Dienstag, 28. Februar 2012

Daniil Charms



Дании́л Ива́нович Хармс

Daniil Charms wurde am 30.12.1905 in Petersburg geboren und ist im Februar 1942 in der psychiatrischen Abteilung des Gefängnisses No. 1 im eingekesselten Leningrad höchstwahrscheinlich verhungert.

Rehabilitierung

Ohne angeben zu wollen, kann ich sagen, daß ich Volodja, als er mir eine aufs Ohr gehauen und mir ins Gesicht gespuckt hatte, so erwischt habe, daß er es nie vergessen wird. Erst danach habe ich ihm den Primuskocher drübergehauen, und mit dem Bügeleisen habe ich ihn erst gegen Abend geschlagen. So daß er also keineswegs gleich tot war. Daß ich ihm das Bein dann am Tage abgeschnitten habe, ist kein Beweis. Zu der Zeit hat er noch gelebt. Und Andrjuscha habe ich einfach aus Trägheit erschlagen, das kann ich mir nicht zum Vorwurf machen. Warum sind Andrjuscha und Elisaveta Antonovna mir in die Hände gefallen? Sie hätten nicht plötzlich hinter der Tür hervorspringen dürfen. Blutrünstigkeit wirft man mir vor, man sagt, ich hätte Blut getrunken, aber das ist nicht wahr, ich habe die Blutlachen und Blutflecken aufgeleckt; es ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen, die Spuren seines auch noch so geringen Verbrechens zu beseitigen. Auch habe ich Elisaveta Antonovna nicht vergewaltigt. Erstens war sie keine Jungfrau mehr, und zweitens hatte ich mit der Leiche zu tun und keine Zeit, sie zu trösten. Und daß sie kurz vor der Niederkunft stand? Ich habe das Kind doch rausgezogen. Und daß es überhaupt kein Erdenbewohner war, das ist nun mal nicht meine Schuld. Ich habe ihm den Kopf nicht abgerissen, schuld war der dünne Hals. Es war für dieses Leben nicht geschaffen. Es ist wahr, daß ich ihr Hündchen mit dem Stiefel in den Erdboden gestampft habe. Aber es ist schon Zynismus, mich der Tierquälerei zu besichtigen, wenn dicht daneben, kann man sagen, drei Menschenleben vernichtet wurden. Das Kind nicht mitgezählt. Also schön: in alledem (und dem kann ich zustimmen) möge man eine gewisse Brutalität meinerseits erkennen. Aber mir als Verbrechen anzurechenen, daß ich mich auf meine Opfer gesetzt und meine Notdurft verrichtet habe, - Sie müssen schon entschuldigen, das ist einfach absurd. Sich entleeren ist ein natürliches Bedürfnis, folglich durchaus kein verbrecherisches. Weshalb ich die Besorgnis meines Verteidigers zwar verstehe, aber dennoch auf meinen Freispruch hoffe.




Das blaue Heft Nr. 10

Es war einmal ein Rotschopf, der hatte weder Augen noch Ohren. Er hatte auch keine Haare, so daß man ihn an sich grundlos einen Rotschopf nannte.
Sprechen konnte er nicht, denn er hatte keinen Mund.
Eine Nase hatte er auch nicht.
Er hatte sogar weder Arme noch Beine. Er hatte keinen Bauch, er hatte keinen Rücken, er hatte kein Rückgrat, er hatte auch keinerlei Eingeweide. Nichts hatte er! So daß unklar ist, um wen es hier eigentlich geht.
Reden wir lieber nicht weiter darüber.



Ein Mensch legte sich als Gläubiger schlafen, und erwachte als Ungläubiger.

Zum Glück stand im Zimmer dieses Menschen eine Medizinalwaage, und der Mensch hatte die Gewohnheit, sich jeden Tag morgens und abends zu wiegen. Und so hatte der Mensch beim Wiegen am Abend zuvor erfahren, daß er 4 Pud und 21 Pfund wog. Am anderen Tage aber, als Ungläubiger aufgestanden, wog der Mensch sich erneut und erfuhr, daß er nurmehr 4 Pud und 13 Pfund wog. "Also, - sagte sich der Mensch, - wog mein Glaube annähernd 8 Pfund.".


Montag, 27. Februar 2012

Der Denker - Michelangelo und Rodin


MICHELAGELO BUENAROTTI - DIE MEDICI GRÄBER - ca. 1533 -

Giuliano de Medici mit Nacht und Tag

 Die Nacht - (Siehe Armhaltung von Rodins Denker!)

