Montag, 5. Dezember 2011

Blutige Weihnacht - Loriot

                ADVENT

                Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
                Schneefloecklein leis herniedersinken.

                Auf Edeltaennleins gruenem Wipfel
                haeuft sich ein kleiner weisser Zipfel.

                Und dort vom Fenster her durchbricht
                den dunklen Tann ein warmes Licht.

                Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
                die Foersterin im Herrenzimmer.

                In dieser wunderschoenen Nacht
                hat sie den Foerster umgebracht.

                Er war ihr bei des Heimes Pflege
                seit langer Zeit schon im Wege.

                So kam sie mit sich ueberein:
                am Niklasabend muss es sein.

                Und als das Rehlein ging zur Ruh',
                das Haeslein tat die Augen zu,
                erlegte sie direkt von vorn
                den Gatten ueber Kimme und Korn.

                Vom Knall geweckt ruempft nur der Hase
                zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase
                und ruhet weiter suess im Dunkeln,
                derweil die Sternlein traulich funkeln.

                Und in der guten Stube drinnen
                da laeuft des Foersters Blut von hinnen.

                Nun muss die Foersterin sich eilen,
                den Gatten sauber zu zerteilen.
                Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
                nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.

                Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
                (was der Gemahl bisher vermied)-,
                behaelt ein Teil Filet zurueck
                als festtaegliches Bratenstueck
                und packt zum Schluss, es geht auf vier
                die Reste in Geschenkpapier.

                Da toent's von fern wie Silberschellen,
                im Dorfe hoert man Hunde bellen.

                Wer ist's, der in so tiefer Nacht
                im Schnee noch seine Runden macht ?

                Knecht Ruprecht kommt mit goldenem Schlitten
                auf einem Hirsch herangeritten !

                "He, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
                die armen Menschen Freude machen ?"

                Des Foersters Haus ist tief verschneit,
                doch seine Frau steht schon bereit:
                "Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
                's ist alles, was ich geben kann."

                Die Silberschellen klingen leise,
                Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.

                Im Foerstershaus die Kerze brennt,
                ein Sternlein blinkt - es ist Advent.



                aus: LORIOTs HEILE WELT, Diogenes

Sonntag, 4. Dezember 2011

Hans Christian Andersen - Der Tannenbaum

Der Tannenbaum

Hans Christian Andersen

Draußen im Wald stand ein niedlicher kleiner Tannenbaum. Er hatte einen guten Platz. Die Sonnenstrahlen liebkosten ihn, und der Wind strich durch seine Zweige. Im nächsten Jahr war der Baum schon um einen bedeutenden Ansatz größer und das Jahr darauf noch um einen.

"Ach, wenn ich doch so groß wie die anderen Bäume wäre", seufzte das Bäumchen, "dann könnte ich meine Zweige weit ausstrecken und mit meinem Wipfel in die weite Welt hinausblicken." Aber zwei Winter vergingen, und im dritten war das Bäumchen so groß, dass die Hasen darum herumlaufen mussten. "Nur wachsen, wachsen, groß und alt werden! Das ist doch das einzig Schöne auf der Welt!" dachte der Tännling bei sich. Im Spätherbst kamen Holzhauer in den Wald und fällten die größten Bäume wie in jedem Jahr. Ihre Äste wurden abgehauen, nackt, lang und schmal wurden sie auf ein Fuhrwerk gehoben und in die Welt hinausgeführt. Als mit dem Frühling Storch und Schwalbe wiederkehrten, fragte der Tannenbaum : "Wisst ihr, wohin die großen Stämme geführt werden?"

Der Storch nickte mit dem Kopf und sagte: "Viele neue Schiffe sind mir begegnet, als ich in Ägypten war, auf den Schiffen waren gewaltige Mastbäume, und ich vermute, das waren die Tannen aus diesem Wald." - "Ach, wäre ich doch auch schon so groß, um über das Meer fahren zu können!" - "Freu dich deiner Jugend!" sagten die Sonnenstrahlen, "freue dich deines fröhlichen Wachstums und des frischen Lebens in dir!"

Um die Weihnachtszeit wurden ganz junge Bäume gefällt. "Wohin sollen sie?" fragte der Tannenbaum. "Sie sind nicht größer als ich." - "Wir wissen es", piepsten die Spatzen, "sie werden mitten in der Stube aufgepflanzt und mit den herrlichsten Sachen, vergoldeten Äpfeln, Honigkuchen, Spielzeug und vielen bunten Lichtern geziert." - "Ob es wohl auch mir beschieden ist, diesen strahlenden Weg zu gehen?" fragte der Tannenbaum. "Das ist doch viel schöner als über das fremde Meer zu fahren."

