Donnerstag, 25. April 2013

Heinz Berggruen hat Kunst gesammelt

                   
                  
  Wenn jemand mal Bedarf auf eine große Portion guter Laune hat,
  dann könnte er zum ziemlich häßlichen Charlottenburger Schloß
  fahren, und gleich gegenüber steht das Haus der Sammlung
  Berggruen. Reingehen, Karte kaufen, gucken, gucken - gute Laune. 
                   


FATALES FAGOTT SOLO

Paul Klee 1918



KATZE


 Giacometti 1951

JUNGES MÄDCHEN MIT OFFENEM HAAR



Paul Cezanne 1873/74


Foto: bpk
 

CLOWN
  
 

Toulouse-Lautrec 1886


Mittwoch, 24. April 2013

Der Bitterfelder Weg & Wolfgang Hilbig & Brigitte Reimann & Volker Braun & Heiner Müller


"In den großen Versammlungen 
der großen Männer

Dort vorne seh' ich sie sitzen 
hinter des Vaterlands Fahnen 
und ihre Brillen blitzen 
wenn sie forden und planen

Totenstille, nach dem scharfen Knall,
ein kurzes Ächzen, ein dumpfer Fall; schon tot, fiel einer wie 'n Sack nach vorn
… 
Ins Geschrei und in das Rasen 
peitschen meine Kugeln
...
Ja, meine ganze Welt, in der ich lebe  
zerschlüge ich am liebsten so, dass sie sich nimmermehr erhebe. 
Und dann baut' ich eine neue hier, 
doch - ich habe Durst; ich gehe lieber und trinke ein Bier. 

Wolfgang Hilbig
8.-Klasse-Abgänger, Boxer, Heizer, Dichter 

Manchmal, wenn ich mich an die DDR, an die harmlose Leichtigkeit meiner Kindheit, die gewöhnlichen und einzigartigen Verwirrungen der Pubertät und den Zorn und die Feigheit der jungen Erwachsenen in diesem bösen Kleinstaat erinnere, gerate ich an Dinge, von denen ich nicht glauben kann, dass irgendwer in, sagen wir, 50 oder 100 Jahren noch glauben mag, dass es sie wirklich gab. 
Der Bitterfelder Weg, nein, nicht die gleichnamige Strasse in Berlin-Rudow, sondern die Direktiven, was heißt Befehle, die unter Federführung von Walter Ulbricht für eine "neue sozialistische Kulturpolitik in der Deutschen Demokratischen Republik" am 24. April 1959 auf der Autorenkonferenz des Mitteldeutschen Verlages Halle (Saale) im Kulturpalast des Elektrochemischen Kombinates Bitterfeld verkündet wurden und davor bereits  auf dem V. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei angekündigt worden waren. 

"In Staat und Wirtschaft ist die Arbeiterklasse der DDR bereits Herr. Jetzt muss sie auch die Höhen der Kultur stürmen und von ihnen Besitz ergreifen" 
Walter Ulbricht auf dem V. Parteitag der SED 1958.

Greif zur Feder, Kumpel,
die sozialistische deutsche Nationalkultur braucht dich!



Bitterfeld - Wolfen 1957
Bundesarchiv Bild 183-50647-000

„Das Bitterfelder Programm, ‚Greif zur Feder, Kumpel‘, war ja ganz einsichtig, heraus kam eine Parodie, Domestizierung statt Klassenemanzipation. Auch eine ABM für erfolglose Schriftsteller“.
Heiner Müller, Autor des "Lohndrücker" und der "Weiberkomödie" (in Kollaboration mit seiner Frau Inge Müller)
 
Brigitte Reimanns Tagebuch-Notizen aus dem Kombinat Schwarze Pumpe, wo sie einen Zirkel "Schreibender Arbeiter leitete:

14.02.60
"Vorige Woche hat sich der Zirkel schreibender Arbeiter konstituiert. Von 20 Eingeladenen waren 4 erschienen; keine Potenzen nehme ich an. Nur der kleine Volker Braun, Abiturient und seit 4 Jahren in der Produktion, scheint begabt zu sein. Er erinnert mich an meinen Ulli-Bruder - in jeder Beziehung verspäteter Pubertant."  

Volker Braun war zur Bewährung in der Produktion, bevor er doch noch zum Studium zugelassen wurde.