 Lorenzo de Medici - Il Penseroso - Der Denker

Lorenzo mit Abend und Morgen


AUGUSTE RODIN - LE PENSEUR - DER DENKER - 1880

Eigentlich hieß Rodins Skulptur "der Dichter" und ist Teil einer Auftragsarbeit für ein monumentales Portal an der Eingangstür des Musée des Décoratifs in Paris. Das Grundthema war Dantes "Göttliche Komödie" und das Portal sollte die Tore der Hölle heißen. Vielleicht denkt der Dichter, Dante, über sein Werk nach. Im fertigen Relief sitzt der Mann hoch oben über der Tür, und betrachtet das Schicksal derer, die in der Hölle leiden.
Die Steinmetze benannten die Figur um, da sie eine Verwandtschaft zu Michelangelos "Denker" sahen.











UND JEAN BAPTISTE CARPEAUX - UGOLINO UND SEINE VIER SÖHNE - 1860



Wiki schreibt: Ugolino, Graf von Donoratico, machthungriger Politiker und verräterischer Kriegsgenosse wurde gefangengenommen und zusammen mit seinen Söhnen Gaddo und Uguccione und seinen Enkeln Nino und Anselmuccio in die „Muda“ geworfen, einen Turm, der der Familie Gualdini gehörte. Auf Anordnung des Erzbischofs wurden die Schlüssel zum Gefängnis im März 1289 in den Arno geworfen und die Gefangenen dem Hungertod überlassen.

Für Ö.




Hinter den Dingen

Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht,
dann geht er schweigend mit ihm aus der Nacht.
Aber die Worte, eh jeder beginnt,
diese wolkigen Wort sind:
Von deinen Sinnen hinausgesandt,
geh bis an deiner Sehnsucht Rand;
gib mir Gewand.
Hinter den Dingen wachse als Brand,
dass ihre Schatten, ausgespannt,
immer mich ganz bedecken.
Lass dir alles geschehn: Schönheit und Schrecken.
Man muss nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste.
Lass dich von mir nicht trennen.
Nah ist das Land,
das sie das Leben nennen.
Du wirst es erkennen
an seinem Ernste.
Gib mir die Hand.

Rainer Maria Rilke

Sonntag, 26. Februar 2012

Hart Crane - Lost at sea

Hart Crane - in Deutschland nahezu unbekannt, in Amerika gilt er als einer der bedeutendsten Dichter seiner Generation. Er wuchs in Ohio auf, lebte in New York und Paris und tötete sich selbst, indem er von einem Ozeandampfer ins Meer sprang, einige sagen ganz still, andere behaupten, mit dem Ruf: Goodbye everybody!

Er hat mit "Der Brücke" jahrelang an einem Poem gearbeitet, dass die Verzweiflung von T.S. Elliots "Waste Land" teilte, aber nicht dessen Hoffnungslosigkeit und Fatalismus. Crane sagte dazu: it is "so damned dead."

Er war homosexuell, depressiv, Trinker und zu Lebzeiten ziemlich erfolglos, obwohl er immer wieder hilfreiche Gönner fand.

Chaplinesque

Wir machen unsre minimalen Korrekturen
zufrieden mit solch beiläufigem Trost
wie ihn der Wind uns spendet
in abgenutzte und zu weite Taschen.

Noch können wir sie lieben, diese Welt, da wir

ein halbverhungert Kätzchen von der Straßen fischen, ihm
Zuflucht geben vor der Wut der Straße
ihm warme abgewetzte Ärmelschoner schenken.

Wir werden weichen, bis zum letzten Grinsen

sie verhöhnen die Verdammung jenes unausweichlichen Daumens,
der langsam seinen runzeligen Zeigefinger auf uns drückt,
begegnen seinem scheelen Schielen mit solcher Unschuld
und so überrascht.

Und doch sind diese Einbrüche noch keine Lügen

nicht mehr als Pirouetten eines biegsam weichen Stocks;
unsre Totenfeier ist in vieler Hinsicht uns kein Abenteuer.
Wir können dir entfliehen, allem gar nur nicht dem Herzen:
Wer will uns da verdammen, wenn das Herz uns weiterschlägt.

