Sonntag, 29. April 2012

Gewöhnlicher Löwenzahn


Gewöhnlicher Löwenzahn oder Dandelion für Engländer, vom französischen dent-de-lion, oder Pissenlit = Bettnässer für Franzosen, weil der Pflanze auch diuretische Qualitäten eigen sind. 
Wenn sie dann älter wird, nennt man sie Pusteblume, auch schön.

Die weiße Kugel des Löwenzahns
hat winzige Zähne aus Hauch.
Vielfach versponnen
locker geschlossen;
die spinnfeinen Fäden
bleiben zusammen
in ihrem duftigen
Bau aus Fühlern.
Ordnung und Luft.
Wenn der Wind nicht in sie fährt,
bleibt die empfindlichste Blume unvermehrt.


Rose Ausländer 


Löwenzahnsalat mit Speck und pochiertem Ei (für 2 Personen)
2 Handvoll Löwenzahnblätter
2 Eier
etwas Weißweinessig
Olivenöl, Zitrone, Salz, Pfeffer
80 g Speck

Die Blätter werden gezupft, vielleicht auch mit der Hand geteilt, wenn sie zu groß sind. Dann wäscht man sie gründlich und trocknet sie in der Salatschleuder. Um ein Ei zu pochieren, bringt man in einem Topf Wasser mit einem Schuss Weißweinessig zum Kochen. Das Ei schlägt man am besten in eine Suppenkelle, mithilfe derer man es vorsichtig ins heiße, nicht mehr sprudelnde Wasser gleiten lässt. Das Ei färbt sich augenblicklich weiß. So kocht es – je nach Geschmack – 3 bis 5 Minuten. Mit der Kelle wird es wieder herausgeholt. Den Salat macht man mit Öl, Zitrone, Salz und Pfeffer an. Ganz am Ende wird der zuvor in der Pfanne ausgelassene Speck beigefügt und das pochierte Ei obendrauf gesetzt.
(Zeit online, Essen und Trinken) 

Habe ich ähnlich gestern gegessen, hmmmm!

 
Löwenzahn

Mählich durchbrechende Sonne
Schönes,
grünes, weiches
Gras.
Drin
liege ich.
Inmitten goldgelber
Butterblumen!
Über mir ... warm ... der Himmel:
Ein
weites, schütteres,
lichtwühlig, lichtblendig, lichtwogig
zitterndes
Weiß,
das mir die
Augen
langsam ... ganz ... langsam
schließt.
Wehende ... Luft ... kaum merklich
ein Duft, ein
zartes . . . Summen.
Nun bin ich fern
von jeder Welt,
ein sanftes Rot erfüllt mich ganz, und
deutlich . . . spüre ich . . . wie die
Sonne
mir durchs Blut
rinnt.
Minutenlang.
Versunken
alles . . . Nur noch
ich.
Selig!

Arno Holz

So sieht übrigens der Zahn eines Löwen aus, also keine Verwechslungsgefahr.

Donnerstag, 26. April 2012

Carl Spitzweg



Der Kaktusliebhaber, nach 1850, Carl Spitzweg
 

Stets wandeln wir am Abgrund dicht

Stets wandeln wir am Abgrund dicht,
Wo Tief und Dunkel schrecken,
Aus dem ein Tod und letzt' Gericht
Die Drachenhälse recken!

Wir wandeln, ahnen nicht Gefahr,

So sorglos wie die Kinder...
Da strauchelst du und gleitest gar
Und gleitest ab geschwinder!

Jetzt gilt's! Ist keine Latsche da,

An der du dich kannst halten?
Umfassen nicht, dem Sturze nah,
Dich rettende Gestalten?...

Humor, so heißt die Latsche schlicht

Gleich Göttern hochgeboren -
Erhaschst du sie im Gleiten nicht,
Dann, Freund, bist du verloren!

Carl Spitzweg

Gnom Eisenbahn betrachtend, 1848, Carl Spitzweg

Dienstag, 24. April 2012

New York - Photo


Photos aus 150 Jahren -  New York N.Y.


© AP Photo/New York City Municipal Archives

1914: Mehr als ein halbes Dutzend Männer in den Seilen der Brooklyn Bridge - festgehalten vom langjährigen offiziellen Fotografen der Baubehörde, Eugene de Salignac.


Montag, 23. April 2012

23. April - Shakespeare Tag


Vielleicht ist er am 23. April 1564 in Stratford upon Avon geboren worden.
Höchstwahrscheinlich ist er, ebenda, am 23. April 1616 gestorben.

