Sonntag, 2. Juni 2013

Klage



Ach, meine liebe Liebe, ich wünschte ich hätte Worte.

Du bist ein Schatten am Tage
und in der Nacht ein Licht;
du lebst in meiner Klage
und stirbst im Herzen nicht.

Wo ich mein Zelt aufschlage,
da wohnst du bei mir dicht;
du bist mein Schatten am Tage
und in der Nacht mein Licht.

Wo ich auch nach dir frage,
find´ ich von dir Bericht,
du lebst in meiner Klage
und stirbst im Herzen nicht.

Du bist ein Schatten am Tage
und in der Nacht ein Licht;
du lebst in meiner Klage
und stirbst im Herzen nicht.

Aus den Kindertotenliedern
von Friedrich Rückert
 

Samstag, 1. Juni 2013

KINDERTAG



    "Rettet Die Kinder" - Eglantyne Jebb 1923

      Das Kind muß die Möglichkeiten für eine normale Entwicklung erhalten,
      sowohl materiell als auch geistig.
      Das Kind, das hungrig ist, muß gefüttert werden, das Kind, das krank ist, muß
      gepflegt werden, dem Kind, das zurückgeblieben ist, muß geholfen werden,
      das straffällige Kind, muß zurückgewonnen werden, und die Waisen und die
      Heimatlosen müssen Unterkunft bekommen und Hilfe.
      Das Kind muß als erstes Fürsorge erhalten in Zeiten der Not.
      Das Kind muß in die Lage versetzt werden, einen Lebensunterhalt zu
      verdienen, und muß vor aller Form der Ausbeutung geschützt werden.
      Das Kind muß im Bewusstsein aufgezogen werden, das seine Talente dem
      Dienst an seinen Mitmenschen gewidmet sein sollten.

      1989 wurde die Charta der Rechte des Kindes durch die UNO -
      Generalversammlung angenommen. Am 2. September 1990 wurde sie
      internationales Recht. Die USA haben als einziges Mitgliedsland nicht
      unterschrieben.

      Eglantyne Doey Jebb (* 25. August 1876 in Ellesmere; † 17. Dezember 1928 
      in Genf) war eine britische Aktivistin für Kinderrechte. Sie war Gründerin 
      der Organisation Save the Children und Wegbereiterin der UN - 
      Kinderrechtskonvention. (Wiki)

 Edward Muybridge

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, 
nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, 
sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und Er spannt euch mit Seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

Khalil Gibran, arabischer Dichter, 1883-1931


Donnerstag, 30. Mai 2013

500 000



EINE HALBE MILLIONEN KLICKS!


HURRA!

Ich bin ein Klugscheißer


K.S.C.H.

Meine Großmutter ging mit uns Kindern stets äußerst respektvoll um und hat deshalb, wenn ich in Gesellschaft anderer meiner Leidenschaft für redseliges Mitteilen meines Wissens und meiner Meinungen mal wieder zu heftig nachging, nur diese vier Buchstaben in mein Ohr geflüstert, um mich durch eine öffentliche Zurechtweisung nicht zu beschämen. Zauberhaft.
Dies beweist aber auch, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit schon als Klugscheißer geboren wurde und ich muß gestehen, ich bin es sogar gern.
Wobei es mir aber notwendig scheint, den Begriff Klugscheißer genau zu definieren.

Da gibt es nämlich zuerst mal den Rechthaber, dessen, meist uneingestandener, Hauptgenuß es ist, daß andere Unrecht haben. Er befindet sich in einem ständigen, als existentiell empfundenden Wettkampf. Widerspruch bereitet ihm schmerzhafte Lust, Zweifel müssen mit machtvoller Selbstgewissheit niedergemetzelt werden. Es genügt ihm auch nicht einfach Recht zu haben, nein, die Niederlage der opponierenden Partei muß von dieser unbedingt öffentlich eingestanden werden. Für das Erreichen dieses Ziels ist er zu hohem Aufwand bereit - Nachschlagewerke werden gewälzt, Zeugen werden befragt, wenn es nötig erscheint, auch manipuliert. Seine Argumentation kann sehr, sehr langwierig sein, dreht sich wie ein Strudel immer wieder um einen, den entscheidenden, nämlich seinen Punkt und der Stimmlautstärkenregler wird dabei in den obersten Bereich hochgedreht.
Und wenn er das Recht dann hat, dann geht er auf die Suche nach dem Nächsten, der es ihm vielleicht (hoffentlich) streitig machen könnte.

