Dienstag, 11. April 2017

Die andere Seite der Hoffnung - Aki Kaurismäki

Die andere Seite der Hoffnung, Aki Kaurismäki hat einen Film gedreht, einen Film über einen Syrer aus Aleppo, der sich eher zufällig, nach langer schwieriger Reise, in Finnland wiederfindet, dort Asyl beantragt, abgelehnt wird, wieder flieht und dann so Einiges erlebt. Das Ambiente stammt aus den häßlichn Siebzigern.
Was soll ich sagen? 
Ein großer Regisseur hat einen nicht guten Film gemacht, ja, gewisse Ähnlichkeiten mit einem öffentlich-rechtlichen gutgemeinten Fernsehfilm zur "Flüchtlingsproblematik" sind zu finden. Wenig filmisch-erzählende Bilder, viel Erklärtexte zwischen den langen bedeutungsvollen schweigenden Einstellungen, Gute sind gut, Schlechte sind schlecht. Die Typen sind eigenartiger, der Humor dunkler. Aber sonst? Ich bin viel lieber begeistert.

Merkwürdiges Interview mit dem Regisseur (zu einem anderen Film) 

Finnland. Ein Land über das ich nahezu nichts weiß und das mir sehr exotisch erscheint. Vor Jahren saß ich in Paris in einem Cafe und verfolgte fasziniert einen in äußerst aggressiv klingendem Finnisch geführten Ehekrach, bei dem die beiden beteiligten sehr blonden Finnen die ganze Zeit über, circa eine Stunde lang, ihre Nokia-Telefone nicht aus den Augen ließen. 
Was weiß ich über Finnland? Karusmäki, die Leningrad Cowboys, finnischer Tango, Apocalyptica, Männer-Schreichöre(supergeil!), finnische Schüler schneiden bei der Pisa-Studie exzellent ab, die Winter sind sehr dunkel, es wird heftigst getrunken, die Hauptstadt heißt Helsinki, der finnisch-russische Winterkrieg 1939, aber auch: über den zugefrorenen Ladogasee wurde Nahrung für das hungernde Leningrad transportiert, Nokia, die finnugrische Sprache völlig, gänzlich fremd klingend, Samen und Lappen wohnen dort und Rentiere, Brechts "Puntila" (ursprünglicher Titel: „Der Gutsherr Iso-Heikkilä und sein Knecht Kalle" Kritik der Uraufführung) wurde dort geschrieben und meine Mutter hat dort ein Jahr auf ihrer Flucht vor den Nazis überleben können, dank Hella Wuolijoki. Und sie konnte noch mit 80 auf Finnisch bis drei zählen. Iksi, kaksi, kolme.

Überraschende Fakten über Finnland




Zu dem finnischen Schreichor: Mieskuoro Huutajat (Männerchor Die Rufer) ist ein finnischer Männerchor, mit der Besonderheit, dass die Mitglieder nicht im klassischen Sinne singen, sondern überwiegend rufen, schreien, brüllen oder laut sprechen. 1987 in der nordfinnischen Industriestadt Oulu von etwa 20 Männern, die „offensichtlich nichts Besseres zu tun hatten“, gegründet, hat es der Chor mittlerweile zu internationaler Berühmtheit und Auftritten in aller Welt gebracht. Charakteristisch für die Huutajat sind Krawatten aus schwarzem Gummi zu schwarzen Anzügen und weißen Hemden. Geleitet wird der mittlerweile auf 30 Mitglieder gewachsene Chor von dem Dirigenten und Komponisten Petri Sirviö.

Kalinka - geschrien

5 Kommentare:

  1. Ein lustiges Spiel aus der Zeit, als die Marktführer der Mobiltelefone noch Nokia, Siemens und Ericsson hießen, nicht sonderlich smart waren und ihr Display zweifarbig daherkam: man stelle einem das Nokiahandy auf Suomi und erfreue sich an seinem Versuch das Ding wieder der deutschen Sprache mächtig zu machen.
    Die damaligen Menüs zeigten kaum Symbole, waren textbasiert und wenn man nicht sehr genau wusste welchen Menüpunkt man auszuwählen hatte, dann war dies eine länger dauernde Angelegenheit, denn ableiten oder erraten kann man die Begriffe ABSOLUT nicht.

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  2. Sonja Hilberger schrieb: Warum ist das Interview seltsam? Mir hat der Film genau das gegeben - ich bin glücklicher rausgegangen als ich reingegangen bin. Er wirkt auf mich versöhnlicher als z.B. "Le Havre"., dabei ist er viel hoffnungsloser Die Sehnsucht überbrückt die Einsamkeit nicht mehr. Und trotzdem ist er auf eine nicht beschreibbare Weise tröstlich. Er lügt nicht. Er macht sich nichts vor. Und findet trotzdem so unglaublich schöne Bilder in der Verlorenheit.

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  3. Ich war einmal als 14jährige ein paar Tage in Finnland, und das einzige, was mir von der Reise in finnisch geblieben ist, ist ....
    "Iksi, kaksi, kol(o)me" (in meiner Erinnerung komischerweise mit "o").
    Lustig.

    Und an einen Elch, der aus dem Unterholz auf die Strasse guckte, kann ich mich auch noch erinnern; sehr gross war der. Natürlich völlig uninteressant hier, sorry.

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  4. Gar nicht uninteressant. Elche sind toll.

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  5. Da wir wunderbar abgeschweift sind... wusstet Ihr, dass Elche und Rentiere "Trughirsche" sind?
    Ich finde das Wort klasse.
    Als hätte sich irgendein Biologe gedacht: "Siehst aus wie'n Hirsch, bist aber kein Hirsch - nenn' ich dich eben Trughirsch."

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