Montag, 4. Februar 2013

Theater hat auch Buhrufe


   Gott ist ein Komödiant, der vor einem Publikum spielt, das zu ängstlich zum Lachen 

   ist. 
   Voltaire

   Die Macht des Zuschauers.

   Er kann wegbleiben. Einfach, deutlich, tödlich.
   Er kann weggehen, das bedarf eines Entschlusses und eines gewissen Mutes. 
   Er kann einschlafen, wenn es auf der Bühne nicht allzu plötzlich laut wird, und dies ist 
   eine beliebte Ausweichvariante zwangsverschleppter Ehemänner und kunstbeflissener,
   doch gestresster Workoholics. Er kann das Klatschen, den begehrten Applaus
   verweigern oder zumindest nur matt und verlangsamt die Hände aneinander schlagen.
   Und er kann pfeifen, buhen, brüllen, jubeln und, im schlimmen Fall, rythmisch 
   applaudieren.
    
   Der Zuschauer.
   Ziel aller unserer Bemühungen, manchmal fast verschwunden unter der Last 
   des alltäglichen Theatertrottes und der inzestuösen feuilletonbesessnen Egomanien,
   denen wir gelegentlich verfallen. Er allein macht aus dem Spieler, einen Schau-Spieler.
   Der Zuschauer schaut oder schaut halt nicht, er begreift oder entzieht sich, er hat die 
   Entscheidungsgewalt zum Zeitpunkt der Offenlegung aller unserer Bemühungen. 
   Er ist vorgefüttert mit Klischees und Erwartungen, er ist konservativ, übersättigt, 
   faul oder überraschbar, dumm oder klug - er ist der eigentliche Theatergott und 
   wird angebetet und verachtet zugleich. 
   "Das sind ja nur die Apotheker/Notare/Optiker = die Abonnenten, der gutbürgerliche 
   Mittelstand!"," Heute ist der Saal halbleer, was haben wir falsch gemacht? " Keiner liebt 
   mich!"Kennt ihr Blumenkohlvorstellungen, eng verbunden mit dem Zwischenruf:
   "Könnten sie bitte etwas lauter sprechen?" Weißes Haupthaar wird gleichgesetzt 
   mit der  möglicherweise letzten Generation der Interessierten. Wir brauchen sie und 
   fürchten sie.
   
  
   Jeder einzelne im Publikum ist ein Esel, aber alle zusammen sind sie die Stimme 
   Gottes.
   Franz Liszt 
    
   2. Februar 2013, Ingolstadt, Premiere von " Die Verschwörung des Fiesco zu 
   Genua" von Friedrich Schiller 

   Das  Stück, produziert unter extremer Zeitbeschränkung läuft, war schon mal lockerer,

   wird wieder entspannter werden, wenn der Premierenüberdruck raus ist. Schlußapplaus,
   Es gibt Bravos fürs Ensemble und gut durchmischt Zuwendung und Ablehnung, sprich
   "Buhs" für die Regisseurin, sprich mich.

   Erst ein Schreck, dann der Gedanke, fair sind sie, können unterscheiden zwischen

   Konzept und Spieler. Und schließlich bemerke ich, wie selten ich diesen klaren, ent-
   schiedenen Laut in letzter Zeit gehört habe. Nicht nur bei meinen Arbeiten, sondern 
   überhaupt im Theater. Viel Applaus, oft Gepfeife, Bravos, viel zu häufig 
   "stehende Ovationen", das scheint so ein modisches Ding zu sein, wahrscheinlich
   ein Ableger von DSDS, The Voice und solchem Zeug.
   Sind wir zu politisch korrekt geworden, um uns deutlich gegen etwas zu positionieren?
   Hat sich Theaterleidenschaft in mildinteressiertes In-Empfang-Nehmen der gekauften 
   Kunstdosis verwandelt? Tatort am Sonntag, zweimal im Monat ins Theater und einmal 
   zum Italiener. Oder ist die Unsicherheit gegenüber dem eigenen Urteil durch das 
   postdramatisch-dekonstruierte verbale Artilleriefeuer des Feuilletons so groß  
   geworden, dass lieber höflich geklätschelt wird, als lauthals gebuht. 
   'Der König ist nackt', 'Die Inszenierung ist Mist', oder 'Ich sehe das anders', zu
   sagen, verlangt Vertrauen in das eigene Urteil. Anstatt sich selbst mit der Lüge: Die
   sind doch Profis, die wissen doch was richtig ist! zu geißeln, sollten Zuschauer mehr
   dem vertrauen, was sie am Abend sehen, denken, fühlen. Wenn der Saal dann mal voll
   mit spießigen Rechthabern ist, sollte es doch zum Tumult kommen. Oder wenn auf der
   Bühne selbstreferentieller Schmunz stattfindet auch. Das wäre doch aufregend, oder? 

     


  Fotos: Jochen Klenk
  
    
   Denise Matthey, wunderbare Schauspielerin und Mitverschworene hat auf Facebook

   einen Kommentar zu "unseren" Buhs geschrieben :  
   Es war einer der elektrisierendsten Momente, die ich bisher auf der Bühne erlebt
   hab -  voller Lebendigkeit, Empörung und viel Wohlwollen (es waren 
   wirklich nicht gleich viele Buher, nur laute.. ) - es gab verschiedene Positionen, 
   einfach, weil du eine bezogen hast. Und sie sind aufgewacht, da unten, konnten sich 
   nicht gemütlich zurücklehnen und schlafen und danach erzählen, ich hab mir was 
   Klassisches im Theater angeschaut. Offenbar mussten sie zuhören und sich 
   auseinandersetzen. Das hat mich ernsthaft glücklich gemacht.


