Samstag, 9. Juli 2011

Man Ray - Kiki de Montparnasse


"Eine Kamera allein macht noch kein Bild. Um ein Bild zu machen, brauchst du eine Kamera, einen Photographen und vor allem ein Subjekt. Es ist das Subjekt, das das Interesse der Photographie bestimmt."

"A camera alone does not make a picture. To make a picture you need a camera, a photographer and above all a subject. It is the subject that determines the interest of the photograph." - Oct. 2, 1966 (Handwritten and signed note) [ 9 Days of Photokina "Man Ray on the Future !" An Interview by Ed Hirsch & Ben Zar, Popular Photography, January 1967, Volume 60, No. 1, p. 98)


Die Violine von Ingres - Le violon d'Ingres 1924

"Violon d'Ingres" ist ein französischer umgangssprachlicher Ausdruck, der aus der leidenschaftlichen Liebe des Malers Jean Auguste Dominique Ingres zum Geigespiele entstanden ist und ein Zweit-Talent bezeichnet, etwas was man gut kann, neben dem wofür man eigentlich bekannt ist.



Emmanuel Radnitzky oder Rudnitzky 1890 in Philadelphia geboren, berühmt geworden als (Emmanuel - Manny) Man Ray, Photograph, Maler, Filme- und Objektemacher, Dadaist, Surrealist, nennen wir ihn kurz und ungenau einen Modernisten, stammte aus einer Familie jüdisch-russischer Schneider, die 1897 nach Brooklyn, New York umzog. Trotz Widerstand der Familie begann er ein Kunststudium, erst an einer konservativen, dann, erfolgreicher, an einer "liberal-anarchischen" Hochschule, 1913 erschüttert ihn der Besuch einer Ausstellung moderner Kunst, der "Armory Show". „Ich habe sechs Monate nichts getan – so lange habe ich gebraucht, um zu verdauen, was ich gesehen hatte.“ Er lernt Marcel Duchamp kennen, der ihn stark beeinflusst, wird Dadaist, aber findet heraus: „… Dada kann nicht in New York leben. New York ist Dada und wird keinen Rivalen dulden..." und zieht 1921 nach Paris. Hier lernt er Kiki kennen.


Kiki 1926

"Ich persönlich, habe immer die Inspiration der Information vorgezogen."
Personally, I have always preferred inspiration to information.
In Photographers on Photography : A Critical Anthology (1966) by Nathan Lyons, p. 80


Noire et blanche, 1926


Noire et blanche, 1926

Alice Ernestine Prin, 1901 in Châtillon-sur-Seine geboren wuchs in großer Armut bei ihrer Großmutter auf, kam mit 12 nach Paris um bei ihrer Mutter zu leben und Arbeit zu finden, posierte mit 14 als Nacktmodell, verstritt sich mit ihrer Mutter, nannte sich nur noch "Kiki", war Modell für zahllose Maler und Bildhauer, lebte einen Großteil der Zwanziger Jahre mit Man Ray und war selbst Malerin. Ihre 1929 erschienen Autobiographie "Kikis Memoiren", mit einem Vorwort von Ernest Hemingway, blieb bis in die 70er Jahre in den USA auf dem Index der verbotenen Bücher. Auf ihrem Grabstein steht: Kiki 1901–1953 Sängerin, Schauspielerin, Malerin, Königin des Montparnasse.



"Und als Letztes, sehen sie eine Zukunft für die Photographie?" "Die Tricks von heute sind die Wahrheiten von morgen!"

