Freitag, 25. November 2011

Joos van Craesbeeck - Die Versuchung des Heiligen Antonius


Der Ägypter Antonius verschenkte seinen Besitz, steckte seine Schwester in eine Art Kloster und zog in die Wüste, um Eremit zu werden. Er hatte zahlreiche Schüler, so einsam war der Einsiedler also nicht, und er hatte Visionen, schreckliche, verführerische, quälende, ob diese nun des Teufels waren, oder aus seinem Unterbewusstsein quollen.

Joos van Craesbeeck um 1650 Die Versuchung des heiligen Antonius

Tolles Bild! 
Versuchungen: die kleine bäuerliche Idylle rechts und der Baum ist vielleicht ein Tier, überhaupt viele Tiere, Disney-Gänse, die tanzen, saufen, brüten, eine ist sogar eine Reitgans, mit einem nackten gitarrespielenden Soldaten, als Reiter, natürlich das monstergebärende Ei, natürlich nackte Frauen und viele volle Boote und der zentrale aufgerissene Schädel.

„Wer in der Wüste sitzt und der Herzensruhe pflegt, ist drei Kämpfen entrissen: Dem Hören, dem Sehen, dem Reden. Er hat nur noch einen Kampf zu führen: den gegen die Unreinheit!“
(Zitat des Antonio Abbas aus dem Apophthegmata Patrum)


Donnerstag, 24. November 2011

Basquiat - Reitend mit dem Tod



Reitend mit dem Tod - Riding With Death (1988) 
Jean-Michel Basquiat 1960-88, dies ist möglicherweise sein letztes Bild

Julian Schnabel hat 1996 einen ganz wunderbaren Film über diesen Maler gedreht: "Basquiat" mit Jeffrey Wright in der Titelrolle und David Bowie als Andy Warhol und "Halleluja" gesungen von John Cale (Velvet Underground). Die, meiner Meinung nach, schönste Version des Leonard Cohen Songs singt allerdings Jeff Buckley.

Mittwoch, 23. November 2011

Theater hat auch einen Versprecher, manchmal auch mehr als einen


Mit vor Überzeugung glühenden Augen spricht der Märchenerzähler, Widersacher der Schneekönigin seine Worte in den noch leeren Zuschauerraum: "Wer ein heißes Herz hat, darf nichts anhaben!" Wäre auch ein Gedanke, ist dem eigentlich gemeinten allerdings nur entfernt verwandt, "Wer ein heißes Herz hat, dem kann sie nichts anhaben." wäre der gewesen.

Ist die Zunge schneller als der Kopf, der Körper noch mit verabredeten Gängen und Ähnlichem beschäftigt, oder die Gedanken gerade sowieso irgendwo ganz woanders, produzieren die Sprechwerkzeuge seriöser Spieler manchmal wunderbaren Nonsens, der Verhörern, wie "dem weißen Neger Wumbaba" aus dem Gedicht von Mathias Claudius, um nichts nachstehen.

Das wäre übrigens der "weisse Nebel wunderbar" gewesen.


Welches Glück, einen mit Stentorstimme und ebensolcher Gestik ausgestatten Großspieler zu beobachten, der anstatt der poetischen Worte des Königs Theseus im Sommernachtstraum: " Fangen diese Vögel erst jetzt sich zu paaren an?", mit wildem Blick und dem Versuch gegen Ende noch die Stimme zu lindern: "Fangen diese Paare erst jetzt sich zu ....vögeln...an?" in den, in diesem Fall, bis auf den letzten Platz gefüllten Saal des Deutschen Theaters schmettert.

Oder, die Verwunderung des Schauspielers, der die Bühne leer vorfand, nachdem er, ohne es selbst zu bemerken, das berühmte: "Wie es sich alles SCHickt und Findet" unter Verwirrung der Anfangsbuchstaben intoniert hatte. Niemand war mehr da, die anderen Beteiligten des "Kaufmanns von Venedig" lagen in den Gassen und versuchten ihr Lachen in den Griff zu bekommen.