"Ich bin mir sicher, dass Shakespeare nicht Shakespeares Werke geschrieben hat, sondern ein völlig anderer Mann namens Shakespeare." (unbekannter Aphoristiker)

 
Sonett frei nach William Shakespeare

Nicht Narr, nicht Clown, nicht Trottel, nicht Idiot.
Ihr Zuschaukünstler habt für mich kein Wort.
Ich komm aus England. Daher kommt der Tod.
Ich bin der Sterbewitz. Ich bin der Mord-

Versuch, jaja, ich weiß. Auch der macht Spaß
Weil er sich reimt und ist nicht so gemeint,
denkt ihr. Ihr denkt? Sieh an, seit wann denkt Aas.
Ich bin mein eignes Volk. Ihr seid vereint.

In dem Verein, der richtet und der henkt.
Ich will, dass ihr euch hier zu Tode lacht,
voll faulem Mitgefühl das Herz verrenkt,
ersauft in Tränen mitten in der Nacht.

Ihr seid das Volk. Ich bins, der euch verhetzt.
Ich heiß: The Fool. Das wird nicht übersetzt.

Thomas Brasch

Respekt


Bei allem Respekt...
Respekt, mein Herr!
Respektive
Respektvoll
Grenzen respektieren

  
"Respekt haben, lässt sich aus respicere ableiten, bedeutet auch, zu sehen. Das Verb sehen steht 
an dieser Stelle synonym fur Wahrnehmen. Jemanden zu respektieren heißt nämlich an allererster Stelle einmal, ihn Wahr zu nehmen." **

Was für eine wunderbare Aussage über ein mit unschöner Regelmäßigkeit mißbrauchtes Wort. 
"Haste keinen Respekt?", auch gern als "Reschpäkt" intoniert, wird da gleichgesetzt mit Angst haben. Schau mich an und zittere. Ich bin größer, stärker, rücksichtsloser, also respektloser als du."
Respekt ist aktiv, Toleranz, was mit Erdulden übersetzt werden kann, passiv. 
Um jemanden zu respektieren, muß ich ihn ansehen, ja, sogar im Vorwärtsschreiten, 
zurücksehen, den Eindruck, den ich beim ersten Hinschauen hatte, also überprüfen.
Jemanden zu respektieren, heißt nicht notwendigerweise, ihn zu mögen. 
Im Gegenteil, wenn ich jemanden wirklich genau betrachtet habe, kann ich, vorurteilsfrei, weil zurückblickend, die Entscheidung treffen, ihn NICHT zu tolerieren, mit allem Respekt.

R-E-S-P-E-C-T
Find out what it means to me
R-E-S-P-E-C-T
Take care ... TCB (Taking care of business)
Otis Redding

Hier in der Version von Aretha Franklin!!!

Als erstes im Bankgeschäft lernt man den Respekt vor der Null. (Carl Fürstenberg)

Der Zoologe von Berlin

Hört ihr Kinder, wie es jüngst ergangen
Einem Zoologen in Berlin!
Plötzlich führt ein Schutzmann ihn gefangen
Vor den Untersuchungsrichter hin.
Dieser tritt ihm kräftig auf die Zehen,
Nimmt ihn hochnotpeinlich ins Gebet
Und empfiehlt ihm, schlankweg zu gestehen,
Daß beleidigt er die Majestät.
Dieser sprach: »Herr Richter, ungeheuer
Ist die Schuld, die man mir unterlegt;
Denn daß eine Kuh ein Wiederkäuer,
Hat noch nirgends Ärgernis erregt.
Soweit ist die Wissenschaft gediehen,
Daß es längst in Kinderbüchern steht.
Wenn Sie das auf Majestät beziehen,
Dann beleidigen Sie die Majestät!
Vor der Majestät, das kann ich schwören,
Hegt ich stets den schuldigsten Respekt;
Ja, es freut mich oft sogar zu hören,
Wenn man den Beleidiger entdeckt;
Denn dann wird die Majestät erst sehen,
Ob sie majestätisch nach Gebühr.
Deshalb ist ein Mops, das bleibt bestehen,
Zweifelsohne doch ein Säugetier.
Ebenso hab vor den Staatsgewalten
Ich mich vorschriftsmäßig stets geduckt,
Auf Kommando oft das Maul gehalten
Und vor Anarchisten ausgespuckt.
Auch wo Spitzel horchen in Vereinen,
Sprach ich immer harmlos wie ein Kind.
Aber deshalb kann ich von den Schweinen
Doch nicht sagen, daß es Menschen sind.
Viel Respekt hab ich vor dir, o Richter,
Unbegrenzten menschlichen Respekt!
Läßt du doch die ärgsten Bösewichter
In Berlin gewöhnlich unentdeckt.
Doch wenn hochzurufen ich mich sehne
Von dem Schwarzwald bis nach Kiautschau,
Bleibt deshalb gestreift nicht die Hyäne?
Nicht ein schönes Federvieh der Pfau?«
Also war das Wort des Zoologen,
Doch dann sprach der hohe Staatsanwalt;
Und nachdem man alles wohl erwogen,
Ward der Mann zu einem Jahr verknallt.
Deshalb vor Zoologie-Studieren
Hüte sich ein jeder, wenn er jung;
Denn es schlummert in den meisten Tieren
Eine Majestätsbeleidigung.