"And finally, do you see a future in photography ?" "The tricks of today are the truths of tomorrow !" - [ 9 Days of Photokina "Man Ray on the Future !" An Interview by Ed Hirsch & Ben Zar, Popular Photography, January 1967, Volume 60, No. 1, p. 99]


Alberto Giacomettis Skulptur "Le Palais à 4 heures du matin" with Kiki und ihre Freundin Thérèse Treize Man Ray 1932



"Unbesorgt aber nicht gleichgültig"
"Unconcerned but not indifferent"

His epitaph, chosen by his widow, Juliet Browner Man Ray, because they were words he'd often said of himself. Quoted in "Man Ray: Master of Imagery; Pioneer Artist and Photographer" by Max Perchick, in PSA Journal (1 May 1991)


Kiki 1926

"Ich male was nicht photographiert werden kann, das was aus der Imagination kommt oder aus Träumen, oder aus dem unbewussten Trieb. Ich photographiere die Dinge die ich nicht zmalen möchte, die Dinge, die schon eine Existenz haben."

"I paint what cannot be photographed, that which comes from the imagination or from dreams, or from an unconscious drive. I photograph the things that I do not wish to paint, the things which already have an existence." - Interview in Camera (Paris; reprinted in "Man Ray: Photographer", ed. by Philippe Sers, 1981).


Aus dem Film Rückkehr zur Vernunft - Return to Reason 1923

Man Ray hat auch hocherotische, pornographische Photos von Kiki und sich gemacht, einige kann man im Netz finden.

http://www.google.de/imgres?imgurl=http://28.media.tumblr.com/tumblr_l4jb5bf9WW1qbls9lo1_400.jpg&imgrefurl=http://inscripta.tumblr.com/post/748444861/ratak-monodosico-via-www-passagenproject-com&usg=__MG_6PRfVsYeY7C2OoZ_dZYuxNVo=&h=500&w=335&sz=138&hl=de&start=61&sig2=xcI_KfU7Oz26x8IbbiTV_Q&zoom=1&tbnid=IY4CqstT5S4MWM:&tbnh=118&tbnw=79&ei=rYkXTueOBoiv8gPuudn1Dw&prev=/search%3Fq%3Dman%2Bray%2Bkiki%2Bde%2Bmontparnasse%26um%3D1%26hl%3Dde%26safe%3Doff%26biw%3D1154%26bih%3D567%26tbm%3Disch&um=1&itbs=1&iact=hc&vpx=127&vpy=76&dur=2621&hovh=274&hovw=184&tx=103&ty=189&page=4&ndsp=21&ved=1t:429,r:0,s:61

http://www.google.de/imgres?imgurl=http://28.media.tumblr.com/tumblr_l4jbb0ey541qbls9lo1_400.jpg&imgrefurl=http://inscripta.tumblr.com/post/748435695/ratak-monodosico-via-www-passagenproject-com&usg=__-dkraJpExwEIfJEpzX7CYtXJjR0=&h=500&w=349&sz=147&hl=de&start=125&sig2=yYmzWmqG02PeUcIDe7i2Ew&zoom=1&tbnid=Z5QQu5tSUFa9KM:&tbnh=118&tbnw=83&ei=V5QXTvT-DsHX8gPztfUI&prev=/search%3Fq%3Dman%2Bray%2Bkiki%26um%3D1%26hl%3Dde%26safe%3Doff%26biw%3D1154%26bih%3D567%26tbm%3Disch&um=1&itbs=1&iact=hc&vpx=415&vpy=199&dur=466&hovh=269&hovw=187&tx=94&ty=162&page=7&ndsp=21&ved=1t:429,r:16,s:125






Alle Zitate: Man Ray
Alle Photos: Man Ray
Subjekt der Photos: Kiki de Montparnasse

Donnerstag, 7. Juli 2011

Edward Lear und die Liebe und Korfu


Edward Lear englischer Nonsense-Dichter und Landschaftsmaler lebte von 1854 bis 1864 auf der noch unter britischem Protektorat stehenden ionischen Insel Korfu.