"Freue dich unser", raunten die Luft und der Sonnenschein, "freue dich deiner frischen Jugend und deiner Freiheit." Aber der Tannenbaum freute sich gar nicht. Er wuchs und wuchs. 
Wieder kam Weihnachten und er wurde als erster gefällt. Ein großer Schmerz durchfuhr ihn, so dass er in Ohnmacht fiel. Er kam erst wieder zu sich, als er in einem Hof mit den anderen Bäumen abgeladen wurde und einen Mann sagen hörte: "Der ist prächtig! Den nehmen wir!" Zwei Diener kamen und trugen den Tannenbaum in einen großen herrlichen Saal. An den Wänden hingen prachtvolle Bilder, und neben dem großen Kachelofen standen kostbare chinesische Vasen mit Löwen auf den Deckeln. Da waren Schaukelstühle, seidene Ruhebetten, lange Tische mit Bilderbüchern. Der Tannenbaum wurde in ein mit Sand gefülltes Fass gestellt. Diener und Fräulein gingen umher und schmückten ihn mit kleinen Netzen aus buntem Papier, jedes gefüllt mit Zuckerwerk; vergoldete Nüsse und Äpfel hingen herab, und über hundert blaue, rote und weiße Kerzen wurden auf die Zweige gesteckt. Kleine Puppen schwebten im Grünen, und hoch oben auf der Spitze glänzte ein Stern aus Flittergold. Es war ganz unvergleichlich prächtig!
Oh, dachte der Baum, wäre es doch schon Abend, und was dann wohl geschehen würde! Am Abend wurden die Lichter angezündet. Oh, welcher Glanz! Welche Pracht! Plötzlich öffneten sich die großen Flügeltüren weit, und viele Kinder stürzten herein, die Kleinen standen ganz stumm, aber nur einen Augenblick, dann jubelten und schrieen sie, dass es nur so schallte. Sie tanzten um den Baum herum und nahmen ein Geschenk nach dem anderen von den Zweigen.
Was machen sie, dachte der Baum, was soll das? Und die Lichter brannten herunter bis auf die Zweige und wurden dann ausgelöscht. Und die Kinder durften den Baum plündern, dass es in allen Zweigen knackte. Niemand sah mehr auf den Baum. "Eine Geschichte, bitte eine Geschichte!" riefen die Kinder und zerrten einen kleinen Mann zum Baum, und er setzte sich unter die Zweige. "Denn so sitzen wir im Grünen", sagte er, "wollt ihr die von Ivede-Avede oder die von Klumpe-Dumpe hören?"

"lvede-Avede!" schrieen die einen, "Klumpe-Dumpe!" verlangten die andern. Und der Mann erzählte von Klumpe-Dumpe, der die Treppe hinunterfiel und doch erhöht wurde und die Prinzessin erhielt. Der Tannenbaum stand ganz still und in tiefe Gedanken versunken. Niemals hatten die Waldvögel solche Geschichten gewusst. Klumpe-Dumpe fiel die Treppe hinunter und bekam doch die Prinzessin zur Frau. Ja, ja, so geht es auf dieser Welt zu. Und er freute sich schon, am nächsten Morgen wieder mit Lichtern und Spielzeug geputzt zu werden. Am Morgen kamen der Knecht und die Magd herein. Doch sie schleppten ihn aus dem Saal hinaus auf den Boden. Dort stellten sie ihn in einen dunklen Winkel. Was soll das bedeuten, grübelte der Baum, was soll ich hier machen? Jetzt ist draußen Winter, deshalb können mich die Menschen nicht einpflanzen, darum soll ich wohl bis zum Frühjahr hier in sicherer Obhut stehen.


"Piep, piep", machte da eine kleine Maus und huschte hervor. Hinter ihr kam noch eine zweite. "Woher kommst du?" fragten die Mäuse. "Und was weißt du?" Sie waren schrecklich neugierig. "Erzähl uns doch von den schönsten Orten der Erde. Bist du dort gewesen? Bist du in der Speisekammer gewesen, wo der Käse auf den Brettern liegt und die Schinken unter der Decke hängen?" - "Nein, den Ort kenne ich nicht", antwortete der Tannenbaum, "aber ich kenne den Wald, wo die Sonne scheint und die Vögel singen." Er erzählte nun alles aus seiner Kindheit.

"Wie viel du gesehen hast, wie glücklich du gewesen bist!" sagten die kleinen Mäuse.

Dann berichtete er vom Weihnachtsabend, als er mit Kuchen und Lichtern geschmückt worden war. "Wie schön du erzählst!" sagten die Mäuschen, und am nächsten Abend kamen sie mit vier anderen Mäuschen, damit auch sie den Baum erzählen hören sollten. Und am Sonntag erschienen sogar zwei Ratten; diese aber sagten, die Geschichte sei gar nicht hübsch, und das betrübte die Mäuschen, denn nun hielten sie auch weniger davon.

