Samstag, 25. Januar 2014
DEUTSCHES ESSEN - GRÜNKOHL UND PINKEL
Grünkohl & Pinkel & Bregenwurst & Gestreifter Speck & Kassler & Kartoffeln, das alles mit scharfem Senf & starkem Kümmelschnaps
In Bremen zum Grünkohl und Pinkel Essen eingeladen zu werden, ist keine Geste harmloser sozialer Interaktion, sondern eher ein Akt der Einweihung in ein kompliziertes norddeutsches bürgerliches Ritual der fremdartigen, herzlichen und äußerst nahrhaften Art. Zum Überleben dieses grandiosen Erlebnisses ist ein gußeiserner Magen von Nöten und mittlere Alkoholverträglichkeit.
Vorher wird gelaufen, zwei bis drei Stunden, den Teil habe ich wegen vertraglichen Arbeitsverpflichtungen überspringen dürfen, während dieses Spazierganges wird gewürfelt und wenn eine Sechs erscheint, getrunken, der Würfel hat allerdings nur Sechsen. Dann wird gegessen, unglaublich viel, sehr schmackhaft, sehr schwer, sehr lecker und möglichst lange. Wer am längsten ißt, gewinnt den Preis des besten Pinkelessers. Manche Familien entscheiden dieses Ergebnis auch durch zweimaliges Wiegen der Teilnehmer, vorher und nachher. Heute habe ich gewonnen, aber natürlich nur weil ich der zu initierende Gast war. Ich habe deshalb einen sehr schönen Zinnlöffel geschenkt bekommen, aus dem wird der traditionelle und überlebenswichtige Kümmel getrunken, früher aß man mit diesem Löffel dann auch. Und die Redewendung vom Löffel, der abgegeben wird, könnte sehr gut, von einem Pinkelesser im Verdauungskoma erfunden worden sein.
Diese irrwitzigen Eßgewohnheiten, die wir frühkindlich annehmen und nur unter großer Anstrengung und mit ideologisch geschärftem Willen vermeiden können.
Gebt mir Fleisch, gebt mir Fett, gebt mir stark gewürzte Speisen, gebt mir dicke Saucen und Zutaten, die ich zusammenmanschen kann - und - ich bin glücklich. Kalbfleisch-Schnitzel ist edel, aber Schweineschnitzel ist des Berliners Droge, und zwar unbedingt dickpaniert und nicht dünngeklopft. Buletten, Blutwurst, Klopse, Eisbein, Kassler, Schweinebraten und Rouladen, im Geiste bin ich Vegetarier, aber mein Magen schreit lauthals nach Fleisch. Salat ist wunderbar, Gemüse al dente herrlich, aber fette Eintöpfe mit Fleischbeilage bleiben mein inneres Traumbild an kalten Wintertagen - Kohl mit Kassler, grüne Bohnen mit Hammelfleisch, Teltower Rübchen mit Rinderfleisch, nichts davon gesund, alles Kindheit.
Senf ist auch so ein Ding. Als Kind im Strandbad hatte ich die Wahl zwischen einer Bockwurst für eine Mark und zehn Stullen mit Senf für den gleichen Preis, keine Frage, wie ich mich entschieden habe. Im Ferienlager an der Ostsee mußten "unartige" Kinder beim Neptunfest Essig trinken oder Senf essen, Teufelspädagogik a la DDR, aber ich liebte beides, Essig und Senf, da triumphierte das böse Kind!
Vielleicht sterben mit meiner Generation die letzten uneinsichtigen Fresser von
ungesunden, aber wundervoll wohlschmeckenden Schädlichkeiten aus. Vielleicht ist das gut so. Aber trotzdem ist es schade drum.
Dies alles gilt natürlich nur für den wohlversorgten, guternährten Teil der Welt, in dem ich glücklicher- und zufälligerweise lebe.
TRINKSPRUCH NACH DEM PINKELESSEN:
Gastgeber:Ik seh di!
Ich sehe dich!
Gast:Dat freit mi!
Das freut mich!
Gastgeber:Ik sup di to!
Ich trinke dir zu!
Gast:Dat do!
Das tu!
Gastgeber:Prost!
Gastgeber:Ik heb di tosapen!
Ich habe dir zugetrunken!
Gast:Hest’n Rechten drapen!
Hast den Richtigen getroffen!
