße eilte, weil zwei Wagen so schrecklich schnell vorbeifuhren. Der eine Pantoffel war nicht zu finden, und mit dem andern lief ein Junge davon; er sagte, daß er ihn als Wiege benützen könne, wenn er selbst Kinder bekomme.
Da ging nun das kleine Mädchen auf den kleinen, nackten Füßen, die rot und blau vor Kälte waren; in einer alten Schürze trug sie eine Menge Schwefelhölzer, und mit einem Bund in der Hand ging sie dahin. Keiner hatte ihr während des ganzen Tages etwas abgekauft, keiner ihr einen kleinen Schilling gegeben; hungrig und verfroren ging sie dahin und sah so verschüchtert aus, das arme kleine Wurm! Die Schneeflocken fielen in ihre langen, blonden Haare, die sich so schön um den Nacken lockten; – aber an die Pracht dachte sie freilich nicht. Aus allen Fenstern leuchteten Lichte, und dann roch es da in der Straße so herrlich nach Gänsebraten; es war ja Neujahrsabend, – ja, daran dachte sie.
Hinten in einer Ecke zwischen zwei Häusern, das eine sprang ein wenig mehr in die Straße vor als das andere, da setzte sie sich hin und kauerte sich zusammen. Die kleinen Beine hatte sie hinaufgezogen unter sich, aber sie fror noch mehr und heimgehen durfte sie nicht, sie hatte ja keine Schwefelhölzer verkauft, keinen einzigen Schilling bekommen, ihr Vater würde sie schlagen. Und kalt war es auch daheim, sie hatten nur grade das Dach über sich, und da pfiff der Wind herein, obschon Stroh und Lumpen in die größten Spalten gestopft waren. Ihre kleinen Hände waren beinahe ganz tot vor Kälte. Ach, ein kleines Schwefelholz konnte gut tun! Hätte sie nur gewagt, eines aus dem Bund zu ziehen, es an der Wand anzustreichen und die Finger daran zu wärmen! Sie zog eines heraus. “Ritsch!” wie das sprühte, wie es brannte! Es war eine warme klare Flamme wie eine kleine Kerze, als sie die Hand darum hielt; es war ein wunderbares Licht! Dem kleinen Mädchen schien es, als säße sie vor einem großen Eisenofen mit blanken Messingkugeln und Messingtrommel; das Feuer brannte so herrlich, wärmte so gut; nein, was war das! – Die Kleine streckte schon die Füße aus, um auch diese zu wärmen, – da erlosch die Flamme. Der Ofen verschwand, sie saß mit einem kleinen Stumpf eines abgebrannten Schwefelholzes in der Hand.
Ein neues wurde angesteckt, es brannte, es leuchtete, und wie der Schein auf die Mauer fiel, wurde sie durchsichtig wie ein Schleier; sie sah ganz bis in die Stube hinein, wo der Tisch mit einem schimmernden weißen Tuch gedeckt stand mit seinem Porzellan, und herrlich dampfte die gebratene Gans, die mit Pflaumen und Äpfeln gefüllt war; und was noch prächtiger war, die Gans sprang von der Schüssel, wackelte über den Boden mit Gabel und Messer im Rücken, ganz hin zu dem armen Mädchen kam sie; da erlosch das Schwefelholz, und es war nur die dicke, kalte Mauer zu sehen.
Sie zündete ein neues an. Da saß sie unter dem herrlichsten Weihnachtsbaum, der war noch größer und noch mehr geputzt als der, den sie am letzten Weihnachtsabend durch die Glastüre bei dem reichen Kaufmann gesehen hatte. Tausend Lichte brannten an den grünen Zweigen, und bunte Bilder wie die, die die Ladenfenster schmückten, sahen auf sie herab. Die Kleine streckte beide Hände hoch, – da erlosch das Schwefelholz. Die vielen Weihnachtslichter stiegen höher und höher, sie sah, es waren nur die klaren Sterne, einer von ihnen fiel und bildete einen langen Feuerstreifen am Himmel.
“Nun stirbt da jemand!” sagte die Kleine, denn die alte Großmutter, die die Einzige war, die gut zu ihr gewesen, aber jetzt tot war, hatte gesagt: Wenn ein Stern fällt, steigt eine Seele empor zu Gott!
Sie strich wieder ein Schwefelholz an die Mauer, es leuchtete im Umkreis, und in dem Glanz stand die alte Großmutter, so hell, so leuchtend, so mild und gesegnet.
“Großmutter!” rief die Kleine, “oh, nimm mich mit! Ich weiß, du bist fort, wenn das Schwefelholz ausgeht, fort, wie der warme Ofen, der herrliche Gänsebraten und der große, prachtvolle Weihnachtsbaum!” – Und sie strich in Eile den ganzen Rest Schwefelhölzer an, die im Bund waren, sie wollte die Großmutter recht festhalten; und die Schwefelhölzer leuchteten mit einem solchen Glanz, daß es heller war als am lichten Tag. Großmutter war früher niemals so schön gewesen, so groß; sie hob das kleine Mädchen auf ihren Arm, und sie flogen in Glanz und Freude so hoch, so hoch! Und da war keine Kälte, kein Hunger, keine Angst – sie waren bei Gott!
Aber in der Ecke beim Hause saß in der kalten Morgenstunde das kleine Mädchen mit roten Wangen, mit einem Lächeln um den Mund – tot, erfroren am letzten Abend des alten Jahres. Der Neujahrsmorgen ging auf über der kleinen Leiche, die mit Schwefelhölzern dasaß, von denen ein Bund fast abgebrannt war. Sie hat sich wärmen wollen, sagte man; niemand wußte, was sie Schönes gesehen, in welchem Glanz sie mit der alten Großmutter zur Neujahrsfreude eingegangen war!