   Weit darf man nicht ins deutsche Publikum hineinhorchen, wenn man Mut zu 
   arbeiten haben will. Johann Wolfgang von Goethe
   Quelle: an Wilhelm von Humboldt, 3. 12. 1795 

  
   Friedrich Schiller über die Premiere Der Räuber in Mannheim am 13. Januar 1782
   
   Das Publikum fieberte fasziniert und in beeindruckender Stille dem Ende der 
   Geschichte entgegen. Während der ersten beiden Akte zeigte es überhaupt 
   keine Regung, so dass mich zunächst eine große Furcht überkam, das Drama 
   würde nicht ankommen.



   Aber dann, nach Ablauf des dritten Aktes, applaudierte die rasende Menge, 
   teils schreiend mit geballten Fäusten. Der Beifall vermischte sich mit dem 
   Weinen wankender Frauen, die, einer Ohnmacht nahe, auf ihre Stühle sanken. 
   Trotz der mittelalterlichen Aufmachung des Stückes hatten alle begriffen, dass es 
   die Gegenwart war, die hier dargestellt wurde.



Freitag, 1. Februar 2013

Schwarze Romantik


Die Ausstellung „Schwarze Romantik. Von Goya bis Max Ernst“ im Frankfurter Städel Museum endete am 20. Januar 2013, wird aber vom 5. März an in Paris im Musee d'Orsay zu sehen sein.

Max Ernst: Vom nächtlichen Anblick der Porte Saint-Denis ausgelöste Vision, 1927   
© Privatsammlung/VG Bild-Kunst, Bonn 2012

 Johann Heinrich Füssli: Der Nachtmahr, 1790/91, 
Frankfurter Goethe-Haus – Freies Deutsches Hochstift  |  © Frankfurter Goethe-Haus/Freies Deutsches Hochstift


Julien Adolphe Duvocelle: Totenschädel mit hervortretende Augen, 1904   
© Musée d’Orsay, Paris


Die Ähnlichkeit muß Zufall sein, oder? 
„Kilroy was here“, wurde im Zweiten Weltkrieg von US-Soldaten an die unmöglichsten und seltsamsten Stellen geschrieben.


Wiki schlägt für Liebhaber der Literatur der schwarzen Romantik folgende Titel vor: 

Marquis de Sade (1740–1814): Juliette 
Ludwig Tieck (1773–1853): Der Runenberg 
E. T. A. Hoffmann (1776–1822): Die Elixiere des Teufels 
Lord Byron (1788–1824): Childe Harold’s Pilgrimage 
Mary Shelley (1797-1851): Frankenstein 
Gérard de Nerval (1808–1855): Aurélia 
Edgar Allan Poe (1809–1849): Der Untergang des Hauses Usher 
Charles Baudelaire (1821–1867): Die Blumen des Bösen 
Gustave Flaubert (1821–1880): Die Versuchung des heiligen Antonius 
Algernon Charles Swinburne (1837–1909): Tristram of Lyonesse
 

Mittwoch, 30. Januar 2013

Sexismus ist nicht schick


Wiki schreibt: Unter Sexismus versteht man die soziale Konstruktion von sexuellen Unterschieden zwischen Menschen und die daraus abgeleiteten Normen und Handlungsweisen. Der Sexismus unterteilt alle Menschen anhand ihrer biologischen Geschlechtsmerkmale in Frauen und Männer, unterstellt ihnen damit eine grundlegende Unterschiedlichkeit und weist ihnen auf dieser Basis unterschiedliche Rechte und Pflichten zu.

Wir sind verschieden: Männer, Frauen, Transsexuelle und jede andere denk- und fühlbare geschlechtsspezifische Variation. Nicht besser, nicht schlechter, unterschiedlich. Unterschiede sind gut, wenn alle gleich wären, wäre die Welt eine öde Gegend und die Zahl der verblüffenden Überraschungen, Bestürzungen, Ungläubigkeiten, Fassungslosigkeiten reduzierte sich um eine undenkbar große Zahl.

Ich habe zwei x-Chromosomen, (ein Vorteil, wenn ich den wissenschaftlichen Artikeln glauben darf,) bin körperlicher schwächer als die meisten Männer, ich habe Brüste, eine Gebärmutter und Cellulitis, ich verdiene, (und das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit,) weniger als vergleichbare männliche Berufskollegen, mir wächst kein Bart, bei vielen anderen Geschlechts-unterschieden gehen die Meinungen stark auseinander, aber ich bin, und das kann ich aus jahrelanger Erfahrung sagen, eine Frau. Und oder aber, ich bin auch anders als die meisten anderen Frauen. Männer, heterosexuelle und homosexuelle und alle anderen,  sind nur noch anderer.

Seit Tagen lese ich jetzt über einen Fall sexistischer Anmache, und in den betreffenden Artikeln geht es atemberaubend bunt durcheinander, werden Machtmißbrauch, Empfindlichkeiten, berufliche Gerissenheit, menschliche Feigheit und simple Geschmacksunterschiede wild durcheinander gewürfelt und gesellschaftliche Verhaltensregeln verlangt, die, würden sie universell eingehalten, das Miteinander von menschlichen Wesen zu viktorianischer Verlogenheit und vorauseilender Ängstlichkeit verurteilen würde.