"Das ist ja eine höchst jämmerliche Geschichte", sagten die Ratten. "Kennst du keine von Talglicht und Speck? Keine Speisekammergeschichte?" - "Nein", sagte der Baum. "Dann danken wir dafür!" erwiderten die Ratten und gingen heim zu ihren Familien. Zuletzt blieben auch die Mäuse fort. Da wurde der Baum sehr traurig.

Und eines Tages kamen Leute auf den Speicher, und ein Diener trug den alten Tannenbaum auf den Hof. "Nun werde ich leben", jubelte der Baum und breitete seine Zweige aus. Aber die waren alle vertrocknet und gelb. Nur der Stern aus Goldpapier saß noch oben an der Spitze und glänzte im hellen Sonnenschein. Die Kinder, die am Weihnachtsabend den Baum umtanzt hatten, kamen herbei und riefen: "Seht, was da noch an dem hässlichen alten Tannenbaum sitzt!" Und sie traten auf die Zweige, dass es krachte und knickte.

Und der Baum sah auf all die Blumenpracht und die leuchtende Schönheit im Garten. "Vorbei, vorbei!", seufzte er. "Hätte ich mich doch gefreut, als ich es noch konnte! Vorbei! Vorbei!"

Der Hausknecht kam und hieb den Baum in kleine Stücke. Ein ganzes Bündel lag da und flackerte hell auf unter dem großen Braukessel. Das Holz knisterte, und es schien, als seufze der Baum, und er dachte noch mal an einen Sommertag im Wald oder an eine Winternacht da draußen, wenn die Sterne funkelten. Er dachte an den Weihnachtsabend und an Klumpe-Dumpe, das einzige Märchen, das er gehört hatte und zu erzählen verstand. Und dann war der Tannenbaum verbrannt.

Die Knaben spielten im Garten, und der kleinste trug den Goldstern, der den Baum an seinem glücklichsten Abend geschmückt hatte, auf seiner Brust. Nun war die Weihnachtszeit vorbei, und mit dem Tannenbaum war es vorbei und mit der Geschichte auch; vorbei, vorbei, und so geht es mit allen Geschichten!

Samstag, 3. Dezember 2011

Rainer Maria Rilke - Advent


Nach einem "Herbst"-Spaziergang am Nachmittag, 
möchte ich doch noch einmal darauf hinweisen, 
dass es Dezember ist und demnächst 
der Zweite Adventsonntag beginnt! 
Ich bestehe auf mein Recht auf Winter!
Vier Jahreszeiten und keine weniger!
Schließen Sie sich meinem Protest an!


Advent

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird;
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.

Rainer Maria Rilke 

Schneeengel

Brüste

Tintoretto 1570 Portrait einer Frau, die ihre Brüste entblößt

Raffael 1518 La Fornarina, "Die kleine Bäckerin", Margherita Luti war Raffaels Lieblingsmodell.

Édouard Manet 1878 Blonde Frau mit nackten Brüsten

Kirchenmalerei, Das Märtyrium der Heiligen Agathe von Sizilien. Ihr wurden die Brüste abgeschnitten, weil sie den Avancen eines reichen Mannes nicht nachgeben wollte, der Heilige Peter hat sie in einer Vision später wunderbarerweise geheilt.  © Emanuele Leoni

Kirchenmalerei, wieder die Heilige Agathe, diesmal mit den Brüsten auf 'nem Teller. 

Pierre-Auguste Renoir 1907 Gabrielle mit nackten Brüsten. Sie war Kindermädchen bei Renoir und Modell und sie gilt als Mentorin des jungen Jean Renoir, den sie ins Puppentheater mitnahm, und mit ihm regelmäßig das damals noch ganz neue Kinotheater besuchte. 

Jean Fouquet 1452-1455 Die Jungfrau mit dem Kind begleitet von Engeln (rechte Seite eines Tafelbildes)

Freitag, 2. Dezember 2011

Französische Freiheit und die Weihnachts-Marseillaise

Ferdinand-Victor-Eugène Delacroix 1830 Die Freiheit führt das Volk. 

Die Freiheit heisst hier Marianne und ist eines der National-Symbole Frankreichs, neben Hahn und Trikolore. Seit der Zeit nach der Grossen Revolution gilt sie als Allegorie auf Freiheit und Vernunft. Man stelle sich die deutsche Freiheit als Frau mit nackter Brust und wehendem Gewand vor. Die Christel oder die Erna. (Nichts gegen die Träger dieser Namen!) Ob das ginge? Vielleicht mit Iris Berben als Vorbild für die Büste? Die Büste der Marianne wird nämlich von Zeit zu Zeit nach dem Vorbild wechselnder prominenter Französinnen neu gefertigt und dann in den örtlichen Rathäusern ausgestellt:
 1970: Brigitte Bardot
 1978: Mireille Mathieu
 1985: Catherine Deneuve
 1989: Ines de la Fressange
 2000: Laetitia Casta
 2004: Evelyne Thomas (Fernsehmoderatorin)
 2009: Florence Foresti
 
Die Marseillaise: was für ein wildes Lied, angeblich wurde es in einer Nacht geschrieben und war ursprünglich für die Rheinarmee bestimmt und dann ist es 1795 zur Nationalhymne erhoben worden. Der Autor heisst: Claude Joseph Rouget de Lisle.

