Montag, 12. Dezember 2016

Ein Mann in Berlin stößt eine ihm unbekannte Frau die Treppe runter


 Eine U-Bahnstation in Berlin in diesem Dezember. Das Jahr ist 2016. Eine Frau im schwarzen Kapuzenmantel zögert einen Augenblick, geht dann eine U-Bahntreppe hinunter, ein rauchender Mann mit einer Bierflasche in der Hand, der kurz hinter ihr im Bild auftaucht, guckt kurz auf sie, folgt ihr und tritt ihr mit seinem Fuß hart in den Rücken, sie stürzt die Treppe herunter, der Mann geht weg, immer noch mit der Zigarette im Mund, dem Bier in der Hand, einer seiner Begleiter folgt ihm ungerührt, ein anderer stockt und starrt, aber dann doch nur auf eine Bierflasche, die scheinbar auf die Stufen gefallen ist. Er hebt diese auf und geht den anderen Männern nach. 
Die Frau hat sich glücklicherweise nur den Arm gebrochen, welche psychischen Folgen sie zu ertragen haben wird, kann ich nicht einmal erahnen
Was war das? Was ist das? Was?
Ich bin Nachts auf den Strassen verschiedener Städte ein recht furchtfreier Mensch - durch Glück - denn mir ist bisher nie körperliche Gewalt angetan worden. Andere Frauen beschreiben ihre ständige Wachsamkeit, ihre Sofortreaktion, wenn sie nächtens auf betrunkene oder einfach nur in Gruppen herumstehende Männer treffen. Sie haben eben andere Erfahrungen als ich gemacht. 
Aber -
Was war das? Was ist das? Was?
Das sind, für mich, Fragen jenseits einfacher populistischer "früher war alles besser" Binsenwahrheiten. Warum hat jemand den Wunsch einem ihm unbekannten Menschen Schmerzen zuzufügen, ihn vielleicht sogar zu töten? Wie kommt es zu dieser völligen Abwesenheit von Empathie? Ganz als würde keinerlei Zusammenhang zwischen Tun und Folgen des Tuns hergestellt. "Mir ist gerade so." Ich will Sex, also zwinge ich jemand anderen dazu, um zu bekommen, was ich will. Ich bin wütend, also muß irgendjemand meinem Zorn zum Opfer fallen, egal wer. Ich langweile mich und fülle meine Ödnis mit den Schmerzen eines anderen Menschen.
Sicher habe ich schon einen keineswegs Beteiligte angemotzt, weil ich schlechte Laune hatte. Sicher habe ich schon verbal meine Wut über etwas momentan Nichtänderbares an einem Unschuldigen abgelassen. Sicher bin ich nicht immer fair oder sensibel.
Aber - 
Was war das? Was ist das? Was?
Einen anderen Menschen schlagen, treten, mit einer Waffe verletzen, ihm Gewalt antun. Warum tue ich das nicht? Und andere tun es? Bin ich ein Glückskind? Geschützt durch glückliche Umstände und genetische Zufälle? Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt? - fragte Georg Büchner im Woyzeck. Die sind schlecht und ich bin es nicht, scheint mir keine ausreichende, hilfreiche Erklärung zu bieten. Gibt es keine bessere? Ich verabscheue vereinfachende Erklärungen und doch hätte ich gern irgendeine.

 
 Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt? 

Ein Berliner Flohmarkt - Mode als Abgrenzung und Freude

Berlin ist eine komische Stadt. Weltoffen, schmutzig, schön, durcheinander, laut, kulturüberfüttert und vollends unschick. 
Italienische Frauen sind unangestrengt elegant, Pariserinnen schick (wenn auch nicht mehr ganz so schick wie früher), Amsterdamer Frauen denken praktisch, Amerikanerinnen sind ein Mode-Graus. 
Aber Berlinerinnen, zumindestens die meisten, ziehen sich einfach furchtbar schlecht an. 
Ich bin selbst Berlinerin und muß auch in mir gegen die Faulheit & Bequemlichkeit allschwarzer oder -grauer Zeltbekleidung kämpfen. 
Heute war ich mit meiner mir verbliebenen Familie, der Schwester und der Nichte, Herr über einen Flohmarktstand im Berliner Ballhaus, das ist das mit den Tischtelephonen. 