Wiki sagt dazu:
DEN LÖFFEL ABGEBEN:
Die unverzichtbare Tätigkeit des Essens steht bei dieser Redewendung Pate, mitsamt der Tatsache, dass im Mittelalter und früher Neuzeit das Armeleuteessen üblicherweise ein Brei in einer Schüssel für alle inmitten des Tischs war, wofür ein jeder seinen eigenen Löffel parat hatte. Diesen höchsteigenen, nicht selten selbstgeschnitzten, Löffel wegzulegen, ist dabei gleichbedeutend mit dem Ende des Lebens. Im Schwarzwald gab es früher die Tradition, dass ein Löffel im persönlichen Besitz war und nach dem Tod nicht weitergegeben, sondern an die Wand des Bauernhauses gehängt wurde. Den Knechten dagegen wurde nicht selten vom Bauern ein Löffel zur Verfügung gestellt, den sie abgeben mussten, wenn sie weiterzogen oder der weiterverwendet wurde, wenn sie starben.
PINKEL:
Es gibt verschiedene Namensdeutungen, die die Bezeichnung allerdings weder mit „pinkeln“ (für urinieren) noch mit dem „feinen Pinkel“ (für einen eitlen Menschen) in Verbindung bringen. Der Ausdruck Pinkel (auch Püngel oder Pünkel) bedeutete vielmehr zusammengedrängte Masse oder kurzer, dicker Gegenstand und hat möglicherweise seine Weiterentwicklung zu Bündel gefunden. Ähnlich ist die Deutung, die sich von Pinker für den Mastdarm (hier: Rindermastdarm) ableitet, der traditionell bis heute als Wursthülle verwendet wird.
BREGENWURST:
oder Brägenwurst ist eine rohe oder leicht geräucherte Mettwurst aus magerem Schweinefleisch, Schweinebauch, Zwiebeln, Salz und Pfeffer. Sie ist eine Spezialität in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt und wird meist zu Grünkohl gegessen, der regional als Braunkohl bezeichnet wird; dazu lässt man sie eine Weile zusammen mit dem Kohl garen. Ihren Namen hat die Bregenwurst vom früher zugegebenen Schweinehirn: Plattdeutsch steht Bregen oder Brägen für Hirn, heute darf Hirn nicht mehr verarbeitet werden.
Donnerstag, 23. Januar 2014
Houdon - Köpfe & Körper
Jean-Antoine Houdon
Louise Brongniart 1777
Louise & ihr Bruder Alexandre Brongniart
Winter, Das Frierende Mädchen, Die Fröstelnde, Frileuse 1783
Fast versteckt hinter ihren Beinen, der zerbrochene Krug, das Zeichen für die verlorene Jungfräulichkeit, in der späteren Bronzeversion fehlt der Krug.
Die tote Drossel
...
O wie stille ein Gang den blauen Fluss hinab
Vergessenes sinnend, da im gruenen Geaest
Die Drossel ein Fremdes in den Untergang rief.
Vergessenes sinnend, da im gruenen Geaest
Die Drossel ein Fremdes in den Untergang rief.
...
Georg Trakl - Sebastian im Traum
Montag, 20. Januar 2014
FRIKASSEE
Ich liebe es, zu essen. Chinesisch, japanisch, vietnamesisch, indisch,
französisch und und und... Ich bin fast immer hungrig, sehr neugierig,
sehr verfressen und stets in Gefahr, zu dick zu werden. Aber wenn ich über
meine mögliche Henkersmahlzeit nachdenke, erscheinen vor meinem
visuellen Magen ganz heimatliche Bilder: Schnitzel, natürlich dick paniert,
mit Kartoffeln, grünen Bohnen und brauner Butter oder Frikassee mit Reis.
Frikassee ist Kinderessen, breiig, matschig, dicklich, fett, füllend - schmeckt.
Hühnchen, Sahne, Blumenkohl und Kapern, mhmmmm!
Muß man mit dem großen Löffel essen! Schaufeln. Schmatzen erwünscht.
Hühnerfrikassee
(Wie es meine Mutter kocht)
Frikassee (französisch fricassée, „Sammelsurium“) ist ein Ragout
aus hellem Fleisch in heller Sauce.
(Wie es meine Mutter kocht)
Frikassee (französisch fricassée, „Sammelsurium“) ist ein Ragout
aus hellem Fleisch in heller Sauce.
Circa sechs Hühnerkeulen & ein Bund Suppengrün zusammen abkochen.
Das Fleisch ohne Haut von den Knochen lösen und beiseite stellen.
Einen Blumenkohl al dente kochen, in Röschen zerteilen, beiseite stellen.
In die Brühe eine kleine halbe Flasche Weißwein geben, aufkochen.
½ l Sauce hollandaise hineingeben (auch Fertig-Soße, am besten von
Lukullus) & mit der Suppe verrühren.
Hühnerfleisch und Blumenkohl dazugeben.