Lears große, lebenslängliche und unerwiderte Liebe war Franklin Lushington, den er als jungen Anwalt 1849 in Malta kennenlernte. Die beiden bereisten dann gemeinsam das ganze südliche Griechenland. 1855 wurde Lushington an den Obersten Gerichtshof von Korfu berufen und Lear folgte ihm dorthin.
Obwohl die beiden vierzig Jahre lang, bis zu Lears Tod, Freunde blieben, blieb die Einseitigkeit der Leidenschaft eine Quelle großer Qual für den Dichter. 
Lushington wurde von ihm als Nachlassverwalter eingesetzt, mit sehr gemischten Folgen: Er vernichtete die frühen Tagebücher und seine Äußerungen über Lears Bilder lassen auch zu wünschen übrig.
"Er hat einige sehr schöne & sorgfältige Aquarelle mit unterschiedlichen Ansichten von Korfu für 12 £ pro Stück gefertigt...Nichtsdestoweniger sollte ich sagen, verschwenden sie dafür nicht ihr Geld."
"He has been making some very beautiful & careful watercolour drawings of various views in Corfu for 12£ a piece… Nevertheless I should say, don’t waste your monies on them." Lushington to Emily Tennyson, 20 June 1856; Noakes 1985, 193.

Es war mal ein Mann aus Korfu,
"Ich weiß gar nicht, was ich hier tu!"
Wild hin und her er rennt,
Bis die Sonne ihn verbrennt,
Der sehr verwirrte Mann aus Korfu.

 
There was an Old Man of Corfu,
Who never knew what he should do;
So he rushed up and down,
Till the sun made him brown,
That bewildered Old Man of Corfu.

Edward Lear Corfu
Edward Lear Palaiokastritsa - Korfu
Edward Lear Pantokrator - Korfu
"Ich würde es, wie die meisten Menschen, vorziehen, in einer Landschaft von Edward Lear zu leben...tatsächlich, es gibt noch Zeiten und Orte, welche die erwarten, die sie brauchen und verdienen, wo Edward Lears Landschaften noch in der Realität existieren."

 “I would prefer, as most people would, to live in a landscape of Edward Lear…In fact there still are times and places, which await those who need and deserve them, where Edward Lear’s landscapes still exist in reality” (Peter Levi, The Hill of Kronos).

 Siehe auch Blogeintrag vom 10.Januar 2011

Mittwoch, 6. Juli 2011

Sissi, Heinrich Heine und Korfu

Elisabeth von Österreich-Ungarn, Sissi oder Sisi, oder die, die im Film mit mit Karlheinz Böhm rummacht, liebte und verehrte den Dichter Heinrich Heine sehr. Sie konnte viele Gedichte und lange Passagen aus seinen Werken auswendig und einmal so erzählte sie, erschien er ihr sogar im Traum. 

Um dem Druck des Wiener Hofes zu entkommen verbrachte Sissi sehr viel Zeit auf Reisen. Sie durchquerte mit ihrer Entourage, aber ohne den Kaiser, ganz Europa, Kleinasien und Nordafrika. Und Korfu war eines ihrer bevorzugten Reiseziele. 1890/91 ließ sie sich dort ein griechisches Schloss im pompejischen Stil, das „Achilleion“ bauen. 
1891 erwarb sie auch eine Skulptur des kranken erschöpften Poeten, auf einem Stuhl sitzend, des dänischen Bildhauers Louis Hasselriis, von dem auch die Büste für Heines Grab auf dem Pariser Friedhof Montmatre stammt. Zunächst bot sie der Stadt Hamburg das Denkmal zum Geschenk an, immerhin die Geburtsstadt von Heines Mutter und er hatte dort ja auch einige Zeit bei seinem Onkel Salomon als Bankkaufmann gearbeitet, aber der Senat lehnte dankend ab. Da stellte sie es in Korfu in den Schlosspark, obwohl ihre Zuneigung zu dem unbequemen Dichter ihr einigen Unmut in Adelskreisen einbrachte.