http://www.ballhaus-berlin.de/portfolio-item/vintage-berlin-old-flea-market/ 

Flohmarkthändler haben sicherlich kein leichtes Leben. Sie müssen die Dinge, die sie verkaufen erst einmal finden und dann aufkaufen, ihre Gewinnspanne ist klein, und die meisten üben ihren Beruf trotzdem mit erstaunlicher Würde aus. (Den 17. Juni lassen wir hier mal aus.) Sie sind Liebhaber, die an andere Liebhaber verkaufen. 
Wir hinwiederum haben unsere Ware nur geerbt, unsere tolle, verrückte Mutter hat über 60 Jahre ihres Lebens auf unterschiedlichsten weltweiten Flohmärkten, oft mit Taschenlampenbeleuchtung um 6 Uhr früh, eine tolle Sammlung zusammengetragen. Knöpfe, Broschen, Lorgngons und allerlei Schnickschnack.
Unser Verkaufstag lief dementsprechend gut. 
Die Organisation heute war perfekt, Tisch, Stühle, Beleuchtung, Werbung und all das für 30 Euro.
Aber was mich heute besonders erfreut hat, waren Frauen und Männer die in überraschenden und kleidsamen Kostümierungen an unserem Stand vorbeischauten. Sie haben viel Zeit damit verbracht, genau zu gucken und das wirklich Gewünschte auszuwählen. 
Dicke und dünne Frauen/Männer, die sich frisiert, geschminkt & angezogen haben, um ihre spezielle empfundene Individualität zu präsentieren. Keine skinny Jeans, keine hinternverscheußlichenden Hängehosen, keine formlosen T-Shirts mit dubiosen Aufdrucken, wenig sackähnliche Kutten gegen die Kälte. Anstattdessen erfreuliche Anbicke. Schöne körperbetonte Kostüme & die Körper waren wirklich sehr unterschiedlich, und sie hatten nichts gmeinsam als  Lust am eigenen Körper. Verkleidung im besten Sinn.

Samstag, 10. Dezember 2016

Ich wurde ausgetrickst

Erzählt wurde mir die Geschichte so: das Baby weigerte sich beharrlich, laufen zu lernen. Es war fett, freundlich, nicht sonderlich laut und auch ansonsten auf dem erwartbaren Entwicklungsstand, aber trotzdem es nun schon zwei Lebensjahre hinter sich hatte, saß oder lag es lieber herum, als zu Fuß die Welt um sich herum zu erforschen. 
Aber es liebte, liebte, liebte Schokolade, leidenschaftlich. Und als die Mutter hintertückischerweise ein Stück davon in etwa zwei Metern Entfernung vom Baby ablegte, stand es auf, lief zum Schatz, nahm ihn, aß ihn und setzte sich. 
Erwischt. Seit diesem Tag hat das mit dem Laufen nicht mehr aufgehört. 
Da ist eine Moral in der Geschichte, weiß nur nicht welche.


Absurder Gedanke, seit dem Tod meiner Mutter gibt es niemanden mehr, der weiß, wie ich war, als ich Kind war, denn ich weiß es nicht.

Pfusch in der Volksbühne

SPOILERALARM - nicht weiterlesen, wenn sie vorhaben , den Abend naiv und fröhlich nichtsahnend zu genießen!

Wenn es einen Gott gibt, läßt er sich ohnehin nicht ins Handwerk pfuschen.

pfuschen Vb. ‘unfachmännisch, unordentlich, flüchtig arbeiten’, zuvor ‘unberechtigt eine nicht zunftgemäß gelernte Arbeit verrichten’ (16. Jh.), landschaftlich (bes. omd. westd.) auch fuschen. Wahrscheinlich eine Bildung zu futsch (s. d.), landschaftlich auch pfu(t)sch, das lautmalend zur Charakterisierung einer schnellen, hastigen, schwirrenden oder zischenden Bewegung dient. verpfuschen Vb. ‘(durch fehlerhafte Arbeit) verderben’ (18. Jh.). Pfuscher m. ‘wer ein Handwerk unberechtigt betreibt, wer oberflächlich, schlecht arbeitet, Stümper’, bereits gegen Ende des 14. Jhs., also früher als das Verb bezeugt, daher wohl unmittelbar zu pfu(t)sch gebildet. Pfuscherei f. ‘oberflächliche Tätigkeit, schlechte, liederliche Arbeit’ (17. Jh.). DWDS