Noch einmal aufkochen lassen und mit Zucker, Salz, Pfeffer, Maggi
abschmecken.
Reichlich Kapern hineingeben!
BLUMENKOHL
HÜHNERKEULE
DER SÜSSE BREI
Es war einmal ein armes, frommes Mädchen, das lebte mit seiner Mutter
allein, und sie hatten nichts mehr zu essen. Da ging das Kind hinaus in
den Wald, und begegnete ihm da eine alte Frau, die wusste seinen Jammer
schon und schenkte ihm ein Töpfchen, zu dem sollt es sagen: "Töpfchen,
koche," so kochte es guten, süssen Hirsebrei, und wenn es sagte:
"Töpfchen, steh," so hörte es wieder auf zu kochen.
Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim, und nun waren sie
Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim, und nun waren sie
ihrer Armut und ihres Hungers ledig und assen süssen Brei,
sooft sie wollten.
Auf eine Zeit war das Mädchen ausgegangen, da sprach die Mutter:
Auf eine Zeit war das Mädchen ausgegangen, da sprach die Mutter:
"Töpfchen, koche," da kocht es, und sie isst sich satt; nun will
sie, dass das Töpfchen wieder aufhören soll, aber sie weiss das Wort
nicht. Also kocht es
fort, und der Brei steigt über den Rand hinaus und
kocht immerzu, die Küche und das ganze Haus voll und das zweite Haus und
dann die Strasse, als
wollt's die ganze Welt satt machen, und ist die
grösste Not, und kein
Mensch weiss sich da zu helfen. Endlich, wie nur
noch ein einziges Haus
übrig ist, da kommt das Kind heim und spricht
nur: "Töpfchen, steh," da
steht es und hört auf zu kochen, und wer
wieder in die Stadt wollte, der
musste sich durchessen.
Märchen der Gebrüder Grimm
KAPERN
SAHNE
Sonntag, 19. Januar 2014
Kim Jong-Il & Kim Jong-Un - Monster bevor sie Monster wurden
NORDKOREA UND SEINE "FÜHRER"-FAMILIE
Eine Horrorgeschichte
DER GROSSVATER - KIM IL-SUNG
Kim Il-Sung
"Führer" Nord-Koreas von 1948 bis 1994
"Führer" Nord-Koreas von 1948 bis 1994
DER VATER - KIM JONG-IL
Kim Jong-Il mit seinen Eltern Kim Jong-suk & Kim Il-sung
(undatiert)
ebenso
(undatiert)
Kim Jong-Il
(Zweiter von rechts, undatiert)
DER ENKEL - KIM JONG-UN
Kim Jong-Il mit seiner Familie
Kim Jong-Un rechts vorne, in der hinteren Reihe seine vierte Frau Kim Ok, die Schwester seiner früheren Frau Sung Hye Rang and her children Lee Nam Ok and Lee Il Nam
(1981)
Kim Jong-Un (undatiert)
Samstag, 18. Januar 2014
Verschmitzt - ein feines Eigenschaftswort
VERSCHMITZT
verschmitzt, verschmitzter, am verschmitztesten
DWDS
verschmitzt Part.adj. "in freundlich-lustiger Weise klug, pfiffig, gerissen" (Mitte 16. Jh.), zu frühnhd. verschmitzen "mit Ruten schlagen, beleidigen" (16. Jh.), demnach "durch Schläge klug geworden, gewitzt" (s. auch gerieben). Zugrunde liegt mhd. smitzen "mit Ruten hauen, geißeln, züchtigen, schlagen, beschmieren, beschimpfen, beschädigen", nhd. schmitzen (bis 18. Jh.), das wohl am besten als Intensivum zu mhd. smīʒen "streichen, schmieren, schlagen" aufzufassen ist.
Verschmitzt und verschlagen haben offensichtlich eine ähnliche Wurzel, aber heute einen völlig unterschiedlichen Bedeutungsklang, wo das Erstere Charme und Einverständnis einschließt, wissen wir beim Zweiteren, dass wir übervorteilt, hintergangen und übervorteilt werden sollen. Wie passiert das? Zwei Worte entstehen und irgendwo, irgendwann trennen sich ihre Wege und eines Tages stehen sie sich fremd gegenüber? Spannend.
© Frank Vogelskamp 1998
"Nein, ich habe diese Fensterscheibe nicht kaputt gemacht."
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
aus dem Verb hat sich das part. prät. erhalten. die andern Formen sind ungebräuchlich geworden, aber verschmitzt ist ein beliebtes Adjectiv.
