Donnerstag, 6. April 2017

Axel Hacke, ein weißer Neger, ein kleiner König und dann auch noch Gott.

Mit Lesungen ist das so eine Sache. 
Schauspieler lesen manchmal Texte großer Dichter, manche zelebrieren sie, andere illustrieren sie, einige nuscheln sie, hasten sie, haspeln sie. Es gibt von starken Gefühlen geschüttelte Lesende und die in Heiner-Müller-Flächiger-Lese-Manier-Vortragenden. Die letzteren bevorzuge ich. Denke was Du sagst und überlaß den Rest den Zuhörenden. Nun ja, Geschmäcker, sagt der Bäcker und spuckte in die Semmeln.
Dichter und Autoren wiederum stellen ihre Werke vor und können dies ganz unterschiedlich gut. Ein in der DDR sehr geehrter Poet verfiel beim Lesen eigener Arbeiten in das tiefste vorstellbare Dresdnerisch seiner Kindheit, was sich unvorteilhaft auf die Verständlichkeit zum Einen und den Genuß seiner Lyrik zum Anderen auswirkte. Heiner Müller hat wirklich toll gelesen, zögerlich ohne langsam zu werden, als würde er nochmal überdenken, was er da verfasst hatte und es nur zitieren. Sehr klar, sehr ein Angebot zum Selberdenken.
Friedrich Schiller las seinen Mitkadetten "Die Räuber" vor und soll sich derartig in die tragischen Verwerfungen seiner Figuren hineingesteigert haben, dass er, zuerst verstärkt Spucke produzierte, zunehmend in Zuckungen verfiel und dann ohnmächtig zusammenbrach. Wenn man nun noch bedenkt, dass er gewiss eine Variante des Schwäbischen des 18. Jahrhunderts sprach...



https://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/schwaben/museen/wlb/schiller/vorlesenb.htm

Heute abend las Axel Hacke bei den Wühlmäusen. Ein Spaß. Der Mann ist charmant, klug, albern und liest die eigenen Worte mit Witz und Ironie. Ich liebe seinen "Weißen Neger Wumbaba" und habe mich furchtbar aufgeregt, als eine Gruppe leicht hysterisierter PCler das Einstampfen eben diesen Buches verlangten, weil auf dem Umschlag ein weiße Neger, wie Herr Hacke heute sagte, gerade im Begriff ist aus den Wiesen zu steigen.

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Neger Wumbaba. 



Hacke ist tricky, knifflig, was heißt, er arbeitet unterschwellig mit überraschenden Kontrasten, Absurdität, poetische Phantasie trifft hart auf größtmögliche Alltäglichkeit. Im Laufe des Abends ließ er immer mehr dunklen Humor zu. Ich ahne, dass eine Flasche Wein oder der richtige Gesprächspartner, sehr bald der Hackeschen Monty Python Variante begnen würde.

Für Interessierte: 
Der weiße Neger Wumbaba 1 - 3
Der Kleine König Dezember
Die Tage, die ich mit Gott verbrachte

Alle Bücher sind von Michael Sowa illustriert worden.

Es folgt, eine Kolumne zum fiktiven Flughafen Berlin-Brandenburg.

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/45787/ 

Übrigens, das Bürgerbegehren zum Volksentscheid den Erhalt des real existierenden Flughafens Tegel betreffend, ist erfolgreich gewesen.
Ob der Flughafen Berlin Tegel auch nach der seit Jahren verzögerten Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) erhalten bleibt, sollen die Berliner in einem Volksentscheid bestimmen. Es lägen "204.263 gültige Zustimmungserklärungen" für ein Volksbegehren vor, sagte die Landesabstimmungsleiterin Petra Michaelis-Merzbach. Das seien 30.012 Unterschriften mehr, als nötig gewesen wären. Als möglicher Termin für den Volksentscheid gilt der Tag der Bundestagswahl am 24. September. (Zeit online) 

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/liste/l/5

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