Die Fakten, soweit mir bekannt: ein ältlicher FDP-Politiker ist geil auf eine Journalistin. Sie sind nicht allein, sondern mit anderen nächtens in einer Bar. Es kommt zu keiner körperlichen Gewalt, Drogen sind nicht im Spiel, Alkohol wohl, aber nur beim aggressiven, männlichen Teil des "Dramas". Die Arbeitssituation der jungen Frau beim "Stern" ist durch Nichtgewährenlassen ganz offensichtlich nicht gefährdet. Der Mann, unansehnlich und FDP-Politiker, ist in Freizeit und er hat lächerlicherweise das Anmachvokabular eines unintelligenten Pubertierenden aus den frühen 70ern.
Die anklagende 28-jährige Frau könnte also mit gutem Recht fiese Witze über den Kerl machen, seine Potenz in Frage stellen, ihm ins Gesicht lachen, selbst ihm ins Gesicht schlagen - aber eine öffentliche Entschuldigung verlangen, weil er Politiker ist?

Das ist prätentiöser, haltloser Quatsch, öffentlichkeitswirksames Pseudomärtyrium und jede Sekretärin, die in Sorge um ihren Job die dümmlichen Verbalinjurien oder gar Grabschereien ihres Chefs mit erstarrtem Lächeln über sich ergehen läßt, sollte der Dame die Leviten lesen. Hier handelt es sich nicht um weibliche Solidarität, sondern um zeitgeist-bewußte Manipulation. Frauen, die Vergewaltigungen überleben müssen, möchte ich in diesem Zusammenhang nur höchst ungern erwähnen.

Ich habe Glück, ich kann mich wehren, ich bin kein Opfer, ich habe die Macht NEIN zu sagen, ich flirte oder flirte nicht, je nach Interesse oder Angebot. Ich habe Glück, weil ich nicht machtlos bin. Es handelt sich hier nämlich tatsächlich  um eine Frage von Macht, sozialer, politischer, körperlicher, ja, auch traditionell implamentierter Macht. Aber wenn sich zum Opfer stilisiert, wer die Möglichkeit hat, sich zu wehren, der schadet denen, die sich nicht verteidigen können, die Machtmißbrauch erleiden. 

Das ich Herrn Brüderle für ein korruptes Arschloch halte, spielt in diesem Zusammenhang, überhaupt keine Rolle.

Dienstag, 29. Januar 2013

Picasso, bevor er Picasso wurde


   Ausnahmen sind nicht immer Bestätigungen der alten Regel; sie können 
   auch die Vorboten einer neuen Regel sein.
   Marie von Ebner-Eschenbach

    Erst lernst du malen wie man angeblich malen soll und, wenn du begabt 

   genug bist, und die Kraft hast, durchzuhalten, dann malst du irgendwann, 
   nur noch so wie du willst. Wenn du die alten Regeln genauestens kennst, 
   kannst, mußt du sie genüßlich und mit Grandezza kaputt schlagen.


Pablo Picassos erstes uns bekanntes Gemälde, begonnen 1889, 
fertiggestellt 1890
DER PIKADOR

  Der sehr junge Pablo Diego José Santiago Francisco de Paula 
Juan Nepomuceno Maria de los Remedios Crispin Crispiniano de la 
Santisima Trinidad Ruiz Blasco y Picasso

Das ist auch ein Picasso, Wissenschaft und Barmherzigkeit 1897

Wiki schreibt: Eine Regel ist eine aus bestimmten Regelmäßigkeiten abgeleitete, aus Erfahrungen und Erkenntnissen gewonnene, in Übereinkunft festgelegte, für einen bestimmten Bereich als verbindlich geltende Richtlinie. Das Wort Regel taucht als lateinisches Lehnwort regula, regile um das 
9. Jahrhundert im Althochdeutschen auf (aus lat. regula = Maßstab, Richtschnur) und formte sich im Mittelhochdeutschen zu regel, regele.


  Das macht Spaß, Picassos "Bügelnde Frau", gemalt auf einer umgedrehten  alten Leinwand. Ein Mann mit Schnurrbart erscheint, wenn man das Link  
  besucht und sich durch das Bild klickt, dadurch wird die Röntgenaufnahme sichtbar. Der Kopf des bärtigen Mannes ist da, wo das Bügelbrett zu sehen ist.

1904
  


Sonntag, 27. Januar 2013

Schiller ist nicht humorlos




HERR FRIEDRICH SCHILLER HATTE HUMOR!

1905 notierte Christian Morgenstern: "Seit Friedrich Schillers hundertstem Todestag habe ich diesen Dichter für mich Max Zottuk getauft; so sehr haben mir Presse und Publikum jeden Buchstaben des einst teuren Namens verleidet.


Selbstbildnis, Schiller auf dem Kopf stehend

Bittschrift
 

Dumm ist mein Kopf und schwer wie Blei.
Die Tobacksdose ledig,
Mein Magen leer – der Himmel sei
Dem Trauerspiele  gnädig. 


Ich kratze mit dem Federkiel
Auf den gewalkten Lumpen;
Wer kann Empfindung und Gefühl
Aus hohlem Herzen pumpen? 


Feur soll ich gießen aufs Papier
Mit angefrornem Finger? - - -
O Phöbus, hassest du Geschmier,
So wärm auch deine Sänger. 


Die Wäsche klatscht vor meiner Tür,
Es scharrt die Küchenzofe -
Und mich – mich ruft das Flügeltier
Nach König Philipps Hofe.


Ich steige mutig auf das Roß;
In wenigen Sekunden
Seh ich Madrid – am Königsschloß
Hab ich es angebunden. 


Ich eile durch die Galerie
Und – siehe da! - belausche
Die junge Fürstin Eboli
In süßem Liebesrausche. 


Jetzt sinkt sie an des Prinzen Brust
Mit wonnevollem Schauer,
In ihren Augen Götterlust
Doch in den seinen Trauer. 


Schon ruft das schöne Weib Triumph,
Schon hör ich – Tod und Hölle!
Was hör ich? - einen nassen Strumpf
Geworfen in die Welle. 


Und weg ist Traum und Feerei -
Prinzessin, Gott befohlen!
Der Teufel soll die Dichterei
Beim Hemderwaschen holen.