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
1. Schmitzen, verb. reg. act. welches das intensive Diminutivum von schmeißen, schlagen, ist, und mit einem dünnen biegsamen Körper schlagen oder hauen bedeutet, von dem ähnlichen damit verbundenen Schalle. Es kommt nur hin und wieder vor. Im Oberdeutschen sagt man auch hinschmitzen, für hinschmeißen, hinfallen. In dem zusammen gesetzten verschmitzt herrscht eben dieselbe Figur, welche in verschlagen Statt findet, nur daß schmitzen und schlagen hier nicht percutere bedeuten, sondern, wie ähnliche Wörter dieser Art, eigentlich den Begriff der Schlankheit und Schmeidigkeit haben, des Vermögens sich in allen Fällen zu drehen und zu winden, da denn schmitzen in diesem Falle zu dem folgenden gehören würde.
Band 3. Leipzig 1798, S. 1578
Pierer's Universal-Lexikon
Schmitzen, 1) mit einem dünnen u. biegsamen Körper schlagen; 2) abfärben, Schmutz fahren lassen; 3) mit einem dicklich flüssigen Körper bestreichen; 4) so v.w. Färben, bes. Schwarz färben; 5) beim Druck von einer Stelle schmutzig od. gleichsam halb doppelt herauskommen.
Band 15. Altenburg 1862, S. 331
SYNONYME:
listig, lustig, schelmisch, schlau, spitzbübisch, ausgekocht, raffiniert, pfiffig, ausgefuchst, bauernschlau, clever, gewieft, gewitzt, listig, taktisch, durchtrieben, fintenreich, gerissen, geschickt, hinterlistig, listenreich, raffiniert
EMOTICON
;-< = verschmitzt lächeln
oder
SCHMITZ KATZE hat übrigens eine ganz andere Wurzel: Dieser Name entwickelte sich mit der Zeit aus dem Beruf des Schmieds. Mitglieder dieser Arbeiterzunft hatten früher häufig eine oder mehrere Katzen in ihren Werkstätten, um Mäuse und andere ungebetene Gäste zu verjagen. Wenn der Mäusejäger bei der Jagd einmal in die Nähe des Ambosses kam und das Herrchen just in diesem Moment mit voller Kraft auf sein Schmiedegut schlug – dann suchte die erschrockene Katze urplötzlich das Weite. Man könnte auch sagen: Sie geht ab wie des Schmieds Katze – oder eben Schmitz Katze.
http://www.einfachtierisch.de/katzen/das-geht-ab-wie-schmitz-katze-was-steckt-dahinter-id35235/
Alfred Stieglitz photographiert Georgia O'Keeffe
“Photography is my passion, the search for truth, my obsession.”
"Photographie ist meine Leidenschaft, die Wahrheitssuche meine Besessenheit." Allfred Stieglitz
Und Georgia meine Liebe. So würde ich den Satz vervollständigen, wenn ich diese Photographien anschaue.
Die beiden lebten und kämpften eine sehr lange, sehr intensive Beziehung, inclusive außerehelicher Affairen, Trennungen geographischer Art, und auch emotionaler, voll Arbeit und voll von gegenseitiger tiefster Zuneigung. Sie schrieben sich tausende Briefe. Er photographierte sie oft und oft. Sie respektierten einander als Künstler.
1. Juni 1917:
"wie ich dich photographieren wollte - die hände - den mund - & augen - & den in schwarz gehüllten körper - den flecken weiß - & die kehle - aber ich wollte nicht in deine zeit eindringen -"
"How I wanted to photograph you — the hands — the mouth —
& eyes — & the enveloped in black body — the touch of white —
& the throat — but I didn't want to break into your time — "
Alfred Stieglitz
"Ich glaube, mir ist es wichtiger, dass Stieglitz etwas - alles was ich gemacht habe - mag, als irgendjemand sonst, den ich kenne."
" I believe I would rather have Stieglitz like something - anything I had done - than anyone else I know"
Georgia O'Keeffe
I believe I would rather have Stieglitz like something - anything I had done - than anyone else I know.
Read more at http://www.brainyquote.com/quotes/authors/g/georgia_okeeffe.html#oUWH12Qg0s07Fr4L.99
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I believe I would rather have Stieglitz like something - anything I had done - than anyone else I know.