published by the famed Riverside Press in 1873. the identity of the translator A.A.B. and the illustrator S.G.P. remained a mystery.
 

Freitag, 20. Dezember 2013

Ich war heut beim Friseur - Samson & Delilah


  Ein komisch Ding so ein Friseurbesuch: man kommt, wird, auf eigenen
  Wunsch, verhüllt, angefasst, massiert, malträtiert, beschnippelt und mit   
  Chemikalien eingerieben, das Gespräch taumelt zwischen saloppen
  Banalitäten und bestürzend intimen Fragen hin und her, während der 
  Behandlung sieht man aus wie eine Materialisierung Frankensteinscher 
  Albträume (ich zum Beispiel hatte heute eine Stunde lang ungefähr vier Meter 
  Aluminiumfolie auf meinem Kopf), andere, fremde Frauen erzählen 
  erstaunlich intime Details ihres Lebens mit lauten fröhlichen Stimmen in den 
  Raum, es riecht frisch und doch wie nach der Erstbenutzung eines 
  Chenmiebaukastens durch einen Erstklässler, man liest inhaltslose 
  Zeitschriften mit überhöhtem Interesse, erträgt selbstauferlegte Langeweile  
  der gräßlichsten Art und am Ende geht man weg und fühlt sich besser, und
  wenn nicht besser, dann wenigstens renoviert.


Der Friseur Jose Gutierrez Solana
Die Friseuse 1894 Berthe Morisot
(eine der wenigen weiblichen Maler des Impressionismus)