Frank Wedekind, Die vier Jahreszeiten

"Auch wenn der Terminus „Respekt“ letztlich lateinischen Ursprungs ist, taucht er in seiner heutigen Bedeutung erst im 17. Jahrhundert im europäischen Sprachgebrauch auf:
Das deutsche Substantiv „Respekt“, was auch Achtung, Hochachtung, Ehrerbietung, Ehrfurcht oder Scheu meinen kann, ist ursprünglich dem französischen respect entlehnt, was auf das lateinische Abstraktum respectus, (Rücksicht, Zurückblicken) von respicere (respectum) zurückgeht. Respicere wiederum bedeutet so viel wie Rücksicht nehmen, sich nach etwas umsehen, zurücksehen. Hierin steckt das Verb spicere: Sehen." **

** Zitate aus:
Respekt und Wertewandel bei Richard Sennet; 
Hauptseminar: „Werte und Werteentwicklung in Familie, Schule und Gesellschaft“
 



Sonntag, 22. April 2012

David LaChapelle


"Die Leute sagen, Photographien lügen nicht, meine schon."

People say photographs don't lie, mine do.
D.LaChapelle, Collector's edition of Life, the Eisie Issue, spring 1998


David LaChapelle. Abendmahl, 2003
© David LaChapelle 

Wenn Du Realität willst, nimm den Bus.
If you want reality take the bus.
David LaChapelle

David LaChapelle. Kathedrale, 2007
© David LaChapelle 

Samstag, 21. April 2012

Der Reigen geht in die Endproben

"Wer weiß, ob wir morgen noch das Leben haben."


REIGEN

Reigen - die Liebe hält manchmal
im Löschen der Augen ein,
und wir sehen in ihre eignen
erloschenen Augen hinein.

Kalter Rauch aus dem Krater
haucht unsre Wimpern an;
es hielt die schreckliche Leere
nur einmal den Atem an.

Wir haben die toten Augen
gesehn und vergessen nie.
Die Liebe währt am längsten
und sie erkennt uns nie.

Ingeborg Bachmann

Henri Matisse 1910 Der Tanz

10 Dialoge nennt Schnitzler das Stück, ein Reigen von Werbung, Lockung, Paarung, Sättigung und Ernüchterung.

Aus den Notizen Schnitzlers:
a)  „Einer in Scheidung begriffen, mit seiner Frau im Restaurant. Zank mit einem Ungezogenen, der die Frau beleidigt. Duell und Tod.“
b)  „Ein junger Bursch, dessen Schwester die Geliebte irgend eines Mannes ist, was ihm ganz gleichgültig ist. Der Bursch wird Kadett, Offizier; plötzlich bekommt er eine Ehre und muss diesen Menschen fordern.
c) „Die Frau zu ihrem Liebhaber: Mein Mann hat Verdacht. Wenn wir also heute ins Orpheum gehen, müssen sie sich in die Chansonettensängerin Violetta verliebt stellen. Es gelingt wunderbar. Violetta ist nämlich wirklich die Mätresse des Geliebten, eventuell auch des Ehemannes.“

 Emil Nolde 1908 Ringelreihe

Der Tod und das Mädchen

Das Mädchen:
Vorüber! Ach, vorüber!
Geh, wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.

Der Tod:
Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!

