BLAUE HORTENSIE
So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.
Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;
Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.
Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.
Rilke
Pablo Picasso Das blaue Zimmer 1901 |
Blau. Blaumachen, jemandem etwas einbläuen, jemanden grün und blau schlagen, blau anlaufen, ins Blaue fahren, blau wie eine Raderhacke sein, aber Franzosen sagen: être gris.I am blue. Widerliches FDJ-Blau, europafahnenblau, Westerwelles gelb/blau. Bluecollared jobs sind Jobs in der Fabrik, aber blaues Blut fließt nur in Aristokraten, manchmal macht man blau. Kleine Jungs tragen blau, aber erst seitdem Uniformen blau sind, früher trugen sie rot und rosa. Blaustrümpfe, Blauwale und Blaubeeren. Himmelblau, eisblau, Marias Kleid ist oft blau und der Davidstern in der Flagge auch, Blaulicht kann retten, Blauhelme versuchen es. Der Blaue Reiter und Yves Klein, Die Farbe Blau und die blaue Blume der Romantik. Was ist das für eine Farbe?
Blaue Stunde
I
Ich trete in die dunkelblaue Stunde -
da ist der Flur, die Kette schließt sich zu
und nun im Raum ein Rot auf einem Munde
und eine Schale später Rosen – Du!
Wir wissen beide, jene Worte,
die jeder oft zu anderen sprach und trug,
sind zwischen uns wie nichts und fehl am Orte:
dies ist das Ganze und der letzte Zug.
Das Schweigende ist so weit fortgeschritten
und füllt den Raum und denkt sich selber zu
die Stunde – nichts gehofft und nichts gelitten –
mit ihrer Schale später Rosen – Du.
II
Dein Haupt verfließt, ist weiß und will sich hüten,
indessen sammelt sich auf deinem Mund
die ganze Lust, der Purpur und die Blüten
aus deinem angestammten Ahnengrund.
Du bist so weiß, man denkt, du wirst zerfallen
vor lauter Schnee, vor lauter Blütenlos,
totweiße Rosen, Glied für Glied – Korallen
nur auf den Lippen, schwer und wundengroß.
Du bist so weich, du gibst von etwas Kunde,
von einem Glück aus Sinken und Gefahr
in einer blauen, dunkelblauen Stunde
und wenn sie ging, weiß keiner, ob sie war.
III
Ich frage dich, du bist doch eines andern,
was trägst du mir die späten Rosen zu?
Du sagst, die Träume gehn, die Stunden wandern,
was ist das alles: er und ich und du?
«Was sich erhebt, das will auch wieder enden,
was sich erlebt – wer weiß denn das genau,
die Kette schließt, man schweigt in diesen Wänden
und dort die Weite, hoch und dunkelblau.
I
Ich trete in die dunkelblaue Stunde -
da ist der Flur, die Kette schließt sich zu
und nun im Raum ein Rot auf einem Munde
und eine Schale später Rosen – Du!
Wir wissen beide, jene Worte,
die jeder oft zu anderen sprach und trug,
sind zwischen uns wie nichts und fehl am Orte:
dies ist das Ganze und der letzte Zug.
Das Schweigende ist so weit fortgeschritten
und füllt den Raum und denkt sich selber zu
die Stunde – nichts gehofft und nichts gelitten –
mit ihrer Schale später Rosen – Du.
II
Dein Haupt verfließt, ist weiß und will sich hüten,
indessen sammelt sich auf deinem Mund
die ganze Lust, der Purpur und die Blüten
aus deinem angestammten Ahnengrund.
Du bist so weiß, man denkt, du wirst zerfallen
vor lauter Schnee, vor lauter Blütenlos,
totweiße Rosen, Glied für Glied – Korallen
nur auf den Lippen, schwer und wundengroß.
Du bist so weich, du gibst von etwas Kunde,
von einem Glück aus Sinken und Gefahr
in einer blauen, dunkelblauen Stunde
und wenn sie ging, weiß keiner, ob sie war.
III
Ich frage dich, du bist doch eines andern,
was trägst du mir die späten Rosen zu?
Du sagst, die Träume gehn, die Stunden wandern,
was ist das alles: er und ich und du?
«Was sich erhebt, das will auch wieder enden,
was sich erlebt – wer weiß denn das genau,
die Kette schließt, man schweigt in diesen Wänden
und dort die Weite, hoch und dunkelblau.
Benn
Und Else Lasker-Schüler sehr.