Brigitte Reimann 
21. Juli 1933 in Burg bei Magdeburg
† 20. Februar 1973
13. 2. 61
 "Der Zirkelabend also... Ab Mitternacht war ich so wahnsinnig besoffen, daß ich nicht mehr mit Sicherheit weiß, was sich abgespielt hat...
Aber zuerst war alles schön und würdig und feierlich mit einer Art Kulturprogramm...
Daniel und ich saßen eine ganze Weile bei dem neuen Werkleiter...
Lissinsky hat eine verteufelte Manier - einfach unbeugsam ...Ein Typ, der mir absolut wesensfremd und ein bißchen unheimlich ist, vielleicht schon der Typ des Kommunisten von morgen.
...Die anderen Funktionäre gaben groß an mit ihren Kulturplänen - aber meine Brigade hat nicht einmal einen Frühstücksraum, sondern muß mit schwarzen Händen in der Halle essen. Man muß erstmal gewisse ökonomische Voraussetzungen schaffen, ehe man mit dem Bücherkarren anrollt."

6. 7. 65
 "Pumpe rüstet sich zum 10. Jahrestag, d. h. also zu Heldengesang und Hosianna für die Partei und zum freundlichen Vergessen aller Fehler, Irrtümer und Schwierigkeiten..."Das verstehen die Kumpel, so wollen es die Kumpel haben..." na, hoffentlich haut ihm ein Kumpel mal eins auf die Fresse...
In der allgemeinen Feststimmung zog die Partei auch uns Sünder wieder an ihren Busen. ...Wir kamen uns vor wie ihm Panoptikum zwischen diesen Parteispießern und ihren betulichen, netten und dümmlichen Frauen, die sich da durch die Empfänge neppen...
Das Merkwürdigste: sie freuten sich wirklich, sie entfalteten Familienleben und waren bereit, alles Vergangene ruhen zu lassen. Dieselbe Politik wie im Großen, bis W[alter]U[lbricht]: "Keine Reminiszenzen." Eine Haltung, die mich beinahe hilflos macht: man faßt in Gallert..."


31. 3. 66
"Was für eine Kluft zwischen Künstler und Publikum... Grotesk falsche Auffassung von Kunst, und wieder die Forderung nach gültigem soz. Menschenbild - unter dem sich aber keiner etwas vorstellen kann."

9. 8. 68
"Ich denke jetzt oft an früher, an die Zeit vor fünf oder zehn Jahren...Alles schmeckt nach Abschied.
...In den letzten Jahren sind die Gruben abgesoffen, die Tagebaue, zwischen denen die Betonbahn verläuft. Das Becken mit der Kohlentrübe ist vollgelaufen, ein fettig schwarzer See; damals ... sah man noch den Boden, die Birken und Sträucher, die nun längst ertrunken sind. Merkwürdig, wie man sein Herz an diese öde Landschaft gehängt hat, an diese unmögliche Stadt, an die Leute.
...Trotzdem - wenn ich denke, daß nur ein paar Blöcke in einer Sandwüste standen, als wir hierher kamen ... und das Kombinat ist ein riesiger Komplex (in dem so gut wie nichts funktioniert). Die Kohle geht zu Ende"


Aus Franziska Linkerhand, dem wundervollen Roman von Brigitte Reimann
 

„Herr Schafheutlin, ich möchte sie etwas fragen...“ Sie zögerte. Er war rot geworden. Sie suchte nach einer Umschreibung für die Frage, die ihr eben noch einfach erschienen war.

„Ob es genügt?“, fragte er zurück. „Was genügt?“

„Das hier – und alles.“ Sie stotterte ein wenig. „Wie Sie leben. Wie ein Tag vergeht, und der nächste, und ein Jahr...Ist es das, was Sie sich vorgestellt haben, als Sie anfingen?“

Er sah sie verständnislos an. „Wo? In Neustadt?“

„Ach nein“, sagte sie unglücklich, „In der Schule, oder noch früher, irgendwann, als Ihnen bewußt wurde, daß Sie jemand sind...daß Sie in die Welt gekommen sind und aus der Welt wieder weggehen werden, nach einem Leben, das sechzig oder siebzig Jahre dauert, falls nicht Krieg oder Krebs oder ein verrücktes Auto... also siebzig Jahre im Glücksfall. Und als Sie wußten, daß Ihnen ein Leben gehört: was wollten Sie daraus machen?“

