BATMAN
Erstmals 1939 erschienen, wenige Jahre nach der Wirtschaftskrise und zwei Jahre vor dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg,
trägt dieser Comic die Züge der Schockerfahrung, die der schwarze Freitag, die anschließende große Depression
und ihre Druckwellen bei den ihrer naiv demokratischen,
jeder-kann-es-schaffen-wenn-er-nur-will Vorstellung sicheren Bewohnern der USA hinterlassen hatte.
Christopher Nolans Batman Triliogie
Gedankensplitter
Ich mag Christopher Nolans Filme, besser ich gebe es
gleich zu. Er erzählt komplizierte, verwebte Geschichten, die ich verstehen kann, er hat eine Meinung zum Zustand unserer Welt und er glaubt
nicht an das öde Gut-Böse Schema, das so viele Superheldengeschichten so
bedrückend ermüdend macht.
Die Trilogie - drei Filme über einen Jungen dessen Eltern in seiner Anwesenheit getötet werden und der daraufhin zum maskierten Rächer wird, aber gleichzeitig auch zum kompetenten Superkapitalisten, bis er im dritten und letzen Teil die Fähigkeit zum Geldverdienen verliert und sich mit der unbequemen Realität auseinandersetzen müßte, wenn da nicht Helfer wären, die ihm diese unschöne Erfahrung ersparen.
Als Rächer trägt er eine schwarze, massiv muskelbetonte Rüstung aus Hartplastik und bedient sich denkbarer, aber doch nicht bei Saturn erwerbbarer Technik. Das notwendige, wenn auch nicht erfreuende Happy End beschert uns einen Venedig Touristen samt geläuterter Räuberbraut und einen Nachfolger, der gerade erst beginnt die verwirrenden Ungereimtheiten der Welt zu akzeptieren.
"The Batman", der Fledermausmann, trägt nicht zufälligerweise seinen Namen, der wie "bad man" = böser Mann klingt, denn als Superkapitalist und idealisierte Variante des modernen Alleskönners und Egomanen scheint er sich die Feinde zu schaffen, die er dann bekämpfen muß.
Batman, mit bürgerlichem Namen Bruce Wayne, ist eine Nervensäge, einer der Leute, die mit Mitte dreissig ihre emotionalen Probleme ausschließlich auf erschütternde Kindheitserlebnisse zurückführen und von dir erwarten, dass du ihnen deshalb ihre emotionale Feigheit sensibel mitfühlend verzeihst.
"Manche Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehen!"
Aber seine Feinde sind vom Feinsten - Chaoten, Zyniker, Nihilisten, die sich einen Dreck um die uns implantierte systemkonforme Moral scheren und deshalb unserer schamvollen, aber lüsternen begreifenwollenden Zuneigung sicher sein können. In Zeiten, in denen die realen politischen Bösewichter vielen von uns mehr und mehr irreal erscheinen, sind es diese Figuren, die wir wiedererkennen und deren unausweichliche Niederlage wir herbeisehnen.
"Entweder man stirbt als Held oder man lebt so lange, bis man selbst zum Bösen wird."
Wer mich zum Batman-Fan gemacht hat? Heath Ledger als der Joker, der der das Chaos liebt, und ich meine lieben im tiefen Sinne des Wortes.
Letztendlich stehe ich immer wieder sprachlos vor den Brutalitäten und offensichtlichen Untaten der "Regierenden" und die Radikalität mit der Nolan die Lust an der Macht, das Erleben des "Es-ist-machbar-also-warum-nicht" erzählt, erschüttert mich, weil es meinem Unverständnis, meinem hoffnungslos hoffnungsvollen Entsetzen, Antwort gibt.
Sonja Hilberger
AntwortenLöschenDer Bösewicht im letzten Teil ist flach.
Johanna Schall
Find' ich nicht. Weder der noch die Bösewichtin.
Sonja Hilberger
Ich konnte leider den Film nicht wirklich genießen, weil es den hier nur als Gesamtpaket mit Monstehalbestunderwerbeschleife, ultralangsamer ColaPopcorn-Abfüllmaschinerie, Pause (würg) und zweimal später anfangen gab, ich guck mir den noch mal an woanders. Aber diese Kindheitstraumarerklärungen, warum die Bösen böse sind gehen mir glaub ich dann auch noch auf den Keks. Vielleicht ist das das Gesamtkunstwerk, daß ich in der Kapitalismuspropagandamaschine Kino sitze, mich schröpfen lasse, und mir von der Maschine erklären lasse, daß ich, wenn ich dagegen aufbegehrte, böse wäre, aber es zum Abreagieren mal durchspielen darf und die Maschine dabei gleichzeitig füttere. Dann hat es also bei mir funktioniert und ich bin zu humorlos um das Konzept zu begreifen.