Und was machen sie so beruflich? Ich gehe abends auf eine (meist) leicht erhöhte Fläche und tue so, als wäre ich jemand anderes, der ein Problem hat, und dies mit Anderen, die auch so tun, als wären sie Andere, bis ins Extrem durchspielt, dabei schauen mir wiederum andere Leute zu, die vorher Geld fürs Zusehen bezahlt haben.
Eintrittskarten für die Aufführungen der Volksbühne sind momentan Mangelware. Ich habe mich bei der letzten Vorstellung, ausverkauft, auf die Warteliste der heutigen setzen lassen. Keine Steuerkarte, nein, eine richtige. Jeder Abend dieser wichtigen Spielzeit scheint ausverkauft zu sein. Nur aus Trotz? 
Heute, an diesem Abend endet die Vorstellung ganz ohne Verbeugungsordnung, der Eiserne Vorhang senkt sich geräuschvoll (Habe ich da Pupsen gehört?), die lächelnden Spieler, die vorher einzeln und individuell "Tschüss" gesagt haben, verschwinden, (Sie stehen sicher aber am Inspizientenpult und schauen sich den wilden Applaus auf dem Monitor an.) der Eiserne setzt auf, ein Dröhnen ertönt, das in das Geräusch eines davonfliegenden Jets übergeht, dann Stille trotz andauernden Klatschens. Volksbühne zu Ende - aus - kaputt.
13 Schauspieler - ein Omen? - spielen. Ein Abend über das Mißlingen, trotz größten Bemühens. Ein hochorganisierter Abend in dem doch jeder einzelne Darstelller ganz frei scheint. Das ist wahrhaft ein seltenes Glück. Einer ist cool, ein anderer überangestrengt, eine verliert nie den Spaß, einer anderen gelingt dies nicht. Sie sind sehr verschieden, aber gemeinsam an einer Sache interessiert: es so großartig wie möglich zu machen und daran zu scheitern, wenn nötig. 
In Verkürzung ist das die Geschichte dieses Theaters, es wurde oft viel gewagt, mit phantastischem, herzerschütterndem Ergebnis und eben auch mit dem erlebten Eintreten des grandiosen Mißerfolgs. Ich nenne es Risiko. Eine Vision haben und möglicherweise haarscharf oder meilenweit danebenzuhauen, das war hier bisher möglich.
Rückblende:
Mit 14 sind wir bei den berühmt-berüchtigten VB-Spektakeln durchs Klofenster gestiegen, meine Freundin hat ihr Deutsch-Abitur über den Volksbühnen "Hamlet" mit Manfred Karge geschrieben, meine frühen Lieben waren allesamt Schauspieler der Volksbühne, bei den "Räubern" von Karge/Langhoff habe ich das erste Mal geahnt, wie nah mir alte Texte kommen können. Dem jetzigen Intendanten Frank Castorf bin ich, als theaterverliebte Jugendliche durch die tiefste Provinz unseres so sehr provinziellen Staates nachgereist.
Hier arbeiteten: Max Reinhardt, Erwin Piscator, Benno Besson, Manfred Karge & Matthias Langhoff, Johann Kresnik, Fritz Marquardt, Edzard Hausmann, Christoph Marthaler, Christoph Schlingensief, Dimiter Gottscheff, Renee Pollesch und unzählige andere Regisseure mit tollen Schauspielern, zum Beispiel: Paul Wegener, Emil Jannings, Ernst Lubitsch, Eduard von Winterstein, Werner Krauss, Henry Hübchen, Ruth Glöss, Dieter Montag, Hans Teuscher, Ralf Dittrich, Sophie Rois, Corinna Harfouch, Birgit Minichmayr, Kathrin Angerer, Bernhard Schütz, Herbert Fritsch, Martin Wuttke, Alexander Scheer, Ursula Karusseit und und und.
Und demnächst? 

http://www.berliner-zeitung.de/kultur/theater/intendantenwechsel-volksbuehne--wieso-wurde-die-reissleine-gezogen--mitten-im-flug----24819528 

Freitag, 9. Dezember 2016

John Lennon wurde vor 36 Jahren erschossen

Der 8. Dezember im Jahr 1980. 