"Ihr habt euch die Suppe eingelöffelt, jetzt müßt ihr sie auch ausbrocken.", habe ich auch gehört, oder wie wäre es mit Moliere "Don Juan": "Die Verhärtung in der Sünde führt zu einem schrecklichen Ende", klingt doch anders, als wenn die Verhärtung am Ende zu einer schrecklichen Sünde führt, oder?
 
Meine Großmutter soll eine geniale Versprecherin gewesen sein. Ob bei "morgens komm' ich immer so schwer in die Füß'. oder "So wie es wird, bleibt es nicht", anstatt des fatalistischen "so wie es ist, bleibt es" im Chor der "Mutter", hatten die auf ärmlich und leidend geschminkt und verkleideten Kollegen, in harten Kämpfe um den dialektischen Ernst zu kämpfen.

Erstaunlicherweise, wenn die Haltung stimmt, merkt das Publikum oft gar nix vom Wortsalat, so zum Beispiel, als ein von mir geliebt und verehrter Kollege sich, in einer Szene, empört mit den unsterblichen Worten an mich wandte: "Schradampf lmki Padass!".



Schnee und Schnee und Schnee


Wilson Alvyn "Snowflake" Bentley

Wilson Bentley geboren am 9. Februar 1865 in Jericho/Vermont, gestorben, passenderweise, im tiefsten Winter am 23. Dezember 1931, war Schneephotograph. Er erfand eine Methode, Schneeflocken auf schwarzem Samt einzufangen und sie dann unter dem Mikroskop zu photographieren, bevor sie schmolzen. Er fotografierte im Laufe seines Lebens mehr als 5.000 Schneekristalle und stellte die Behauptung, dass es keine zwei identischen Schneeflocken gäbe, auf, die allerdings 1988 von einer amerikanischen Forscherin widerlegt wurde, die in einem Artikel die Photos zweier völlig übereinstimmender Schneekristalle veröffentlichte.
Gefrorne Tränen
Gefrorne Tropfen fallen
Von meinen Wangen ab:
Und ist's mir denn entgangen,
Daß ich geweinet hab?

Ei Tränen, meine Tränen,
Und seid ihr gar so lau,
Daß ihr erstarrt zu Eise,
Wie kühler Morgentau?

Und dringt doch aus der Quelle
Der Brust so glühend heiß,
Als wolltet ihr zerschmelzen
Des ganzen Winters Eis.

Wilhelm Müller aus: Die Winterreise

Ein Schneekristall

Der Lindenbaum

Am Brunnen vor dem Tore
Da steht ein Lindenbaum:
Ich träumt in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.

Ich schnitt in seine Rinde
So manches liebe Wort;
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immerfort.

Ich mußt auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht.

Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
»Komm her zu mir, Geselle,
Hier findst du deine Ruh!«

Die kalten Winde bliesen
Mir grad ins Angesicht,
Der Hut flog mir vom Kopfe,
Ich wendete mich nicht.

Nun bin ich manche Stunde
Entfernt von jenem Ort,
Und immer hör ich's rauschen:
Du fändest Ruhe dort!

Wilhelm Müller ebenda

Letzte Hoffnung
 
Hier und da ist an den Bäumen 
Noch ein buntes Blatt zu sehn, 
Und ich bleibe vor den Bäumen 
Oftmals in Gedanken stehn.

Schaue nach dem einen Blatte, 
Hänge meine Hoffnung dran; 
Spielt der Wind mit meinem Blatte,
 Zittr' ich, was ich zittern kann.

Ach, und fällt das Blatt zu Boden, 
Fällt mit ihm die Hoffnung ab, 
Fall ich selber mit zu Boden,
 Wein' auf meiner Hoffnung Grab.

Wilhelm Müller ebenda


Der stürmische Morgen

Wie hat der Sturm zerrissen
 Des Himmels graues Kleid! 
Die Wolkenfetzen flattern 
Umher in mattem Streit.

Und rote Feuerflammen 
Ziehn zwischen ihnen hin.
 Das nenn ich einen Morgen 
So recht nach meinem Sinn!

Mein Herz sieht an dem Himmel 
Gemalt sein eignes Bild 
Es ist nichts als der Winter, 
Der Winter kalt und wild!