Das Spiel erfordert Grinsen; doch wir sahen

den Mond in menschenleeren Gassen aus
Ascheneimern einen Gral des Lachens schaffen,
und durch Geräusche noch von Frohsinn und Ersehnen
hörten wir ein Kätzchen in der Wildnis.

Charlie Chaplin Goldrush

Legende

So still wie man sich einen Spiegel denkt,
Stürzen Realitäten stumm vorbei...

Ich bin noch nicht bereit zum Buße tun;

Nicht zu angemessener Reue. Denn auch die Motte
Beugt sich nicht mehr als jene
Starr flehende Flamme. Und zuckend
In den weißen fallenden Flocken,
Sind Küsse––
Das einzig lohnende Gewährte.

Es will erlernt sein––

Dies Beharren und dies Brennen,
Doch nur von jenem, der sich
Wieder selbst verschwendet.

Doppelt und zweifach

(Nochmal diese rauchende Erinnerung,
Blutender Götze!) und dann noch einmal.
Bis die schiere Logik gewonnen ist,
Geflüsterlos, wie man sich einen
Spiegel denkt.

Dann wird, ätzender Tropfen für Tropfen, ein perfekter

Schrei konstante Harmonie erschaffen––
Unaufhaltsame Kapriole für jene,
Die, Legende ihrer Jugend, in den Mittag treten.

Hart Crane * 21.07.1899 , † 26.04.1932 verloren im Meer
Aus dem Amerikanischen von Christian Lux

Hart Crane im Sommer 1926
Chaplinesque  
We make our meek adjustments,
Contented with such random consolations
As the wind deposits
In slithered and too ample pockets.


For we can still love the world, who find
A famished kitten on the step, and know
Recesses for it from the fury of the street,
Or warm torn elbow coverts.


We will sidestep, and to the final smirk
Dally the doom of that inevitable thumb
That slowly chafes its puckered index toward us,
Facing the dull squint with what innocence
And what surprise!


And yet these fine collapses are not lies
More than the pirouettes of any pliant cane;
Our obsequies are, in a way, no enterprise.
We can evade you, and all else but the heart:
What blame to us if the heart live on.


The game enforces smirks; but we have seen
The moon in lonely alleys make
A grail of laughter of an empty ash can,
And through all sound of gaiety and quest
Have heard a kitten in the wilderness.

Legend

As silent as a mirror is believed
Realities plunge in silence by…


I am not ready for repentance;
Nor to match regrets. For the moth
Bends no more than the still
Imploring flame. And tremorous
In the white falling flakes
Kisses are,––

The only worth all granting.

It is to be learned––
This cleaving and this burning,
But only by the one who
Spends out himself again.


Twice and twice
(Again the smoking souvenir,
Bleeding eidolon!) and yet again.
Until the bright logic is won
Unwhispering as a mirror
is believed.


Then, drop by caustic drop, a perfect cry
Shall string some constant harmony,––
Relentless caper for all those who step
The legend of their youth into the noon.


Andy Warhol - Zeichnungen


Andy Warhol "Boy Picking his Nose" 1948-49
© The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts

Anfang der 1950er Jahre lebte Warhol von Gelegenheitsarbeiten als Werbegrafiker und Schaufensterdekorateur. Die Zeitschrift „Mademoiselle“ veröffentlichte im Februar 1950 Zeichnungen von ihm, die mit „Andy Warhol“ signiert waren: Aus Andrew Warhola war Andy Warhol geworden. In dieser Zeit entwickelte er seine Technik des drop and dripping: Mit Tinte und Tusche gezeichnete Motive wurden mit einem Blatt Löschpapier kopiert und auf ein neues Blatt übertragen. (Wiki) 
Auge 1952 © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts

Ohne Titel, Frühe Arbeiten © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts

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 Zunge im Ohr 1980 © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts


Love You Live (Mick Jagger), 1975
© The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts

Samstag, 25. Februar 2012

e.e. cummings - Spring is like a perhaps hand


Frühling ist wie eine vielleicht hand                          Frühling ist wie ein vielleicht
(die sorgsam von Nirgendwo                                 Hand in einem fenster
kommt)anordnend                                                         (sorgsam hin
ein fenster,in das leute blicken(während                 und her bewegend Neue und
leute starren                                                                   Alte dinge,während
anordnend und ändernd umstellend                      leute sorgsam starren
sorgsam dort ein fremdes                                            bewegend ein vielleicht
ding und ein bekanntes hier)und                                 bruchstück einer blume hier platzierend
                                                                                             einen centimeter luft dort)und

alles sorgsam ändernd                                                   ohne etwas zu zerbrechen



Spring is like a perhaps hand
(which comes carefully
out of Nowhere)arranging
a window,into which people look(while
people stare
arranging and changing placing
carefully there a strange
thing and a known thing here)and

changing everything carefully


spring is like a perhaps

Hand in a window
(carefully to
and fro moving New and
Old things,while
people stare carefully
moving a perhaps
fraction of flower here placing
an inch of air there)and

without breaking anything.