Johanna, 22-jährig, sitzt im Büro ihrer Mentorin Ilse Galfert, um über den letzten Schliff an ihrer Abschlußarbeit zu reden. Die Überschrift der Arbeit: "Jutta oder die Kinder von Damutz" geschrieben von Helmut Bez, ein mittlerweile zu Recht vergessenes, damals aber überaus aufregendes Stück, über eine ostdeutsche Kindermörderin. Friedo Solter hatte es inszeniert im Großen Saal der Akademie der Künste der DDR, das DT war wegen Sanierung geschlossen, und ich spielte mehr schlecht als recht die Titelrolle, aber eben deswegen war der Weg zur "Gestaltung" dieser Bühnenfigur das Thema. 

Ilse Galfert, falls der Name Ihnen nichts sagt, war die ursprünglichste Inkarnation einer Dramaturgin, schlau, belesen, begeistert und knallhart in ihrer liebenden Beurteilung. Ein dummer, ungeschickter Chirurg hatte bei einer Stimmknötchen-Operation ihre Stimmbänder verletzt, so dass sie ihre klugen Dinge mit zu hoher leiser Stimme sagen mußte und ihr Büro-Sofa war immer übersät mit Büchern, Zeitungen und getrockneten Blumen, was sie davon abhalten sollte, auf diesem Sofa im Theater auch noch zu übernachten.
Wir sitzen also in diesem kleinen vollgestopften Büro und arbeiten, als Alexander Lang eintritt und ungläubig sagt: " Übrigens, John Lennon ist erschossen worden." Das Gespräch über das Zeitstück wurde nicht fortgesetzt an diesem Tag.
Das Bild ist überdeutlich und glasklar in meiner Erinnerung.


Der 8. Dezember 2016.

Alex, mein wichtigster Theaterlehrer, ist sehr krank.
Ilse Galfert, die ich sehr geliebt habe, starb vor vielen Jahren. Und ich bin schon ziemlich alt. 
John Winston Ono Lennon wurde vor 36 Jahren erschossen.
Sein Mörder, Mark David Chapman sitzt seit mehr als 30 Jahren im Gefängnis und ist derzeit in der Wende Correctional Facility in Alden, Erie County, New York inhaftiert.

Whatever Gets You Thru The Night

Whatever gets you thru the night
'salright, 'salright.
It's yor money or your life
'salright, 'salright.
Don't need a sword to cut thru' flowers,
Oh no, Oh no
Whatever gets you thru' your life
'salright, 'salright.
Do it wrong or do it right
'salright, 'salright.
Don't need a watch to waste your time,
Oh no, Oh no
Hold me darlin', come on listen to me,
I won't do you no harm;
Trust me darlin', come on listen to me
Come on listen to me, come on listen, listen.
Whatever gets you to the light
'salright, 'salright
Out of the blue or out of sight
'salright, 'salright
Don't need a gun to blow you mind,
Oh no Oh no.

Was immer Dich durch die Nacht bringt
Es ist ok, ist ok
Es ist Dein Geld oder Dein Leben
Es ist ok, ist ok.
Du brauchst kein Schwert um Blumen zu schneiden,
Oh nein, Oh nein
Was immer Dich durch die Nacht bringt
Es ist ok, ist ok.
Mach es richtig, mach es falsch
Es ist ok, ist ok.
Du brauchst keine Uhr, um Deine Zeit zu verschwenden
Oh nein, Oh nein
Umarme mich mein Liebling, komm, hör mir zu.
ich werde Dich nicht verletzen;
Vertrau mir Liebling, komm, hör mir zu.
Komm, hör mir zu, hör zu. 
Was immer Dich zum Licht führt
 Es ist ok, ist ok.
Völlig unerwartet oder unsichtbar
 Es ist ok, ist ok.
Du brauchst keine Kugel, um Dein Gehirn wegzublasen,
Oh nein, Oh nein.
 

