Montag, 22. April 2013

Richard II. - Shakespeare - 3. Akt 2. Szene


Der Schädel Richard II. 
Zeichnung von George Scharf,der anwesend war, als Richards Grab in Westminster Abbey 1871 geöffnet wurde. 

3. Akt, 2. Szene

Laßt uns von Gräbern sprechen, Würmern, Grabinschriften.

Wir schreiben uns den eigenen Nachruf in den Staub,

mit Augen regenvoll das Leid der Erde auf den Leib.

Laßt uns die Henker wählen und vom Nachruhm reden.

Nein, nein, so nicht, nein, was bleibt uns denn mehr,

als unsern abgesetzten Körper dem offnen Riß der Erde hinzugeben?

Unsere Ländereien und Lebereien sowie der Rest

gehören Bolingbroke, nichts als der Tod ist unser Eigenes.

Die Erde hat uns ein- und ausgekleidet und

verkleidet auch mit Haut und Knochenleim,

in Gottes Namen laßt uns auf die Erde setzen

und Schreckgeschichten vom Tod der Könige erzählen,

wie man wen absetzt und wen in den Schlachten schlachtet:

Gehetzt der von dem Geist des Herrschers,

den er abgesetzt, von ihren Ehefrauen vergiftet,

andere die andern wieder hingemacht im Schlaf,

ermordet sind sie alle.

Der Grund: die Krone auf des Königs Schläfe, sie ist hohl.

Im Hohlraum thront er, der Clown sitzt da, und er reißt Witze übern Staat.

Er grinst den Wohlstand an und billigt seinem König

den kurzen Atem und den kleinen Auftritt zu.

Als König, der das Fürchten lehrt, lernt er

das Fürchten auch. Hört dieses Clown- und

Throngelächter, will uns machen fürchten.

Ich habe einen in der Krone wehen, einen König in der Krone,

nicht König, unter dem ich throne. Wer macht mein Ich

und auch mein Fleisch falsch denken,

als hätte er ein Messing zu verschenken,

das mich schon vor dem Tod vorm Leben schützt,

als ob wir immer König oder Richard bleiben dürfen,

doch schließlich kommt wer, hinterm Messing

nach dem Tod zu schürfen, und dann stirb du, mein Lebewohl du,

behütet euch, verhütet mich, verhütet auch

mein Fleisch, mein Blut, macht es nicht lächerlich

mit Andacht oder Ehrfurcht, wie die Angst auch immer heißt.

Ach, das Gesetz und Ordnung ihr doch in die Erde schmeißt.

Ich war euch unbekannt die ganze euch bekannte Zeit

und esse doch mein Brot wie ihr,

wie ihr bin ich zu jedem Glück,

doch alles schmeckt mir nur nach Trauer,

ich bin mir viel zu wenig, ich brauche Freunde,

doch nicht welche, die mich nennen König.

Übersetzung Thomas Brasch

Richard II.

1 Kommentar:

  1. Der Schaedel gehoert nicht zu Richard II,die Schaedel wurden vertauscht... Euer Richard II

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