TUCCIA, DIE VERSCHLEIERTE
Geschaffen von Antonio Coradino
Tuccia war Vestalin, eine der jungfräuliche Priesterin der Vesta, Göttin des Herdes, des Heimes und so der ganzen Stadt Rom. Gegen sie wurden
Geschaffen von Antonio Coradino
Tuccia war Vestalin, eine der jungfräuliche Priesterin der Vesta, Göttin des Herdes, des Heimes und so der ganzen Stadt Rom. Gegen sie wurden
fälschliche Anschuldigungen erhoben, sie hätte ihre Reinheit nicht bewahrt,
was unweigerlich zum Tode durch Verhungern und Verdursten in einem verschlossenen Verließ geführt hätte. Die Unkeuschheit einer Vestalin gefährdete den Frieden und die Sicherheit der Stadt und mußte deshalb hart bestraft werden. Allerdings wurde in politisch ungünstigen Zeiten, manchmal einfach eine Vestalin angeklagt, um einen vorgeschobenen Grund für militärische Niederlagen oder wirtschaftliche Probleme zu liefern, die Technik des Sündenbockes ist schon sehr alt, wie man sieht.
Um die Intaktheit ihrer Jungfernhaut zu beweisen, trug Tuccia Wasser in einem
geflochtenen Korb (Sieb) vom Tiber in die Stadt, ohne einen Tropfen zu verschütten und rettete so ihr Leben.
Ob der sich anschmiegende Schleier allerdings deshalb wie feucht wirkt, weil sie sich im Jubel anschließend das Wasser über den Kopf gegossen hat oder einfach nur, weil es so wunderschön und verlockend aussieht, mag ich nicht zu sagen.
Um die Intaktheit ihrer Jungfernhaut zu beweisen, trug Tuccia Wasser in einem
geflochtenen Korb (Sieb) vom Tiber in die Stadt, ohne einen Tropfen zu verschütten und rettete so ihr Leben.
Ob der sich anschmiegende Schleier allerdings deshalb wie feucht wirkt, weil sie sich im Jubel anschließend das Wasser über den Kopf gegossen hat oder einfach nur, weil es so wunderschön und verlockend aussieht, mag ich nicht zu sagen.
©Sailko
Geschaffen um 1773, sie steht im Palazzo Barberini in Rom.
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Die jungfräuliche Elizabeth I. mit einem Sieb
George Gower 1579
Geschaffen um 1773, sie steht im Palazzo Barberini in Rom.
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Die jungfräuliche Elizabeth I. mit einem Sieb
George Gower 1579
DIE VESTALIN
In den stillen Tempel lärmend
Bricht das Volk, empört in Wut:
»Auf und schleppt sie vor den Prätor,
Tilgt die Schuld in ihrem Blut,
Denn kein Rauch steigt mehr zum Himmel,
Und erloschen liegt die Glut.
Priesterin, wo war dein Eifer,
Priesterin, wo war dein Herz?
Träumtest du der Liebe Träume,
Pflogest du der Liebe Scherz?
Sucht den Buhlen und zerfleischt ihn
Glied für Glied mit scharfem Erz.
Doch sie selbst scharrt in die Erde
Lebend ein mit ihrer Schmach.«
Also tobt die blinde Menge,
Von den Säulen schallt es nach.
Doch erwacht aus tiefem Schweigen
Trauervoll die Jungfrau sprach:
»Wehe, rohe Männer, wehe,
Die ihr scheulos, wild, im Streit,
Auf den Lippen Zorn und Flüche,
In dies Haus getreten seid:
Nicht die Priesterin, ihr selber
Habt das Heiligtum entweiht.«
»Heuchlerin, da sieh die Asche!
Sprich, was löschte diese Glut?«
»Unauslöschlich lodert Vestas
Herd in meines Herzens Hut:
Und was diese Brände löschte, –
Das war meiner Tränen Flut.«
»Tränen? was hast du zu weinen,
Du der Göttin Dienerin?«
»Vor drei Tagen sank bei Cannä
Romas Ruhm und Macht dahin,
Und als Priesterin ich worden,
Blieb ich dennoch Römerin.«
»Nicht um Rom, um einen Buhlen,
Der gefallen, weint sie wohl:
Auf! ergreift sie, sie soll sterben,
Schleift sie fort aufs Kapitol.«
Doch die Priesterin umklammert
Fest der Göttin Steinsymbol:
»Höre mich, du große Göttin,
Die du reiner dort nicht thronst
In den Hallen des Olympos,
Als du mir im Herzen wohnst,
Die du schrecklich strafst den Frevel,
Wunderbar die Unschuld lohnst:
Höre mich, die alle Feuer
Mit dem heil'gen Atem schürt:
Bin ich rein an Leib und Seele,
Wie der Priesterin gebührt, –
Auf, entzünde diese Kohlen,
Wie sie meine Hand berührt.«
Spricht's, und auf die schwarzen Brände
Legt sie leis die weiße Hand: –
Und ein Donnerschlag erdröhnet,
Licht umflutet ihr Gewand,
Und empor vom Opferherde
Lodert goldig heller Brand.
Auf die Kniee stürzt die Menge:
Doch die hohe Jungfrau spricht:
»Wenn der Unschuld hier auf Erden
Jeder letzte Schutz gebricht,
Mutig greift sie in den Himmel,
Holt herunter sein Gericht.«
Felix Dahn