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Eisern Union - Wir Werden Ewig Leben

Ich habe eine japanische No-Aufführung gesehen & sizilianisches Puppentheater aus dem Mittelalter, maorische Haka Tänze und Chinesische Oper, war auf Metall-Konzerten und bei Off-Theater Installationen, deren wahre Bedeutung mir fest verschlossen blieb. Was ich heute Abend erlebt habe, steht diesen Abenden an Exotik um nichts nach.
Es begann mit der Anreise, eine Landfahrt: von Mitte nach Ostkreuz, weiter nach Adlershof und dann mit der Strassenbahn nach Alt-Köpenick, dem ältesten Teil von Köpenick, bis zur Freiheit. Die freiheit 15 - Teil einer ehemaligen russischen Schule - ist heute ein Restaurations- und Kulturzentrum, und hier spielen seit zehn Jahren sechs hochbegabte Irre unter Leitung des schreibenden Regisseurs Jörg Steinberg Theater,  immer dasselbe Stück: "Und niemals vergessen – Eisern Union! – Das Stück zum Spiel". Und sind immer ausverkauft. Heute war die Voraufführung des zweiten Teils, der Sequel sozusagen, "Wir werden ewig leben". 


Die Truppe hatte Angebote woanders, an schickeren Orten zu spielen, und hat sie abgelehnt, denn nur hier können die wahren Fans direkt aus dem Stadion, der "Alten Försterei", auf kurzem Weg ins Theater laufen.
Fakt ist, dass sie es toll machen.
Aber für mich, die ich von Fußball noch weit weniger verstehe, als von Kalligraphie, war der Abend aus anderem Grund aufregend. Ein Saal voll von Wissenden erlebt ein Stück zu einem Thema, das sie brennend interessiert. Sie sind kenntnisreich, verstehen jede Anspielung, sie haben eine Meinung und prüfen sie am Gespielten. Sie sind beteiligt.
Eine Freundin von mir begeistert sich für Astrophysik. Sie kann wunderbar darüber sprechen und schreiben. Ich lausche und lese, verstehe ein Drittel, aber ich spüre die Leidenschaft und bin hingerissen.
So war es auch an diesem Abend, die Chiffren waren kryptisch, aber die Passion war körperlich fühlbar.
Ein kleiner proletarischer Verein, (Der Ruf "Eisern Union", so lese ich bei Wiki, geht auf die Bezeichnung „Schlosserjungs“ zurück, denn so wurden die Spieler wegen ihrer blauen Spielkleidung und ihrer überwiegenden Herkunft aus der Arbeiterklasse genannt.) ein kleiner Verein, der öfter absteigt, als er triumphiert, wenn ich es richtig verstehe, ein kleiner Verein der als "nicht staatstragender" Verein in der DDR, im Gegensatz zu Dynamo, die nicht perfekt Kompatiblen an sich band, ein kleiner Verein mit leidenschaftlichen Anhängern.
Auch nach dem heutigen Abend werde ich die Grundsätze eines Abseits nicht verstehen und mir auch weiterhin keine Spiele anschauen, obwohl sie doch so theatralisch sein sollen, aber ich habe für eine kurze Zeit eine sehr spezielle Art der Liebe nachempfinden können.
Die Heimfahrt. Bus nach Köpenick, Schienenersatzverkehr nach Ostkreuz, S-Bahn bis Alex, den folgenden Schienenersatzverkehr habe ich mir durch einen kurzen Fußmarsch erspart.


Das unten stehende Lied ist, ich kann es kaum glauben, von Nina Hagen.
Noch weiter unten findet ihr einen Link zu anderen Union-Hymnen.

Eisern Union!
Eisern Union! Immer wieder Eisern Union!
Immer wieder! Immer wieder!
Immer weiter - ganz nach vorn!
Immer weiter!
Ganz nach vorn!
Immer weiter
Immer weiter
Mit Eisern Union!

Eisern Union! Eisern Union!

Wir aus dem Osten gehen immer nach vorn.
Schulter an Schulter fьare Eisern Union.
Hart sind die Zeit und hart ist das Team.
Darum siegen wir mit Eisern Union.

Eisern Union! Immer wieder Eisern Union!
Eisern Union!
Immer weiter - ganz nach vorn!
Immer weiter immer weiter mit Eisern Union!

Wer spielt immer volles Rohr?
Eisern Union! Eisern Union!
Wer schieЯt gern ein extra Tor?
Eisern Union! Eisern Union!
Wer lдsst Ball und Gegner laufen?
Eisern Union! Eisern Union!
Wer lдsst sich nicht vom Westen kaufen?
Eisern Union! Eisern Union!