Johanna Schall
Aber das meinte ich doch, die Bösen sind einem näher als der jammernde Gute. Die Freudschen Erklärungen nehme ich eher als Spaß.
Sonja Hilberger
AntwortenLöschenJa. Ich hätte halt einfach gern den Film gesehen, da kann der Film auch nix für, ich weiß. So war mir das Ganze als Ganzes zu amerikanisch.
Sonja Hilberger
Man hat doch nicht wirklich Sympathien für den aufgebrachten selbstgerechten Revolutionsmob, der im lächerlichen Tribunal Todesurteile fällt. Die kommen doch als hysterische "Wutbürger" daher, die sich zu allem anstiften lassen. Das Bestehende wird eher stabilisiert und Angst vor Veränderung geschürt. So kam es mir vor.
Johanna Schall
hm. muss ich drueber nachdenken.
Alexander Flache
sonja, genau so ging es mir auch...der mop der vor den banken in zelten schläft...wehe wenn ihr die mit ihrem chaos zulasst, dann hilft uns nur noch der superheld (übrigends ein multimilliardär), um zur alten ordnung zurückzukehren...hatte einen faden beigeschmack, der film...
Sonja Hilberger
Man findet es nicht gut, daß der Held Supermilliardär ist, das fand ich schon auch, aber man ist auf der Seite der Polizisten, die am Ende ihr Leben einsetzen und bereit sind wegzuwerfen, um die Ordnung wieder herzustellen. Die bestehende Ordnung, wo die Reichen nun mal reich sind. Und diejenigen die aufbegehren, sind nicht in der Lage eine gerechte Ordnung herzustellen, in keinem Moment. Die Atombombe zünden die Revolutionäre, nicht die Atomindustrie.
Johanna Schall
AntwortenLöschendas ist mir zu einfach. ich denke weiter.
Sonja Hilberger
Die Bundeswehr baut eine Einheit im eigenen Land auf, die ist dafür da, Aufstände in Städten niederzuschlagen, mit der Armee, nicht mit der Polizei. Du unterstellst dem Film eine subversive Betrachtung, die man vielleicht in ihm sehen kann, aber so ist er nicht ausgerichtet. Die Leute mit denen ich im Kino war denken da glaube ich nicht so lange drüber nach.
Sonja Hilberger
Ich gebe zu, die Bundeswehr hat mit dem Film nicht viel zu tun. Ich bin nicht paranoid und lebe in einem Verschwörungsszenario. Aber es war mir dazu eingefallen. Warum auch immer.
Ibon Regen
leute! das sind nur filmbebilderte COMICS! nicht vergessen! ich finds klasse. bei uns würde die sendung mit der maus draus.
Sonja Hilberger
Nur? Und deshalb ist jede Diskussion über das, was da transportiert wird überflüssig? Naja
Sonja Hilberger
Vielleicht ist der fade Beigeschmack Absicht, das kann sein.
Sonja Hilberger
Ich liebe Comics, Batman fand ich immer schon cool und toll. Ich freue mich auf jede Verfilmung. Aber wenn da so viel reingepackt wird, dann bekommt er eben ein Gewicht, über das ich dann nachdenke. Oder darüber, warum mir das aufstösst.
Ibon Regen
ist ja gut. wollte nicht hinter jedes wort ein zwinkerklösschen setzen... ;) is nur film.
Ich glaube nicht, dass der Film revolutionäres Verhalten an und für sich verächtlich machen will, sondern dass er, harsch und grob, die immer schmaler zu scheinende Grenze zwischen Aufbegehren und Mißbrauch eben diese Zornes zeigt. Schaut nach Ägypten, nach Syrien,nach... wunderbare Aufbrüche, die möglicherweise in der Herrschaft des Fundamentalismus enden werden. Schon der Begriff "Revolution" ist anrüchig geworden, zu viel Mißbrauch wurde damit getrieben. Nolan treibt es zum Äußersten. Auch die "Teaparty", Amerikas rechteste Rechte empfindet sich als Inbegriff des Volkszorns.
