Der Reigen
Das Stück hat länger gelegen, dass heißt, es war nicht abgesetzt, aber wurde eben nicht angesetzt. Liegen, setzen, gesetzt werden, was mit Stücken so alles passiert, wenn sie nicht gespielt werden.
Und jetzt stehen sie alle wieder da, die Spieler, haben pflichtgemäß den Text repetiert und manche gar zweimal, und nun erinnern sie sich. An was? An einen Rhythmus, an ein Gefühl, an einen Lacher, an einen Ton. Irgenwie ist alles noch da, aber halt nur irgendwie.
Die letzte Vorstellung liegt 2 Monate zurück, inzwischen ist gelebt worden. Die "junge Frau" hat einen gebrochenen Mittelfußknochen und, so vermute ich, der "junge Mann" ist frisch verliebt, die "Dichterin" quält sich mit Husten und überhaupt, die letzten Wochen haben alle an Tschechow gearbeitet.
Nebenbei, die Inszenierung hat Video und in jeder Unterbrechung projeziert die Technik die Liveübertragung vom Spiel Deutschland gegen Niederlande auf die Leinwand, ein Tor fällt, der feine "Graf", hoch und höher hüpfend, schreit ekstatisch: "Deutschland! Deutschland!", Pausenschluß, weiter.
Erster Versuch: es wird wiederholt, wieder - her - geholt, nicht gespielt, so wie ein Echo, ein Wiederklang aus der Vergangenheit, noch nicht wieder im Jetzt angekommen. Antworten werden gegeben, bevor Fragen gestellt wurden, Melodien statt Sätzen, jeder ist noch für sich, die Ohren nach hinten gerichtet. Morgen wird es anders.
Theater ist immer anders. Das ist schön und ganz schön anstrengend.
Der Körper sich erinnert sich schneller als der Geist. So kommt es mir immer vor bei Wiederaufmahmeproben. Der Mund redet schneller, der Text ist schon da, der Schritt schon gemacht aber Ich ist noch nicht da. Aber der Körper bin ja auch ich. Und eine Gruppe als ein Körper, bis das wieder da ist...
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