Rechthaber
 
Seine Meinung ist die rechte,
Wenn er spricht, müßt ihr verstummen,
Sonst erklärt er euch für Schlechte
Oder nennt euch gar die Dummen.

Leider sind dergleichen Strolche
Keine seltene Erscheinung.
Wer nicht taub, der meidet solche
Ritter von der eignen Meinung.

Wilhelm Busch

Der gemeine Besserwisser ist hierzu eine Unterkategorie, sozusagen ein kleinteiligerer Rechthaber. Das "ABER" ist sein Lieblingswort, mitleidiges Hochziehen der Augenbrauen, mildes Kopfschütteln, müdes Schulterzucken und ein gequältes Lächeln die Waffen seiner Wahl. Meine Schnuckelnichte kann zum Beispiel das weltlängste "doooooooch" gaaaaanz oft wiederholen, wenn sie etwas besser weiß. 

Der Erbsenzähler, der Korinthenkacker und der Haarspalter sind leicht individualisierte Formen des Pedanten. Ihm geht es nicht um Recht, Wahrheit oder überhaupt ein Ergebnis, ihm geht es um die Details, die Einzelheiten, die Minutiae. 
Sein ganzer Stolz ist seine Genauigkeit, und sollte jemand bei einem Brand die falsche Hausnummer angeben, dann wird halt nebenan gelöscht. 
Er ist ein naher Verwandter des Verhinderers.

Und jetzt erst kommen wir zum Klugscheißer. Er verteilt sein Wissen gern unter der Bevölkerung. Dass heißt erstmal, er redet gern, erzählt gern, das kann bis zur Schwatzhaftigkeit gehen, bis zur verbalen Diarrhoe, womit sich wahrscheinlich die Bezeichnung Klug-scheißer erklärt.
Er ist neugierig und wißbegierig, will aber dann das Erfahrene auch unbedingt weitergeben. Er hat gerne Meinungen und viele davon. 
Ich, zum Beispiel, kann einen Teil meines Lasters in diesem Blog ausleben und wenigstens ist hier niemand gezwungen, zuzuhören. Schadensbegrenzung könnte man das nennen.
Ein Beispiel - Wiki sagt: Das Adjektiv und das zugehörige Substantiv Naseweis, für einen vorlauten Menschen, haben nichts mit der Farbe Weiß zu tun. Naseweis leitet sich aus dem mittelhochdeutschen nasewise = scharf witternd (wis = weise, wissend) ab, es ist eine Eigenschaft, die man früher Jagdhunden zugeschrieben hat.
Das muß keiner wissen, aber...  
Leider hat der Klugscheißer aber halt auch Anteile von Rechthaber, Besserwisser und Pedant in sich und da kann es dann schwierig werden. 
Nobody is perfect?!


Vivian Maier photographiert Kinder


VIVIAN MAIER,
geboren am 1. Februar 1926 in New York City; gestorben 21. April 2009 in Chicago

Ich stelle mir vor: eine konzentrierte, einsame, kinderliebende Frau stromert in ihrer knappbemessenen Freizeit durch die Strassen von Chikago und schaut hin, schaut genau hin. Jeden Tag kümmert sie sich um Kinder, nie um ihre eigenen, und wenn die Eltern heimkommen, nimmt sie ihre Kamera und geht los, sie geht und photographiert. Photographiert und geht. Immer in Bewegung, aber immer achtsam.

Vivian Maier, arbeitete als Kindermädchen in Chikago und war, nebenbei, eine amerikanische Amateur-Straßenfotografin.
Ihre Fotografien blieben gänzlich unbekannt und die meisten ihrer Filme unentwickelt, bis sie von einem Heimatforscher im Jahr 2007 bei einer Zwangsversteigerung entdeckt wurden. Nach ihrem Tod fand man circa 100 000 Aufnahmen, meist von Menschen aus Chikago, aber auch von fernen Orten, die sie auf Urlaubsreisen besucht hat.
Die Berichte der Familien, für die Maier arbeitete, schildern sie als sehr zurückgezogene Frau. Maier verbrachte offenbar den größten Teil ihrer Freizeit damit, durch die Straßen von Chicago zu laufen und – mit einer zweiäugigen Rolleiflex – Fotos aufzunehmen. (Quelle: Wiki)


„Sie war Sozialistin, Feministin, Filmkritikerin und eine Art Sagen-wir-es-wie-es-ist-Mensch. Sie lernte Englisch, indem sie Theater besuchte, und sie liebte das Theater. Sie trug ein Herrenjackett, Herrenschuhe und meistens einen großen Hut. Sie machte ständig Fotos und zeigte sie niemandem." Zitat: John Maloof, der Mann, der ihre Bilder entdeckte und die Kinder befragte, die sie betreut hatte.


