Berlin 13.05 Abflug, die Frisur sitzt. - zwei Stunden Flugzeit - London Ankunft 14.05, eine Stunde Zeitverschiebung - das anschließende Flugzeug hat einige Stunden Verspätung - Abflug nach Toronto um 22.00 Uhr, acht Stunden Flug und Landung in Toronto gegen 1/2 2 am Morgen. In Berlin ist es jetzt bereits 1/2 8. 6 Stunden sind weg oder wohl eher dazugekommen. Ich bin der Sonne entgegen geflogen. Würde ich von nun an für immer in Toronto bleiben, würde ich auf ewig diesen "verlorenen" 6 Stunden hinterhinken. Wie merkwürdig.
Ein Kollege hat vor Jahren darüber gesprochen, wie sich Reisen, sich von einem Ort zu einem anderen begeben, in den letzten Jahrhunderten verändert hat. Zu Fuß, auf einem Pferd, selbst noch in einer Kutsche sind Weg und Veränderung der Umgebung körperlich erfahrbar. Hier wächst Gras, da steht ein Wald, hinter diesem Hügel kann ich die nächste Stadt sehen, dieser Berg ist steil, jenes Feld scheinbar endlos. Meine Füße sind diesen Weg gegangen, mein Hintern hat diesen Huckelweg gespürt, ich habe gefroren, geschwitzt, die Zeit, die ich unterwegs war ist innig mit der Strecke, die ich zurückgelegt habe verbunden. Ich begegne dem Neuen, dem Fremden gemächlich. (Gemächlichkeit, ein altmodisches Wort, von althochdeutsch "gimah" = "passend", "bequem".)
Ich bin gestern von einem Kontinent zum anderen gereist, etwa 6500 Kilometer, aber das was dazwischen liegt, Meer, Inseln, Land habe ich nur überflogen, nicht betreten, nie gesehen. Zwischen A und B liegt nichts, als enge Sitze und schlechtes Essen im Flugzeug. Und plötzlich bin ich hier, in anderem Klima, anderen Sitten, anderer Geschichte und bin 6 Stunden aus "meiner" Zeit gefallen.
So um das Jahr 1991 herum hatte ich ein ähnliches, allerdings surreales Gefühl gelegentlich in Berlin, ich war nicht verreist, aber die Stadt um mich herum war plötzlich eine andere, ich war am selben Ort geblieben, aber der Ort war ein anderer geworden. Derselbe Bäcker verkaufte mir fremde Brötchen, dieselben Ämter vermittelten bis dahin unbekannte Dienstleistungen, ich bezahlte zwar noch in Mark, aber die war nun D und nicht mehr 'der DDR'. Manches war wie ehemals und vieles wie nie. Da war die Zeit eine Zeit lang schneller als ich.
The Apollo 11 Moonwalk Pictures
AS11-40-5878 © 2012 by Joseph O'Dea and Eric Jones. All rights reserved.
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Neil Armstrong starb heute im Alter von 82 Jahren.