Schafheutlin schwieg, er sträubte sich gegen ein Gespräch, das zu nichts führte, (wie) er dachte, Zeitvertreib für Leute von zwanzig Jahren. Franziska lehnte an der Spindtür; sie blickte ihm auf den Mund. „Sie gehen von einer falschen Vorraussetzung aus“, sagte Schafheutlin nach einer Weile, in trockenem Ton, dabei froh, weil sie wartete, “nämlich, daß irgend jemandem sein Leben gehört, wie ein Besitz, über den er beliebig verfügen kann, Sie existieren nicht für sich allein, sondern in einer Gesellschaft...für eine Gesellschaft, dürfen wir sagen, heute, seit wir uns einen Staat geschaffen haben, in dem es möglich, ja erforderlich ist, die persönlichen mit den gesellschaftlichen Interessen in Übereinstimmung zu bringen.“

„GeWi“, murmelte Franziska. Sie war enttäuscht. Er weicht aus, redet über Allgemeines, nicht von sich. „Das ist keine Antwort, das ist ein Programm.“


Am 21. Februar 2013 beginnt in Burg bei Magdeburg das Brigitte-Reimann-Jahr.  

Spiegel-Artikel zum Bitterfelder Weg:
http://einestages.spiegel.de/external/ShowTopicAlbumBackground/a28204/l5/l0/F.html 

Montag, 22. April 2013

Richard II. - Shakespeare - 3. Akt 2. Szene


Der Schädel Richard II. 
Zeichnung von George Scharf,der anwesend war, als Richards Grab in Westminster Abbey 1871 geöffnet wurde. 

3. Akt, 2. Szene

Laßt uns von Gräbern sprechen, Würmern, Grabinschriften.

Wir schreiben uns den eigenen Nachruf in den Staub,

mit Augen regenvoll das Leid der Erde auf den Leib.

Laßt uns die Henker wählen und vom Nachruhm reden.

Nein, nein, so nicht, nein, was bleibt uns denn mehr,

als unsern abgesetzten Körper dem offnen Riß der Erde hinzugeben?

Unsere Ländereien und Lebereien sowie der Rest

gehören Bolingbroke, nichts als der Tod ist unser Eigenes.

Die Erde hat uns ein- und ausgekleidet und

verkleidet auch mit Haut und Knochenleim,

in Gottes Namen laßt uns auf die Erde setzen

und Schreckgeschichten vom Tod der Könige erzählen,

wie man wen absetzt und wen in den Schlachten schlachtet:

Gehetzt der von dem Geist des Herrschers,

den er abgesetzt, von ihren Ehefrauen vergiftet,

andere die andern wieder hingemacht im Schlaf,

ermordet sind sie alle.

Der Grund: die Krone auf des Königs Schläfe, sie ist hohl.

Im Hohlraum thront er, der Clown sitzt da, und er reißt Witze übern Staat.

Er grinst den Wohlstand an und billigt seinem König

den kurzen Atem und den kleinen Auftritt zu.

Als König, der das Fürchten lehrt, lernt er

das Fürchten auch. Hört dieses Clown- und

Throngelächter, will uns machen fürchten.

Ich habe einen in der Krone wehen, einen König in der Krone,

nicht König, unter dem ich throne. Wer macht mein Ich

und auch mein Fleisch falsch denken,

als hätte er ein Messing zu verschenken,

das mich schon vor dem Tod vorm Leben schützt,

als ob wir immer König oder Richard bleiben dürfen,

doch schließlich kommt wer, hinterm Messing

nach dem Tod zu schürfen, und dann stirb du, mein Lebewohl du,

behütet euch, verhütet mich, verhütet auch

mein Fleisch, mein Blut, macht es nicht lächerlich

mit Andacht oder Ehrfurcht, wie die Angst auch immer heißt.

Ach, das Gesetz und Ordnung ihr doch in die Erde schmeißt.

Ich war euch unbekannt die ganze euch bekannte Zeit

und esse doch mein Brot wie ihr,

wie ihr bin ich zu jedem Glück,

doch alles schmeckt mir nur nach Trauer,

ich bin mir viel zu wenig, ich brauche Freunde,

doch nicht welche, die mich nennen König.

Übersetzung Thomas Brasch

Richard II.

Sonntag, 21. April 2013

Peter Pan - Robert Wilson - Fetzen


Robert Wilson wurde in Waco/Texas geboren, Terence Malick auch. Das ist, wo im April 1993 das FBI die Ranch der Branch Davidians belagert hat und als angekündigt wurde, es würde angegriffen, legten die Davidians Feuer. Viele Tote und viele offene Fragen.
Nur 50 Kilometer weit entfernt ist letzte Woche eine Fabrik mit Ammoniumnitrat nach einem Brand in die Luft geflogen. Wiederum mit Todesopfern. Und wiederum 400 Kilometer von dort, in Oklahoma City, hat Timothy McVeigh 1995 ein Regierungsgebäude mit Hilfe einer Bombe aus eben diesem Ammoniumnitrat komplett zerstört. Auch da gab es reichlich Tote.