DIE MARSEILLAISE 1

Auf, Kinder des Vaterlands!
Der Tag des Ruhms ist da.
Gegen uns wurde der Tyrannei
Blutiges Banner erhoben.
Blutiges Banner erhoben.
Hört Ihr im Land
Das Brüllen der grausamen Krieger?
Sie rücken uns auf den Leib,
Eure Söhne, Eure Frauen zu köpfen!

Refrain:
Zu den Waffen, Bürger!
Schließt die Reihen,
Vorwärts, marschieren wir!
Das unreine Blut
Tränke unserer Äcker Furchen!

Was will diese Horde von Sklaven,
Von Verrätern, von verschwörerischen Königen?
Für wen diese gemeinen Fesseln,
Diese seit langem vorbereiteten Eisen?
Diese seit langem vorbereiteten Eisen?
Franzosen, für uns, ach! welche Schmach,
Welchen Zorn muß dies hervorrufen!
Man wagt es, daran zu denken,
Uns in die alte Knechtschaft zu führen!

Refrain

Was! Ausländisches Gesindel
Würde über unsere Heime gebieten!
Was! Diese Söldnerscharen würden
Unsere stolzen Krieger niedermachen!
Unsere stolzen Krieger niedermachen!
Großer Gott! Mit Ketten an den Händen
Würden sich unsere Häupter dem Joch beugen.
Niederträchtige Despoten würden
Über unser Schicksal bestimmen!

Refrain

Zittert, Tyrannen und Ihr Niederträchtigen
Schande aller Parteien,
Zittert! Eure verruchten Pläne
Werden Euch endlich heimgezahlt!
Werden Euch endlich heimgezahlt!
Jeder ist Soldat, um Euch zu bekämpfen,
Wenn Sie fallen, unsere jungen Helden,
Zeugt die Erde neue,
Die bereit sind, gegen Euch zu kämpfen!

Refrain

Franzosen, Ihr edlen Krieger,
Versetzt Eure Schläge oder haltet sie zurück!
Verschont diese traurigen Opfer,
Die sich widerwillig gegen uns bewaffnen.
Die sich widerwillig gegen uns bewaffnen.
Aber diese blutrünstigen Despoten,
Aber diese Komplizen von Bouillé,
Alle diese Tiger, die erbarmungslos
Die Brust ihrer Mutter zerfleischen!

Refrain

Heilige Liebe zum Vaterland,
Führe, stütze unsere rächenden Arme.
Freiheit, geliebte Freiheit,
Kämpfe mit Deinen Verteidigern!
Kämpfe mit Deinen Verteidigern!
Damit der Sieg unter unseren Flaggen
Den Klängen der kräftigen Männer zu Hilfe eilt,
Damit Deine sterbenden Feinde
Deinen Sieg und unseren Ruhm sehen!

Refrain

Wir werden des Lebens Weg weiter beschreiten,
Wenn die Älteren nicht mehr da sein werden,
Wir werden dort ihren Staub
Und ihrer Tugenden Spur finden.
Und ihrer Tugenden Spur finden.
Eher ihren Sarg teilen
Als sie überleben wollend,
Werden wir mit erhabenem Stolz
Sie rächen oder ihnen folgen.

Refrain


http://www.youtube.com/watch?v=NxTGwAtxwzs 


Ha, und es gibt auch eine Weihnachts-Marseillaise!  

MARSEILLAISE 2 - Verstummt Ihr Engel und Ihr Hirten 


Verstummt Ihr Engel und Ihr Hirten
verstummt, ihr trägen Litanei´n
Eh nicht gelöst der Völker Bürden
kann Frieden nicht auf Erden sein
Wie könnten Freudenlieder schallen
wo Unterdrückung herrscht und Not
Ein solcher Sang, er wär ein Spott
den Menschen wär´s kein Wohlgefallen


Auf Proletariat
auf, rüste dich zur Tat
zur Wahl! Zur Wahl! Zum ersten Schritt
auf der Befreiungsbahn!


Laß dich in süßen Traum nicht wiegen
mit Orgelton und Glockenklang
sieh doch die roten Banner fliegen
sie winken zum Befreiungsgang
Hat wohl ein Römer süß geschlafen
zur Zeit, da Brennus wog das Schwert?
Wer tatlos zaudert, ist es wert
daß ihn die Peitsche trifft den Sklaven


Auf Proletariat
auf, rüste dich zur Tat
zur Wahl! Zur Wahl! Zum ersten Schritt
auf der Befreiungsbahn!