Nach Sissis Tod kam das Anwesen in den Besitz von Kaiser Wilhelm II. und der ließ das Denkmal sofort entfernen. Er hat Heine einmal „den größte Schmutzfink im deutschen Dichterwald“ genannt. Vom Hofmarschallamt übernahm dann Julius Campe, der Sohn von Heines Verleger, die Skulptur. Er schreibt am 11. August 1909 an den Hamburger Senat: „Der Oberhofmarschall S.M. des Kaisers hat mir als einem quasi Verwandten Heinrich Heines das Standbild desselben überlassen, und ich ersuche den Senat dieses Denkmal in öffentliche Obhut zu nehmen, um ihm einen öffentlichen Platz in der Stadt zuzuweisen.“ Einen Monat später findet im Rathaus eine Diskussion statt und es wird folgendes notiert: „Referent erklärt, dass er bei Würdigung der ganzen Persönlichkeit Heines, zumal in Anbetracht seiner vaterlandsfeindlichen Haltung, der Errichtung eines Denkmals für den Dichter in Deutschland grundsätzlich nicht das Wort reden könne, und er spricht sich ausdrücklich gegen die Aufstellung des angebotenen Denkmals aus, dessen Annahme schon im Hinblick auf die Person des Spenders Julius Campe nicht ratsam erscheine.“

Nun überließ Campe es 1909 dem Hamburger Architekten Franz Albert Bach. Als das daraufhin im Barkhof aufgestellte Denkmal Anfang der 1920er Jahre von Antisemiten beschmiert wurde, ließ es Bach durch einen Bretterverschlag schützen. Die kommunistische „Hamburger Volkszeitung“ sprach von: „Schutzhaft“. 1926 wurde es dann nach Altona gebracht und im Donners Park aufgestellt, in einem „Oktogon“ des Museumspavillons. Hier befand es sich geschützt hinter Museumsmauern bis 1934, dann sollte es verkauft werden, aber es fand sich kein Käufer, bis sich die Tochter von Julius Campe, Olivia Bouchard, geb. Campe erbarmte und es 1939 in ihre Heimatstadt Toulon transportieren ließ, wo es noch heute steht.

Auf dem Grab Heines in Paris steht unter Hasselriis Büste folgendes Gedicht:

Wo?
Wo wird einst des Wandermüden
Letzte Ruhestätte seyn?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?

Werd ich wo in einer Wüste
Eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh ich an der Küste
Eines Meeres in dem Sand.

Immerhin mich wird umgeben
Gotteshimmel, dort wie hier,
Und als Todtenlampen schweben
Nachts die Sterne über mir.

Montag, 4. Juli 2011

Der Regen regnet jeglichen Tag


Als ich ein Bub war, ganz klein und noch dumm, 
Mit hei, ho, bei Regen und Wind, 
Nahm keiner meine Streiche krumm, 
Denn der Regen der regnet jedweden Tag.

Doch als ich verlorn hatt die Kinderschuh, 
Mit hei, ho, bei Regen und Wind, 
Warf man mir die Tür vor der Nase zu, 
Denn der Regen, der regnet jedweden Tag.

Doch als ich, ach, ein Weib gefreit, 
Mit hei, ho, bei Regen und Wind, 
Kam ’s End von meiner Herrlichkeit, 
Denn der Regen, der regnet jedweden Tag.

Doch als ich dann an Krücken kroch, 
Mit hei, ho, bei Regen und Wind, 
Blieb ’s Saufen nur als Freud mir noch, 
Denn der Regen, der regnet jedweden Tag.

Die Welt geht rund, und sie macht sich nicht draus,
Mit hei, ho, bei Regen und Wind, 
Ist eh alles eins, und das Stück ist nun aus,
Und wir wolln euch erfreuen an jedwedem Tag

Aus William Shakespeare "Was Ihr Wollt" übersetzt von Frank Günther
 
unbekannt
When that I was and a little tiny boy,
With hey, ho, the wind and the rain,
A foolish thing was but a toy,
For the rain it raineth every day.

But when I came to man's estate,
With hey, ho, the wind and the rain,
'Gainst knaves and thieves men shut their gate,
For the rain it raineth every day.

But when I came, alas! to wive,
With hey, ho, the wind and the rain,
By swaggering could I never thrive,
For the rain it raineth every day.

But when I came unto my beds,
With hey, ho, the wind and the rain,
With toss-pots still had drunken heads,
For the rain it raineth every day.