Dienstag, 6. Dezember 2016

Grünkohl mit Pinkel

Ich habe eine große Aufgabe gestellt bekommen. Am 18. Dezember diesen Jahres soll ich einer lieben Freundin Grünkohl mit Pinkel servieren. Uff. Zugegebenermaßen hatte ich sie um eine Koch-Herausforderung gebeten. 
Grünkohl mit Pinkel?
Also suche ich jetzt Rat. 

Grünkohl unter dem Alias Braunkohl kenne ich vom familiären Weihnachtsessen. Mein Vater stammte aus Sachsen-Anhalt und da ist grüner Kohl halt braun, aber nichtsdestotrotz sehr schmackhaft, leicht bitter und sehr saftig. 
Der Kohl muß Frost bekommen haben, weiß ich aus der einschlägigen Kochbuchliteratur. ("Einschlägig", ich weiß nicht wirklich, woher das Wort stammt, es klingt aber gut.) Oder man verwendet Tiefkühlkohl. (Auch ein schönes Wort.) Künstliche Vorfrostung.

 
Einmal, in Bremen, in der Familie eines Kapitäns zur See, war ich zu einem traditionellen Bremer Grünkohl-mit-Pinkel-Essen eingeladen. Nur unmaßgeblich verkürzt. In originaler Form wird erst stundenlang gelaufen oder gefahren (Kohlfahrt), getrunken und erst danach gegessen. Wir haben einfach sofort gegessen. Da das Festessen unfaßbar fettig ist, macht aber solche Vorbereitung Sinn. Drei Tage Verdauung sind einzuplanen. Zum Abschluß habe ich einen Zinnlöffel, als Fressorden geschenkt bekommen, weil ich mehr gegessen hatte, als alle anderen. Kochwürste, Schinkenpfefferle, Grützwurst und Bauchspeck vom Schwein und Grünkohl.
Kurzum: Wer weiß, wie ich Grünkohl und Pinkel herstelle, so dass es schmeckt und ich mich als Anfängerkoch nicht völlig blamiere?

Wiki sagt: Es gibt verschiedene Namensdeutungen, die die Bezeichnung allerdings weder mit „pinkeln“ (für urinieren) noch mit dem „feinen Pinkel“ (für einen eitlen Menschen) in Verbindung bringen. Der Ausdruck Pinkel (auch Püngel oder Pünkel) bedeutete vielmehr zusammengedrängte Masse oder kurzer, dicker Gegenstand und hat möglicherweise seine Weiterentwicklung zu Bündel gefunden. Ähnlich ist die Deutung, die sich von Pinker für den Mastdarm (hier: Rindermastdarm) ableitet, der traditionell bis heute als Wursthülle verwendet wird. Nach dem Wörterbuch von 1768 kommt Pinkel von Mastdarm und damit auch der Name der Wurst.Andere Deutungen leiten den Begriff vom ostfriesischen pink für Penis beziehungsweise vom englischen pinkie (oder niederländischen pink) für den kleinen Finger ab.
Und was ist überhaupt Hafergrütze?

Sonntag, 4. Dezember 2016

Phantastische Tiere

Mein kulturgefülltes Adventswochenende.

Die Perlen der Cleopatra ist eine Operette in drei Akten von Oscar Straus nach einem Libretto von Julius Brammer und Alfred Grünwald. In der Uraufführung am 17. November 1923 am Theater an der Wien in Wien spielten Fritzi Massary, Richard Tauber und Max Pallenberg die Hauptrollen.
Es gäbe sicher über Vieles viel zu sagen, werde ich aber nicht, sondern nur über Eine: Dagmar Manzel kann zaubern. Singen, na klar! Übrigens drei Oktaven! Spielen, und wie! Berlinern, und zwar echt. Sie ist schnell wie der Blitz und zart wie Seide und grell wie eine geile Neonwerbung und locker, selbst wenn sie aufgeregt ist. Sie hat Charme und Chuzpe. Sie ist cool. Dieses Genre war tot und Kowski und Dagmar haben ihm neues Leben eingehaucht. Das macht ihr keiner nach! Ihr merkt schon, ich bin ein Fan.

 Leider gab es keine Copyright Angabe zu diesem Photo.

Canova & der Tanz - Antonio Canova (1757 in Possagno – 1822 in Venedig), der bedeutendste Bildhauer des italienischen Neoklassizismus, hatte eine jahrzehntelange Passion für den Tanz. Die Ausstellung widmet sich seinem Lieblingsthema.