Freitag, 24. Februar 2012

Boris Michailow - Photographien Charkow 1997/98



Für "Case History", eine Gruppe von etwa 500 Bildern, photographierte Michailow zwei Jahre lang Obdachlose, Prostituierte und Trinker in seiner Heimatstadt Charkow.
 Er bezahlte die Menschen, die er photographierte. Sie posierten für ihn.
Michailow wurde im August 1938 in der Ukraine geboren.


UdSSR: Als Großer Terror wird der Zeitraum von Juli 1937 bis Mitte November 1938 verstanden. Allein in diesen Monaten kam es zur Verhaftung von etwa 1,5 Millionen Menschen, von denen etwa die Hälfte erschossen, die anderen bis auf wenige Ausnahmen in die Lager des Gulag oder in Gefängnisse verbracht wurden. 
Zur Hungerkatastrophe der 30er Jahre in der Ukraine siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Ukraine


Heute ist im regionalen Vergleich das Pro-Kopf-Einkommen der Ukraine noch gering: So beträgt das zum nominalen, jahresdurchschnittlichen Wechselkurs umgerechnete jährliche BIP pro Kopf im Jahr 2007 rund 2.200 Euro, während auf einen Einwohner des Nachbarn Polen fast 8.000 Euro kommen. Auch Russland liegt mit 6.300 Euro pro Kopf weit darüber.
Forschungsstelle Osteuropa Bremen Arbeitspapiere und Materialien


 2008
Der Koordinator der UNO System in der Ukraine Francis O`Donnell stellt fest, dass, gemäß der offiziellen Statistik, ungeachtet des ökonomischen Wachstums der Ukraine, welches seit 2000 auftritt, 28% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben.







Alle Bilder: Boris Michailow - Ohne Titel - aus der Serie Case History - 1997/98
© Boris Michailow 

Der Name und das Ding



René Magritte, Das ist keine Pfeife
Ein Eponym ist ein Begriff, der eine Sache mit einer namengebenden realen oder fiktiven Person (Namensgeber) oder einem Ort verbindet.

Der Raglanärmel: Benannt ist diese Ärmelform nach Lord Raglan (1788–1855). Die Bezeichnung tauchte erstmals um 1862 in der englischen Literatur auf. Lord Raglan hatte in der Schlacht von Waterloo einen Arm verloren und war Feldmarschall im Krimkrieg. Bei diesem Feldzug trug er einen Mantel, bei dem die Ärmel nicht an den Schultern angesetzt, sondern schräg an der Kragennaht befestigt waren, was ihm mit nur einem Arm das Anziehen des Mantels erleichterte.

Die Litfaßsäule: Ernst Theodor Amandus Litfaß (* 11 Februar 1816 in Berlin; † 27. Dezember 1874 in Wiesbaden) war Druckereibesitzer und Verleger. Er hat sich als Erfinder der nach ihm benannten Litfaßsäulen einen Namen als der „Säulenheilige“ gemacht. Für den unentgeltlichen Anschlag von 192 Kriegsdepeschen wurde er durch den Kronenorden mit den Insignien des roten Johanniterkreuzes ausgezeichnet.

Das Sandwich: Wahrscheinlich wurde das Sandwich nach John Montagu, dem vierten Earl of Sandwich, einem britischen Staatsmann und angeblich leidenschaftlichen Kartenspieler benannt, der der Legende nach 1762 während eines stundenlangen Cribbage-Spiels keine Zeit zum Essen fand. Montagu habe sich daraufhin das Essen in zwei Brotscheiben legen lassen, worauf ein Mitspieler ebenfalls ein „Brot wie Sandwich“ verlangt habe. 1765 wies ein Biograf Montagus diese Darstellung zurück und erklärte, es sei sehr viel wahrscheinlicher, dass er das Sandwich erfunden habe, um seine Arbeit am Schreibtisch nicht unterbrechen zu müssen. Das ursprüngliche Sandwich bestand einfach aus einer Scheibe gesalzenem Rindfleisch zwischen zwei Scheiben Toastbrot.