Wilhelm Müller ebenda

Montag, 21. November 2011

Der Leierschwanz und Oliver Messiaen


Ein kleiner Sperlingsvogel aus Australien ist einer der besten Geräusch-Imitatoren der Welt. Der Leierschwanz, oder lyrebird, was eigentlich Leier- oder Lyravogel hieße, buhlt um sein Weibchen, indem er die Gesänge anderer Vögel, Klänge aus seiner Umgebung, wie die der Kettensägen der Waldarbeiter, oder ihr Hämmern und sogar menschliche Stimmen in seinen Lockruf einbaut. Die Weibchen können das auch, sind aber eher "verschwiegen".

1933 brachte ein australischer Ornithologe ein Buch über die Leierschwänze heraus und ihre Gesänge wurden im Radio übertragen. Oliver Messiaen, fuhr extra nach Australien und wanderte tagelang durch den Busch, um einen der Vögel "live" zu hören. Er nutzte dann deren Klangfolgen in seinem Werk L'Oiseau-Lyre et la Ville-Fiancee = Der Leierschwanz und die Braut-Stadt. (Siehe auch FAZ vom 20.11.2011)



Sonntag, 20. November 2011

Paweł Althamer: Almech


Paweł Althamer: Almech - Auftragsarbeit für das Deutsche Guggenheim, Berlin unter den Linden Ecke Friedrichstrasse

© Deutsche Guggenheim, Fotos: Mathias Schormann, Daisy Loewl
Hyperrealistischen Gipsadrücke menschlicher Gesichter und Drahtgestelle auf Rädern werden mit Plastematerial in erhitztem Zustand umwickelt und es entstehen Traumwesen. Teils körperlich, hier und da durchsichtig, ein realistischer Fuß vielleicht, der Arm ist nur ein Knochen oder nur Stoff. Die Haltungen sind wiedererkennbar, manche erinnern an pompeiianische Lavaabdrücke.

Der Vater des Künstlers hat eine kleine Kunststofffabrik (3 f!!!) in Warschau, dort stammt das Wickelmaterial her, dass aussieht wie kleine Perlen und sich erst unter Hitze in biegsamen weissen Plastestoff verwandelt. 

Die Gesichter, sind Gesichter von Ausstellungsbesuchern, dass heisst zu Beginn der Ausstellung gab es keine Ausstellung und vollständig wird sie erst am letzten Tag sein. 
A Work in progress im eigentlichen Sinne. In einem kleinen einsehbaren Raum entstehen weitere Figuren, während man sich die schon vorhandenen betrachtet.

Und die Figuren selbst? Mumien im Aufbruch, entspannte Gespenster, Flüchtlinge aus einem Kriegslazarett, mittelalterliche Heilige, Weltraumabenteurer, Engel, mittendrin ein Indianer.


© Deutsche Guggenheim, Fotos: Mathias Schormann, Daisy Loewl

Theater hat auch einen Sonntag vor der Premiere



Blöder Tag. Nutzloser Tag. Verkrampfte Versuche sich zu "erholen", unkonzentrierte Anläufe am nächsten Projekt zu arbeiten, führen zu nur einem Ergebnis: man schludert rum, ist sich selbst lästig und findet überhaupt alles eben blöde.
Samstag ist noch ok, diesen Morgen hat man geprobt und jetzt: faulenzen, Freunde treffen, Einen trinken gehen und dann am nächsten Morgen ausschlafen - ha, von wegen! 6.00 Uhr in der Frühe sitze ich im Bett mit dumpfem Kopf und unzähligen Dingen im Hirn, die ich, weil ja erst Montag wieder Probe ist, leider nicht umsetzen kann, und die doch ungeduldig und insistierend meine müde Hülle am Schlafen hindern. So ein unamüsanter Mist!
Ich langweile mich fast nie, außer am Sonntag vor der Premiere. Und es ist nicht einmal die angenehme Langeweile heißer Sommertage in irgendeiner bequemen Sitzgelegenheit, an denen der Gang zum Kühlschrank schon unvorstellbarer Energie bedürfte. Oder auf langen Zugfahrten, wenn man in einem gedehnten Zustand des Fastwegdämmerns zart vor sich hin sabbert. 
Nö, Vorpremierensonntagslangeweile ist wie eine einzelne Mücke im Zimmer, wenn man schlafen will. Wie ein Essensrest zwische den Zähnen und kein Zahnstocher weit und breit. Noch 20 Stunden bis zur nächsten Probe!