Kopfüber, kopfunter.

 Vielleicht finde ich das Glück?

Herausforderung und Unglück. Herzbruch.

Wie der Herr, so's Gescherr.

 Wer weiss, was aus uns wird?

Genuss.

 Eines Tages...

Traue nie einem Clown!

Dienstag, 28. Mai 2013

Theater hat auch eine von tausenden Proben


ALLTAG

Einerseits.
10.00 Uhr morgens an einem beliebigen Wochentag: am Abend vorher ist es wieder sehr spät geworden, Vorstellung oder Abendprobe und danach noch die notwendige Zeit, die es brauchte, um nicht mehr hellwach und verspielt zu sein - irgendwie ist es letztendlich immer zu wenig Schlaf - und nun steht du auf einer vollgemölten, staubigen Probebühne in unkleidsamen und schlechtsitzenden, übelriechenden, verschwitzten Probenklamotten. - Ach, wie ist dieser Beruf glamurös! - und wirst aufgefordert, so zu tun, als ob du ein französischer Marquis des 17. Jahrhunderts seist, oder ein englischer König in Todesnot, oder ein schwedischer Architekt in einer Lebenskrise oder die russische Mutter eines Revolutionärs, oder ... wer auch immer. Da bedarf es magischer Phantasie und eines ebenfalls magischen Egos, um möglich zu machen, was nötig ist.

Andererseits:
Eine Bekannte erzählte heute folgende Geschichte: Sie sitzt im Kino und sieht "Fame", den Film, nicht das Remake, sondern den uralten, kitschigen und hinreißenden Film von Alan Parker. Das Vorsprechen der zahlreichen hoffnungsvollen Schauspielbewerber - Eine ungewöhnlich dicke junge Frau will eine Szene aus "Towering Inferno" (Flammendes Inferno), dem Vater all der unzähligen Katastrophenfilme der 80er Jahre, spielen. 
Sie steht gerade, verschränkt die Arme und starrt mit wachem, wütenden Blick, schweigend auf einen Punkt in der Ferne. Das Schweigen dauert an. Nach gefühlten 30 Minuten fragt einer der Prüfer sie, was sie denn da tue. Und sie? Steigt kurz "aus" und antwortet: "Wir stehen vor dem Fahrstuhl, das Hochhaus brennt schon , ich bin die Sicherheitsbeamtin und alle SCHAUEN AUF MICH, NUR AUF MICH."

Ist es das? Nichts als das?

© Helge Nug


KLEINER KNABE

Hat man mich gestraft,
Halt ich meinen Mund,
Weine mich in Schlaf,
Wache auf gesund.

Hat man mich gestraft,
Heißt man mich den Kleinen,
Will ich nicht mehr weinen,
Lache mich in Schlaf.

Große Leute sterben,
Onkel, Großpapa,
Aber ich, ich bleibe
Immer, immer da.

Hermann Hesse

Und ein schönes altes Wort:

bedürfen
be·dür·fen, Präteritum: be·durf·te, Partizip II: be·durft
[1] gehoben, mit Genitivobjekt (Nomen, Nomengruppe oder Pronomen im Genitiv): etwas benötigen, etwas brauchen, auf etwas angewiesen sein
[2] veraltet, selten, mit Akkusativobjekt: etwas benötigen, etwas brauchen, auf etwas angewiesen sein 
(Wiktionary)
Dieses Wort habe ich noch niemals vorher verwendet, außer in "froh zu sein, bedarf es wenig"!
Wenn du eins bedarfst, so schmeichlest du ihm, und wenn du sein nicht bedarfst, so beiszest du ihn.  
Keisersb. sünden des munds 34 (Grimms WB)
 

Montag, 27. Mai 2013

Michail Fjodorowitsch Larionow - Frühlinge



Michail Fjodorowitsch Larionow

geboren 1881 in Tiraspol/Transnistrien, heute lose zu Moldawien gehörig - 
gestorben 1964 bei Paris
Russischer Futurist und Begrüder des Rayonismus



 Frühling - Primavera 1912

Wiki schreibt: Der Rayonismus geht im Wesentlichen auf den russischen Künstler Michail Fjodorowitsch Larionow zurück. Er veröffentlichte, beeinflusst durch das futuristische Manifest des italienischen Theoretikers Marinetti, 1913 das „Manifest des Rayonismus oder Zukunftsmenschen“. In diesem verlangte er in Analogie zur Speziellen Relativitätstheorie Albert Einsteins die Darstellung der vierten Dimension, des Lichtes.

