Küsse, Bisse,
das reimt sich, und wer recht von Herzen liebt,
kann schon das eine für das andre greifen.
Heinrich von Kleist; Penthesilea
Als Kannibalismus oder Antropophagie wird das Verzehren von Artgenossen oder Teilen derselben bezeichnet. Insbesondere versteht
man darunter den Verzehr von Menschenfleisch durch Menschen,
sagt Wiki.
sagt Wiki.
Kannibalismus in Brasilien, eine Gravur von Théodore de Bry 1562
"Im Jahre 1554 sei er im Urwald von Brasilien Zeuge eines grauenhaften
Geschehens geworden, berichtet der deutsche Landsknecht und Kanonier
Hans Staden. Ein gefangener Indianer vom Stamm der Cario sei erkrankt,
die Tupinambá-Indianer hätten ihn daraufhin massakriert: »Sofort nehmen
die Frauen den Toten, ziehen ihn über das Feuer, kratzen ihm die ganze
Haut ab [...]. Wenn die Haut abgeputzt ist, nimmt ein Mann ihn und
schneidet ihm die Beine über den Knien und die Arme am Leibe ab. [...]
Danach trennen sie den Rücken mit dem Hintern vom Vorderteil ab. Das
teilen sie unter sich.
Die Eingeweide behalten die Frauen. Sie sieden sie, und mit der Brühe
machen sie einen dünnen Brei, Mingáu genannt, den sie und die Kinder
schlürfen [...]. Das alles habe ich gesehen, und ich bin dabei gewesen."
Hans Staden Wahrhafftige Historia und Beschreibung eyner Landtschafft der Wilden Nackten, Grimmigen Menschenfresser-Leuthen, in der Newenwelt America gelegen von 1557.
Silvester bei den Kannibalen
Am Silvesterabend setzen
Sich die nackten Menschenfresser
Um ein Feuer, und sie wetzen
Zähneklappernd lange Messer.
Trinken dabei - das schmeckt sehr gut -
Bambus-Soda mit Menschenblut.
Dann werden aus einem tiefen Schacht
Die eingefangenen Kinder gebracht
Und kaltgemacht.
Das Rückgrat geknickt,
Die Knochen zerknackt,
Die Schenkel gespickt,
Die Lebern zerhackt,
Die Bäuchlein gewalzt,
Die Bäckchen paniert,
Die Zehen gefalzt
Und die Äuglein garniert.
Man trinkt eine Runde und noch eine Runde.
Und allen läuft das Wasser im Munde
Zusammen, ausnander und wieder zusammen.
Bis über den feierlichen Flammen
Die kleinen Kinder mit Zutaten
Kochen, rösten, schmoren und braten.
Nur dem Häuptling wird eine steinalte Frau
Zubereitet als Karpfen blau.
Riecht beinah wie Borchardt-Küche, Berlin,
Nur mehr nach Kokosfett und Palmin.
Dann Höhepunkt: Zeiger der Monduhr weist
Auf Zwölf. Es entschwindet das alte Jahr.
Die Kinder und der Karpfen sind gar.
Es wird gespeist.
Und wenn die Kannibalen dann satt sind,
Besoffen und überfressen, ganz matt sind,
Dann denken sie der geschlachteten Kleinen
Mit Wehmut und fangen dann an zu weinen.
Sich die nackten Menschenfresser
Um ein Feuer, und sie wetzen
Zähneklappernd lange Messer.
Trinken dabei - das schmeckt sehr gut -
Bambus-Soda mit Menschenblut.
Dann werden aus einem tiefen Schacht
Die eingefangenen Kinder gebracht
Und kaltgemacht.
Das Rückgrat geknickt,
Die Knochen zerknackt,
Die Schenkel gespickt,
Die Lebern zerhackt,
Die Bäuchlein gewalzt,
Die Bäckchen paniert,
Die Zehen gefalzt
Und die Äuglein garniert.
Man trinkt eine Runde und noch eine Runde.
Und allen läuft das Wasser im Munde
Zusammen, ausnander und wieder zusammen.
Bis über den feierlichen Flammen
Die kleinen Kinder mit Zutaten
Kochen, rösten, schmoren und braten.
Nur dem Häuptling wird eine steinalte Frau
Zubereitet als Karpfen blau.
Riecht beinah wie Borchardt-Küche, Berlin,
Nur mehr nach Kokosfett und Palmin.
Dann Höhepunkt: Zeiger der Monduhr weist
Auf Zwölf. Es entschwindet das alte Jahr.
Die Kinder und der Karpfen sind gar.
Es wird gespeist.
Und wenn die Kannibalen dann satt sind,
Besoffen und überfressen, ganz matt sind,
Dann denken sie der geschlachteten Kleinen
Mit Wehmut und fangen dann an zu weinen.
Joachim Ringelnatz
Leonhard Kern Menschenfresserin ca. 1650