A great while ago the world begun,
With hey, ho, the wind and the rain,
But that's all one, our play is done,
And we'll strive to please you every day.
 
From "Twelfth Night" 
 
unbekannt
 
Und als ich ein winzig Bübchen war,
Hop heisa, bei Regen und Wind!
Da machten zwei nur eben ein Paar,
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag.

Und als ich vertreten die Kinderschuh,
Hop heisa, bei Regen und Wind!
Da schloss man vor Dieben die Häuser zu,
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag.

Und als ich ach! ein Weib tat frei'n,
Hop heisa, bei Regen und Wind!
Da wollte mir Müßig gehn nicht gedeihn,
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag. 
 
Und als der Wein mir steckt im Kopf
Hop heisa bei Regen und Wind,
Da war ich ein armer betrunkner Tropf,
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag.

Die Welt schon steht eine hübsche Weil', 
Hop heisa, bei Regen und Wind! 
Doch das Stück ist nun aus, 
und ich wünsch' euch viel Heil; 
Wir streben euch zu gefallen jeglichen Tag.
 
Übersetzung: August Wilhelm Schlegel 

unbekannt
Als ich ein kleiner Junge war, und ich weiß dass ich's war,
Mit he und ho und Regen und Wind,
Da war jeder Unsinn wunderbar,
denn es regnet Regen jeden Tag.

Thomas Brasch

Hinter der Kamera - Stanley Kubrick



Stanley Kubrick

Peter Sellers und Stanley Kubrick "Dr. Strangelove oder wie ich lernte die Bombe zu lieben"
Stanley Kubrick "2001"
Jack Nicholson und Stanley Kubrick "The Shining"
Stanley Kubrick "The Shining"
Malcolm McDowell und Stanley Kubrick "Clockwork Orange"
Shelley Duvall, Jack Nicholson und Stanley Kubrick "The Shining"
Jack Nicholson und Stanley Kubrick "The Shining"
Kirk Douglas und Stanley Kubrick "Spartakus"
Stanley Kubrick "2001"
Stanley Kubrick
Stanley Kubrick und Weegee
Stanley Kubrick vermutlich "Lolita"

Sonntag, 3. Juli 2011

SOMMER - In Erinnerung


Giuseppe Arcimboldo Sommer

Giuseppe Arcimboldo Sommer Detail
Für alle, die bei 10° Celsius und ekligem Dauerregen, eine Vision des Sommers herbeisehnen.

Giuseppe Arcimboldo, um 1526 im unter habsburgischer Herrschaft stehenden Mailand  geboren, arbeitete den größten Teil seines erwachsenen Lebens als "Hauskonterfetter", dass heisst Hofporträtmaler, des habsburgischen Hofes in Wien und Prag. Außerdem war er Bühnenbildner, Ingeneur, Architekt und Organisator von Festen (Partyplaner).

Kaiser Ferdinand I. holte ihn 1562 nach Wien, Kaiser Maximilian II. ernannte ihn zum Hofmaler und schickte ihn nach Prag, um einen riesigen Festumzug mit mythologischen Themen zu gestalten und der höchstmerkwürdige Kaiser Rudolf II. ernannte ihn 1592, nach seiner Pensionierung, zum Conte Palatino (Pfalzgrafen).
Er gilt als Manierist, in einer Zeit der politischen und religiöden Umbrüche, im Zwischenland von scheidender Renaissance und aufkommendem Barock, begann er als Gestalter von Glasfenstern für den Mailänder Dom, Gestalter von Fresken, Kopist und konventioneller Porträtmaler. Es scheint die Meinung vieler Kunstgeschichtler zu sein, dass, wäre er dabei geblieben, sein Werk heute wohl mehr oder weniger der Vergessenheit anheim gefallen wäre. Aber um 1564/65 änderte sich sein Stil und er schuf "Die vier Jahreszeiten" und "Die vier Elemente", es folgten Porträts des Kaisers Maximilian aus Meeresfrüchten, Rudolf geblümt, der Büchermann, einer aus Hühnern und andere phantastische Enigmen. Nach seinem Tod für einige Jahrhunderte nahezu aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden, hat ihn das 20. Jahrhundert wiederentdeckt und die Surrealisten hatten ihre Freude an ihm.