Frühling

Filippo Tommaso Marinetti: Manifest des Futurismus (Auszug)


erschienen in: Le Figaro, Paris, 20. Februar 1909

1. Wir wollen die Liebe zur Gefahr besingen, die Vertrautheit mit Energie und Verwegenheit.

2. Mut, Kühnheit und Auflehnung werden die Wesenselemente unserer Dichtung sein.

3. Bis heute hat die Literatur die gedankenschwere Unbeweglichkeit, die Ekstase und den Schlaf gepriesen. Wir wollen preisen die angriffslustige Bewegung, die fiebrige Schlaflosigkeit, den Laufschritt, den Salto mortale, die Ohrfeige und den Faustschlag.

4. Wir erklären, daß sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit. Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen . .. ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake.

5. Wir wollen den Mann besingen, der das Steuer hält, dessen Idealachse die Erde durchquert, die selbst auf ihrer Bahn dahinjagt.


und und und und und und und und und und und und und und und und und und und und und und und und und und und




Sonntag, 26. Mai 2013

ALS ICH EINES ABENDS AUSGING - AS I WALKED OUT ONE EVENING - W.H. Auden



 Edward Hopper Nachtfenster 1928


ALS ICH EINES ABENDS AUSGING

Als ich eines Abends ausging,
durch die Bristolstraße schritt,
Da war die Menge am Gehsteig
Ein Weizenfeld vor dem Schnitt.

Ich hörte beim schäumenden Fluß,
Wo der Eisenbahnbogen sich schwang:
„Liebe hat kein Ende.“
Das war ein Verliebter, der sang.

„Ich liebe dich, Liebe, ich lieb dich,
Bis der Fluß den Berg überspringt,
Bis sich China und Afrika treffen
und der Fisch auf der Straße singt.

Ich lieb dich, bis vom Wäschestrick
Der trocknende Ozean weht
Und eine schreiende Gänseschar statt
Der sieben Sterne am Himmel steht.

Wie Hasen sollen die Jahre
Laufen. Mein Arm hält
Die Blume aller Zeiten
Und die erste Liebe der Welt.“

Von den Glockentürmen der Stadt
Aber scholl es und schrie:
„Laß nicht die Zeit dich trügen,
Du besiegst die Zeit nie.

In den Wühlstollen des Alptraums,
Wo Gerechtigkeit nackt sein muß,
Wartet die Zeit unter Schatten
Und hustet vor deinem Kuß.

In Kopfschmerz und in Sorgen
Wird das Leben im Nebel verstreut,
Die Zeit tut, was ihr einfällt,
Morgen oder heut.

In viele grüne Täler
Weht der schlimme Schnee;
Zeit bricht die verschlungenen Tänze
Und des Tauchers Sprung in die See.

O tauch deine Hände ins Wasser,
Tauch ein bis ans Handgelenk,
Starre, starre ins Becken
Und was du versäumt hast, denk.

Der Gletscher poltert im Kasten,
Im Bett die Wüste ächzt,
bis die Straße ins Land der Toten
Aus dem Sprung in der Teetasse wächst.

Wo die Bettler Banknoten verlottern
Und der Riese die Kinder nicht frißt
Und der Däumling ein schrecklicher Raufbold
Und Mariechen gefallen ist.

O schau, schau in den Spiegel,
Schau deinen Kummer an;
Dir auch ist Leben ein Segen,
Dir, der nicht segnen kann.

O steh, steh beim Fenster,
Jetzt kommt der Träne Schmerz;
Du sollst lieben den krummen Nachbar
Mit deinem krummen Herz.“

Es war spät, spät am Abend,
Keine Glocke rief;
Die Liebenden waren gegangen,
Und der Fluß rann tief.