Friseursalon Zinaida Serebriakova um 1930

 Der Friseur 18. Jahrhundert Pietro Longhi

DELILAH - Die Friseuse aus Patriotismus oder Geldgier

 Lukas Cranach, der Jüngere 1537 Samson & Delilah
  
AUS DEM BUCH DER RICHTER

Wie kannst du behaupten, mich zu lieben,
wenn du mir kein Vertrauen schenkst?
 Nach einiger Zeit verliebte sich Simson in eine Philisterin namens Delila 
aus dem Tal Sorek.
Da kamen die Fürsten der Philister zu ihr und sagten: 
»Überliste ihn durch deine Verführungskunst! 
Sieh zu, dass du herausbringst, woher er seine Kraft hat und was wir tun müssen, um ihn in unsere Gewalt zu bringen und zu fesseln. Du bekommst dafür von jedem von uns 1100 Silberstücke!«
Bei nächster Gelegenheit sagte Delila zu Simson: 
»Sag mir doch, warum du so stark bist! 
Gibt es etwas, womit man dich fesseln und bezwingen kann?«
Simson antwortete: »Wenn man mich mit sieben frischen Bogensehnen fesselt, die noch nicht trocken sind, verliere ich meine Kraft und bin nicht stärker als irgendein anderer Mensch.«
Die Philisterkönige gaben Delila sieben frische Bogensehnen 
und sie fesselte ihn damit.
Einige Männer lagen bei ihr auf der Lauer. Aber als Delila rief: »Simson, die Philister!«, zerriss er die Sehnen wie Zwirnfäden, die dem Feuer zu nahe gekommen sind. Simson hatte nicht preisgegeben, woher seine Kraft kam.
Da sagte Delila: »Du hast mich zum Narren gehalten und mir Lügen erzählt. 
Sag mir ehrlich, womit man dich fesseln kann!«
Simson antwortete: »Wenn man mich mit Stricken fesselt, 
die noch nie benutzt worden sind, 
verliere ich meine Kraft und bin nicht stärker als irgendein anderer Mensch.«
Delila nahm neue Stricke und fesselte ihn damit. 
Wieder lagen einige Männer bei ihr auf der Lauer. 
Doch als sie rief: »Simson, die Philister!«, 
riss er die Stricke von den Armen, als wären es Fäden.
Da sagte Delila: »Bis jetzt hast du mich zum Narren gehalten und mir Lügen erzählt. Sag mir doch endlich, womit man dich fesseln kann!«
Er antwortete: »Wenn du meine sieben Zöpfe in das Gewebe auf deinem Webstuhl verwebst!«
Delila machte das und schlug seine Zöpfe mit dem Weberkamm fest. 
Dann rief sie: »Simson, die Philister!« 
Da fuhr er aus dem Schlaf hoch und riss das ganze Gewebe samt dem Weberbaum heraus.
Darauf sagte Delila: »Wie kannst du behaupten, mich zu lieben, 
wenn du mir kein Vertrauen schenkst? 
Dreimal hast du mich zum Narren gehalten und mir nicht verraten, 
woher deine große Kraft kommt!« Täglich setzte sie ihm mit ihren Vorwürfen zu und quälte ihn so, 
dass ihm das ganze Leben verleidet war.
Da verriet er ihr sein Geheimnis und erzählte ihr: 
»Noch nie in meinem Leben sind mir die Haare geschnitten worden. 
Seit meiner Geburt bin ich dem HERRN geweiht. 
Wenn man mir die Haare abschneidet, verliere ich meine Kraft und bin nicht stärker als irgendein anderer Mensch.«
Delila merkte, dass er ihr diesmal die Wahrheit gesagt hatte. 
Sie ließ den Philisterfürsten ausrichten: 
»Diesmal müsst ihr selbst kommen! Er hat mir alles verraten.« 
Die Fürsten kamen und brachten das versprochene Geld mit.
Delila ließ Simson in ihrem Schoß einschlafen und rief einen von den Philistern, damit er ihm die sieben Haarzöpfe abschnitt. 
So hatte sie endlich erreicht, dass seine Kraft ihn verließ.
Dann rief sie: »Simson, die Philister!« Simson fuhr aus dem Schlaf hoch und dachte: »Ich schaffe das genauso wie bisher! Ich werde alle Fesseln abschütteln.« Er wusste nicht, dass der HERR ihn verlassen hatte.
Die Philister überwältigten ihn, stachen ihm die Augen aus und brachten ihn ins Gefängnis nach Gaza. Sie legten ihm bronzene Ketten an und er musste im Gefängnis die Mühle drehen.
Aber sein Haar, das sie ihm geschnitten hatten, begann wieder zu wachsen.
  

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Der Hobbit Teil 2


A ELBERETH GITHONIEL!

A Elbereth Gilthoniel
silivren penna míriel
o menel aglar elenath!
Na-chaered palan-díriel
o galadhremmin ennorath,
Fanuilos, le linnathon
nef aear, sí nef aearon!

Oh Elbereth Sternenentfacherin,
weiß-funkelnd wie Juwelen senkt sich
der Glanz der Sterne vom Himmel!
In weite Ferne habe ich geschaut
von den baumbestandenen Landen Mittelerdes,
zu Euch, Fanuilos, will ich singen
diesseits der See, hier diesseits des Meeres!