Giuseppe Arcimboldo Sommer
Giuseppe Arcimboldo Sommer
Giuseppe Arcimboldo Sommer
Giuseppe Arcimboldo Frühling und Sommer
Ferdinand I. hatte einen Wahlspruch, ideal für jede Art von Diktator : „Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt darüber zugrunde.“

Umkehrbilder, sind Bilder in denen das Gesicht erst sichtbar wird, wenn man sie auf den Kopf stellt. Hier "Der Gemüsemann".




Nein, es gibt kein Schicksal, aber manchmal...


Hinter den schuldlosen Bäumen

Hinter den schuldlosen Bäumen
langsam bildet die alte Verhängnis
ihr stummes Gesicht aus.
Falten ziehen dorthin ...
Was ein Vogel hier aufkreischt,
springt dort als Weh-Zug
ab an dem harten Wahrsagermund.

O und die bald Liebenden
lächeln sich an, noch abschiedslos,
unter und auf über ihnen geht
sternbildhaft ihr Schicksal,
nächtig begeistert.
Noch zu erleben nicht reicht es sich ihnen,
noch wohnt es
schwebend im himmlischen Gang,
eine leichte Figur.

Rainer Maria Rilke

“Femme aux Bras Croises” by Pablo Picasso 1901

Samstag, 2. Juli 2011

Wolfram Koch - Gott liebt die Clowns und ich auch

Nur um das ganz klar zu machen: Ich kenne den Mann nicht, leider.
Gestern abend "Die Spanische Fliege" von Arnold und Bach und Herbert Fritsch in der Volksbühne. Juchu! Es war dreist und verquer und überhaupt unmöglich, es war schön.

Das Stück.
Der Titel benennt die Spanische Fliege, einen bis zu zwei Zentimeter langen Ölkäfer, der Cantharidin enthält, ein Reizgift zum Schutz vor Fressfeinden. (Das Wort habe ich noch nie gehört, gefällt mir aber sehr - Ich hasse Dich zum Fressen gern!) o,o3 Gramm des Giftes können einen Menschen töten, daher auch seine Verwendungen für Hinrichtungen und heimliche Mordanschläge. Aber es gilt auch als Potenzmittel, wohl weil es die Harnwege reizt und so zu massiven Erektionen führt. Also Jungs!

Lytta vesicatoria
Hier ist die spanische Fliege eine Tänzerin aus Bautzen, mit der fast alle der anwesenden Herren vor 24 Jahren einen "vergnüglichen" Abend hatten, und die seitdem auch von allen für das daraus möglicherweise entstandene Kind, einen Sohn, Alimente bekommt. 
Mutter und Sohn, ich verrate nicht wer es ist, aber ist letztendlich auch egal, sie sind das Panikgas, das den Abend in den Wahnsinn treibt. Damit wird auch auf dem Plakat gespielt: Die (s)panische Fliege heisst es da.

Kurzer Abriss, der völlig blödsinnigen Handlung unter: http://www.kultur-fibel.de/Theater,Die_spanische_Fliege,Komoedie,Kultur-Fibel.htm

Das Bühnenbild - Herbert Fritsch in Personalunion mit Herbert Fritsch dem Regisseur: ein Teppich, der übliche Perser des bürgerlichen Wohnzimmers,  aber Volksbühnen- bühnengross, nach hinten hochstrebend und faltig, voller Stolperfallen und eingelassenen Trampolinen. Das ist eines der freudigen Dinge des Abends, wir dürfen sehen, dass Schauspieler richtig was können. Körperlich, stimmlich, handwerklich. Was die Spieler mit den Trampolinen veranstalten - ein Spass. Und sie wissen immer, dass wir ihnen zuschauen und das treibt sie weiter und erhöht den beiderseitigen Spass.