"I've got a great ambition to die of exhaustion rather than boredom."
"Ich habe einen grossen Ehrgeiz, lieber an Erschöpfung zu sterben, als an Langeweile."
Thomas Carlyle


Freitag, 18. November 2011

e.e. cummings - gesetzt den fall


  gesetzt den fall

  Das Leben ist ein alter mann der blumen auf seinem kopf trägt

  der junge tod sitzt in einem cafe
  lächelnd, ein geldstück haltend zwischen
  daumen und zeigefinger

  (ich sage zu dir "wird er blumen kaufen"
  und "Der Tod ist jung
  das leben trägt velourhosen
  das leben tappert, der tod hat einen bart" ich

  sage es zu dir, du schweigst. -- "siehst du
  Das Leben? er ist da und hier,
  oder das, oder dies
  oder nichts oder ein alter mann dreidrittel
  eingeschlafen, auf seinem kopf

  blumen, immer jammernd
  zu niemandem irgendwas über les
  roses les bluets
  ja,
  wird Er kaufen?

  Les belles bottes--oh höre
  , pas cheres")
  und langsam antwortete meine liebe das glaube ich. Aber
  ich glaube ich sehe noch jemand anders

  da ist eine dame, deren name ist Danach
  sie sitzt neben dem jungen Tod, ist schlank
  mag blumen.
Egon Schiele 1911 Selbstseher oder Tod und der Mann

 suppose
  
 Life is an old man carrying flowers on his head. 
 young death sits in a cafe smiling, 
 a piece of money held between 
 his thumb and first finger

 (i say "will he buy flowers" to you 
 and "Death is young 
 life wears velour trousers 
 life totters, life has a beard" i 

 say to you who are silent.--
 "Do you see Life? he is there and here, 
 or that, or this 
 or nothing or an old man 3 thirds asleep, 
 on his head 

 flowers, always crying 
 to nobody something about les 
 roses les bluets 
 yes, 
 will He buy? 

 Les belles bottes--oh hear 
 , pas cheres") 
 and my love slowly answered I think so. But 
 I think I see someone else there is a lady, whose name is Afterwards 
 she is sitting beside young death, is slender; 
 likes flowers.


Egon Schiele 1915 Der Tod und das Mädchen

  Das Leben spricht natürlich Französisch:

  les / roses les bluets = die rosen die kornblumen", "roses, bachelor's buttons";
  Les belles bottes = "hübsche gebinde", "pretty bunches";
  pas chères = "nicht teuer", "not expensive." 

Egon Schiele 1913 Seher

Grammatik der Sprachen von Babel - Jürgen Buchmann


Ein Mann, mit dem äußerst passenden Namen Buchmann, hat ein Buch geschrieben, mit dem nicht sehr kurzen Titel: Grammatik der Sprachen von Babel - Aufgezeichnet nach den Gesprächen des Messer Marco Polo, Edelmanns aus Venedig, von der Hand des Maestro Rustichello da Pisa, der auch Rusticiano genannt wird, im Gefängnis zu Genua. Das Buch ist dünn, gerade mal 50 Druckseiten.  
Marco Polo im Tartarenkostüm, Jan van Grevenbroek