Nicht hoffe mehr nach alter Sitte
daß dir ein Wunderstern erscheint
dich führend zu des Heilands Hütte
so ist die Sage nicht gemeint
Blick auf, ein Stern in hellem Scheine
der Sozialismus winkt dir zu
und der Erlöser der bist du
und jene Hütte ist die deine


Auf Proletariat
auf, rüste dich zur Tat
zur Wahl! Zur Wahl! Zum ersten Schritt
auf der Befreiungsbahn!


Wohlauf, zum Kampfe, auf zum Siege
damit es Fried´auf Erden wird
damit der Menschheit Feind erliege
der freie Volksgeist triumphiert
und wenn vertilgt die letzten Reste
des Elends und der Sklaverei
wenn alle Menschen froh und frei
dann feiern wir Erlösungsfeste


Auf Proletariat
auf, rüste dich zur Tat
zur Wahl! Zur Wahl! Zum ersten Schritt
auf der Befreiungsbahn!



Film von 1938!


Das französische Original


Allons enfants de la Patrie,
Le jour de gloire est arrivé!
Contre nous de la tyrannie,
L’étendard sanglant est levé,
L’étendard sanglant est levé,
Entendez-vous dans les campagnes
Mugir ces féroces soldats?
Ils viennent jusque dans vos bras
Égorger vos fils, vos compagnes!

Refrain:
Aux armes, citoyens,
Formez vos bataillons,
Marchons, marchons!
Qu’un sang impur
Abreuve nos sillons!

Que veut cette horde d’esclaves,
De traîtres, de rois conjurés?
Pour qui ces ignobles entraves,
Ces fers dès longtemps préparés?
Ces fers dès longtemps préparés?
Français, pour nous, ah! quel outrage
Quels transports il doit exciter!
C’est nous qu’on ose méditer
De rendre à l’antique esclavage!

Refrain

Quoi! des cohortes étrangères
Feraient la loi dans nos foyers!
Quoi! Ces phalanges mercenaires
Terrasseraient nos fiers guerriers!
Terrasseraient nos fiers guerriers!
Grand Dieu! par des mains enchaînées
Nos fronts sous le joug se ploieraient
De vils despotes deviendraient
Les maîtres de nos destinées!

Refrain

Tremblez, tyrans et vous perfides
L’opprobe de tous les partis,
Tremblez! vos projets parricides
Vont enfin recevoir leur prix!
Vont enfin recevoir leur prix!
Tout est soldat pour vous combattre,
S’ils tombent, nos jeunes héros,
La terre en produit de nouveaux,
Contre vous tous prêts à se battre!

Refrain

Français, en guerriers magnanimes,
Portez ou retenez vos coups!
Épargnez ces tristes victimes,
A regret s’armant contre nous.
A regret s’armant contre nous.
Mais ces despotes sanguinaires,
Mais ces complices de Bouillé,
Tous ces tigres qui, sans pitié,
Déchirent le sein de leur mère!

Refrain

Amour Sacré de la Patrie,
Conduis, soutiens nos bras vengeurs
Liberté, Liberté chérie,
Combats avec tes défenseurs!
Combats avec tes défenseurs!
Sous nos drapeaux que la victoire
Accoure à tes mâles accents,
Que tes ennemis expirants
Voient ton triomphe et notre gloire!

Refrain

Nous entrerons dans la carrière
Quand nos aînés n’y seront plus,
Nous y trouverons leur poussière
Et la trace de leur vertus
Et la trace de leur vertus
Bien moins jaloux de leur survivre
Que de partager leur cercueil,
Nous aurons le sublime orgueil
De les venger ou de les suivre

Refrain

Demokratie? Freiheit? Des Anderen?


Zwei Diskussionen, die ich gerade in den Medien verfolge und auch selber führe, und die mir inhaltlich verbunden zu seien scheinen, beschäftigen und verwirren mich zutiefst.

Zum einen wird, im Zusammenhang mit den erschreckenden Fakten, die über mindestens 9 Morde an Mitbürgern mit "Migrationshintergrund" durch Personen, die der Neo-Nazi Szene zuzurechnen sind, ans Tageslicht kommen, wieder über ein NPD-Verbot gesprochen. Bis vor kurzem wurden diese Tötungen noch, ignoranterweise, sogar offiziell, als "Dönermorde" oder "Bosporusmorde" bezeichnet.
Enver Şimşek
Abdurrahim Özüdoğru
Süleyman Taşköprü
Habil Kılıç
Yunus Turgut
İsmail Yaşar
Theodoros Boulgarides
Mehmet Kubaşık
Halit Yozgat
Das sind die Namen der Ermordeten, und die Täter, und auch die Helfer der Täter, müssen verurteilt und bestraft werden.