Übertragen von Ernst Jandl


 Edward Hopper Haus in der Dämmerung 1935

AS I WALKED OUT ONE EVENING

As I walked out one evening, Walking down Bristol Street, The crowds upon the pavement Were fields of harvest wheat. And down by the brimming river I heard a lover sing Under an arch of the railway: 'Love has no ending. 'I'll love you, dear, I'll love you Till China and Africa meet, And the river jumps over the mountain And the salmon sing in the street, 'I'll love you till the ocean Is folded and hung up to dry And the seven stars go squawking Like geese about the sky. 'The years shall run like rabbits, For in my arms I hold The Flower of the Ages, And the first love of the world.' But all the clocks in the city Began to whirr and chime: 'O let not Time deceive you, You cannot conquer Time. 'In the burrows of the Nightmare Where Justice naked is, Time watches from the shadow And coughs when you would kiss. 'In headaches and in worry Vaguely life leaks away, And Time will have his fancy To-morrow or to-day. 'Into many a green valley Drifts the appalling snow; Time breaks the threaded dances And the diver's brilliant bow. 'O plunge your hands in water, Plunge them in up to the wrist; Stare, stare in the basin And wonder what you've missed. 'The glacier knocks in the cupboard, The desert sighs in the bed, And the crack in the tea-cup opens A lane to the land of the dead. 'Where the beggars raffle the banknotes And the Giant is enchanting to Jack, And the Lily-white Boy is a Roarer, And Jill goes down on her back. 'O look, look in the mirror, O look in your distress: Life remains a blessing Although you cannot bless. 'O stand, stand at the window As the tears scald and start; You shall love your crooked neighbour With your crooked heart.' It was late, late in the evening, The lovers they were gone; The clocks had ceased their chiming, And the deep river ran on. - See more at: http://www.poets.org/viewmedia.php/prmMID/15551#sthash.9OrxDihR.dpuf
 As I walked out one evening,
Walking down Bristol Street,
The crowds upon the pavement
Were fields of harvest wheat.

And down by the brimming river
I heard a lover sing
Under an arch of the railway:
'Love has no ending.

'I'll love you, dear, I'll love you
Till China and Africa meet,
And the river jumps over the mountain
And the salmon sing in the street,

'I'll love you till the ocean
Is folded and hung up to dry
And the seven stars go squawking
Like geese about the sky.

'The years shall run like rabbits,
For in my arms I hold
The Flower of the Ages,
And the first love of the world.'

But all the clocks in the city
Began to whirr and chime:
'O let not Time deceive you,
You cannot conquer Time.

'In the burrows of the Nightmare
Where Justice naked is,
Time watches from the shadow
And coughs when you would kiss.

'In headaches and in worry
Vaguely life leaks away,
And Time will have his fancy
To-morrow or to-day.

'Into many a green valley
Drifts the appalling snow;
Time breaks the threaded dances
And the diver's brilliant bow.

'O plunge your hands in water,
Plunge them in up to the wrist;
Stare, stare in the basin
And wonder what you've missed.

'The glacier knocks in the cupboard,
The desert sighs in the bed,
And the crack in the tea-cup opens
A lane to the land of the dead.

'Where the beggars raffle the banknotes
And the Giant is enchanting to Jack,
And the Lily-white Boy is a Roarer,
And Jill goes down on her back.

'O look, look in the mirror?
O look in your distress:
Life remains a blessing
Although you cannot bless.

'O stand, stand at the window
As the tears scald and start;
You shall love your crooked neighbour
With your crooked heart.'

It was late, late in the evening,
The lovers they were gone;
The clocks had ceased their chiming,
And the deep river ran on. 

W. H. Auden
As I walked out one evening, Walking down Bristol Street, The crowds upon the pavement Were fields of harvest wheat. And down by the brimming river I heard a lover sing Under an arch of the railway: 'Love has no ending. 'I'll love you, dear, I'll love you Till China and Africa meet, And the river jumps over the mountain And the salmon sing in the street, 'I'll love you till the ocean Is folded and hung up to dry And the seven stars go squawking Like geese about the sky. 'The years shall run like rabbits, For in my arms I hold The Flower of the Ages, And the first love of the world.' But all the clocks in the city Began to whirr and chime: 'O let not Time deceive you, You cannot conquer Time. 'In the burrows of the Nightmare Where Justice naked is, Time watches from the shadow And coughs when you would kiss. 'In headaches and in worry Vaguely life leaks away, And Time will have his fancy To-morrow or to-day. 'Into many a green valley Drifts the appalling snow; Time breaks the threaded dances And the diver's brilliant bow. 'O plunge your hands in water, Plunge them in up to the wrist; Stare, stare in the basin And wonder what you've missed. 'The glacier knocks in the cupboard, The desert sighs in the bed, And the crack in the tea-cup opens A lane to the land of the dead. 'Where the beggars raffle the banknotes And the Giant is enchanting to Jack, And the Lily-white Boy is a Roarer, And Jill goes down on her back. 'O look, look in the mirror, O look in your distress: Life remains a blessing Although you cannot bless. 'O stand, stand at the window As the tears scald and start; You shall love your crooked neighbour With your crooked heart.' It was late, late in the evening, The lovers they were gone; The clocks had ceased their chiming, And the deep river ran on. - See more at: http://www.poets.org/viewmedia.php/prmMID/15551#sthash.9OrxDihR.dpuf

