Dienstag, 14. Oktober 2014

Antigone 3 - Zwei Brüder



ZWEI BRÜDER


So begann es ...



Picasso (vermutlich) Zwei Brüder 1905/06


Picasso (vermutlich) Zwei Brüder 1905/06


Und so endet es ...



TRAUER AN DES BRUDERS GRAB


Weithin über die Lande und über die Meere gezogen,
Kehre endlich ich heim, Bruder, zu traurigem Dienst,
Dass ich als letztes Geschenk dir weihe die Gabe der Toten
Und deine Asche umsonst rufe, die stumme, umsonst,
Da dich selbst nun einmal ein bittres Geschick mir entrissen.
Bruder, mein Bruder, warum wurdest du mir geraubt!
Nimm es denn hin, was unsere Väter nach altem Brauche
Für die Toten bestimmt als ein Ehrengeschenk,
Nimm es hin, was reichliche Brudertränen benetzten:
Sei auf ewige Zeit, Bruder gegrüßt und leb wohl!

Catull


Oder es endet so ...

ETEOKLES: 
Verdammt sei Polyneikes! „Streit“ verheißt
Sein Name. Doch dass er’s wagt, gegen die Heimat
Krieg zu führen mit Barbaren-Übermacht –
Ich hätte ihn erwürgen sollen, als wir noch spielten.
Jetzt erfüllt sich unsres Vaters Fluch.

POLYNEIKES: 
Vorsorge traf ich für des Vaters Erbe,
Mich und ihn, damit der Fluch sich nicht erfüllt,
Den Ödipus uns hinterließ, und Bruderzwist
Um Macht und Reichtum uns vernichtet.
Freiwillig trat ich zurück, zog in die Fremde
Und überließ Eteokles für ein Jahr die Krone,
Um Thebens Herrscher dann zu sein im nächsten Jahr.
Er aber, der einen Eid geschworen hat auf diesen Pakt,
Bricht sein Wort und will den Thron
Und meinen Erbteil mir nicht zugestehen.
Noch jetzt bin ich bereit, wenn er mir gibt,
Was mein, des Heeres Abzug zu befehlen,
Mein Amt als König auszuüben, für ein Jahr,
Um es ihm herzuleihen für die gleiche Zeit.
In diesem Fall belagere ich Theben nicht
Und zieh die Sturmleitern zurück von seinen Mauern.
Doch wird mein Anteil mir versagt, wage ich alles!
Die Götter rufe ich als Zeugen,
Dass ich nur kämpfe für mein Recht,
Weil mich der Bruder rechtlos aus der Heimat drängt!

ETEOKLES: 
Wär unser Handeln nur auf eine Art zu deuten,
Es gäb auf dieser Erde keinen Streit.
In Wahrheit ist den Menschen nichts gemeinsam,
Worte nur. Ich, Mutter, sprech es offen aus:
Vor nichts mache ich halt, ich gehe jeden Weg,
Und sei's bis in den dunklen Schoß der Erde,
Wenn ich von dort mir Herrschaft holen könnte.
Als Ältester bin ich zum Königsein geboren
Und kann unmöglich abtreten die Macht an einen,
Der nicht dazu taugt. Ich wär kein Mann!
Und schwach und schmachvoll stünde Theben da,
Wenn ich, durch fremde Waffen eingeschüchtert,
Mein Zepter einem Nebenkönig überließ.
Nein! Will Polyneikes ungekrönt in unsern Mauern wohnen,
Meinetwegen. Doch was den Thron betrifft,
Geb ich nicht nach und zerreiße unsern Pakt,
Der Stadt zum Heil, die es verdient,
Dass nur der Beste sie regiert.

POLYNEIKES: 
Mutter –

ETEOKLES: 
Du bist ihr Sohn nicht mehr!

IOKASTE: 
Nie zeigtet ihr euch mehr als Söhne eures Vaters.

POLYNEIKES: 
Er verhöhnt mich!

ETEOKLES: 
Und du, hast du mich nicht verhöhnt?

POLYNEIKES: 
Bruder, wo stehst du in der Schlacht?

ETEOKLES: 
Warum fragst du?

POLYNEIKES:
 Wenn ich dich finde, töt' ich dich.

ETEOKLES:
Ich komme dir zuvor.


Goya - Kampf mit Keulen 1820/23

      Das Bild bezieht sich auf die Sage von Kadmos & den Drachenzähnen. Nachdem er 
      einen Drachen getötet hatte, erschien Kadmos, dem Sohn eines phönizischen Königs, 
      die Pallas Athene und befahl ihm, die Zähne des Drachen in aufgelockertes Erdreich 
      zu säen. Er öffnete mit dem Pflug eine breite Furche im Boden und fing an, die 
      Drachenzähne auszustreuen. Bald darauf begann die Scholle sich zu rühren, und aus 
      den Furchen hervor blickten zuerst die Spitzen von Lanzen, dann Helme hervor, bald 
      ragten Schultern und bewaffnete Arme aus dem Boden, und endlich standen hunderte 
      gerüstete Krieger, vom Kopf bis zum Fuße der Erde entwachsen, vor ihm. Einer des 
      erdentsprossenen Volke rief Kadmos zu: "Nimm deine Waffen nicht, Menge dich nicht 
      in unsere inneren Kriege!" und er holte mit einem Schwertstreich gegen einen der 
      ihm zunächst aus der Furche hervorgekommenen Brüder aus; ihn selbst streckte zu 
      gleicher Zeit eine geworfene Lanze nieder, der von einem anderen geflogen kam. 
      Auch der, welcher ihm den Tod gegeben, verhauchte unter einer Wunde den gerade 
      empfangenen Atem wieder. Der ganze Männerhaufen tobte in fürchterlichem Kampf, 
      nur fünf überlebten. Mit diesen fünf Kriegern baute Kadmos eine neue Stadt und 
      taufte sie Kadmeia, die später Theben genannt wurde. (nach www.sagen.at)



3 Kommentare:

  1. etwas lockerer: http://www.nytimes.com/2011/09/25/books/review/the-sibling-effect-by-jeffrey-kluger-book-review.html?pagewanted=all&_r=0

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  2. Ha! Very funny! You are a younger brother, aren't you? Right. I am an much older sister.

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  3. Du hast einen Szenenausschnitt gewählt, bei dem ich mit dem Kopf an den eisernen Vorhang schlage... und mit Recht... weil die beiden meine Söhne sind... und man zu diesem Zeitpunkt als Mutter das imense Bedürfnis bekommt genau das zu tun.
    Ersetzt man die beiden Brüder durch Länder kann man ihren Zustand vergrößert wiederfinden, mehrfach. Ob es unserem Planeten manchmal wie Iokaste geht kann ich nicht sagen.

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