Aber dies denkend, bin ich immer noch gegen ein Verbot der NPD. Wir sind ein demokratischer Staat, so sagen wir. Ein Teil unserer Bürger vertritt rechte und rechtsextreme Ansichten und tritt darum der NPD bei. Gräßlich, bestürzend, widerlich, aber es ist ihr Recht, solange sie ihre Auffassungen mit den Mitteln und im abgesteckten Rahmen des Rechtsstaates vertreten. Oder? Oder nicht?

Auf der anderen Seite, hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden, dass ein Schüler innerhalb seiner Schule nicht beten darf. Er ist Muslim und in den Nachrichten wird sein Beten, als demonstrativ beschrieben. Ich lese, dass andersdenkende Mitschüler von ihm gemobbt und verängstigt wurden. Das darf nicht geschehen, also muß dagegen eingeschritten werden, um die anderen Schüler zu schützen.  

Aber, ja wieder ein aber, aber das Gebet verbieten? 

Wenn es nach mir ginge, gäbe es gar keine religiösen Unterrichte oder Veranstaltungen oder Rituale an staatlichen Schulen. Geschichte, ja, auch Religionsgeschichte, aber dann die Geschichte verschiedener Religionen. Doch Sonderentscheidungen für eine Religion scheinen mir ungut und ausgrenzend. Oder? Oder nicht?

Darf ein Christ innerhalb einer Schule eigentlich öffentlich oder "demonstrativ" beten? Ein Sikh? Ein Jude? Ein Hindu? Ein Buddhist? Ich weiss es nicht.

Ob wir das fragwürdige Wort multikulturell nun mögen, oder nicht, wir leben es, nicht in seiner idealisierten Variante, aber als oft verstörenden Alltag. Wie aber leben wir damit? 

Mir wurde gesagt, in einem muslimischen Land dürfte ein Christ auch nicht in der Schule öffentlich beten, aber wollen/sollten wir nicht anders entscheiden? Eben demokratisch, also alle Teile des Volkes zu ihrem Recht kommen lassend? 

Oder ist das sentimentaler Mist? Und öffnet demokratiefeindlichen Bestrebungen Tür und Tor?

„Freiheit ist immer Freiheit der anders Denkenden, sich zu äußern.“ sagte Rosa Luxemburg. Stimmt das? Geht das? Wie ist das mit der Freiheit des Andersdenkenden sich zu äußern, wenn wir, bzw. einige von uns, sich von dem anders Gedachten bedroht fühlen? Führen Einschränkungen der Freiheit sich zu äußern nicht zu Demokratieverlust? Oder? Oder nicht?

Es ist gesagt worden, dass Demokratie die schlechteste Form der Regierung ist, mit Ausnahme aller anderen, die ausprobiert wurden.
It has been said that democracy is the worst form of government exept all the others that have been tried. Winston Churchill 

Jene, die unentbehrliche Freiheit aufgeben, um ein wenig vorübergehende Sicherheit zu gewinnen, verdienen weder Freiheit, noch Sicherheit.   
They that can give up essential liberty to obtain a little temporay safety deserve neither liberty nor safety. Benjamin Franklin


Mittwoch, 30. November 2011

Walter von der Vogelweide - „Magdeburger Weihnacht“ ein Ausschnitt


Der Dom Sankt Mauritius und Katharinen in Magdeburg
 
Der Magdeburger Dom ist wunderschön. Die Stadt in Schutt und Asche nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, hat, zumindest im Zentrum, den Charme der DDR-Architektur der 70er und 80er Jahre, aber der Dom und das Kloster Unserer Lieben Frauen, hinreißend.
Wenn mich mein Vater, geborener und begeisterter Magdeburger, durch die Stadt führte, war das ein ganz seltsamer Vorgang. Er sah vor seinen erinnernden Augen, die geliebte barocke Stadt des Vorkrieges, ich sah die häßliche Gegenwart.

Der Innenhof © Hans-Joachim Hellgert

Am Weihnachtstag 1199 war im ottonischen Kaiserdom zu Magdeburg Philipp von Schwaben, der Konkurrent Ottos IV., zum deutschen König gekrönt worden – Otto selbst hatte in der Krönungskirche in Aachen dieselbe Prozedur durchlaufen. Walther von der Vogelweide, der auch Otto IV. in einem Lied, dem Ottenton, feierte, hatte mit seinem Sangspruch zur Magdeburger Weihnacht dem Konkurrenten Philipp gehuldigt.
Es war das letzte glanzvolle Fest im ottonischen Bau. Am Palmsonntag 1207 zieht der neue Erzbischof Albrecht glanzvoll hier ein – wenige Tage später, am Karfreitag, wird der gewaltige Bau ein Opfer der Flammen. 