Edward Hopper Nachtschatten 1921

As I walked out one evening, Walking down Bristol Street, The crowds upon the pavement Were fields of harvest wheat. And down by the brimming river I heard a lover sing Under an arch of the railway: 'Love has no ending. 'I'll love you, dear, I'll love you Till China and Africa meet, And the river jumps over the mountain And the salmon sing in the street, 'I'll love you till the ocean Is folded and hung up to dry And the seven stars go squawking Like geese about the sky. 'The years shall run like rabbits, For in my arms I hold The Flower of the Ages, And the first love of the world.' But all the clocks in the city Began to whirr and chime: 'O let not Time deceive you, You cannot conquer Time. 'In the burrows of the Nightmare Where Justice naked is, Time watches from the shadow And coughs when you would kiss. 'In headaches and in worry Vaguely life leaks away, And Time will have his fancy To-morrow or to-day. 'Into many a green valley Drifts the appalling snow; Time breaks the threaded dances And the diver's brilliant bow. 'O plunge your hands in water, Plunge them in up to the wrist; Stare, stare in the basin And wonder what you've missed. 'The glacier knocks in the cupboard, The desert sighs in the bed, And the crack in the tea-cup opens A lane to the land of the dead. 'Where the beggars raffle the banknotes And the Giant is enchanting to Jack, And the Lily-white Boy is a Roarer, And Jill goes down on her back. 'O look, look in the mirror, O look in your distress: Life remains a blessing Although you cannot bless. 'O stand, stand at the window As the tears scald and start; You shall love your crooked neighbour With your crooked heart.' It was late, late in the evening, The lovers they were gone; The clocks had ceased their chiming, And the deep river ran on. - See more at: http://www.poets.org/viewmedia.php/prmMID/15551#sthash.9OrxDihR.dpuf

Erinnerungen an etwas Fastvergessenes - Die Jahreszeit



 Vorfrühling Erstfrühling Vollfrühling Frühsommer  
Hochsommer Spätsommer  
Frühherbst Vollherbst Spätherbst  
Winter

Ich erinnere mich, dass diese Namen einst, vielleicht mag es sogar noch vor
nicht allzulanger Zeit so gewesen sein, dazu dienten, den Ort im laufenden Jahr
näher zu bezeichnen. Und wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, würden
wir uns augenblicklich gerade im Vollfrühling befinden. Vollfrühling oder
Spätfrühling, man konnte den Sommer bereits ahnen, der Kampf um das
Tragen von Kniestrümpfen kontra doofe Strumpfhose war fürs Erste
beendet, Jacken wurden ständig irgendwo liegen gelassen und die
Freibäder wurden geöffnet - für Kinder in Mitte, das Mombi, oder 

(für Ausländer) das Kinderbad Monbijou - unser "Kleinod", überfüllt, dreckig 
und herrlich. Und die ganz besonders Mutigen sind auch mal in die 
nebenan fließende Pampe mit Namen Spree gesprungen, immer mit 
einem wachsamen Auge auf die plötzlich auftauchenden Grenzschutzboote. Bockwurst mit Senf für 80 Pfennig der DDR oder zum gleichen Preis 
8 Stullen mit Senf. Das Bad gibt es noch, aber dieses Jahr ist es 
wahrscheinlich noch zugefroren.

Der Mittel- oder Flirtgang

BERLINER FREIBAD

Max Herrmann Neiße
 

Wie sie an des Tümpels Schmutzgestaden
wie an einem Meereshafen baden,
sich ein märkisches Misdroy vortäuschen,
den verbotnen Leib, den heilsam keuschen,
aus sintflutlich steifer Wäsche schälen,
lange zappeln auf den Uferpfählen
und grotesk ins dunkle Spülicht platschen,
neckisch sich die Rundlichkeiten klatschen
und ihr schweres Fett kopfüber kippen
oder lieblich auf und nieder wippen!