Die Dame ist allerdings nicht von Canova, sondern heißt "Berliner Tänzerin" und ist römisch, eine Kopie aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. nach einem griechischen Original. Nach Meinung von Dierks-Kiehl handelt es sich um eine Tänzerin mit einer Doppelflöte in beiden Händen, gegen diese Meinung Raeder, der eine Thyrsos-schwingende Mänade für wahrscheinlicher hält; Haltung: tänzelnd. (Arachne)
Und wenn man um sie herumgeht, weht ds leichte Kleid nach oben und enthüllt ihren hinreißenden klleinen Hintern, ganz keusch. 

 

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind ist ein Film von David Yates, der Elemente aus dem gleichnamigen Buch enthält, das von Joanne K. Rowling, als Begleitwerk zu den Harry Potter Romanen geschrieben wurde und zu dem sie auch das Drehbuch verfaßt hat.
Das magische Zoologiebuch Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (im Original: Fantastic Beasts and Where to Find Them) von Newt Scamander benutzt Harry Potter seit der ersten Klasse in Hogwarts. 
http://de.harry-potter.wikia.com

Tolle Tricks, wirklich phantastische Tiere, Eddie Redmayne ist zu ehrgeizig, aber drumherum spielen gute Leute, da fällt es nicht so doll auf, die Schlußpointe ist überraschend und es soll noch vier weitere Filme in dieser Reihe geben. 

Samstag, 3. Dezember 2016

Blauer Würger und Rondo Melange

Heute war ich auf einer ungewöhnlich angenehmen Geburtstagsfeier mit wirklich interessanten Gästen, Ostbiographien trafen auf westliche und vice versa.

Das Gespräch kam, warum weiß ich nicht mehr, auf Getränke und Lebensmittel in der DDR. 
Zuerst die alkoholischen Getränke: Rosenthaler Kardaker war mir nur bekannt unter dem Spitznamen "Schlüpferstürmer", denn wer immer den mitbrachte, hatte klar verständliche Absichten. Sambalita, ein Maracuja Likör (Igitt!) beförderte, im unklimatisierten Tourneebus des Deutschen Theaters, der uns zu einem Westgastspiel in Hamburg transportieren sollte, im überaus heißen Sommer 1988, zwei hochtalentierte Kollegen nahezu ins Delirium. Und dann der berüchtigte Blaue Würger!
Kristall Wodka, der zu den schlichteren Schnapsarten aus dem DDR-Angebot zählte, verdankte seinem Spitznamen "Blauer Würger" seinem blauen Etikett. Böse Zungen behaupteten, dass man nach Einsendung von hundert solcher blauen Etiketten bei der Krankenkasse einen Blindenhund gestellt bekam. Kristall Wodka war keine Bückware, sondern ging Kartonweise über den Ladentisch. Diese Produkt ging sogar in das Liedgut der DDR ein, wie etwa durch den Texter Christian Koch, der 1984 das Lied vom Blauen Würger und dem Blindenhund schrieb: Eine Flasche Blauen Würger, trinken wir im handumdrehn, und für jeden ganz normalen Bürger, kostet der nur vierzehn-zehn, eine Flasche Blauen Würger, trinken wir, der macht nicht fett, im Gegenteil, jeder Bürger, sieht dann aus wie's Etikett. Die zweite Flasche Blauen Würger, trinken wir im fußverdrehn, und jeder ganz normale Bürger, kann dann nicht mehr richtig stehn, die zweite Flasche Blauer Würger, die wirkt ganz unverzagt, man sagt dann solche heißen Sachen, die man sonst wohl niemals sagt. Die dritte Flasche Blauen Würger, trinken wir kaum noch im stehn, und jeder ganz normale Bürger, kann dann nicht mehr richtig sehn, die nächsten Flaschen Blauen Würger trinken wir und denken uns nichts bei, denn für jeden ganz normalen Bürger, gibt's den Blindenhund dann frei.
Quelle: http://www.ddr-brauwesen.de/glossar-k.php
Und dann natürlich Nordhäuser Doppelkorn! Und der fast mystische, weil mir nicht zugängliche "Kumpeltod". 
Wiki sagt:
Zu beziehen war ein Liter Trinkbranntwein für Bergarbeiter steuerfrei zu einem Preis von 1,60 Mark über Berechtigungsscheine, die in der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut auch als Talons bezeichnet wurden. Abgefüllt wurde er in Flaschen zu jeweils 0,5, 0,7 oder 1,0 Liter. Hergestellt wurde der Branntwein mit einem Alkoholgehalt von 32 Vol.-% meist in Brennereien, die in der Nähe von Bergbaubetrieben lagen, wie zum Beispiel in Nordhausen, Senftenberg, Lübben oder Lauter. Jedem Bergmann standen monatlich zwei, über Tage Beschäftigten ein Liter des Branntweins zu. Bei Normerfüllung oder -übererfüllung erhöhte sich die bezugsberechtigte Menge.
In der SAG Wismut standen ab 1947 den Arbeitern über Tage ein Liter und Arbeitern unter Tage zwei Liter im Monat zu. Später bekamen die Bergleute der SDAG Wismut im Streckenvortrieb oder im Abbau bis zu 6 Liter im Monat.
Bei den Bergleuten (übertage), die in den Braunkohle-Tagbauen arbeiteten, gab es im Winter zwei Liter pro Monat und im Sommer einen Liter „Kumpeltod“ pro Monat.
Ebenfalls war der Trinkbranntwein zum Beispiel die für Arbeiter und Angestellten des VEB Erdöl-Erdgas Grimmen oder auch für Schiffsbesatzungen der Handelsmarine der DDR verfügbar.
Der Weiterverkauf des Branntweins oder der Berechtigungsscheine war verboten und ein Verstoß gegen dieses Verbot wurde strafrechtlich verfolgt.
 