1298, Venedig führt wieder einmal Krieg mit Genua, Marco Polo, ehemaliger Weltreisender und nunmehr venezianischer Flottenkommandant, wird nach der Seeschlacht von Corzula gefangengenommen und von den siegreichen Genuesen für ein Jahr ins Gefängnis gesteckt. Dort trifft er auf den Dichter Rustichello da Pisa, und diktiert ihm, auf dessen Drängen hin, seine Reiseerinnerungen. In einem kleinen Anhang ergeht er sich über die Sprachen, denen er auf seinen Reisen begegnet ist und schlägt "Eine Rhetorik des Schweigens" als Titel für diesen Teil vor, da, wie er sagt: "Wer Ohren hat zu hören, der höre, aber ...wie hört Euer Hören sich an?" Dieser Vorschlag erscheint Rustichello zu befremdlich und er entscheidet sich für den oben erwähnten Titel. Dieser "Anhang" enthält nun 33 Kurzbeschreibungen fremdartiger Sprachen, "aber die Überschriften der einzelnen Kapitel, die Hinweise zum Verbreitungsgebiet der betreffenden Sprachen enthielten, sind durch Beschädigung des Oberrandes der Handschrift verlorengegangen."

XI

In dieser Sprache sind alle Tempora bis auf das Futur ausgestorben; man kennt dort nur künftige Ereignisse, künftige Entschlüsse und künftiges Glück. Manchmal sitzen sie zusammen wie ängstliche Kinder und schweigen, denn es geschehen sonderbare und unheimliche Dinge. Endlich beginnt einer zaghaft zu reden. Alles wird sich zum Guten wenden; schon morgen kann alles anders sein. Sie umarmen sich, lächeln sich an und vertrauen auf den Kalender.

XXV

Der Gelehrte Mukhtar Ibn Ahmad erzählte mir einst unter Lachen, im Arabischen besitze jedes Wort viererlei Bedeutung: Es bezeichne erstlich eine Sache, alsdann ihr Gegenteil, fernerhin etwas, das mit Kamelen zu tun habe, und endlich eine Obszönität. In letzterer Hinsicht geht die Sprache dieses Volks noch weiter. Von den Modi des Verbums kennt sie einzig den Konjunktiv, der das Verlangen bezeichnet: Kein Satz, der nicht ein Zeugnis ihrer Begehrlichkeit wäre; noch die Greise verbringen den Tag mit lüsternen Reden. Die Grammatiker des Landes beklagen die Frivolität ihrer Sprache; einer, heißt es, der sich um ihretwillen entmannte, habe zu spät gefunden, dass er auch damit ihr nicht zu entrinnen vermochte.

Der Turmbau zu Babel, der Meister von Bedford, französischer Buchmaler um1423

1. Mose - Kapitel 11

Luther:
ES hatte aber alle Welt einerley zungen vnd sprache. 2 Da sie nu zogen gen Morgen / funden sie ein eben Land / im lande Sinear / vnd woneten daselbs. 3 Vnd sprachen vnternander / Wolauff / lasst vns Ziegel streichen vnd brennen / Vnd namen ziegel zu stein / vnd thon zu kalck / 4 vnd sprachen / Wolauff / Lasst vns eine Stad vnd Thurn bawen / des spitze bis an den Himel reiche / das wir vns einen namen machen / Denn wir werden vieleicht zerstrewet in alle Lender. 5 DA fur der HERR ernider / das er sehe die Stad vnd Thurn / die die Menschenkinder baweten. Vnd der HERR sprach / Sihe / Es ist einerley Volck vnd einerley Sprach vnter jnen allen / vnd haben das angefangen zu thun / sie werden nicht ablassen von allem das sie furgenomen haben zu thun. 7 Wolauff / lasst vns ernider faren / vnd jre Sprache da selbs verwirren / das keiner des andern sprache verneme. 8 Also zerstrewet sie der HERR von dannen in alle Lender / das sie musten auffhören die Stad zu bawen / 9 Da her heisst jr name BabelAuff Deudsch / Ein vermischung oder verwirrung. / das der HERR daselbs verwirret hatte aller Lender sprache / vnd sie zerstrewet von dannen in alle Lender.