Letztes Jahr habe ich "Einstein on the Beach" gesehen, die rekonstruierte Inszenierung Wilsons von 1978 und, glaube ich, dort endlich einiges mehr begriffen, was die Wurzeln seiner Bildsprache und Künstlichkeit betrifft. 
Siehe: Einstein On The Beach - Godot kommt eh nicht, oder doch? vom 10.06.2012

"Finding Neverland" ist ein nicht ganz übler Film über James Matthew Barrie, den Autor "Peter Pans", mit Johnny Depp und Kate Winslet. Viel interessanter jedenfalls als das gräsliche Ding, das Spielberg verzapft hat, und dass obwohl darin Dustin Hoffman Hook spielt.

Ich liebe es, wie Wilson Licht einsetzt. Darüber würde ich gern viel mehr wissen. Minutiöse Eindunkelungen, weiche Wechsel, Farbüberschneidungen, präzise ausgeschnittene Lichträume. Manchmal sieht es aus, als hätten er und seine Leute es geschafft, das unlösbare Problem des Streulichts zu knacken. Andererseits bin ich neidisch, wenn ich sehe, das er mindestens vier bemannte Verfolgerspots und, ich weiss gar nicht wie viele, Moving Spots zur Verfügung hat und wahrscheinlich unendlich lange Beleuchtungsproben.

Peter Pan: "Ich will ein Junge bleiben und immer fröhlich sein." Die zunehmende Anstrengung, die Sabin Tabrea dieser Satz kostet, ist kostbar.

Wilson sollte nicht selbst Tänze choreographieren. So genau, seltsam und verdreht seine Körperchoreographie sonst auch ist, wenn getanzt wird, erinnert das an die Versuche eines verklemmten Pubertierenden in einer Disco meiner Jugend. Von der "Boygroup"- Szene der Verlorenen Jungs gar nicht zu reden. Die todesmutigen Hüpf- und Schütteltänze an die ich mich erinnere, hatten aber wenigstens noch etwas Rührendes in ihrer Lächerlichkeit.

Christopher Nell als Tinkerbell ist als unter Elektrizität stehende Tinkerbell ein ganz eigenes Ereignis. Wie er wohl auf den Einfall gekommen sein mag, seine Figur als zuckendes, ständig fast aus der Haut fahrendes Energieteilchen zu spielen? Vielleicht weil kleine Feen immer so superschnell mit den Flügeln schlagen, dass sie fast unsichtbar sind? Er steht wahrhaftig unter Strom. Und dann öffnet er den Mund und eine Engelsstimme erklingt. WOW!

Ach, würde Herr Wilson doch einmal am Abend dem Chaos seinen Raum lassen, die Ordnung für einen Moment zerspringen lassen, der lüsternen Gefährdung des Kontrollverlustes nachgeben. Nur ganz kurz. 

In der Uraufführung hat Peter Pan, in der Szene in der Tinkerbell beinahe stirbt, verzweifelt in den Saal gerufen: "Feen kann man nur mit Klatschen vor dem Tod retten!", der darauf folgende Applaus soll frenetisch gewesen sein. Guter Trick! Wenn's klappt.

Das Peter Pan Syndrom: http://www.focus.de/finanzen/news/aelterwerden_aid_20805.html


Meine Lieblingsnichte, acht, hat den Abend sehr gemocht. Sie kannte auch die Geschichte viel besser als wir.

Coco Rosie, die Schwestern Sierra und Bianca Casady, haben die Musik geschrieben, die nahezu ununterbrochen spielt. Ganz schön. Und sie singen nicht selbst, denn deren niedliche Kinderstimmchen machen mich irre.

Sicher nicht Wilsons bester Abend, irgendwie wie viele vorher, und doch, so an den Rändern, für Augenblicke, dachte ich, dieser ist persönlicher als die anderen. Und vielleicht liegt gerade darin für solch artifizielles Gewebe der Schwachpunkt. Hoher Kunstwillen und kindlich betrübte Sehnsucht kollidieren und der Kitsch erhebt  drohend sein Haupt.

