Basel - Foundation Beyeler - eine Austellung von 200 Meisterwerken des Surrealismus von Dali, Margritte, Miro, Man Ray etc., gesammelt, unter anderem, von Peggy Guggenheim und Andre Bretons erster Frau Simone Collinet.
Man geht, in ehrender Referenz zur Internationalen Surrealismus Ausstellung 1938 in der Galerie Beaux-Arts in Paris, durch Ausstellungsräume mit Namen wie Rue Cerise, Rue d'une Perle, Rue de tous les Diables, was heißt, die Strasse sämtlicher Teufel oder Rue Nicolas-Flamel.*
Wie unterschiedlich diese Künstler gearbeitet haben! Hochindividuell haben sie sich, für eine Zeit, unter einem Konzept zusammengefunden, wie unter einem sehr großen Schirm.
Lautréamont in den "Gesängen des Maldoror" beschreibt die Schönheit eines Jünglings mittels einer Metapher die von den Surrealisten aufgegriffen wurde: „Er ist schön wie das zufällige Zusammentreffen einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch!“ So ging es mir mit dieser Ausstellung.
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Man Ray, Seziertisch, Regenschirm, Nähmaschine |
Apropos Lautréamont oder eigentlich Isidore Lucien Ducasse und Die Gesänge des Maldoror, ein Wahnsinnstext, 1874 erschienen und von wilder, dunkler Schönheit. Breton sagte dazu: „Alles noch so Kühne, das man in den kommenden Jahrhunderten denken und unternehmen wird, es ist hier in seinem magischen Gesetz im voraus formuliert worden.“
"Ich bin der Sohn von Mann und Frau, wie man mir gesagt hat. Das erstaunt mich ... Ich glaubte, mehr zu sein. Außerdem, was kümmert's mich, wo ich herkomme? Ich, wenn es von meinem Willen abhinge, ich würde lieber der Sohn des Haifischweibchens sein, dessen Hunger Freund der Stürme ist, und des Tigers, mit seiner anerkannten Grausamkeit: dann wäre ich nicht so bösartig. Ihr, die ihr mich anseht, entfernt euch von mir, denn mein Atem strömt einen vergifteten Hauch aus. Niemand hat noch die grünen Furchen meiner Stirn gesehen; auch nicht die aus meinem mageren Gesicht herausspringenden Knochen, die den Graten irgendeines großen Fisches gleichen, oder den Felsen an den Ufern des Meeres, oder den jähen Alpenbergen, die ich oft durcheilte, als die Haare meines Hauptes von anderer Farbe waren. Und wenn ich um die Wohnungen der Menschen streife, in den stürmischen Nächten, mit heißen Augen, mit vom Sturmwind gepeitschten Haaren, allein wie ein Stein inmitten des Weges, dann bedecke ich mein gebrandmarktes Gesicht mit einem Stück Sammet, schwarz wie der Ruß, der das Innere der Schornsteine bedeckt: es ist nicht nötig, das die Augen die Häßlichkeit schauen, die der Erhabene mir mit einem haßerfüllten Lächeln auferlegt hat. Jeden Morgen, wenn für die anderen die Sonne aufgeht und dabei Freude und heilsame Wärme in der Natur verbreitet, während meine Züge unbeweglich bleiben und ich starr den nebelerfüllten Raum betrachte, im Grunde meiner geliebten Höhle zusammengekauert, in einer Verzweiflung, die mich trunken macht wie der Wein, dann zerdrücke ich mit meinen gewaltigen Händen meine zerfetzte Brust. Dennoch fühle ich, daß ich nicht von Wut besessen bin! Dennoch fühle ich, daß ich nicht der einzige bin, der leidet! Dennoch fühle ich, daß ich atme! Wie ein Verurteilter, der über sein Schicksal nachdenkend seine Muskeln prüft, bevor er das Schafott besteigt, so wende ich, auf meinem Strohlager stehend, mit geschlossenen Augen, langsam meinen Hals von rechts nach links, von links nach rechts, stundenlang. Ich falle nicht tot um. Von Zeit zu Zeit, wenn mein Hals sich nicht mehr in gleicher Richtung weiterbewegen kann, wenn er stillsteht, um in entgegengesetzter Richtung neu zu beginnen, betrachte ich plötzlich den Horizont durch die wenigen Zwischenraume im dichten Nebel, der den Eingang verdeckt: ich sehe nichts! Nichts... es seien denn die Gefilde, die mit den Bäumen und den langen, die Luft durchstreifenden Vogelzügen tanzend umherwirbeln. Das beunruhigt mein Blut und mein Hirn... Wer schlägt denn mit Eisenstangen auf mein Haupt, wie ein Hammer, der den Amboß trifft?"
Aus: Lautréamont Die Gesänge des Maldoror (1869) Gesang I, Strophe 8
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Max Ernst
Der König spielt mit seiner Königin , 1944 |
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René Margritte, La Belle de Nuit, c.1932 |
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Francis Picabia Der Tier-Dresseur |
*Flamel war Sohn zum Katholizismus konvertierter Juden und Alchimist. Er soll mit Hilfe des "Buches von Abraham dem Juden" den Stein der Weisen gefunden haben und so unsterblich geworden sein. Breton bezieht sich auf ihn im ersten surrealistischen Manifest.
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Dali, dieses Bild habe ich nur zufällig gefunden zum obigen Zitat, es war nicht in der Ausstellung |