Luther 1912:
Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache. Da sie nun zogen gen Morgen, fanden sie ein ebenes Land im Lande Sinear, und wohnten daselbst. Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, laß uns Ziegel streichen und brennen! und nahmen Ziegel zu Stein und Erdharz zu Kalk und sprachen: Wohlauf, laßt uns eine Stadt und einen Turm bauen, des Spitze bis an den Himmel reiche, daß wir uns einen Namen machen! denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder. Da fuhr der HERR hernieder, daß er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen, und haben das angefangen zu tun; sie werden nicht ablassen von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. Wohlauf, laßt uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, daß keiner des andern Sprache verstehe! Also zerstreute sie der HERR von dort alle Länder, daß sie mußten aufhören die Stadt zu bauen. Daher heißt ihr Name Babel, daß der HERR daselbst verwirrt hatte aller Länder Sprache und sie zerstreut von dort in alle Länder.

Revidierte Elberfelder Bibel:
Und der HERR sprach: Siehe, ein Volk sind sie, und eine Sprache haben sie alle, und dies ist [erst] der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts unmoeglich sein, was sie zu tun ersinnen. Wohlan, lasst uns herabfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass sie einer des anderen Sprache nicht [mehr] verstehen! 

Mittwoch, 16. November 2011

Theater hat auch eine Märchen-Beleuchtungsprobe


Die Beleuchtungsprobe: Man trifft sich um 8 oder 9.00 Uhr früh, die Bühne ist, in diesem Fall, spartanisch weiß-schwarz und unfertig, die Kostüme werden wild und bunt sein, sind aber heute noch nicht da. Man kennt sich nicht, eine kurze Vorbesprechung eine Woche zuvor, und jetzt geht es schon zur Sache. Die Spieler haben einen Tag frei, anstelle ihrer, zwei freundliche und stumme Lichtdouble.

Früher tat man "es" nur im Dunkeln, heute und hier geht es um Schatten und Abstufungen von hell und dunkel, darum, dass die Szenen im rechten Licht stehen. 

Das Licht ist eine launische Diva, wenn Beleuchtende und Beabsichtigtes nicht zusammenkommen, wird das Falsche gesehen werden, Lustiges als Trauriges erscheinen, Trauriges als lustig und alle Mühe umsonst. 

Und dann auch noch "Märchenlicht", wo alles erlaubt ist, aber das meiste nicht funktioniert, weil Kinder, diese unerbittlich geradlinigen Zuschauer, jeden Spaß akzeptieren, aber abrupt das Interesse verlieren, wenn sie nicht ernst genommen werden.

Der Chefbeleuchter ist gekommen, um kurz mal reinzuschauen, 8 Stunden später ist er immer noch da. Wir spielen mit Farben, mit Pink und Cyan und Türkis, mit Kontrasten und den technischen Beschränkungen einer Märchenproduktion. 70 Minuten Spieldauer, maximal eine Stunde für Aufbau und Einleuchten vor der Vorstellung, davon oft zwei pro Tag, und erst abends folgt dann die richtige Kunst, die Oper.

In der Tat, keine andere Produktion dieses Jahres wird mehr Zuschauer haben, in diesem Fall circa 32 000, aber auch kein anderes Stück wird so unterbudgetiert und knapp geplant sein, weil es ja nur für Kinder ist. Hochmut oder Nachlässigkeit? Ausverkauft sind wir sowieso, warum dann noch investieren?

Ich habe Glück, zwei Fachmänner erfinden und zaubern, dass das Schwarz-Weiss zum Leben erwacht, sich verwandelt, und beginnt seine eigene Geschichte zu erzählen. Wunderbar! Ein Geschenk.




Beleuchter/innen bedienen und warten die lichttechnischen Einrichtungen eines Theaters oder sind für die ordnungsgemäße Montage, Einrichtung und Bedienung von licht- und veranstaltungstechnischen Anlagen in Produktionsstudios zuständig. Sie kümmern sich beispielsweise um die Bühnenbeleuchtung bei Rock- oder Popkonzerten oder helfen mit, Messestände ins richtige Licht zu setzen. Beleuchter/innen arbeiten in erster Linie in Theatern, Opern- und Schauspielhäusern, bei Konzert- und Kongressveranstaltern sowie bei Film- und Fernsehproduktionsgesellschaften. Sie sind aber z.B. auch bei Agenturen für Sportveranstaltungen beschäftigt. Darüber hinaus können sie in Ingenieurbüros für technische Fachplanung im theatertechnischen Bereich tätig sein.