Ohne damit im Entferntesten einen Mangel an Respekt zeigen zu wollen, würde ich Andreas Mühe als einen deutlich deutschen Photographen beschreiben. Sowohl thematisch: Obersalzberg, Wald, Männer in Uniformen, Caspar David Friedrich, als auch ästhetisch: übergroße Formate mit einer analogen Plattenkamera aufgenommen, penibel ausgeleuchtet und inszeniert. Viel Fläche in denen kleine Menschen drohen zu verschwinden, aber auch gigantische Porträts.
Rückansichten urinierender, bzw. onanierender Männer in deutscher Berglandschaft. Einsame Männer in Uniformen der Reichswehr nur kommentiert von ihren Schatten, aber auch ein kleines Mädchen im Dirndl mit zu Boden gefallenem Wachsmalstift. Uniforme Häuser getaucht in geisterhafte Beleuchtung. Merkel und Kohl, Kohl im Rollstuhl nächtens vor dem Brandenburger Tor, Merkel abgewandt in einen Wald sinnierend.
Manchmal war mir Absicht zu beherrschend, aber immer war die kunstfertige Handwerklichkeit beeindruckend.
Den Raum verblüffend beherrschend ein Porträt von Ulrich Mühe, das keines ist, da es ein hölzernes Abbild des Mannes zeigt, mit strahlend blauen Pupillen ohne Linse. Gespenstisch. Ich mochte Ulli sehr. Klug, Distanz bewahrend, verspielt, widerständig und hochsensibel. Und im Besitz eines üblen und ansteckenden Sinns für Humor. Ich habe ihn mal auf offener Bühne gebissen, weil er mich zu erfolgreich zum Lachen bringen wollte. Und das in einer Inszenierung von Heiner Müller! Eine Drecksgemeinheit, dass er so früh sterben mußte.
Die Photographien sind nix für meine heimische Wand, sicher auch unerschwinglich, aber sie sind nachhaltig beeindruckend, beunruhigend.