AntwortenLöschenDas er den Helden als selbstmitleidigen Versager zeigt, der sich der verlogenen Rettungsidee durch die "Verherrlichung" Harvey Dents unterordnet, macht es mir, und das ist gut, schwerer ihn zu vergöttern.
Ja. Hm. Ich weiß nicht. Das ist sehr pessimistisch. Gut. Dann wäre die Unzufriedenheit, die er hinterlässt, Absicht. Das wäre auf eine perfide Weise großartig. Ich hatte eben den Eindruck, das ist eine den Unmut einbeziehende Propaganda, inclusive Cola und Popcorn, mit dem Schluß: Es gibt keine Gerechtigkeit. Wird sie nicht geben. Da spare ich lieber für das nächste Madonna Konzert, weil ich die Propaganda, die sie z.B. in St. Petersburg gemacht hat, sinnvoller finde.
AntwortenLöschenIch habe ihn eben gesehen... mit Pause (in der Schweiz üblich) und 76jähriger Mutter. Batman ist mein Lieblingssuperheld, diese Reihe kommt der Essenz ohnehin am nächsten, also bin ich subjektiv.... aaaaber:
AntwortenLöschen- gut gezeichnete Biografien, deren Perspektive ich ausnahmslos annehmen und nachvollziehen kann... jeder hat aus seiner Sicht recht und man kann das Böse aus keiner Perspektive entkräften indem man sagt "Is halt nen Depp oder blöde Gene.".
- schöne Kipper und Überraschungen in der verzweigten Geschichte.
- intelligente und nicht platt humorige Dialoge. Wenn man in eine Börse stürmt, informiert wird, dass es kein Bargeld zu klauen gibt und antwortet: "Wirklich? Wieso seid ihr dann hier?" dann ist das über Actionfilmdurchschnitt... so ganz nebenbei. Und wenn Bruce Miranda sagt, dass er sie nicht vergessen wird und sie mit "Das weiß ich." antwortet, dann mutet das nur genau so lange kitschig an, bis klar wird wer sie ist. Der Film ist voll von solch Dialogfeinheiten, das mag ich.
- klar kracht's und zwar nicht zu knapp, aber der Film erliegt nicht dem Irrtum mit Überanimation die eindimensionalen Charaktere übertünchen zu wollen. Die Handlung ruht auf vielen Menschen und nur die tragen sie auch.
- Musik: Hans Zimmer... da freuen sich meine Ohren per se.
- er schlägt sehr elegant den Bogen zum 1.Teil der Reihe und schließt sie ohne sie zu schließen, auf charmante Weise.
Alles in allem... ein verdammt gut gemachter Actionfilm, sicher anteilig vorhersehbar, aber wenig logische Gebrechen, dicht, gut besetzt. Am Ende ist keiner ohne Schuld, aber es ist nochmal gut gegangen. Das ist nicht realitätsfern, so treiben die Menschen das schon lange und machen es sicher auch noch ne Weile weiter.
17 gut angelegte Franken. ;)
Mir war er zu lang. Und zu wenig witzig. Der ganze Film nimmt sich selbst sehr ernst, mit einer großen Wucht, und hat keine Ironie, mit der er das bricht. Genau dafür mag ich Filme wie "Team Amerika" oder "Starshiptroopers".
AntwortenLöschenOh ja, die sind wunderbar... aber Batman war immer schon anders konzipiert. Im Gegensatz zu den Superhelden mit den irgendwie angeborenen oder erworbenen Superkräften ist er ein Mensch. Sein Vermögen erlaubt ihm ein gigantisches Arsenal an Hightechspielzeug. Ähnlich wie beim Phantom, aber... und das unterscheidet ihn sehr wie ich finde... er hat keine edlen Motive wie das Phantom, dessen hilfreiches Eingreifen vom Vater auf den Sohn übergeht - Edelmut als Erbstück. Er hat eigentlich die Biografie eines Superschurken. Und so ist er ein Grenzgänger, der oft von Rache getrieben wird, mit eigenen Dämonen behaften. Die neue Filreihe nimmt das zum ersten Mal wirklich ernst und orientiert sich da enger an der Vorlage als die Vorgänger.
AntwortenLöschenSicher, das bedeutet mehr Psychologie, mehr Zynismus (der böse Zwilling des Humors). Aber Batman ist eben der Superheld, der viel darum geben würde nicht getrieben zu sein einer sein zu müssen.