Harmlos sich die Voyeure lagern
in ergiebiger Nähe von den magern
Mädchenleibem und markiern gemessen
Zeitungslesen oder Stullenfressen.
Alte Weiber hocken dahingegen
dort, wo Jünglinge des Bades pflegen,
hocken hoffnungslos, weil diese Knaben
eine ganz bestimmte Richtung haben,
die sie zärtlich zirpend wie Kastraten
würstchenwarm und zweifellos verraten.

Angler stehn wie Statuen im Gewimmel,
Flieger knattern am Gewitterhimmel,
Sportler, von dem Wahn besessen, rennen
auf und nieder, Pärchen selig pennen,
um des Dunkels Gnade zu erwarten.
Badehosenstifte spielen Karten,
fühlen sich als Männer und mißbrauchen
als gelegnen Grund zum Kettenrauchen
die vor soviel Schweiß wehrlosen Mücken,
die sich ängstlich in die Büsche drücken.

An den Beinen braun wie Kinderkacke
klebt der Sand, und eine Hinterbacke
schwimmt wie ein Ballon im schmutzgen Schilfe.
Ein getauchtes Wesen wimmert » Hilfe!«
Händler spenden aus verdächtgem Kübel
trübe Limonade. Wem wird übel.
Andern mundet die vom Staub verdreckte
Kost der Apfelsinen und Konfekte,
und ein ganz Verrohter schnappt den Happen
der noch zappelnd moosbedeckten Quappen.

Zu der Frösche lyrischem Gequarre
spielt jetzt einer sinnig die Gitarre,
einer pfeift das Lied von den Bananen.
In der Ferne rattern dumpf die Bahnen,
knallt das Feuerwerk vom Lunaparke.
Und hier produziert sich »Karl, der Starke«
und begeistert durch diverse Flausen
Pupen sowie Puppchen zu Applausen,
bis zuletzt, wenn schon die Blitze schwirren,
Glieder so und so sich toll verwirren.

Und seltsam unfaßbar die Geisterstimme singt:
»Am Wasser, am Wasser, am Wasser bin ich zuhaus . . .«
Und jeder die Seine schließlich heimwärts bringt,
und in den Schlafstuben die Lichter löschen aus,
der Sipo stapft ums Karree- - -
Und prasselt der Regen aufs Fensterbrett,
dann liegt die Nixe geborgen im Bett,
und auch der kesse Wannseekadett,
und er sticht nur im Traum noch in See.



Ursprünglich stand im Monbijoupark ein Rokkoko-Lustschloß aus dem 
18. Jahrhundert, es wurde 1959 aus ideologischen Gründen abgerissen.


Schloß Monbijou und Spree


Die fünf weißen Ratten im Schloss Monbijou
Im Monbijoupark stand einst ein prächtiges Schloss. Dort spukte es in der Johannisnacht. Fünf weiße Ratten huschten dann über die Treppen und 
durch die Zimmer. Ein Feuerschein folgte ihnen und Wehklagen ertönte, 
wo sie weilten. Kein Riegel hielt sie auf und keine Wand konnte sie halten. 
Die Feuerlöcher der Ofen öffneten sich, wenn die seltsamen Tiere kamen. Fünfzehnmal mussten sie in jedes Feuerloch hinein und fünfzehnmal wieder hinaus. Durch die Gänge wankte eine junge Frau und weinte. Um Mitternacht 
sang sie zuweilen ein schauriges Lied:
"Wole, wole, Kindelein mein, starr ist der Stein, war Fleisch und Bein. So jung gestorben, durch mich verdorben. Wole, wole, Kindlein, tanzt!"
Wer mochte die Verdammte sein?
Fünf kleine Mädchen waren die Ratten einst, und die weinende Frau war die Gärtnerin, die Mutter der Kinder. In der Johannisnacht war sie mit ihrem 
Liebsten zum Tanz gegangen, während die Kinder schliefen. In der Nacht 
aber kam ein Gewitter auf und weckte die Kleinen. Sie tasteten sich durch 
das dunkle Schloss, während sie die Mutter suchten und krochen schließlich 
voller Angst in die Feuerlöcher der Kamine. Da kehrte die Mutter heim und 
suchte ihre Kinder im ganzen Schloss. Als sie diese schließlich in den Löchern sitzen sah, da lachte sie über ihre Furcht und sprach: "Wie Ratten sitzen sie 
da im Feuerloch." Aber ein eisiger Schrecken durchfuhr sie, als plötzlich 
fünf Ratten vor ihr herhuschten, weiß wie die Mädchen in ihren Hemdchen gewesen waren. In den Garten huschten die Tiere und die Gärtnerin 
hinterher. Ein greller Blitzstrahl zuckte auf, und sie wurde zu Stein. 
Die Ratten gruben sich darunter in die Tiefe hinab.