Aber! Der Schlußapplaus war lang und laut und enthusiastisch, inclusive rhythmischem Klatschen und Mitsingen bei der Zugabe "To die is a wonderful adventure" - "Sterben ist ein wunderbares Abenteuer".


Sabin Tambrea
© picture alliance / dpa / Ole Spata

Samstag, 20. April 2013

Das karge Mahl - Picasso








Pablo Picasso 1904 aus der Saltimbanques Suite

Saltimbanque = Gaukler



20. April 1889 - Das Jahrhundertarschloch wurde geboren


„Am Vorabend des Geburtstags des Führers traten über eine Million Jungen und Mädel im ganzen Reiche an, um in die große Gemeinschaft der Hitler-Jugend aufgenommen zu werden. Auch in Ravensburg waren die Zehnjährigen mit leuchtenden Augen und strahlenden Herzens gekommen, um sich als Geburtstagsgeschenk dem Führer zu geben.“

Unsere Jugend gelobte sich dem Führer. Ein neuer Jahrgang ist angetreten.
Donau-Bodensee-Zeitung, Kreisausgabe Ravensburg, 22. April 1944

Charlie Chaplin, Der Große Diktator, die Rede des Diktators
https://www.youtube.com/watch?v=Z4UhJpviVYg 

Insassen des Lagers Dachau nach der Befreiung durch die US Armee im April 1945

Zeitgenössische Nachrichtensendung zum 50. Geburtstag des Jahrhundertarschlochs
http://www.dailymotion.com/video/xq95x2_adolf-hitlers-50-geburtstag-20-april-1939_news#.UXHJ9YLoaQY 

Im April 1945 war der Zweite Weltkrieg für Deutschland faktisch verloren. Die Fronten der alliierten Truppen rückten unaufhaltsam voran. Am 20. April 1945 - Hitlers 56. Geburtstag - hatten amerikanische Truppen Nürnberg - Hitlers Stadt der Reichsparteitage - eingenommen. Am gleichen Tag erreichten die sowjetischen Truppen die Außenbezirke Berlins und schlossen die Stadt ein. Zu diesem Zeitpunkt saß der Führer mit seinen engsten Vertrauten im Bunker der Berliner Reichskanzlei, den er seit dem 16. Januar 1945 nicht verlassen hatte.

http://www.wasistwas.de/geschichte/die-themen/artikel/link//c8e2bcc3c1/article/30-april-1945-hitler-ist-tot.html 

Wiki sagt:

Als Kriegstote oder Menschenverluste des Zweiten Weltkrieges werden im engeren Sinn die Menschen bezeichnet, die seit dem Kriegsbeginn in Europa am 1. September 1939 bis zur Kapitulation Japans am 2. September 1945 durch Kriegshandlungen getötet wurden; im weiteren Sinn auch die, die durch Massenverbrechen im Kriegsverlauf und Kriegsfolgen ihr Leben verloren.
Ihre Gesamtzahl lässt sich nur schätzen. Die Schätzungen, die Verbrechen und Kriegsfolgen einbeziehen, reichen bis zu 80 Millionen Kriegstoten. Für die durch direkte Kriegseinwirkung Getöteten werden meist zwischen 50 und 56 Millionen angegeben.

Grocceni's Witzeseiten

Hitler besucht ein Irrenhaus, schreitet die Reihe der Insassen ab. Jeder Patient schreit:
"Heil Hitler!"
Nur am Ende der Reihe steht einer ganz still.
Hitler: "Warum grüßen Sie nicht?"
Der Mann: "Ich bin der Wärter, ich bin nicht verrückt."


Wie stellen sich die Nazis die arische Rasse vor?
Sie müssen schlank sein wie Göring, blond wie Hitler und groß wie Göbbels!

Freitag, 19. April 2013

Wo rohe Kräfte sinnlos walten?


"...man wird es Terrorismus nennen. Man wird ihm einen tönenden Spitznamen geben. Nunwohl, es ist uns gleichgültig. Wir scheren uns nicht um ihre Meinung." 
Michail Bakunin, "Prinzipien der Revolution. Worte an die Jugend in Genf", 1869