Read more at http://www.brainyquote.com/quotes/authors/g/georgia_okeeffe.html#oUWH12Qg0s07Fr4L.99
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1920
© Georgia O’Keeffe Museum
1918
© J. Paul Getty Trust
© J. Paul Getty Trust
1932
© Gift to the Metropolitan Museum of Art
through the generosity of The Georgia O'Keeffe Foundation
and Jennifer and Joseph Duke
through the generosity of The Georgia O'Keeffe Foundation
and Jennifer and Joseph Duke
1918
J. Paul Getty Museum, Los Angeles
© Estate of Georgia O’Keeffe
© Estate of Georgia O’Keeffe
1918
© Estate of Georgia O’Keeffe
© Estate of Georgia O’Keeffe
1918/19
© Gift to the Metropolitan Museum of Art
through the generosity of The Georgia O'Keeffe Foundation
and Jennifer and Joseph Duke
through the generosity of The Georgia O'Keeffe Foundation
and Jennifer and Joseph Duke
1932
© Georgia O’Keeffe Museum
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PORTUGIESISCHE SONETTE
VI.
Geh fort von mir. So werd ich fürderhin
in deinem Schatten stehn. Und niemals mehr
die Schwelle alles dessen, was ich bin,
allein betreten. Niemals wie vorher
verfügen meine Seele. Und die Hand
nicht so wie früher in Gelassenheit
aufheben in das Licht der Sonne, seit
die deine drinnen fehlt. Mag Land um Land
anwachsen zwischen uns, so muß doch dein
Herz in dem meinen bleiben, doppelt schlagend.
Und was ich tu und träume, schließt dich ein:
so sind die Trauben überall im Wein.
Und ruf ich Gott zu mir: Er kommt zu zwein
und sieht mein Auge zweier Tränen tragend.
in deinem Schatten stehn. Und niemals mehr
die Schwelle alles dessen, was ich bin,
allein betreten. Niemals wie vorher
verfügen meine Seele. Und die Hand
nicht so wie früher in Gelassenheit
aufheben in das Licht der Sonne, seit
die deine drinnen fehlt. Mag Land um Land
anwachsen zwischen uns, so muß doch dein
Herz in dem meinen bleiben, doppelt schlagend.
Und was ich tu und träume, schließt dich ein:
so sind die Trauben überall im Wein.
Und ruf ich Gott zu mir: Er kommt zu zwein
und sieht mein Auge zweier Tränen tragend.
Elisabeth Barrett-Browning
übersetzt von R.M. Rilke
Georgia O'Keeffe Hände und Fingerhut 1919
© The Collection of Henry
Buhl
"...den Spitzenplatz hält seit Herbst 1993 Alfred Stieglitz
mit dem Foto "Georgia O'Keeffe: A Portrait - Hands and Thimble",
welches rund 640 000 Mark brachte. (Spiegel Special 12/96)
Dienstag, 14. Januar 2014
Wir fahren mit der Eisenbahn
Eine Kleine Anthologie
für Ö.
Eisenbahnfahren, ein Abenteuer.
Ich habe mehrere sagen hören, daß durch die Eisenbahnen alle Reisepoesie verschwunden sei und man an dem Schönen und Interessanten vorbeijage. Was letzteres betrifft, so steht es ja jedem frei, auf jeder beliebigen Station zu bleiben und sich da umzusehen, bis der nächste Wagenzug anlangt; und in betreff der Behauptung, daß alle Reisepoesie verschwindet, bin ich völlig entgegengesetzter Meinung. Gerade in den engen, vollgepackten Reisewagen ist es, wo die Poesie verschwindet, man wird hier träge. In der besten Jahreszeit wird man von Staub und Hitze geplagt und im Winter durch schlechte Wege; die Natur selbst erhält man nicht in größeren Portionen, aber wohl in längeren Zügen als im Dampfwagen. Oh, welches große Werk des Geistes ist doch diese Erfindung! Man fühlt sich ja mächtig wie ein Zauberer der Vorzeit! Wir spannen unser magisches Pferd vor den Wagen und der Raum verschwindet; wir fliegen wie die Wolken im Sturm, wie der Zugvogel fliegt; unser wildes Pferd wiehert und schnaubt, der Dampf entsteigt seinen Nüstern. Schneller konnte Mephistopheles nicht mit Faust auf seinem Käppchen fliegen! Wir sind durch natürliche Mittel in unserer Zeit ebenso stark, als man im Mittelalter nur durch die Hilfe des Teufels sein konnte! Wir sind ihm durch unseren Verstand an die Seite gekommen, und ehe er es selber weiß, sind wir an ihm vorbei.
Hans Christian Andersen
Jetzt pfeift der Dampf und läßt im Sturm uns reisen;
Verwandelt ward die Zeit und wir mit ihr.
Emanuel Geibel
Wir fahren mit der Eisenbahn,
und wer fährt mit, und wer fährt mit?
Wir fahren mit der Eisenbahn,
und du fährst mit.
und wer fährt mit, und wer fährt mit?