Avanturen des neuen Telemachs

Das handgeschriebene und illustrierte Buch entstand zum 30jährigen Geburtstag von Gottfried Körner am 2. Juli 1786, in dessen Hause Schiller zu dieser Zeit lebte. Von Schiller stammen die ausgemalten und beschrifteten Federzeichnungen, von Ludwig Ferdinand Huber die Erläuterungen. Auf dem mystifizierenden Titelblatt firmiert Schiller als Hogarth und Huber als Winkelmann; der Erscheinungsort Rom ist fingiert. Die zu Lebzeiten Schillers und Hubers nicht veröffentlichten Blätter wurden von Minna Körner, der Gattin, aufbewahrt. Sie gingen 1837 in den Besitz des Autographensammlers Carl Künzel über, der sie 1862 in der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne publizierte. 

Die verkehrte Welt
Hier sieht man Körnern an der Bildung seines Vaters arbeiten. Er liest ihm, die Ruthe in der Hand, ein ästhetisch-moralisches Kollegium über die Räuber vor. Ein vortreflicher Zug des Künstlers ist daß der Superintendent die Räuber verkehrt in der Hand hält, wahrscheinlich weil er dabei eingeschlafen ist, und dieser profane Schlaf rechtfertigt die Ruthe in der Hand des Sohnes vollkommen.

Thalias vergebliches Flehen
Das fatale Krebsgericht
Man sieht auf diesem Blatt Körnern wie er mit großem Appetite Krebse ißt. Aber eine warnende Stimme ruft ihm aus dem Fenster des Himmels zu: iß nicht von diesen Krebsen, und die Hand des Schicksals bereitet die Rezepte und Arzneien welche die traurigen Folgen dieser Magen Exertion seyn werden.



Shakespeares Schatten


Endlich erblickt´ ich auch die hohe Kraft des Herakles,
Seinen Schatten. Er selbst, leider, war nicht mehr zu sehn.
Ringsum schrie, wie Vögelgeschrei, das Geschrei der Tragöden
Und das Hundegebell der Dramaturgen um ihn.
Schauerlich stand das Ungetüm da. Gespannt war der Bogen,
Und der Pfeil auf der Sehn´ traf noch beständig das Herz.
"Welche noch kühnere Tat, Unglücklicher, wagest du jetzo,
Zu den Verstorbenen selbst niederzusteigen, ins Grab!"
Wegen Tiresias mußt´ ich herab, den Seher zu fragen,
Wo ich den alten Kothurn fände, der nicht mehr zu sehn.
"Glauben sie nicht der Natur und den alten Griechen, so holst du
Eine Dramaturgie ihnen vergeblich herauf." -
O die Natur, die zeigt auf unsern Bühnen sich wieder,
Splitternackend, daß man jegliche Rippe ihr zählt.
"Wie? So ist wirklich bei euch der alte Kothurnus zu sehen,
Den zu holen ich selbst stieg in des Tartarus Nacht?" -
Nichts mehr von diesem tragischen Spuk. Kaum einmal im Jahre
Geht dein geharnischter Geist über die Bretter hinweg.
"Auch gut! Philosophie hat eure Gefühle geläutert,
Und vor dem heitern Humor fliehet der schwarze Affekt." -
Ja, ein derber und trockener Spaß, nichts geht uns darüber,
Aber der Jammer auch, wenn er nur naß ist, gefällt.
"Also sieht man bei euch den leichten Tanz der Thalia
Neben dem ernsten Gang, welchen Melpomene geht?" -
Keines von beiden! Uns kann nur das Christlich-Moralische rühren
Und was recht populär, häuslich und bürgerlich ist.
"Was? es dürfte kein Cäsar auf euren Bühnen sich zeigen,
Kein Anton, kein Orest, keine Andromacha mehr?" -
Nichts! man siehet bei uns nur Pfarrer, Kommerzienräte,
Fähndriche, Sekretärs oder Husarenmajors.
"Aber ich bitte dich, Freund, was kann denn dieser Misere
Großes begegnen, was kann Großes denn durch sie geschehn?" -
Was? Sie machen Kabale, sie leihen auf Pfänder, sie stecken
Silberne Löffel ein, wagen den Pranger und mehr.
"Woher nehmt ihr denn aber das große gigantische Schicksal,
Welches den Menschen erhebt, wenn es den Menschen zermalmt?" -
Das sind Grillen! Uns selbst und unsre guten Bekannten,
Unsern Jammer und Not suchen und finden wir hier.
"Aber das habt ihr ja alles bequemer und besser zu Hause,
Warum entfliehet ihr euch, wenn ihr euch selbst nur sucht?" -
Nimm's nicht übel, mein Heros. Das ist ein verschiedener Kasus:
Das Geschick, das ist blind, und der Poet ist gerecht.
"Also eure Natur, die erbärmliche, trifft man auf euren
Bühnen, die große nur nicht, nicht die unendliche an?" -
Der Poet ist der Wirt und der letzte Aktus die Zeche:
Wenn sich das Laster erbricht, setzt sich die Tugend zu Tisch.

Quellen: Goethezeitportal 
http://www.goethezeitportal.de/wissen/illustrationen/friedrich-schiller/avanturen-des-neuen-telemachs.html
Die Erläuterungen zu einzelnen Blättern sind dem Nachwort von Hermann Seyboth entnommen.

