Warum sind Löwenzahnblüten gelb?
Warum sind Löwenzahnblüten gelb?
Das weiß jedes Kind.
Weil Löwenzahnblüten
Briefkästen sind.
Wer hat die Briefkästen aufgestellt?
Die grasgrüne Wiese.
Sie steckt in die Briefkästen
all ihre Grüße.
Wem werden die Grüße zugestellt?
Das weiß jedes Kind.
Briefträger sind
Biene und Wind.
Reiner Kunze
Rothko Orange und Gelb
Die gelbe Blume Eifersucht
Was war das, drückt er ihr leise die Hand,
Als gestern Abend er neben ihr stand,
Der Hund, der Hund!
Heut sah sie den ganzen Tag hinaus:
Wann wird er kommen.
Und als er um die Ecke bog,
Das Rot ihr in die Schläfen flog.
Das soll dir nicht frommen,
Du Hund, du Hund!
Als gestern Abend er neben ihr stand,
Der Hund, der Hund!
Heut sah sie den ganzen Tag hinaus:
Wann wird er kommen.
Und als er um die Ecke bog,
Das Rot ihr in die Schläfen flog.
Das soll dir nicht frommen,
Du Hund, du Hund!
Heut Abend, ich lauschte, in heimlicher Stund'
Er küsste sie zärtlich auf Augen und Mund,
Der Hund, der Hund!
Nun lauer' und schleich ich im Säulengang
Auf Katzenpfoten.
Meinen Dolch betast' ich wohl hundertmal,
In die Brust ihn dir brech' ich für alle die Qual,
Als Liebesboten,
Du Hund, du Hund!
Er küsste sie zärtlich auf Augen und Mund,
Der Hund, der Hund!
Nun lauer' und schleich ich im Säulengang
Auf Katzenpfoten.
Meinen Dolch betast' ich wohl hundertmal,
In die Brust ihn dir brech' ich für alle die Qual,
Als Liebesboten,
Du Hund, du Hund!
Detlev von Liliencron
Vincent van Gogh Selbstporträt, 1888
Die Irren
Der Mond tritt aus der gelben Wolkenwand.
Die Irren hängen an den Gitterstäben,
Wie große Spinnen, die an Mauern kleben.
Entlang den Gartenzaun fährt ihre Hand.
In offnen Sälen sieht man Tänzer schweben.
Der Ball der Irren ist es. Plötzlich schreit
Der Wahnsinn auf. Das Brüllen pflanzt sich weit,
Daß alle Mauern von dem Lärme beben.
Mit dem er eben über Hume gesprochen,
Den Arzt ergreift ein Irrer mit Gewalt.
Er liegt im Blut. Sein Schädel ist zerbrochen.
Der Haufen Irre schaut vergnügt. Doch bald
Enthuschen sie, da fern die Peitsche knallt,
Den Mäusen gleich, die in die Erde krochen.
Georg Heym
Eine enorme magnetische Schleife von heißen Gasen bildet einen leuchtenden Griff an der Sonne. Die Protuberanz vom 9.6.2002 wurde durch explosive Instabilitäten des magnetischen Feldes der Sonne ausgelöst.
For Anne Gregory
'NEVER shall a young man,
Thrown into despair
By those great honey-coloured
Ramparts at your ear,
Love you for yourself alone
And not your yellow hair.'
Thrown into despair
By those great honey-coloured
Ramparts at your ear,
Love you for yourself alone
And not your yellow hair.'
'But I can get a hair-dye
And set such colour there,
Brown, or black, or carrot,
That young men in despair
May love me for myself alone
And not my yellow hair.'
'I heard an old religious man
But yesternight declare
That he had found a text to prove
That only God, my dear,
Could love you for yourself alone
And not your yellow hair.'
William Butler Yeats
Spätsommergelb. Zum Heulen schön und rührend irdisch in Tarkowskis Solaris.
AntwortenLöschenEinsamer nie als im August: / Erfüllungsstunde – im Gelände / die roten und die goldenen Brände. G.BENN
AntwortenLöschenDa ist sie ja...
AntwortenLöschenDas ist seltsam, fällt mir gerade auf. Nicht Dinge haben eine Farbe... Worte haben sie.
Wenn ich an einen Stern denke, dann denke ich ihn weiß. Ein gleißend heller Punkt im dunklen Himmel.
Wenn ich an die Sonne denke, dann bernsteingelb, wie zähflüssiger Honig goldstrahlend.
Die Sonne ist ein Stern. Sie sollte in mir nur eine Farbe haben. Hat sie aber nicht.
Spannend diese Farbenserie. Weckt interessante Fragen auf. Warum ändert etwas seine Farbe, wenn ich es anders nenne? Hm. Vielleicht denke ich die Entfernung mit. Die Sterne sind weit entfernt, ich mache sie zu purem Licht, weißem Licht. Ich sehe sie, wenn es kühler ist, nachts. Die Sonne ist nah, sie ist der einzige Stern, den ich auf meiner Haut als Wärme spüren kann. Vielleicht macht diese Wärme sie gelber. Eben wärmer.
Höchst spannend. Werde das weiter überdenken müssen... Sinnesgefühlsnamensfarbgebung... interessant.
Weil Sterne weiß scheinen, kann ich ihnen die Farbe blau geben.
AntwortenLöschenBurkhard Ritter
AntwortenLöschenEs gibt Maler,
die machen aus der Sonne einen gelben Fleck,
aber es gibt andere,
die Dank ihrer Kunst und Intelligenz einen gelben Fleck in die Sonne verwandeln.
Pablo Picasso
Das ist schön.
AntwortenLöschenDas ist wunderschön.
Und es ist treffend - und übertragbar auf vieles.
Ötti, dieser Satz ist aber auch köstlich.
"Weil Sterne weiß scheinen, kann ich ihnen die Farbe blau geben." Weil eigentlich erstmal völlig faktisch falsch scheinend. Als stünde da: weil etwas gestreift ist nenne ich es kariert.
Weil sie weiß sind, denke ich sie blau. Und so richtig köstlich wird der Satz, weil an ihm alles richtig ist, weil das tatsächlich geht... so ein eisblau, oder? Schöner Gedanke.
Ja, traumblau, sehnsuchtsblau, ferblau, unendlichblau und auch eisblau. Sie sind da oder sie waren da. Ich verstehe sie nicht. Aber ich sehe sie und sie lösen etwas aus.
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