Wir fahren mit der Eisenbahn,
und du fährst mit.
Scherl: Der Lehrter Bahnhof nach seiner Renovierung Berlin 1929
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Wenn einer fortgeht
Wenn einer fortgeht, gibt man sich die Hände,
Am Bahnhof lächelt man, so gut es geht.
Wie oft sind unsrer Sehnsucht Außenstände
Mit einem D-Zug schon davon geweht...
Wenn einer fortfährt, steht man zwischen Zügen,
Und drin sitzt der, um den sich alles dreht.
Man könnte dieses "alles" anders fügen.
Durch einen Blick, ein Wort vielleicht. – Zu spät.
Wenn einer fortfährt geht das Herz auf Reisen
Und treibt sich irgendwo allein herum
Es ist schon manchmal schwer, nicht zu entgleisen.
Die klügste Art zu reden bleibt doch: stumm.
Wenn einer fortgeht, kann man nichts vergessen.
Und jeder Tag ist ein Erinnerungsblatt.
Wenn einer fortgeht, braucht man nichts zu essen.
Man wird so leicht vom Tränenschlucken satt.
Wenn einer fort ist, gibt es Ansichtskarten
Und ab und zu mal einen dicken Brief.
Ein schweres Verbum ist das Wörtchen "warten"
Und "lebe wohl" ein Schluss – Imperativ...
Mascha Kaleko
Der Hauptbahnhof Berlin die Südseite
Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht
Der Schnellzug tastet sich und stößt die Dunkelheit entlang.
Kein Stern will vor. Die ganze Welt ist nur ein enger, nachtumschienter Minengang,
Darein zuweilen Förderstellen blauen Lichtes jähe Horizonte reißen: Feuerkreis
Von Kugellampen, Dächern, Schloten, dampfend, strömend ... nur sekundenweis
Und wieder alles schwarz. Als führen wir ins Eingeweid der
Nacht zur Schicht.
Nun taumeln Lichter her.. verirrt, trostlos vereinsamt..
mehr .. und sammeln sich.. und werden dicht.
Gerippe grauer Häuserfronten liegen bloß, im Zwielicht
bleichend, tot - etwas muß kommen.. o, ich fühl es
schwer
Im Hirn. Eine Beklemmung singt im Blut. Dann dröhnt der
Boden plötzlich wie ein Meer:
Wir fliegen, aufgehoben, königlich durch nachtentrissne
Luft, hoch übern Strom. O Biegung der Millionen
Lichter, stumme Wacht,
Vor deren blitzender Parade schwer die Wasser abwärts
rollen. Endloses Spalier, zum Gruß gestellt bei Nacht!
Wie Fackeln stürmend! Freudiges! Salut von Schiffen über
blauer See! Bestirntes Fest!
Wimmelnd, mit hellen Augen hingedrängt! Bis wo die Stadt
mit letzten Häusern ihren Gast entläßt.
Und dann die langen Einsamkeiten. Nackte Ufer. Stille.
Nacht. Besinnung. Einkehr. Kommunion. Und Glut
und Drang
Zum Letzten, Segnenden. Zum Zeugungsfest. Zur Wollust.
Zum Gebet. Zum Meer. Zum Untergang.
Kein Stern will vor. Die ganze Welt ist nur ein enger, nachtumschienter Minengang,
Darein zuweilen Förderstellen blauen Lichtes jähe Horizonte reißen: Feuerkreis
Von Kugellampen, Dächern, Schloten, dampfend, strömend ... nur sekundenweis
Und wieder alles schwarz. Als führen wir ins Eingeweid der
Nacht zur Schicht.
Nun taumeln Lichter her.. verirrt, trostlos vereinsamt..
mehr .. und sammeln sich.. und werden dicht.
Gerippe grauer Häuserfronten liegen bloß, im Zwielicht
bleichend, tot - etwas muß kommen.. o, ich fühl es
schwer
Im Hirn. Eine Beklemmung singt im Blut. Dann dröhnt der
Boden plötzlich wie ein Meer:
Wir fliegen, aufgehoben, königlich durch nachtentrissne
Luft, hoch übern Strom. O Biegung der Millionen
Lichter, stumme Wacht,
Vor deren blitzender Parade schwer die Wasser abwärts
rollen. Endloses Spalier, zum Gruß gestellt bei Nacht!
Wie Fackeln stürmend! Freudiges! Salut von Schiffen über
blauer See! Bestirntes Fest!
Wimmelnd, mit hellen Augen hingedrängt! Bis wo die Stadt
mit letzten Häusern ihren Gast entläßt.
Und dann die langen Einsamkeiten. Nackte Ufer. Stille.