Freitag, 25. Januar 2013

e.e. cummings - hass bläst eine blase voller verzweiflung


   hass bläst eine blase voller verzweiflung in
   ungeheure größe welt system universum und knall
   -angst begräbt ein morgen unter leid
   und aufsteht ein gestern sehr grün und jung 

   freude und schmerz sind nur oberflächen
   (eines zeigt sich,eins versteckt sich)
   des lebens einziger und wahrer wert ist
   liebe die macht die dicke der münze

   kommt hier ein mann der von madame tod haben wollte
   nichtsdestotrotz jetzt und ohne winter frühling?
   sie wird seinen geist mit ihren fingern herumwirbeln
   und ihm nichts geben (wenn er nicht singt)

   wie viel mehr als genug für uns beide
   liebling. Und wenn ich singe bist du meine stimme,

 Der Herzog und die Herzogin von Devonshire betrachten Marc Quinns Skulptur eines Babys eines Planeten mit Berechtigung © Christopher Furlong/Getty Images

   hate blows a bubble of despair into
   hugeness world system universe and bang    

   -fear buries a tomorrow under woe
   and up comes yesterday most green and young


   pleasure and pain are merely surfaces 
   (one itself showing,itself hiding one)
   life’s only and true value neither is
   love makes the little thickness of the coin


   comes here a man would have from madame death
   nevertheless now and without winter spring? 
   she’ll spin that spirit her own fingers with
   and give him nothing (if he should not sing)


   how much more than enough for both of us
   darling. And if i sing you are my voice, 



Mittwoch, 23. Januar 2013

Kopfwirrwarr - Fiesco ist eine Reality Show


Die Welt ist ein Irrenhaus. 
Cicero, Ad familiares 9, 22

Seit einigen Tagen, schaue ich unter Anleitung eines Freundes, allabendlich "Das Dschungelcamp". Zehn Minuten schaffe ich nun ohne nennenswerte körperliche Abwehrreaktionen, dann ist es genug.
Und dort sehe ich, wie sich Mitbürger, tja, wie nenne ich es, desavouieren, zum Affen, zum Arsch, zum nackten, ungeputzten Affenarsch machen. Natürlich für Geld, die Zahlen schwanken gerüchteweise zwischen zwanzig- und einhunderttausend Euro. Sie müssen dämliche Prüfungen durchlaufen, Skorpione, Spinnen, Würmer essen, mit Ratten nächtigen, durch Schlam und Dreck waten und bekommen zur Belohnung golden-glitzernde Pappsterne. Sie kreischen vor Ekel und keifen vor Neid, sie orgasmieren beim Erhalt einer kleinen Packung Kekse und weinen bitterlich, wenn sie nach einer Woche fernsehüberwachten "Dschungelaufenthalts" einen Brief von ihren Liebsten empfangen. Originalzitat: "Dieser Brief ist der beste ..., es ist der überhaupt erste Brief den ich kriege. Ich liebe Dich, darauf kannst Du einen lassen!" Der blaue Vogel der Romantik fliegt mit dem Kopf gegen die nächste Palme und verstirbt, schamrot, unter Schmerzen.
What the fuck?!
In Washington hält Obama, bei allem dringend notwendigen Mißtrauen, eine für amerikanische Verhältnisse, sehr klare. konfrontierende Inaugurations-Rede und alle Welt zeigt sich zutiefst erschüttert, dass Beyonce, die zu diesem Anlass gesungene Nationalhymne, möglicherweise, nicht live gesungen hat und der Präsident, eventuell, nach dem Mittagessen geraucht haben könnte.
What the fuck?!
Bei der Wahl in Niedersachsen erklärten die Kandidaten aller Parteien, dass das Wahlergebnis doch höchst wunderbar und günstig für ihre Partei sei. Keine Worte über Inhalte, Pläne, Konzepte, aber Redeschwälle über interne, machtversessene Hahnenkämpfe.
What the fuck?!
Die Ehefrau Kim Yong Uns, des momentan perversesten aller Tyrannen, schmückt sich mit einer 1000 Euro teuren Handtasche, und das wird als mögliches Hoffnungszeichen für die Öffnung zum Westen gedeutet.
What the fuck?!
Eine junge Frau, die offenbar durch K.o.-Tropfen betäubt und später vergewaltigt wurde, ist in Köln von zwei katholischen Kliniken abgewiesen worden. Die Begründung: Ein Rezept für die "Pille danach" könne aus ethischen Gründen nicht ausgestellt werden. (Quelle: wdr.de)
What the fuck?! (Auch wenn es in diesem Zusammenhang taktlos klingen mag.)


Tasche des Anstoßes: Die schwarze Tasche mit dem „D“-Anhänger neben Nordkoreas First Lady Ri Son Ju erinnert sehr an die teuren Modelle von Dior. Ob es sich tatsächlich um ein Original handelt, ist nicht bestätigt. © AFP

Da wird mir doch mein momentanes Stück, "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua", über den aufhaltsamen Aufstieg der Gewissenlosigkeit ohne Skrupel, zum tagespolitischen Gegenwartsdrama. Von wegen Schillerscher Überhöhung - dokumentarisch geradezu.

Fiesco V. Akt, letzte Szene:

Verrina.
Ist denn die Freiheit in der Mode gesunken, dass man dem ersten Besten Republiken um ein Schandgeld nachwirft?

Fiesco.
Das sag du Niemand, als dem Fiesco.

Verrina.
Ich schwör' es beim lebendigen Gott, eh die Nachwelt meine Gebeine aus dem Kirchhof eines Herzogtums gräbt, soll sie sie auf dem Rade zusammenlesen!

Fiesco.
Auch nicht, wenn der Herzog dein Bruder ist? wenn er sein Fürstentum nur zur Schatzkammer seiner Wohltätigkeit macht? Verrina, auch dann nicht?

Verrina.
Auch dann nicht — Meinem Mitbürger konnte ich schon erlauben, mir Gutes zu tun — meinem Mitbürger hoffte ich es wett machen zu können. Die Geschenke eines Fürsten sind Gnade — und nur Gott ist mir gnädig.



