ZWEI BRÜDER
So begann es ...
Picasso (vermutlich) Zwei Brüder 1905/06
Picasso (vermutlich) Zwei Brüder 1905/06
Und so endet es ...
TRAUER AN DES BRUDERS GRAB
Weithin über die Lande und über
die Meere gezogen,
Kehre
endlich ich heim, Bruder, zu traurigem Dienst,
Dass ich als letztes Geschenk dir weihe
die Gabe der Toten
Und deine
Asche umsonst rufe, die stumme, umsonst,
Da dich selbst nun einmal ein bittres
Geschick mir entrissen.
Bruder,
mein Bruder, warum wurdest du mir geraubt!
Nimm es denn hin, was unsere Väter
nach altem Brauche
Für
die Toten bestimmt als ein Ehrengeschenk,
Nimm es hin, was reichliche Brudertränen
benetzten:
Sei auf
ewige Zeit, Bruder gegrüßt und leb wohl!
Catull
Oder es endet so ...
ETEOKLES:
Verdammt sei Polyneikes! „Streit“ verheißt
Sein Name. Doch dass er’s wagt, gegen die Heimat
Krieg zu führen mit Barbaren-Übermacht –
Ich hätte ihn erwürgen sollen, als wir noch
spielten.
Jetzt erfüllt sich unsres Vaters Fluch.
POLYNEIKES:
Vorsorge traf ich für des Vaters Erbe,
Mich und ihn, damit der Fluch sich nicht
erfüllt,
Den Ödipus uns hinterließ, und Bruderzwist
Um Macht und Reichtum uns vernichtet.
Freiwillig trat ich zurück, zog in die Fremde
Und überließ Eteokles für ein Jahr die Krone,
Um Thebens Herrscher dann zu sein im nächsten
Jahr.
Er aber, der einen Eid
geschworen hat auf diesen Pakt,
Bricht sein Wort und
will den Thron
Und meinen Erbteil mir nicht zugestehen.
Noch jetzt bin ich bereit, wenn er mir gibt,
Was mein, des Heeres Abzug zu befehlen,
Mein Amt als König auszuüben, für ein Jahr,
Um es ihm herzuleihen für die gleiche Zeit.
In diesem Fall belagere ich Theben nicht
Und zieh die Sturmleitern zurück von seinen
Mauern.
Doch wird mein Anteil mir versagt, wage ich
alles!
Die Götter rufe ich als Zeugen,
Dass ich nur kämpfe für mein Recht,
Weil mich der Bruder rechtlos aus der Heimat
drängt!
ETEOKLES:
Wär unser Handeln nur auf eine Art zu
deuten,
Es gäb auf dieser Erde keinen Streit.
In Wahrheit ist den Menschen nichts gemeinsam,
Worte nur. Ich, Mutter, sprech es offen aus:
Vor nichts mache ich halt, ich gehe jeden Weg,
Und sei's bis in den dunklen Schoß der Erde,
Wenn ich von dort mir Herrschaft holen könnte.
Als Ältester bin ich zum Königsein geboren
Und kann unmöglich abtreten die Macht an einen,
Der nicht dazu taugt. Ich wär kein Mann!
Und schwach und schmachvoll stünde Theben da,
Wenn ich, durch fremde Waffen eingeschüchtert,
Mein Zepter einem Nebenkönig überließ.
Nein! Will Polyneikes ungekrönt in unsern Mauern
wohnen,
Meinetwegen. Doch was den Thron betrifft,
Geb ich nicht nach und zerreiße unsern Pakt,
Der Stadt zum Heil, die es verdient,
Dass nur der Beste sie regiert.
POLYNEIKES:
Mutter –
ETEOKLES:
Du bist ihr Sohn nicht mehr!
IOKASTE:
Nie zeigtet ihr euch mehr als Söhne
eures Vaters.
POLYNEIKES:
Er verhöhnt mich!
ETEOKLES:
Und du, hast du mich nicht verhöhnt?
POLYNEIKES:
Bruder, wo stehst du in der Schlacht?
ETEOKLES:
Warum fragst du?
POLYNEIKES:
Wenn ich dich finde, töt' ich dich.
ETEOKLES:
Ich komme dir zuvor.
Goya - Kampf mit Keulen 1820/23
Das Bild bezieht sich auf die Sage von Kadmos & den Drachenzähnen. Nachdem er
einen Drachen getötet hatte, erschien Kadmos, dem Sohn eines phönizischen Königs,
die Pallas Athene und befahl ihm, die Zähne des Drachen in aufgelockertes Erdreich
zu säen. Er
öffnete mit dem Pflug eine breite Furche im Boden und fing an,
die
Drachenzähne
auszustreuen. Bald darauf begann die Scholle sich zu rühren, und aus
den Furchen hervor blickten zuerst die Spitzen von Lanzen, dann Helme hervor, bald
ragten
Schultern und bewaffnete Arme aus dem Boden, und endlich standen hunderte
gerüstete Krieger, vom Kopf bis zum Fuße der Erde entwachsen, vor ihm. Einer des
erdentsprossenen Volke rief Kadmos zu: "Nimm deine Waffen nicht, Menge dich nicht
in unsere inneren Kriege!" und er holte mit einem Schwertstreich gegen einen der
ihm zunächst aus der Furche hervorgekommenen
Brüder aus; ihn selbst streckte zu
gleicher
Zeit eine geworfene Lanze nieder, der von einem anderen geflogen kam.
Auch
der, welcher ihm den Tod gegeben, verhauchte unter einer Wunde den gerade
empfangenen Atem wieder. Der ganze Männerhaufen tobte
in fürchterlichem Kampf,
nur fünf überlebten. Mit diesen fünf Kriegern baute Kadmos eine neue Stadt und
taufte sie Kadmeia, die später Theben genannt wurde. (nach www.sagen.at)