Nacht. Besinnung. Einkehr. Kommunion. Und Glut
und Drang
Zum Letzten, Segnenden. Zum Zeugungsfest. Zur Wollust.
Zum Gebet. Zum Meer. Zum Untergang.
Ernst Stadler
Anders Reisen
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D-Zug
Braun wie Kognak. Braun wie Laub. Rotbraun.
Malaiengelb.
D-Zug Berlin-Trelleborg und die Ostseebäder.
Fleisch, das nackt ging.
Bis in den Mund gebräunt vom Meer.
Reif gesenkt, zu griechischem Glück.
In Sichel-Sehnsucht: wie weit der Sommer ist!
Vorletzter Tag des neunten Monats schon!
Stoppel und letzte Mandel lechzt in uns.
Entfaltungen, das Blut, die Müdigkeiten,
die Georginennähe macht uns wirr.
Männerbraun stürzt sich auf Frauenbraun:
Eine Frau ist etwas für eine Nacht.
Und wenn es schön war, noch für die nächste!
Oh! Und dann wieder dies Bei-sich-selbst-Sein!
Diese Stummheiten! Dies Getriebenwerden!
Eine Frau ist etwas mit Geruch.
Unsägliches! Stirb hin! Resede.
Darin ist Süden, Hirt und Meer.
An jedem Abhang lehnt ein Glück.
Frauenhellbraun taumelt an Männerdunkelbraun:
Halte mich! Du, ich falle!
Ich bin im Nacken so müde.
Oh, dieser fiebernde süße
letzte Geruch aus den Gärten.
Und wenn es schön war, noch für die nächste!
Oh! Und dann wieder dies Bei-sich-selbst-Sein!
Diese Stummheiten! Dies Getriebenwerden!
Eine Frau ist etwas mit Geruch.
Unsägliches! Stirb hin! Resede.
Darin ist Süden, Hirt und Meer.
An jedem Abhang lehnt ein Glück.
Frauenhellbraun taumelt an Männerdunkelbraun:
Halte mich! Du, ich falle!
Ich bin im Nacken so müde.
Oh, dieser fiebernde süße
letzte Geruch aus den Gärten.
Gottfried Benn
Das Eisenbahngleichnis
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und reisen quer durch die Zeit.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir fahren alle im gleichen Zug.
Und keiner weiß, wie weit.
Ein Nachbar schläft, ein anderer klagt,
ein dritter redet viel.
Stationen werden angesagt.
Der Zug, der durch die Jahre jagt,
kommt niemals an sein Ziel.
Wir packen aus. Wir packen ein.
Wir finden keinen Sinn.
Wo werden wir wohl morgen sein?
Der Schaffner schaut zur Tür herein
und lächelt vor sich hin.
Auch er weiß nicht, wohin er will.
Er schweigt und geht hinaus.
Da heult die Zugsirene schrill!
Der Zug fährt langsam und hält still.
Die Toten steigen aus.
Ein Kind steigt aus. Die Mutter schreit.
Die Toten stehen stumm
am Bahnsteig der Vergangenheit.
Der Zug fährt weiter, er jagt durch die Zeit,
und niemand weiß, warum.
Die 1. Klasse ist fast leer.
Ein feister Herr sitzt stolz
im roten Plüsch und atmet schwer.
Er ist allein und spürt das sehr.
Die Mehrheit sitzt auf Holz.
Wir reisen alle im gleichen Zug
zu Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und viele im falschen Coupé.
Erich Kästner
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Für den Fall eines Streiks:
Ein Eisenbahner
Ich kann Eisenbahn-Zugführer werden;
nein, Lokomotivführer lieber!
Dann bin ich kleiner Menschenknirps
der größten Maschine über,
die tausend Pferdekraft stark ist.
Und tausend andre Menschen
regiert Ein Griff meiner Hand,
tagein tagaus, bei Nacht, bei Nebel,
im Sturm von Land zu Land;
Bahn frei! schreit meine Maschine.
Bahn frei - was schreit da wider?
im Dunkeln welch Gestampf?
Woher, wohin? Vorwärts, zurück?
Halt! bremsen! Gegendampf!
jetzt gilt's, Mensch: Einer für Alle!
Und fliegt der Kopf vom Kragen,
so stirbt sich's ohne Grämen;
dann braucht man sich doch wenigstens
des Lebens nicht zu schämen!
So denkt ein kleiner Held.
nein, Lokomotivführer lieber!
Dann bin ich kleiner Menschenknirps
der größten Maschine über,
die tausend Pferdekraft stark ist.