Pizza Margherita: Eines Tages hatte Italiens Königin Margherita von Savoyen (1851–1926) während ihres Urlaubs in der Sommerresidenz auf Sizilien Appetit auf eine Pizza. Diese galt aber als Arme-Leute-Gericht, weshalb die königlichen Köche, die alle französischen Leibgerichte und die Art ihrer Zubereitung kannten, damit überfordert waren. Sie riefen Rafaelo Esposito, der angeblich die beste Pizzeria in Neapel besaß. Er und seine Frau backten zu Ehren des Königshauses eine Pizza in den italienischen Nationalfarben mit Tomaten (rot), Mozzarella (weiß) und Basilikum (grün).

Verballhornung bezeichnet den (misslungenen) Versuch, einen Text zu verbessern, so dass das Resultat einen anderen Sinn ergibt. Dies erfolgt oft mutwillig zu parodistischen Zwecken Zwecken. Die Bezeichnung geht zurück auf den Lübecker Buchdrucker Johann Balhorn den Jüngeren († 1603), der 1586 eine Ausgabe des Lübecker Stadtrechts verlegte, die viele sinnentstellende Fehler enthielt. Der Historie zufolge soll er eine ältere Ausgabe überarbeitet haben, wonach jedoch mehr Fehler enthalten waren als vorher, weshalb verballhornen (seltener ballhornisieren) ursprünglich so viel wie verschlimmbessern bedeutete. Peinlich war dies besonders deshalb, weil andere Städte ebenfalls nach Lübecker Stadtrecht urteilten.
Man nimmt inzwischen an, dass die sinnentstellenden Änderungen nicht von Balhorn selbst, sondern von zwei Juristen des Stadtrates hineinredigiert wurden, denen bei der Übertragung vom Niederdeutschen ins Hochdeutsche Irrtümer und Missverständnisse unterlaufen seien.

Die Schrammelmusik: ist eine für Wien typische Musikgattung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Sie gilt als Wiener Volksmusik.
Sie wurde nach den Musikern, Geigern und Komponisten Johann und Josef Schrammel benannt. 1878 gründeten sie mit dem Gitarristen Anton Strohmeyer in Wien ein kleines Ensemble, mit dem sie ein volkstümliches Repertoire mit Liedern und Märschen, Tänzen und Walzern darboten.

Die Silouhette: Étienne de Silhouette (* 1709; † 1776) war französischer Finanzminister unter Ludwig XV. Nach ihm sind Silhouetten benannt, da er zur Ausschmückung seines Schlosses Scherenschnitte anfertigen ließ, die das Budget weniger belasteten als etwa Ölgemälde.

Robinie: Carl von Linné, der die Gattung der Robinien (Robinia) erstmals wissenschaftlich veröffentlichte, benannte diese nach Jean Robin, dem Hofgärtner der französischen Könige Heinrich III., Heinrich IV. und Ludwig XIII.

Boykott: Der Begriff Boykott geht auf Charles Cunningham Boycott zurück, einen in Irland lebenden englischen Grundstücksverwalter, der durch eine durch die irische Landliga 1880 organisierte Aktion während des Land Wars unterlag und keine Pächter mehr fand.


Nicotin: auch Nikotin, benannt nach Jean Nicot. Nicot beschäftigte sich in Lissabon mit der Heilwirkung des Tabaks und schickte im Jahr 1561 Tabaksamen an den französischen Hof, was zur frühen Verbreitung des Tabaks in Frankreich führte. Der französische Botaniker Jacques Daléchamps gab der Pflanze deshalb 1586 den endgültigen Namen herba nicotiana.

Trambahn und Herr Benjamin Outram, Haribo und Hans Riegel, ein Süßwarenhersteller, Das Weckglas und Johann Carl Weck, die Dahlie und Andreas Dahl.
Quelle: Wiki 

Mittwoch, 22. Februar 2012

Klimt und Schiele


Gustav Klimt 1913, Egon Schiele im blauen Kittel 

1907 besuchte der siebzehnjährige Egon Schiele sein Idol Gustav Klimt in dessen Wiener Studio, um ihm einige seiner Zeichnungen zu zeigen. Klimt, damals einer der berühmtesten europäischen Maler war beeindruckt. Zeigten sie (die Zeichnungen) Talent?
"Ja," antwortete Klimt. "Viel zu viel!"