Samstag, 25. Mai 2013

Theater hat seltsame Probengespräche


Probe von "Cyrano de Bergerac", erster Akt, die erste Begegnung zwischen Cyrano und Christian, zwischen dem Titelhelden und dem romantischen Helden, beide lieben ein und dieselbe Frau, wenn auch auf höchst unterschiedliche Weise. Zwei Liebes-Weisen stossen aufeinander. 

Der eine hält sich für häßlich, der andere sich für dumm. Selbstverachtung im Doppelpack, da liegt ihre Ähnlichkeit. Sie teilen die Hoffnung, dass, wenn nur dies Eine anders wäre, ihr Leben ins rechte Lot käme. 'Wäre ich jünger, schöner, stärker, hätte ich dies, hätte ich das - dann wäre ich glücklich.'  Stoßseufzer, Illusion, aber auch verzweifelte Ausrede oder Entschuldigung, das Änderbare zu verändern.

Der eine ist ein Meister der defensiven Abwehr, der schützenden Ironie, immer ein Bonmot im Anschlag und wenn das nicht reicht, dann eben eins in die Fresse.
Der andere sagt von sich selbst: "Ich bin so dumm dass es schon weh tun müßte." und " Ich liebe.". Keine Ornamente, kein aber, keine Einschränkungen, keine Selbstironie. Er ist ohne Arg und eben halt nicht dumm.
Das ist arg schwer.
Wenn uns ein Mensch begegnet, dessen Worte mit seinen Absichten übereinstimmen, der arglos ist, ohne Arg, ohne Böses, ohne Verstelltes, macht uns das fassungslos. Es heißt auch nicht, dass dies ein besonders angenehmer Mensch sein muß, aber er ist uns fremd.
Wie ein anderer "guter Tor", Siegfried, der sich arglos das Zeichen seiner Schwäche anzeichnen läßt, wird Christian an einem Betrug teilnehmen und schlußendlich getötet werden.
Das Wort arglos hat sich in seiner Gebrauchszeit verändert, beschrieb es einst jemanden, der nichts Böses will, wird es heute zu "er ahnt nichts Böses" verkleinert. Einst eine aktive Haltung, ist nun die Unfähigkeit das Böse, das doch gewiss kommt, zu sehen. Einst stark, nun blind oder blöde.

Max Slevogt Siegfrieds Tod 1924

Wiki schreibt:
Arglosigkeit ist ein Zustand, in dem der Betroffene nichts Böses ahnt, eine bevorstehende Gefahr nicht als solche zu erkennen vermag.
Das Wort Arglosigkeit leitet sich von arg in der Bedeutung von böse ab. Es wird in der Regel synonym mit nichts Böses ahnend, treuherzig oder vertrauensvoll gebraucht, bedeutet in einer veraltenden Bedeutung jedoch auch aktiv nichts Böses wollend.

argwohnlos
argwillig, malevolus, böswillig, übelwollend, als Verb argwilligen
Der Argwohn, des -es, plur. doch nur selten, die -e, die nachtheilige, mit Ungewißheit verbundene Meinung von den Gesinnungen einer Person, besonders so fern diese Meinung ungegründet ist, wodurch sie sich von dem Verdachte unterscheidet.  Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart 


Argwohn Josephs


Und der Engel sprach und gab sich Müh
an dem Mann, der seine Fäuste ballte:
Aber siehst du nicht an jeder Falte,
daß sie kühl ist wie die Gottesfrüh.
Doch der andre sah ihn finster an,
murmelnd nur: Was hat sie so verwandelt?
Doch da schrie der Engel: Zimmermann,
merkst du´s noch nicht, daß der Herrgott handelt?
Weil du Bretter machst, in deinem Stolze,
willst du wirklich den zu Rede stelln,
der bescheiden aus dem gleichen Holze
Blätter treiben macht und Knospen schwelln?
Er begriff. Und wie er jetzt die Blicke,
recht erschrocken, zu dem Engel hob,
war der fort. Da schob er seine dicke
Mütze langsam ab. Dann sang er Lob.

Rainer Maria Rilke