AntwortenLöschenUnd Franz Marc.( Die kleinen blauen Pferde und der Turm der blauen Pferde)
Und alle Vögel sowieso.
Interessant, welche Farben Du herausgesucht hast und in welcher Reihenfolge...
AntwortenLöschenROT - Farbpsychiologisch steigert ROT die Fähigkeit Details wahrzunehmen, die Farbe steigert unsere Aufnahmefähigkeit durch ihre Verbindung mit Warnung und Gefahr. Gedächnistests werden in roter Umgebung besser bewältigt.
ROT bewirkt also Sinnaktivierung, letztendlich durch die Verquickung der Farbe mit Gefahr... interessant, dass sie so oft in Liebes- und Erotikdingen zum Einsatz kommt.
BLAU hingegen fördert Kreativität und wirkt sich günstig auf innovative Problemlösungsstrategien aus. BLAU wird friedlich assoziiert und schafft scheinbar denkerische Räumlichkeiten.
Ich möchte der blauen Aufzählung übrigens den "blauen Planeten" hinzufügen. ;)
Na klar. Der blaue Planet und dann Mars, davor, für Rot. Aber was nun? Gelb wohl! Sonne. Mal gucken. Ich liebe Deine Kommentare. Ötti und Du kommt aus so unterschiedlichen Richtungen und trefft euch dann bei meinem Blog. Herrlich.
AntwortenLöschenHinter den Hügeln grün
AntwortenLöschenHinter den Hügeln grüü-ü-ü-ü-ün.
Irische Lieder.
Deutsche Wälderlyrik.
Waldmärchen.
Grüne Gesichter in der Malerei des Expressionismus. Landschaftsmalerei. Abstrakte.
Merci. Ja, ich hatte den Mars praktisch schon in den Fingerspitzen und halb auf der Tastatur, aber dann wollte ich nicht schon wieder allzu massiv mit den Planeten um mich schmeissen.
AntwortenLöschenObwohl... ach, was soll's. Es geht nämlich noch eine Runde abgedrehter. In diesem Fall wäre nämlich der Mars blau.
Hans Cousto, nicht ganz unbedröhnt, aber immerhin noch in der Lage zu rechnen, hat nämlich mit dem Oktavgesetz unter anderem die Töne der Planeten berechnet.
Daraus ergab sich diese Tabelle: http://www.planetware.de/tune_in/Tontafel.html
Im genaueren betrachtet gilt für den Mars seiner Meinung nach die heliozentrische Farbe BLAU: http://www.planetware.de/tune_in/Mars.html
Ich kann das nicht nachvollziehen und gebe es hier einfach nur mal weiter... sowas ist manchmal "Beifang" auf ausgedehnten Streifzügen als "Internet-Marsianer".
Wahr ist allerdings, dass Planeten einen Klang haben - allerdings leitet er sich anders her und DAS kann ich nachvollziehen.
Die NASA-Sonde Voyager hat Daten aufgenommen, die tatsächlich als Klang interpretiert werden können. Sie sind das Ergebnis komplexer Interaktionen des Sonnenwindes, elektromagnetischer Partikel, der Planetenstruktur, der jeweiligen Atmosphäre und einem Haufen anderem Kleinzeugs...
Jupiter klingt ein bißchen beängstigend, unsere Sonne pulsiert, Neptun klingt wie ein frostiger Wind, Uranus Ringe wie ein Walgesang, Io klingt irgendwie mißlaunig... man sollte sich überlegen dort nach Leben suchen zu wollen... leider gibt es keine Aufnahmen vom Mars... höchstwahrscheinlich Flugbahnbedingt.
Als Beispiel stattdessen der Riese: http://www.youtube.com/watch?v=e3fqE01YYWs&feature=related
Blau, die kühle Leidenschaft, zeigt mir den Pfad in klare Gründe meines Fleisches. Laub raschelt unter meinem Schritt und Finger malen Herzen auf das feuchte Glas. Ich sehe auf, die Kirchturmuhr ist nicht zu lesen und ich bringe meinen Atem in die stille Luft.
AntwortenLöschenZu empfehlen:
Krzysztof Kieślowski:
1993: Drei Farben: Blau (Trois couleurs: Bleu)
1994: Drei Farben: Weiß (Trzy kolory: Biały)
1994: Drei Farben: Rot (Trois couleurs: Rouge)
Glück ist dunkelblau mit hellen Punkten.
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