Egon Schiele 1912, Eremiten (Egon Schiele und Gustav Klimt)


Wiki schreibt: Vom Rummel in der Hauptstadt übersättigt, zog Schiele aus Wien weg. Gemeinsam mit Wally Neuzil, seinem wohl bekanntesten Modell, übersiedelte er nach Krumau, dem Geburtsort seiner Mutter. Dort begann für Schiele eine künstlerisch überaus produktive Periode. Die Altstadt Krumaus wurde zu dieser Zeit sein beliebtestes Motiv. Die Bevölkerung bezeichnete Schieles Lebensstil als anstößig, wofür die wilde Ehe mit Wally Neuzil und die Besuche von Kindern in Schieles Atelier wohl der Auslöser waren. Gemeinsam zogen sie daher nach Neulengbach, wo er wegen angeblichen sexuellen Übergriffs an Minderjährigen in Untersuchungshaft genommen wurde. Der Hauptvorwurf des Missbrauchs von Minderjährigen erwies sich als haltlos, dennoch verurteilte ihn das Gericht wegen des Tatbestands der „Verbreitung unsittlicher Zeichnungen“. Insgesamt verbrachte Schiele 24 Tage im Gefängnis und malte einige Skizzen seines Aufenthaltes.

Durch seinen Gönner und väterlichen Freund Gustav Klimt konnte er schnell wieder Fuß fassen, trotz seines schlechten Rufs, der ihm mittlerweile nach Wien gefolgt war. Dennoch feierte er in der damaligen Kunstszene Österreichs wieder große Erfolge. Im November 1912 mietete Schiele ein neues Atelier. 1913 ernannte ihn der Bund Österreichischer Künstler, dessen Präsident Gustav Klimt war, zum Mitglied. 

Egon Schiele 1918, Kopf des toten Klimt

Dienstag, 21. Februar 2012

Fasching, Karneval, das alljährliche Grauen


In meinem Beruf verkleidet man sich. Das mag ich, sich verwandeln ist schön. Gebt mir einen Reifrock oder einen langen schweren Mantel, zu große Schuhe, unmögliche Pfennigabsätze, ein Kleid mit Punkten oder ein im Sinne des Wortes atemberaubendes Korsett - wunderbar - wer weiß, wer ich seien werde. Auf jeden Fall nicht ICH - ein Abenteuer.

Aber erklär mir doch bitte jemand Karneval - vereinsmäßig organisiertes Verunschönen von Kindern und anderen Menschen. Das Röckchen ist kürzer je dicker der Hintern, es gibt keine Farbe außer Grell und giftblaue Glitzerschminke mit pinken Strasssteinen bedeckt nette Gesichter, wie funkelnde eitrige Pusteln einer besonders gräßlichen Infektion. Zweispitze stehen übrigens auch nicht jedem. Die Musik war schon in den lauten Achtzigern scheußlich und sind die Witze doch komisch und nur mir fehlt der dafür nötige Gehirnabschnitt? Und da ist auch ein unterschwelliges militaristisches Motiv, synchronisiertes Bewegen unter königlicher Führung hinterläßt bei mir einen sauren Geschmack.

Wiki schreibt:
Am Beispiel von Helau seien hier einige Verwendungsarten von Narrenrufen dargestellt:
  • als einfach zweigeteilter Ruf: „He – lau!“
  • als zweifacher Ruf: „Karnevalshochburg – Helau!“
  • als dreifach abgeändert wiederholter Ruf: „Darauf ein dreifach kräftiges|schallendes /donnerndes“ (zuweilen auch: „kräftig schallendes|/donnerndes“): Helau!
 
Ingolstadt im Januar, 17 Grad minus, Fasching, Teenagerinnen in dicken Parkas und Pudelmützen, wackeln wankend auf ungewohnten Zehn-Centimeter Absätzen über das Pflaster des Theatervorplatzes. Hauptschulfaschingsfeier. Jede Dritte trägt Strapse, jede Sechste schämt sich ganz doll. Rührend.
Die dazu gehörigen Jungs gefühltes Alter 12, sind überfordert.

Mittendrin immer mal ein kleines Kind, eine Prinzessin oder ein Pirat - da stimmt es plötzlich.