Montag, 21. Januar 2013

Mister Martin Luther King, Jr. hat einen Traum



Ich habe einen Traum


Ansprache während des Marsches auf Washington
für Arbeitsplätze und Freiheit

28. August 1963
Washington, D.C.


Ich freue mich, dass ich mich diesem heutigen Ereignis anschließen kann,
das in der Geschichte als größte Demonstration für Freiheit in der Geschichte unserer Nation vermerkt werden wird.

Vor einem Jahrhundert unterschrieb ein berühmter Amerikaner, in dessen
symbolischen Schatten wir heute stehen, die Freiheitsproklamation. Dieser bedeutungsvolle Erlaß kam als heller Leitsternder Hoffnung zu Millionen von
Negersklaven, die in den Flammen der vernichtenden Ungerechtigkeit
versengt wurden. Er kam als ein freudiger Tagesanbruch am Ende der langen
Nacht ihrer Gefangenschaft.
Aber einhundert Jahre später ist der Neger immer noch nicht frei. Einhundert
Jahre später ist das Leben des Negers leider immer noch von den Handfesseln der Rassentrennung und den Ketten der Diskriminierung eingeschränkt. Einhundert Jahre später lebt der Neger immer noch auf einer einsamen Insel der Armut in der Mitte eines weiten, weiten Ozeans des materiellen Wohlstandes. Einhundert Jahre später vegetiert der Neger immer noch an den Rändern der amerikanischen Gesellschaft dahin und befindet sich im Exil in seinem eigenen Land.

Wir sind daher heute hierher gekommen, um diesen beschämenden Zustand zu dramatisieren. In diesem Sinn sind wir zur Hauptstadt unserer Nation gekommen, um einen Scheck einzulösen. Als die Architekten unserer Republik die grandiosen Worte der Verfassung und der Unabhängigkeitserklärung schrieben, unterzeichneten sie einen Schuldschein, dessen Erbe jeder Amerikaner sein sollte. Dieser Schuldschein war ein Versprechen, dass allen Menschen ja, schwarzen Menschen wie auch weißen Menschen die unveräußerlichen Rechte von Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück garantiert wären. Es ist heute offensichtlich, dass Amerika diesem Schuldschein nicht eingelöst hat und zwar in Hinsicht auf seine farbigen Bürger. Amerika, 

anstatt diese heilige Verpflichtung zu honorieren, hat den Negern einen ungedeckten Scheck gegeben, einen Scheck, der mit dem Stempel ungenügende Deckung zurückgekommen ist. Wir weigern uns aber, daran zu glauben, dass die Bank der Gerechtigkeit bankrott ist. Wir weigern uns, daran zu glauben, dass es eine ungenügende Deckung in den großen Tresorräumen der Gerechtigkeit dieser Nation gibt. Wir sind daher hierher gekommen, um diesen Scheck einzulösen, einen Scheck, der uns auf Verlangen die Reichtümer der Freiheit und die Sicherheit auf Gerechtigkeit gewähren wird.

Wir sind auch zu diesem heiligen Ort gekommen, um Amerika an die dringlichen Forderungen der Gegenwart zu erinnern. Dies ist nicht die Zeit, sich den Luxus
der Abkühlung zu gestatten oder das Beruhigungsmittel der Allmählichkeit
einzunehmen. Es ist jetzt die Zeit, die Versprechen der Demokratie zu
verwirklichen. Es ist jetzt die Zeit, sich aus dem dunklen und trostlosen Tal der
Rassentrennung zum sonnenbestrahlten Pfad der Rassengerechtigkeit zu erheben.

Es ist jetzt die Zeit, unsere Nation von den Treibsänden der rassistischen
Ungerechtigkeit zum festen Felsen der Gemeinschaft aller Menschen zu erhöhen.
Es ist jetzt die Zeit, die Gerechtigkeit zu einer Realität für alle Kinder Gottes zu
machen. Es wäre tödlich für unsere Nation, die Dringlichkeit des Moments
zu übersehen. Der heiße Sommer der berechtigten Unzufriedenheit der Neger
wird nicht vorbeigehen, bis es einen belebenden Herbst der Freiheit und
Gleichheit gibt.

Neunzehnhundertdreiundsechzig ist kein Ende sondern ein Anfang. Diejenigen,
die hoffen, dass der Neger nur Dampf ablassen muss und jetzt zufrieden sein
wird, werden ein böses Erwachen haben, sollte die Nation zu ihren alten Methoden zurückkehren. Es wird weder Ruhe noch Frieden in Amerika geben, bis dem Neger seine Bürgerrechte gegeben werden. Die Wirbelstürme der Revolte werden weiterhin das Fundament unserer Nation schütteln, bis der helle Tag der Gerechtigkeit erscheint.

Es gibt aber etwas, was ich meinen Brüdern sagen muss, die auf der

abgenutzten Schwelle stehen, die zum Palast der Gerechtigkeit führt. Bei dem Prozess, den gerechten Platz zu erreichen, dürfen wir nicht ungerechter Taten schuldig werden. Versuchen wir nicht, unseren Durst nach Freiheit zufriedenzustellen, indem wir vom Becher der Bitterkeit und des Hasses trinken. Wir müssen unseren Kampf immer auf der hohen Ebene der Würde und Disziplin führen. Wir dürfen nicht erlauben, dass unser kreativer Protest in physische Gewalt degeneriert. Wir müssen uns immer wieder zu den majestätischen Höhen erheben und physische Gewalt mit der Macht der Seele konfrontieren. Die wunderbare neue Kampfbereitschaft, welche die Gemeinschaft der Neger umgibt, darf nicht zum Misstrauen gegen alle weißen Menschen führen. Viele unserer weißen Brüder, wie es sich durch ihre Anwesenheit hier zeigt, haben erkannt, dass ihr Schicksal mit unserem Schicksal verbunden ist. Sie haben auch erkannt, dass ihre Freiheit unentwirrbar mit unserer Freiheit verbunden ist. Wir können nicht alleine gehen. Während wir gehen, müssen wir ein Gelöbnis ablegen, dass wir immer weiter marschieren werden. Wir können nicht umkehren.

