Die Generalprobe. Ein irritierendes Halbding, ein ehelicher Bankert, noch nicht wirklich ernster Ernst, fast schon wie richtig, aber doch noch nicht ganz.
Sie muß schief gehen, sonst klappt es bei der Premiere nicht, sagt der Theatervolksmund und schiefgehen tut sie dann auch.
Sonst wortperfekte Darsteller haspeln, die Inspizientin, gewöhnlich ein Hort der Ruhe, greift zu eilig in die Tasten, zu schließende Türen werden geöffnet, Hubbühnen huben nicht und der höchst heimliche Dieb, läßt das Diebesgut unter lautem Knallen von der Bühne fallen. Ja, es ist alles da, aber eben nicht gerade jetzt.
Generalissimo, habe ich gelesen, heißt General der Generäle, demnach sollte es manchmal auch Generalissimoprobe heißen.
Es ist ein bisschen, wie im Witz mit der sehr alten, häßlichen Frau, der ein Frosch aus der Stirn wächst und die, nachdem ihr ein junger schöner Mann über die Strasse geholfen hat, mit alterszitternder Stimme verkündet: "Ich bin eine gute Hexe und wenn du jetzt noch errätst, wie das Tier auf meiner Stirn heißt, darfst du mit mir schlafen!" Der junge Mann in panischer Angst, antwortet: "Ein Elefant?" Darauf sie: "Nah genug, nah genug."
Es ist auch die Probe, bei der das Kind die ängstlichen Eltern verliert. Nun gehört das Stück den Spielern. Und ich, die Mamapapa muß sehen wo ich bleibe. Bin plötzlich, von einem Tag zum anderen, nur noch zu Besuch, sogar netter Besuch, aber gehöre halt nicht mehr dazu. Verlassensängste heben ihr häßliches Haupt und werden geköpft.
Aber Premieren erst, die sind für Regisseure übel. Wirklich übel.
"Ja, und es ist so (...) seit alter Zeit und wir werden es nicht ändern" (Instetten zu Crampas, Fontane: Effi Briest)
AntwortenLöschenLiebe Johanna, herzlich toi, toi toi zur Premiere! Und dann wieder viel Spaß beim Neuanfangen, ist doch eh viel besser als Premierenloch.
LG Esther