Die Schrecken des Krieges "Das wilde Ungeheuer"
Goya 1810/1820

"Den oder die könnte ich umbringen!", denkt man manchmal, sagt man manchmal. Tut man meist dann doch nicht, es ist aber im Bereich des Fühlbaren, Vorstellbaren. Im Affekt, unter gewaltigem Druck, in großer Not. Den Faden verliere ich, wenn ich versuche nachzuvollziehen, warum man unbekannte, zufällige Menschen töten will, um für oder gegen Was-es-auch-immer-sei zu kämpfen. Sind Kinder darunter? Pech gehabt. Geht mein Nachbar gerade vorbei? Schade. Jemand, der genauso denkt wie ich? Jemand, der gerne lebt? Jemand, der einen Mann liebt? Jemand, der geliebt wird? Irgendjemand, so wichtig oder unwichtig, wie ich? Kollateralschaden ist eines der ekelhaftesten Wörter, die ich je gehört habe. Ich weiß, ich lebe in friedlicher Zeit im wohlhabenden Teil Europas und mein Erfahrungshorizont ist dementsprechend schmal. Aber, aber wird auch nur ein Leben besser durch die ungezielte Tötung Anderer? Zu naiv? Ich will das nicht glauben.

Wiki schreibt:
Der Terror (lat. terror „Schrecken“) ist die systematische und oftmals willkürlich erscheinende Verbreitung von Angst und Schrecken durch ausgeübte oder angedrohte Gewalt, um Menschen gefügig zu machen. Das Ausüben von Terror zur Erreichung politischer, wirtschaftlicher oder religiöser Ziele nennt man Terrorismus. 

Es gibt keine allgemein akzeptierte wissenschaftliche Definition von Terrorismus. Schwierigkeiten bereitet insbesondere die Abgrenzung von Terrorismus und politischem Widerstand - typischerweise werden Personen und Bewegungen, die von einer Seite als gewalttätige, aber legitime Untergrund- oder Widerstandskämpfer angesehen werden, aus einem anderen Blickwinkel als Terroristen bezeichnet, und umgekehrt.

...
Nun zerbrecht mir das Gebäude,
Seine Absicht hat's erfüllt,
Das sich Herz und Auge weide
An dem wohlgelung'nen Bild.
Schwingt den Hammer, schwingt,
Bis der Mantel springt!
Wenn die Glock' soll auferstehen,
Muß die Form in Stücke gehen.
Der Meister kann die Form zerbrechen
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit;
Doch wehe, wenn in Flammenbächen
Das glüh'nde Erz sich selbst befreit!
Blindwütend mit des Donners Krachen
Zersprengt es das geborst'ne Haus,
Und wie aus offnen Höllenrachen
Speit es Verderben zündend aus.
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Da kann sich kein Gebild gestalten;
Wenn sich die Völker selbst befrei'n,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.
Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocke Strängen
Der Aufruhr, daß sie heulend schallt,
Und, nur geweiht zu Friedensklängen,
Die Losung anstimmt zur Gewalt.
Freiheit und Gleichheit! Hört man schallen;
Der ruhige Bürger greift zur Wehr,
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher.
Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz;
Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,
Zerreißen sie des Feindes Herz.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu;
Der Gute räumt den Platz beim Bösen,
Und alle Laster walten frei.
Gefährlich ist's den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn;
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.
Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Lichtes Himmelsfackel leih'n!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden
Und äschert Städt' und Länder ein.
...

Friedrich Schiller aus "Die Glocke" 1799


Ich les, daß Feuer eine Wohltat ist
Solang der Mensch es zähmet und bewacht
Daß es ihn aber, ungezügelt, frißt.
Ich frage mich: an was hat der gedacht?

Was ist es, das er euch zu zähmen bittet?
Dies Element, das er so nützlich nennt
Gesittung fördernd, selber nicht gesittet –
Was für ein Element ist wohl dies Element?

Dies Feuer, diese Tochter der Natur
Die, ihrer Zügel los, durch eure Gassen wandelt
Mit roter Mütze auf, wer ist das nur?

Das ist nicht mehr die gute alte Magd!
Ihr habt wohl die Person zu mild behandelt?
Ich seh, sie hat euch nach dem Lohn gefragt.


Bertolt Brecht 
1938 geschrieben, 1951 veröffentlicht

Die Schrecken des Krieges "Begrabt sie und seid still."
Goya 1810/1820

Wenn sie mit Fleischermessern durch eure Schlafzimmer geht, 
werdet ihr die Wahrheit wissen.
Heiner Müller aus: Hamletmaschine 

ALLEIN MIT DIESEN LEIBERN
Staaten Utopien
Gras wächst Auf den Gleisen 
Die Wörter verfaulen Auf dem Papier 
Die Augen der Frauen 
Werden kälter Abschied von morgen 
STATUS QUO

Heiner Müller
© Suhrkamp Verlag
Aus: Werke 1. Die Gedichte.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 1998

Die Schrecken des Krieges "Die Verwüstungen des Krieges"
Goya 1810/1820

Donnerstag, 18. April 2013

Celander liebt Brüste, Pero stillt ihren Vater



      Celander ist das Pseudonym von wahrscheinlich zwei Dichtern des Barock,  
      Christoph Woltereck und Johann Georg Gressel, wobei die folgenden Gedichte,
      wenn ich zeno.org glauben darf, Herrn Gressel zugeordnet werden.