Matthias Claudius


Das Stück:

1897 geschrieben / 1903 erstveröffentlicht im Eigenverlag / 1920 uraufgeführt

Die eigentliche Uraufführung fand am 23. Dezember 1920 im Kleinen Schauspielhaus in Berlin statt.
Am 22. Februar 1921 kam es in Berlin zu Ausschreitungen, nachdem ein hoher Beamter der Berliner Polizei eine systematische Hetze gegen die Aufführungen initiiert hatte. Viele Organisationen wurden veranlasst, gegen die Aufführung zu protestieren, vorgedruckte Formulare wurden verschickt und Politiker wurden mobilisiert. Am 22. Februar (wenige Tage nach den Protesten in Wien) gab es organisierte Tumulte in der Aufführung und eine johlende Saalschlacht. Abkommandierte völkische Beobachter, die meisten von ihnen im jugendlichen Alter, warfen Stinkbomben. „Man schändet unsere Weiber!Theaterleiter und Darsteller wurden in der Folge wegen „unzüchtiger Handlungen“ im sogenannten Reigen-Prozess vor Gericht gestellt.
Wegen der Polemik gegen "Reigen" bat Arthur Schnitzler 1922 den S. Fischer Verlag, der die Rechte besaß, keine weiteren Aufführungen des Stücks mehr zu genehmigen. Dieses Aufführungsverbot wurde von Schnitzlers Sohn Heinrich über den Tod des Autors hinaus verlängert. Erst seit 1.Januar 1982 darf "Reigen" wieder aufgeführt werden. (Wiki)

Freitag, 20. April 2012

Ein Kuss 1945


14. August 1945, Matrose küsst Krankenschwester am Times Square
© Alfred Eisenstaedt


Kriegsende. Ein Kuss. Aber der Matrose hat fast zu Fäusten geballe Hände. Die Frau wird "geküsst", wild oder grob ist schwer zu sagen. Der Krieg ist noch anwesend.

Donnerstag, 19. April 2012

Charles Darwin starb vor 130 Jahren am 19. April 1882


Photographie: Charles Darwin by Maull und Polyblank für den Literary and Scientific Portrait Club 1855

Darwin schrieb an Joseph Dalton Hooker, einen befreundeten Botanisten: "Wenn ich wirklich so einen bösen Gesichtsausdruck habe, wie auf meiner Photographie, ist es überraschend, dass ich überhaupt einen Freund besitze" 


Mittwoch, 18. April 2012

Engel allerarten

DIE SACHE MIT DEM ENGEL VON BARRANONG

Siehst du die Bank, vor Meaghers Laden?
Da ist er gelandet, der Engel.
Was? Ein Engel?
Ja. Gerade zur Mittagspause an einem
Ausverkauftag.
Die Stadt war ziemlich voll. Er hat uns alle zusammengerufen.
Und, wurde ihm gehorcht?
Oh ja. Ihm wurde zugehört.
Er machte seine Verkündigung, segnete uns und flog wieder 

Fort, direkt nach oben.
Er hatte die prächtigsten Flügel ...
Was passierte dann?
Da waren einige Aufgaben, die er uns gegeben hatte,
Oder vielmehr, die sich so ergaben, aus seiner Botschaft.
Und wurden sie erfüllt? 

Zuerst wollten wir,
Aber nach einer Weile, als wir es beredet hatten,
Fanden die meisten, daß er doch ein bisschen, naja, hochnäsig war, 

Ein bisschen übertrieben, mit diesen großen Flügelgesten
Und der vornehmen Sprache. 

Eine Menge Frauen fanden das gut.
Aber die Männer, die sich hingekniet hatten, ganz von allein,
also die
Nahmen es ihm krumm, erinnere ich mich.

Ist er wiedergekommen?
Oh ja. Die Botschaft war wichtig.
Das zweite Mal hat er das Gemeindehaus gemietet,
Redete äußerst höflich, sprach alle mit Namen an.
Hat es was gebracht?
Nicht viel. Erst mochten wir ihn.
Aber schließlich hatte er die Katholiken bevorzugt. 

Es war deren Saal. Und, was übel genommen wurde, 
Von anderen, er hat keinen Eintritt verlangt.
Wir waren schließlich keine Bettler, und wer sich,
ob Mensch oder Engel,
So wenig um unseren lokalen Stolz schert, oder um Geld,
Dem wird am Ende nicht vertraut.

Hat er's dann aufgegeben?
Oh nein. Beim dritten Mal
Dachte er, jetzt hätte er uns verstanden. Kam im Auto,
Buchte ein Zimmer bei Morgan, sagte die ersten zwei Tage  

Kein Wort von seiner Botschaft,
Und dann ließ er hier und da Hinweise fallen. Ganz raffinierte.
Und hat auch extra mit allen Baptisten gesprochen. 