Es gibt diejenigen, die die Anhänger des Bürgerrechts fragen: Wann werdet ihr
zufrieden sein? Wir können niemals zufrieden sein, solange der Neger ein Opfer
von unbeschreiblichen Grauenhaftigkeiten der Polizeigewalt ist. Wir können
niemals zufrieden sein, solange unsere Körper, schwer von der Müdigkeit der
Reise, keine Unterkunft in den Motels an den Autobahnen und in den Hotels der
Städte finden. Wir können niemals zufrieden sein, solange die grundsätzliche
Mobilität der Neger darin besteht, sich von einem kleineren Ghetto in ein
größeres zu bewegen. Wir können niemals zufrieden sein, solange unsere Kinder
ihres Selbstbewusstseins und ihrer Würde mit Schildern Nur für Weiße beraubt
werden. Wir können niemals zufrieden sein, solange der Neger in Mississippi kein Wahlrecht hat und der Neger in New York überzeugt ist, dass er nichts hat, für das er wählen kann. Nein! Nein, wir sind nicht zufrieden, und wir werden nicht zufrieden sein, bis die Gerechtigkeit wie ein Gewässer und Rechtschaffenheit wie ein mächtiger Strom hervorquellen.
 

Ich bin mir dessen bewusst, dass einige von ihnen hierher aus großen
problematischen und widerwärtigen Situationen gekommen sind. Einige von
ihnen kommen gerade aus engen Gefängnissen. Einige von ihnen kommen aus
Gegenden, wo ihre Suche nach Freiheit sie mit den Stürmen der Verfolgung
mißhandelt und mit den Winden der Polizeigewalt zum Schwanken gebracht
hat. Sie sind die Veteranen von schöpferischen Leiden. Arbeiten sie weiter mit
dem Glauben, dass unser unverdientes Leiden erlösend ist. Gehen Sie zurück
nach Mississippi! Gehen sie zurück nach Alabama! Gehen sie zurück nach
South Carolina! Gehen sie zurück nach Georgia! Gehen sie zurück nach Louisiana! Gehen sie zurück zu den Slums und Ghettos unserer nördlichen Staaten und wissen sie, dass die Situation geändert werden kann und wird. Wir werden nicht im Tal der Verzweiflung schweigen.

Deswegen sage ich ihnen, meine Freunde, dass ich immer noch einen Traum
habe, obwohl wir den Schwierigkeiten von heute und morgen entgegensehen.
Es ist ein Traum, der seine Wurzel tief im amerikanischen Traum hat, dass sich
diese Nation eines Tages sich erheben wird und der wahren Bedeutung seines
Glaubensbekenntnisses, wir halten diese Wahrheiten für offensichtlich, dass alle
Menschen gleich geschaffen sind, gerecht wird. Ich habe einen Traum, dass eines Tages die Söhne von früheren Sklaven und die Söhne von früheren
Sklavenbesitzern auf den roten Hügeln von Georgia sich am Tisch der
Bruderschaft gemeinsam niedersetzen können. Ich habe einen Traum,
dass eines Tages selbst der Staat Mississippi, ein Staat, der mit der Hitze der Ungerechtigkeit und mit der Hitze der Unterdrückung schmort, zu einer Oase der Freiheit und Gerechtigkeit transformiert wird. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht wegen der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden.

ICH HABE EINEN TRAUM!

Ich habe einen Traum, dass eines Tages unten in Alabama mit den brutalen
Rassisten, mit einem Gouverneur, von dessen Lippen Worte der Einsprüche
und Annullierungen tropfen, dass eines Tages wirklich in Alabama kleine schwarze Jungen und Mädchen mit kleinen weißen Jungen und weißen Mädchen als Schwestern und Brüder Hände halten können.

ICH HABE EINEN TRAUM!

Ich habe einen Traum, dass eines Tages jedes Tal erhöht und jeder Hügel und
Berg erniedrigt werden. Die unebenen Plätze werden flach und die gewundenen
Plätze gerade, und die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden und alles
Fleisch miteinander wird es sehen. Dies ist unsere Hoffnung. Dies ist der Glaube,
mit dem ich in den Süden zurückgehen werde. Mit diesem Glauben werden wir
den Berg der Verzweiflung behauen, einen Stein der Hoffnung. Mit diesem
Glauben werden wir gemeinsam arbeiten können, gemeinsam beten können,
gemeinsam kämpfen können, gemeinsam in das Gefängnis gehen können, um
gemeinsam einen Stand für Freiheit mit dem Wissen zu machen, dass wir eines
Tages frei sein werden. Und dies wird der Tag sein. Dies wird der Tag sein, wenn alle Kinder Gottes mit neuer Bedeutung singen können: Mein Land, es ist über dir, süßes Land der Freiheit, über das ich singe, Land, wo mein Vater starb, Land des Pilgers Stolz, von jedem Berghang, lass die Glocken der Freiheit läuten. Wenn Amerika eine großartige Nation sein soll, dann muß dies wahr werden.