Und tausend andre Menschen
regiert Ein Griff meiner Hand,
tagein tagaus, bei Nacht, bei Nebel,
im Sturm von Land zu Land;
Bahn frei! schreit meine Maschine.
Bahn frei - was schreit da wider?
im Dunkeln welch Gestampf?
Woher, wohin? Vorwärts, zurück?
Halt! bremsen! Gegendampf!
jetzt gilt's, Mensch: Einer für Alle!
Und fliegt der Kopf vom Kragen,
so stirbt sich's ohne Grämen;
dann braucht man sich doch wenigstens
des Lebens nicht zu schämen!
So denkt ein kleiner Held.
Richard Dehmel
Sonntag, 12. Januar 2014
Das Berliner "j"
Eine kleine Jöre is junget Jemüse, jebongt?
Die Jaststätte is jerammelt voll, det muß dir nich jucken, da mach ma keen Jewese, sonst
kriegste iberhaupt keen Jetränk und denn fühlste dir janz und jar jelackmeiat. Also, sei
keen Jammerlappen und jreine nich. Tschuldjung.
Es jrünt so jrün wenn Spaniens Blüten blühen. (My Fair Lady)
j.w.d.
janz (ganz) weit draußen
Ich habe dazu auf der SWR Webseite einen Kommentar von Rolf-Bernhard Essig
gefunden:
Das kann ich leicht erklären, denn mein Vater ist
in Berlin groß geworden. Dort gab es
in alten Zeiten Zustellbezirke. Die wurden erst eingeführt, als Berlin immer größer
wurde. Dann gab es zum Beispiel den Zusatz “s. w.” Das war dann einfach der
Südwesten. Und in dieser Art sagte man dann irgendwann “janz weit draußen”. Und
hiervon hat man die Abkürzung ähnlich wie diese Postzustellungsbezirke genannt,
nämlich “j. w. d.”
in alten Zeiten Zustellbezirke. Die wurden erst eingeführt, als Berlin immer größer
wurde. Dann gab es zum Beispiel den Zusatz “s. w.” Das war dann einfach der
Südwesten. Und in dieser Art sagte man dann irgendwann “janz weit draußen”. Und
hiervon hat man die Abkürzung ähnlich wie diese Postzustellungsbezirke genannt,
nämlich “j. w. d.”
© Welcome to Germany.info
jewieft
gewieft Part.adj. ‘schlau, durchtrieben’ stammt aus mundartlichem Sprachgebrauch.
Wohl Part. Prät. einer Nebenform des Verbs mhd. wīfen ‘winden, schwingen’
(etymologisch zu Wipfel, s. d.). Lautform und Bedeutung sind wahrscheinlich von
gewiegt (s. d.) beeinflußt (19. Jh.).
Etymologisches Wörterbuch nach Pfeifer
Jroßer Stern
Joldelse
Wiki sagt: Anlass zur Erbauung einer Siegessäule war der Sieg Preußens im Deutsch-
Dänischen Krieg 1864. Innerhalb weniger Jahre kamen zwei weitere siegreiche
Kriege hinzu, der Deutsche Krieg 1866 gegen Österreich sowie der Deutsch-
Französische Krieg 1870/1871. An diese drei Siege wurde durch ihre ursprünglich drei
Segment und die krönende Bronzeskulptur der Viktoria erinnert.
Wiki sagt: Anlass zur Erbauung einer Siegessäule war der Sieg Preußens im Deutsch-
Dänischen Krieg 1864. Innerhalb weniger Jahre kamen zwei weitere siegreiche
Kriege hinzu, der Deutsche Krieg 1866 gegen Österreich sowie der Deutsch-
Französische Krieg 1870/1871. An diese drei Siege wurde durch ihre ursprünglich drei
Segment und die krönende Bronzeskulptur der Viktoria erinnert.
Die Victoria wird im Volksmund Goldelse genannt.
Mein Opa hat gesagt, wenn die Deutschen entsprechend der Höhe der Siegessäule, für
jede ihre Niederlagen ein Loch in die Erde gegraben hätten, wären sie in Australien
rausgekommen.
jede ihre Niederlagen ein Loch in die Erde gegraben hätten, wären sie in Australien
rausgekommen.
rumjurken
herumfahren, Quelle unklar
"Rumgurken" kann man sowohl auf dem Rad, auf dem Roller oder mit dem Auto als
auch zu Fuß. Es steht ganz allgemein für eine planlose Fortbewegung in irgendeiner
Form, die eine gewisse Orientierungslosigkeit oder auch Unentschlossenheit zum
Ausdruck bringt.
http://www.sprachnudel.de/woerterbuch/rumgurken
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