      Aus: Celanders Verliebte- Galante- Sinn- Vermischte und Grab-Gedichte
      Hamburg, Leipzig: Christian Liebezeit, 1716


LIEBEN UND GELIEBTZUWERDEN IST DAS HÖCHSTE VERGNÜGEN


Was ist Vergnüglichers im gantzen Rund der Erden,
Als Lieben und zugleich mit Ernst geliebet werden?
Was ist Annehmlichers als ein ambrirter Kuß,
Den reine Liebe schenckt aus innerm Hertzen-Fluß?
Was ist erquickender als schöne Brust-Granaten,
Worinnen Milch und Blut zur Kühlung hingerathen?
Was ist Bezaubernders als der gewölbte Schooß,
Der uns entzücket, macht der satten Sinnen loß?
Was ist verzuckerter als feuriges Umhalsen,
Das Honig-Kuchen macht aus bittern Wermuths-Salsen?
Was ist anmuthiger als ein polirter Leib
Von zartem Helffenbein zur Nächte Zeit-Vertreib?
Was ist Gewünscheters, als Leib an Leiber leimen,
Und feuchten Perlen-Thau in Liebes-Muscheln schäumen?
Was ist entzückender als in der Muschel ruhn,
Wo Lust und Kitzelung der Wollust Thor aufthun?
Was ist begierlicher, als da den Eintritt nehmen,
Wo Perl und Perlen-Milch das seichte Feld besämen?
Nichts ist Vergnüglichers, nichts, das mehr Wollust schafft,
Als wenn nur gleicher Will in beyder Hertzen hafft'.
Nichts ist, das mehr erquickt, das mehr die Geister blendet,
Als wenn man seine Brunst im Schooß zur Kühlung sendet,
Nichts ist verzuckerter, nichts kommt gewünschter an,
Als wenn man in der Lieb sich recht ergötzen kan.


1570
Jacopo Robusti alias Tintoretto
Porträt einer Dame, die ihre Brüste entblößt


ALS ER IHRE BRÜSTE KÜSSTE


Blondine deiner Brüste Kuß /
Hegt mehr von süssen Uberfluß
   Als tausend Zucker=Fladen
   Und theure Marmeladen
Mehr Süssigkeit quilt aus dem Schnee
Der Brüste / als aus Hyblens Klee /
Die Feige wird zur Schleen
   Kein Honig kan bestehen /
Daß nicht zu Gall und Wermuth wird
Wenn es der Brust wird beygeführt.
   Der Wein wird schlechte Pfütze
   Das Manna Haber Grütze /
Dem Ambrosin und Nectar Safft
Benimmt dein Busen alle Krafft
   Dein unbefleckte Brüste
   Die Zinsen Himmels=Lüste.


1630
Peter Paul Rubens
Cimon und Pero

Der Philosoph oder Seher Cimon oder Myron wurde zum Tod durch Verhungern verurteilt. 
Nur seine Tochter Pero durfte ihn im Kerker besuchen und wurde von den Wachen streng auf mitgebrachte Lebensmittel kontrolliert. Die Tochter aber ernährte ihren hungernden Vater 
bei den Besuchen, indem sie ihm heimlich die Brust gab: 
"Velut infantem pectori suo admotum aluit". 
Nachdem Cimon auch nach langer Kerkerhaft nicht starb, wurden die Richter hellhörig und erfuhren schließlich den Grund. Beeindruckt von der töchterlichen Liebe und Barmherzigkeit wurde Cimon 
begnadigt. 

 Aus einem Artikel über Stillbeziehungen.

Die Geschichte gilt als Allegorie auf die christliche Barmmherzigkeit und wird  
Carità Romana oder Römische Nächstenliebe genannt.

AUF IHRE BRÜSTE

Englische Brüste
Nichts reichet mehr Lüste
Als ihr
Den feurgen Rubinen
Den weissen Jesminen,
Den wallenden Ballen
Den süssen Corallen
Kein Nectar und Honig / noch Zucker geht für.