Ich wette, das hat funktioniert.
Meinst du? Nicht daß ich wüßte.
Uns hat es nicht gefallen, wie er sich bei uns anbiederte,
Das war das eine. Manche haben es schlichtweg Verhöhnung
genannt.
Er war doch schließlich ein Engel. Und dann, 

Die Art, wie er immer wieder kam,
Sich an die Leute ranschmiß.
Und schließlich und endlich
War er ein Fremder. Und redete von Religion.

Hat er es weiter versucht?
Nein. Hat uns fallenlassen.
Hätte es geholfen, wenn er hierher gezogen wäre?
Glaube ich nicht, Kumpel. Er war, versteht du, überhaupt zu eifrig
Er hätte dauernd auf dieser verdammten Botschaft rumgeharft, 
Und wenn er aufgegeben hätte, na dann
Wäre er verachtet worden, weil er nicht durchgehalten hätte, oder so. 

Er hat das von Anfang an verkehrt angepackt,
Da ist dann nichts mehr zu machen.

Aber was - zum Teufel! - was, wenn er, sagen wir mal, hier geboren wäre?
Na ja, das ist für einen Engel wohl bisschen unter seiner Würde, 
Oder ein bisschen drüber. Man würde ihn auch zu gut kennen, so von klein auf.
Wer würde schon auf einen Nachbarsbengel hören, frag' ich dich, 
Besonders wenn der mit Botschaften ankäme?
Und überhaupt, was der uns erzählte, hatte mit Liebe zu tun, 
Und unsere Leute hier,
Die denken, das ist nicht so recht - männlich.



LES A. MURRAY

Die Skulptur von Peter Lenk zeigt den mit Schmetterlingsflügeln augestatteten Mainau-Graf Lennart Bernadotte. Sein eingekringelter Penis soll Hinweis auf seine beträchtliche Alterzeugungskraft sein. Wie zu lesen ist, wurde er in der Fasnacht auch als "Graf Spermadotte" verspottet. (Zitiert von Paoramio/Wolfgang Schäfer)

THE BARRANONG ANGEL CASE

You see that bench in front of Meagher’s store?
That’s where the angel landed.
What? An angel?
Yes. It was just near smoko time on a sale day.
Town was quite full. He called us all together.
And was he obeyed?
Oh yes. He got a hearing.
Made his announcement, blessed us and took off
Again, straight up.
He had most glorious wings . . .
What happened then?
There were some tasks he’d set us
Or rather that sort of followed from his message.
And were they carried out?
At first we meant to,
But after a while, when there had been some talk
Most came to think he’d been a bit, well, haughty,
A bit overdone, with those flourishes of wings
And that plummy accent.
Lot of the women liked that.
But the men who’d knelt, off their own bat, mind you,
They were specially crook on him, as I remember.

Did he come again?
Oh yes. The message was important.
The second time, he hired the church hall,
Spoke most politely, called us all by name.
Any result?
Not much. At first we liked him.
But, after all, he’d singled out the Catholics.
It was their hall. And another thing resented
By different ones, he hadn’t charged admission.
We weren’t all paupers, and any man or angel
With so little regard for local pride, or money,
Ends up distrusted.

Did he give up then?
Oh no. The third time round
He thought he had our measure. Came by car,
Took a room at Morgan’s, didn't say a word
About his message for the first two days
And after that, dropped hints. Quite clever ones.
He made sure, too, that he spoke to all the Baptists.
I’ll bet that worked.
You reckon? Not that I saw.
We didn’t like him pandering to our ways
For a start. Some called it mockery, straight out.
He was an angel, after all. And then
There was the way he kept on coming back
Hustling the people.
And when all’s said and done
He was a stranger. And he talked religion.

Did he keep on trying?
No. Gave us away.
Would it have helped if he’d settled in the district?
Don’t think so, mate. If you follow me, he was
Too keen altogether. He’d have harped on that damn message
All the time — or if he’d stopped, well then
He’d have been despised because he’d given in, like.
He’d just got off on the wrong foot from the start
And you can’t fix that up.

But what — Oh Hell! — what if he’d been, say, born here?
Well, that sort of thing’s a bit above an angel,
Or a bit below. And he’d grow up too well known.
Who’d pay any heed to a neighbor’s boy, I ask you,
Specially if he came out with messages?
Besides, what he told us had to do with love
And people here,
They don’t think that’s quite — manly.

Michael Karlovski Alter Engel