Es folgte im Gespräch die uns alle betreffende Schulspeisung. Blutwurst alias "Tote Oma" und süße Milchnudeln und apfelloser Milchreis und Jägerschnitzel (eine Scheibe gebratener Jagdwurst) und in ultimo: Spinat, von dem ich damals dachte, er wäre von Natur aus braun. Dieser braune breiige Gemüsebrei wurde stets mit hartem Rührei und chemisch geschälten zuvor in großen Plastiksäcken gelieferten Kartoffeln serviert.
Noch heute denke ich, dass mein Körper durch eben diese brutale Vergiftung, immun ist gegen jedwede Intoleranz. Ich habe einfach keinerlei Überemfindlichkeiten, weil ich schon a priori chemisch ausgegelastet bin.
Kaffee. Teuer, ja das war er. Ich habe nicht "Mona" sondern "Rondo" getrunken. Noch heute brühe ich, maschinenlos, Kaffee, jetzt Dallmayr Prodomo, in der Tasse mit kochendheißem Wasser auf. Polnischer Campingkaffee ist der beste und verlangt keine Aluminiumkapseln und keine Maschine.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kaffeekrise_in_der_DDR 
Weihnachtliches Marzipan, wurde aus Mangel an Mandeln nicht angeboten, dafür gab es Persipan.

Persipan ist eine dem Marzipan ähnliche Süßware, die aus Pfirsich- oder Aprikosenkernen hergestellt wird, und ein wenig herb-bitter schmeckt. Der Name ist ein Kunstwort aus lateinisch ‚persicus‘ (Pfirsich) und ‚Pan‘ von lat. ‚Brot‘. Aprikosen zur Herstellung von Persipan werden speziell gezüchtet und sind nicht genießbar. So beschreibt es Wiki.
 

Wir haben als gut trainierte Balkonraucher die Zigaretten ausgelassen. Und dabei wäre das ein interessantes Thema gewesen. Duett-Raucher oder Cabinett? F6 oder Karo filterlos und nur wenn gar kein Geld zur Verfügung stand? Meine Zunge, mein Magen, meine Leber, meine Lunge haben die ruchlose DDR überlebt. Was kann mir noch etwas antun?

http://www.ziltendorf.com/service/Rezepte/DDR/preise.htm 

DDR - Markennamen für Lebensmittel

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Markennamen_und_Produkten_in_der_DDR 

ernst jandl mensch - für claudia


mensch     mensch
dreh n     um
meusch     meusch
dreh u     um
mensch     mensch
dreh n     um
meusch     meusch
dreh u     um
mensch     mensch