Milcherne Auen
Ihr lasset mir schauen
Die Frucht:
Darinnen verstecket
Was Anmuht erwecket.
Da man den Leim findet
Der Seelen verbindet.
Und da man die Speise der Lieblichkeit sucht.

Auf eure Hügel
Trägt Venus Geflügel
Die Saat:
Daraus denn eutspringet
Was Lustbarkeit bringet
Was jedem beliebet
Was Lieblichkeit giebet
Und süsse Vergnügung im Überfluß hat.

Celander


1540
Hans Sebald Beham

Cimon und Pero

Mittwoch, 17. April 2013

Lawrence von Arabien



T.E. Lawrence
Offizier, Archäologe, Spion, Schriftsteller.

Insoweit ich es verstehe, hat T.E. Lawrence als englischer Offizier an der Erhebung der Araber 1916-1918 gegen das Osmanische Reich teilgenommen. Diese Arabische Revolte wurde von der Entente (Frankreich, Russland, Grossbritannien) unterstützt. Nach dem Sieg wurden die von der türkischen Herrschaft befreiten Gebiete allerdings, entgegen vorherigen Absprachen und Verträgen, unter den Franzosen und Briten aufgeteilt, und das mit dem Mandat des Völkerbundes.
Die Rolle von T.E. Lawrence in diesem Krieg ist unter Historikern stark umstritten. Im Kopf der meisten bleibt Peter O'Toole in weißem Gewand und mit strahlend blauen Augen, der durch die Wüste reitet und eine Vorliebe fürs Auspeitschen hat.
Aber vielleicht wird mir die Lektüre des Buches, aus dem die folgenden Zitate sind, ein wenig helfen, meine Verwirrung bei der Betrachtung der politischen Verwerfungen im arabischen Raum zu lindern. 


Im Allgemeinen ziehe ich Lügen der Wahrheit vor, besonders wenn es um mich geht.



Aus den "Sieben Säulen der Weisheit":
Sprüche Salomo 9.1. Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen.  
Die Geschichte auf diesen Seiten ist nicht die Geschichte der arabischen Bewegung, sondern die meiner Beteiligung daran. Es ist die Erzählung des täglichen Lebens, unbedeutender Geschehnisse kleiner Menschen. Hier gibt es keine Lektionen für die Welt, keine Enthüllungen, um die Menschen zu schockieren. Sie ist voll von trivialen Dingen, zum Teil deshalb, daß niemand die Überreste, aus denen ein Mann eines Tages Geschichte machen könnte, fälschlich für Geschichte hält, und zum Teil wegen des Vergnügens, das ich bei der Erinnerung an meine Beteiligung an dieser Revolte hatte. Wir alle waren überwältigt, wegen der Weite des Landes, des Geschmacks des Windes, des Sonnenlichts und der Hoffnungen, für die wir arbeiteten. Die Morgenluft einer zukünftigen Welt berauschte uns. Wir waren aufgewühlt von Ideen, die nicht auszudrücken und die nebulös waren, aber für die gekämpft werden sollte. Wir durchlebten viele Leben während dieser verwirrenden Feldzüge und haben uns selbst dabei nie geschont; doch als wir siegten und die neue Welt dämmerte, da kamen wieder die alten Männer und nahmen unseren Sieg, um ihn der früheren Welt anzupassen, die sie kannten. Die Jugend konnte siegen, aber sie hatte nicht gelernt, den Sieg zu bewahren; und sie war erbärmlich schwach gegenüber dem Alter. Wir dachten, wir hätten für einen neuen Himmel und für eine neue Welt gearbeitet, und sie dankten uns freundlich und machten ihren Frieden.
...
Alle Menschen träumen, aber nicht alle gleich. Die in der Nacht in den staubigen Winkeln ihres Geistes träumen, wachen am Tag auf und wissen, daß es nur Eitelkeit war; aber die Tagträumer sind gefährliche Menschen, denn sie können ihren Traum mit offenen Augen leben, und ihn möglich machen."
All men dream, but not equally. Those who dream by night in the dusty recesses of their minds wake in the day to find that it was vanity; but the dreamers of the day are dangerous men, for they may act their dream with open eyes, to make it possible.

T.E. Lawrence: Die sieben Säulen der Weisheit


Lawrence von Arabien ein Film von David Lean mit Peter O'Toole in der Hauptrolle und Omar Sharif als Arabien.

 Man, sind die Augen blau!