Lass daher die Glocken der Freiheit von den wunderbaren Hügeln von New Hampshires läuten. Lass die Glocken der Freiheit läuten von den mächtigen
Bergen New Yorks. Lass die Glocken der Freiheit von den Höhen der Alleghenies
in Pennsylvania läuten. Lass die Glocken von den schneebedeckten Gipfeln der
Rockies in Colorado läuten. Lass die Glocken der Freiheit vom Lookout Mountain
in Tennessee läuten. Lass die Glocken der Freiheit von jedem Hügel und
Maulwurfshügel in Mississippi läuten. Von jedem Berghang lass die Glocken der
Freiheit läuten.

Wenn dies geschieht, und wenn wir erlauben, dass die Glocken der Freiheit läuten und wenn wir sie von jedem Dorf und jedem Weiler, von jedem Staat und jeder Stadt läuten lassen, werden wir diesen Tag schneller erleben, wenn alle Kinder Gottes, schwarzer Mann und weißer Mann, Juden und Christen, Protestanten und Katholiken Hände halten können und die Worte des alten Neger-Spirituals Endlich frei, endlich frei, Danke Gott, Allmächtiger, endlich frei singen.



Sonntag, 20. Januar 2013

Steve McCurry photographiert Kinder in Afghanistan


Ich mag Farbphotos ganz selten. Und bunte Photographien von Kindern machen mich meist mißtrauisch. Diese hier nicht. Diese machen mich trauig, weil die Kinder so schön sind, weil sie nicht gewohnt sind, photographiert zu werden, weil McCurry sie genau ansieht. Man geht es uns gut!


AFGHANISTAN 
Es herrscht Krieg seit 1978.
 
Afghanistan, offiziell Islamische Republik Afghanistan (Paschtu/Dari (Persisch): ‏افغانستان‎ Afghānestān), ist ein Binnenstaat Südasiens an der Schnittstelle von Süd- zu Zentralasien, der an den Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, die Volksrepublik China und Pakistan grenzt. Drei Viertel des Landes bestehen aus schwer zugänglichen Gebirgsregionen.

Quelle: Wiki


Junge aus Nuristan, Afghanistan 1992

Für afghanische Zivilisten war das vergangene Jahr das tödlichste seit Beginn des Einsatzes der internationalen Truppen gegen die radikalislamischen Taliban vor zehn Jahren. Im Jahr 2011 seien 3021 Zivilisten getötet worden, acht Prozent mehr als 2010, teilte die Uno-Mission in Afghanistan (Unama) am Samstag in Kabul mit. Damit sei die Zahl das fünfte Jahr in Folge gestiegen.
Quelle: Spiegel online, Samstag, 04.02.2012


Herat, Afghanistan 1990

Afghanistan - Lebenserwartung bei der Geburt:
Gesamtbevölkerung: 49,72 Jahre
Mann: 48,45 Jahre
Frau: 51,05 Jahre (2011 geschätzt)
Quelle: CIA World Factbook - März 11, 2011 

 Afghanistan - Madonna mit Kind, auch wenn es der Vater ist.

UN-Bericht 2011: Der Krieg in Afghanistan hat im vergangenen Jahr mehr als 3.000 Zivilisten das Leben gekostet. Das ist die höchste Opferzahl seit fünf Jahren, wie aus einem Bericht der UN-Unterstützungsmission in Afghanistan (UNAMA) hervorgeht. Seit 2007 steige die Zahl der Opfer kontinuierlich, hieß es von der UNAMA. "Immer mehr Männer, Frauen und Kinder in Afghanistan werden in diesem Krieg getötet." Zu lange schon zahlten afghanische Zivilisten den höchsten Preis für diesen Krieg, sagte Ján Kubis, der UN-Sondergesandte für Afghanistan...
Deutlich gestiegen ist dem Bericht zufolge auch die Zahl der Afghanen, die wegen des Konflikts gezwungen waren, ihre Häuser zu verlassen. 2011 waren in dem Land schätzungsweise mehr als 185.600 Menschen auf der Flucht.  
Quelle: Zeit online, 04.02.2012

Kabul, Afghanistan 2002

Afghanistan, 1991

Ein Bild kann eine universelle Menschlichkeit ausdrücken oder einfach eine zarte und schmerzliche Wahrheit, indem es einen Lebensausschnitt bloßlegt, der sonst unbeachtet vergehen würde.
A picture can express a universal humanism, or simply reveal a delicate and poignant truth by exposing a slice of life that might otherwise pass unnoticed. 
Quelle: Steve McCurry, Vorwort „Behind photographs by Tim Mantoani, Channel Photographics, San Diego CA, 2011

Kabul, Afghanistan 2002

Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Jesu und sprachen: Wer ist doch der Größte im Himmelreich? Jesus rief ein Kind zu sich und stellte das mitten unter sie und sprach: Wahrlich ich sage euch: Es sei denn, daß ihr umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
Quelle: Matthäus 18

"Das Afghanische Mädchen" Sharbat Gula, Paschtunin, in einem Flüchtlingslager in Pakistan 1984

 Sharbat Gula 17 Jahre später, sie lebt jetzt in Afghanistan in den Bergen nahe von Tora Bora

Samstag, 19. Januar 2013

Robert Capa photographiert Pablo Picasso


Wenn Deine Bilder nicht gut genug sind, bist Du nicht nah genug.
If your pictures aren't good enough, you're not close enough.
Robert Capa



Picasso, 66, mit seinem Sohn Claude


Picasso & Francoise Gilot, Golfe-Juan, 1948
Picasso Frankreich Vallauris (bei Antibes). August 1948
Picasso in seinem Studio Rue des Grands-Augustins Paris September 1944
  

Picassos Sohn vor einem Bild, das Picasso von ihm gemalt hat, 
und das von Francois Gillot gehalten wird 1948


Alle Photographien © Magnum/Robert Capa
Robert Capa © International  Center of Photograpy