Der II. Spruch aus dem 1. Philippston Walthers von der Vogelweide: „Magdeburger Weihnacht“
Walther von der Vogelweide, damals Parteigänger der Staufer, schildert Vorgänge von der Magdeburger Weihnacht 1199 , einem „unglaublich großartig“, wie Zeitgenossen überliefern, verlaufenen Fest, das Philipps Kanzler Konrad zur Herrschaftsdarstellung Philipps im Thronstreit in Szene gesetzt hatte.
Ez gienc eines tages, als unser hêrre wart geborn
von einer maget, die er im ze muoter hât erkorn,
ze Megdeburc der künic Philippes schône.

da gienc eins keisers bruoder und eins keisers kint
in einer wât, swie doch die namen drîge sint,
er truoc des rîches zepter und die krône.
Er trât vil lîse, im was niht gâch,

im sleich ein hôhgeborne küniginne nâch,
rôse âne dorn, ein tûbe sunder gallen.
diu zuht was niener anderswâ,
die Düringe und die Sahsen dienten alsô dâ,
daz ez den wîsen müeste wol gevallen.
Textvorlage: Walther von der Vogelweide. Leich, Lieder, Sangsprüche. 14. völlig neubearbeitete Auf- lage der Ausgabe Karl Lachmanns, hrsg. v. Christoph Cormeau. Walter de Gruyter Berlin, New York 1996, S.37
Die Düringe und die Sahsen dienten im Rahmen der Magdeburger Prozession Philipp von Schwaben. Der Grund der Erwähnung des Dienstes im Spruch zur Magdeburger Weihnacht und seine Art unterscheiden sich. Walther von der Vogelweide meinte mit dem Dienst der Sahsen vermutlich den Dienst Bernhard von Sachsen. Dieser führte im Rahmen der Prozession den Schwertträgerdienst aus. Im Bericht in der Halberstädter Bischofschronik über die Magdeburger Weihnacht fand dies Erwähnung, was ein Indiz für die Wichtigkeit des Schwertträgerdienstes war. Mit dem Dienst der Düringe bezeichnete Walther vermutlich den Dienst des Landgrafen Hermann von Thüringen im Rahmen der Magdeburger Prozession. Der Dienst Hermanns von Thüringen fand nicht an exponierter Stelle statt. Es liegen auch keine Quellen vor, die die Form des Dienstes des Hermanns von Thüringen beschreiben. Nellmann geht davon aus, dass der Dienst darin bestanden habe, dass „der Landgraf (und sein Gefolge) sich an der ihm zukommenden Stelle in der Prozession einreihte“.
Philippes ist die abgeschwächte lateinische Namensform von Phillip.
Drei Personen waren in Philipp vereinigt: der König, eines Kaisers Sohn und eines Kaisers
Bruder: kürzer konnte sein Anspruch auf die königliche Würde nicht 
dargethan werden. 
Irene hieß in Deutschland Maria, deren Beinamen hier auf sie übertragen werden. 

 Dieses Herrscherpaar im Magdeburger Dom wurde als Otto I und Edgitha angesehen. Möglicherweise stellen die Figuren aber auch "König der Könige und Ecclesia" dar, also Jesus, und die personifizierte Darstellung der christlichen Kirche.

Dienstag, 29. November 2011

bisschen - bißchen und die blöde neue deutsche Rechtschreibung


Ein bisschen, ein kleiner Biss, weniger als ein wenig, ein indeklinables Indefinitpronomen - was für ein Wort, und bedeutet doch nur, dass ein bisschen nicht veränderbar ist. Meist wird es in Verbindung mit »ein«, in der Funktion eines Adverbs gebraucht. Ein bisschen Liebe, ein bisschen Hoffnung zum Beispiel. Ein bisschen sieht nach der Neuen deutschen Rechtschreibung nur leider aus wie ein bischen, grob und unelegant. Ein bißchen dagegen, da sieht man den Biss, Biß. Nicht viel, nur einen kleinen Happen, Bissen, scharfe Zähne, schneller Biss/Biß, ein kurzer Schmerz und Viel bleibt übrig. Ach, du liebes bisschen! Ach, du liebes bißchen! Ein kleines bisschen Bisschen oder ein kleines bißchen Bißchen? Ich, heute, über 50 und kein bißchen weiser, bestehe auf das bißchen und schäme mich kein bißchen dafür, sollen doch die doofen Germanisten alle mal ein bißchen leise sein, schreiben zielt doch auch auf das Auge, "das Auge liest mit" sozusagen, und außerdem, solange wir Stängel, aber nicht Ältern schreiben sollen, bleibt die ganze Reform sowieso ein großer Quatsch. Wie Kaiser Wilhelm sagte, bei der vorletzen Rechtschreibereform, reformiert nur ruhig weiter und macht Tür aus Thür und Tor aus Thor, aber Thron bleibt Thron, denn der ist meiner. Ein bißchen Freiheit!!!!

Ein bisschen mehr Freude

Ein bisschen mehr  Freude und weniger Streit,
ein bisschen mehr Güte und weniger Neid,
ein bisschen mehr Liebe und weniger Haß,
ein bisschen mehr Wahrheit, das wär doch was!