Zugegeben ich bin Science Fiction Freak der altmodischen Art und eigentlich dem Phantasy-Genre gar nicht zugeneigt, aber bei Tolkien gelten andere Regeln. 

Zugegeben, mich hat der Herr der Ringe Rausch mit achtzehn Jahren überwältigt, durch die Bücher, und ich bin unter erpresserischem Druck in den ersten der Ringe Filme gegangen worden und fand den dann auch ziemlich blöde. Aber ich denke, dass Jackson von Film zu Film besser wird, mutiger, spielerischer, weniger "heilig", unsentimentaler. (Erinnere mich noch mit Schaudern an die Weichzeichnerbilder von Frau Blanchett als Galadriel und dazu ihr "hoher" Ton.)

Zugegeben, Tolkien war ein patriotischer Bürger des Britischen Empires, und sein Rassismus und sein Frauenzerrbild sind schwer zu ertragen. (Gottseidank tut Jackson einiges, um dagegen zu steuern.)

Zugegeben, als ich mit dem dritten Buch, Der Rückkehr des Königs, beinahe durch war, habe ich es für zwei Wochen auf einen Schrank gelegt, weil ich das Ende des Leseabenteuers irgendwie noch hinauszögern wollte. 

Zugegeben, ich habe sogar die 200 Seiten Anhänge Wort für Wort durchgelesen und das Silmarillion und alles, was ich zum Thema in die Hände kriegte, nur den Hobbit nicht. Merkwürdig.

Zugegeben, so ein Film ist ein bisschen wie ein gutes Trinkgelage, viel, fast zu viel, aber gerade noch am Suff vorbei. 

Zugegeben, Ich bin froh, dass ich Elijah Wood nicht mehr in die tränenfeuchten Glubschaugen schauen muß, der hat mir fast die ganze Herr der Ringe Trilogie versaut, wenn da nicht noch Samwise (Sean Astin) gewesen wäre und, natürlich, Sir Ian.

Zugegeben, Teil 1 der Hobbit-Trilogie war ein wenig behäbig, aber dieser ist es nicht!

Der Hobbit - The Desolation of Smaug oder verdeutscht: Die Einöde des Smaug, aber der englische Titel klingt nicht nur schöner, er ist auch zweideutiger, weil desolation außer Verwüstung halt auch Trostlosigkeit heißt, und ein trostloser Drache rührt mich. Ewig liegt er in dem Berg und hat keine Feinde mehr, rein gar niemanden zum Töten, wenn das nicht trostlos ist. Er wirkt geradezu euphorisch, wenn er endlich wieder loslegen kann.
 
Martin Freeman ist perfekt als Bilbo, er sieht aus wie Hobbits beschrieben werden, häuslich, unprätentiös, beständig, genussfreudig (obwohl diesmal deutlich weniger gegessen wurde,) und dann ganz unerwartet und ihn selbst überraschend mutig. Und was der sich für merkwürdige kleine Details ausdenkt, 140 Varianten von Verwirrung und er denkt auch mit den Händen. Und im Januar kommt auch noch Sherlock, die dritte Staffel. Jucheh! Herr Cumberbatch spricht hier übrigens den Drachen, bisschen dick aufgetragen vielleicht, aber es ist halt auch ein grandioser Drache. Und die Zwerge sind großartig. Das muß eine Mühe sein, die Größenunterschiede in den schnellen personenreichen Szenen halbwegs genau einzuhalten.
Und wie Peter Jackson Räume szenisch einsetzt: Erst der Drache in einem Riesensaal voller Säulen, so dass sich seine Größe erst ganz langsam herstellt. Kurz später eine schnelle präzise Ork-Elben Schlacht in einer kleinen Küche. Dann eine Zwergenschmiede mit voll mittelalterlicher Hochtechnologie und immer kleine Winkel und Ecken an die der Drache nicht rankommt. Wunderbar.
Jeder Ort, den die Wanderer besuchen, hat seine spezifische und Sinn machende Architektur und dauernd sieht man feine nebensächliche Details, die diese Welten voller, runder machen. 

Mein Lieblingssatz: "Papa, warum kommen Zwerge aus unserer Toilette?"

Es war ein Vergnügen.