Statt soviel Unrast ein bisschen Ruh,

Statt immer nur ich bisschen mehr du,
statt Angst und Hemmung ein bisschen mehr Mut
und Kraft zum Handeln, das wäre gut.

Kein Trübsal und Dunkel, ein bisschen mehr Licht,

kein quälend Verlangen, ein froher Verzicht,
und viel mehr Blumen, solange es geht,
nicht erst auf Gräbern, denn da blühn sie zu spät.
Peter Rosegger

ODER:

Ein bißschen mehr Freude

Ein bißschen mehr Freude und weniger Streit,
ein bißschen mehr Güte und weniger Neid,
ein bißschen mehr Liebe und weniger Haß,
ein bißschen mehr Wahrheit, das wär doch was!

Statt soviel Unrast ein bißschen Ruh,

Statt immer nur ich bißschen mehr du,
statt Angst und Hemmung ein bißschen mehr Mut
und Kraft zum Handeln, das wäre gut.

Kein Trübsal und Dunkel, ein bißschen mehr Licht,

kein quälend Verlangen, ein froher Verzicht,
und viel mehr Blumen, solange es geht,
nicht erst auf Gräbern, denn da blühn sie zu spät.
Peter Rosegger


Blogeintrag von anama vom 12.12.2010 
Nach der „Neuen deutschen Rechtschreibung“ heißt es „ein bisschen“. In der alten Rechtschreibung wurde dieser Ausdruck noch „ein bißchen“ geschrieben.
Nun gibt es aber eine Faustregel, über die man sich ganz gut merken kann, wann das Doppel-S und wann das SZ (also ß) richtig ist:
Ist der Vokal davor ein kurzer, wie bei Kuss, Küsse, Nuss, müssen, Biss, Klasse – dann folgt das Doppel-S.
Ist es ein langer Vokal oder ein Doppel-Vokal wie eu, äu oder ei, wie bei Muße, in Maßen, Kloß, beißen, folgt das SZ, also ß.

Mir fällt da eine Geschichte ein, an der man sich das vielleicht merken kann. In der Grundschule fuhren wir mal auf Klassenfahrt, und die Lehrerin diktierte uns, was mir mitnehmen sollen. „Süßigkeiten in Maßen“ war auch dabei. Ich altkluges kleines Ding zeigte auf und sagte, alle sollten doch darauf achten, dass sie das wirklich mit ß schreiben, damit die Eltern nicht denken, sie müssten Süßigkeiten in Massen einpacken.
 
 

Weihnachtshorror mit selbstmordenden Häschen

Warnung! Nichts für zarte Gemüter!

Bunny Suicides, oder Häschen Selbstmorde, ist eine der gemeinsten Cartoonserien, die ich je gesehen habe. Auf jeder Seite, der mittlerweile drei Bücher, eine neue Variante, wie sich ein Hase zu Tode bringt. Warum er das will, wird nicht erklärt. Der Zeichner heisst Andy Riley, und der Titel des ersten Buches war: The Book of Bunny Suicides: Little Fluffy Rabbits Who Just Don't Want to Live Any More = Das Buch der Häschen Selbstmorde: Kleine Fluffige Hasen, Die Einfach Nicht Mehr Leben Wollen.
 






Montag, 28. November 2011

Mamas Rotkohlrezept


 
Mamas Rotkohlrezept

2 Gläser Kühne Rotkohl!
ca. 200 g Gänseschmalz
4 – 5 Nelken
1 Handvoll Rosinen

Lange, lange schmoren lassen
ab und zu nachsehen, ob noch Flüssigkeit im Topf ist.
 
Rotkraut bleibt Rotkraut und Blaukraut bleibt Blaukraut!
Wiki: Das Rotkraut besitzt eine Farbe, die genau zwischen rot und blau liegt. Im Mittelalter existierte noch kein Begriff für diesen Zwischenton. „Lila“ – ein Wort arabischen Ursprungs – kennt die deutsche Sprache erst seit dem 18. Jahrhundert, es gab nur die Volltonadjektive „blau“ und „rot“. In den deutschen Regionen fielen die Entscheidungen für den Rotkohl unterschiedlich aus. Das deutsche Sprachgebiet kannte im Süden vornehmlich das Kraut, im Norden eher den Kohl.
 
Die Engländer nennen es übrigens Red oder Blue Kraut und deren Kosename für uns Deutsche ist: Krauts! Weil deutsche Seeleute immer Sauerkraut auf ihren Schiffen mitführten gegen die Skorbut. Die Engländer nutzten anstattdessen Zitronensaft - lemons or limes - und wurden von Amerikanern darum ihrerseits Limeys genannt. Der Spitzname der Briten für Franzosen ist übrigens Frogs, Frösche.