Die Kostüme - Victoria Behr: Gründerzeit im Hochbarock. Die Frisuren sind Perücken - unzweifelhaft. Die der Frauen riesig, wippend und wie eigene Lebewesen, die gerade mal noch unter der Kontrolle der Trägerin bleiben. Und weil das Hauptehepaar, Mostrichproduzenten sind, tragen sie Gelb, natürlich!

Die Spieler: Keiner schwach, aber sicher nicht alle auf dem gleichen Grad der Doppel-, oder Dreifachbödigkeit. Sophie Rois, der die undankbare Position der Mittelsäule zugefallen ist, ist, wie immer überwältigend anwesend. Angsterregend und hilflos zugleich.
Christoph Letkowski als Fritz Gerlach - "Der Fritz, das ist ein Witz", in öligem Charm geformtes Idealbild aller Frauenhelden, Bastian Reiber als erwünschter Schwiegersohn und/oder gehasster Bastard, nie länger als 20 Sekunden in der gleichen Haltung, Inka Löwendorf , Hans Schenker, Betty Freudenberg, Harald Warmbrunn und und.
UND Wolfram Koch! Das Zeit-Timing! Hmmmm! 
Meine Lieblingsszene: Koch tritt mit einem drei Meter langen Brett unterm Arm auf, wir alle wissen, was jetzt passieren müsste, wir alle haben die Marx Brothers und Chaplin und Stan and Laurel gesehen und kennen den Tortenwurfunterricht der Pythons, aber nix da, Koch deutet die möglichen Varianten nur an. Hält uns in der Erwartung und wenn das Brett abgespielt ist, tritt er an die Rampe in zarter Verzweiflung und ruft: " Jetzt habe ich eine ganze Szene mit einer Riesenlatte gespielt!" Hmmm!
Der Schluss ist so, wie Schwankschlüsse halt sind, ein bißchen schwach, aber bis dahin! Und da holt Fritsch seinen letzten Trick aus der Tasche, ein durchinszenierter Schlußapplaus mit Musik (auf deutschen Bühnen ein großes No- No, außer bei Musicals,), man kann gar nicht aufhören zu klatschen, es wird zu lang, man wird sauer und klatscht doch weiter. Mistkerl.
Auch der Zuschauer ist jetzt erschöpft und geht grinsend nach Hause.
Nebenbei, hin und wieder muss ich immer das Publikum betrachten, es gehört ja als Mitspieler dazu, und da konnte man Gesichter sehen, die gegen das eigene Vergnügen kämpften. "Das sollte mir nicht gefallen!" Der Kampf des Kinderlachens gegen das feuilletongestählte Hirn.
Hingehen. Bitte.


Freitag, 1. Juli 2011

e.e. cummings und dylan thomas - kleine gedichte


wahrheitssucher

folge keinem pfad
alle pfade führen wo - hin

wahrheit ist hier

seeker of truth

follow no path
all paths lead where

truth is here 


e.e. cummings

© Bill Brandt

war da eine zeit als tänzer mit ihren fiedeln
in kinderzirkussen ihre sorgen fernhalten konnten?
da war eine zeit wo sie über bücher weinen konnten,
aber zeit hat ihre maden auf ihre spur gesetzt.
unterm bogen des himmels sind sie nicht sicher.
was nie gewusst wird ist in diesem leben am sichersten.
unter den himmelszeichen haben die ohne arme
die saubersten hände, und, so wie nur das herzlose gespenst
nicht verletzt wird, so sieht der blinde mann am besten.

was there a time when dancers with their fiddles 
in children's circuses could stay their troubles?
there was a time they could cry over books,
but time has set its maggot on their track.
under the arc of the sky they are unsafe.
what's never known is safest in this life.
under the skysigns they who have no arms
have cleanest hands, and, as the heartless ghost
alone's unhurt, so the blind man sees best.


dylan thomas

© Bill Brandt

Mich von unten 

aus dem boden
still Anstarrt

eine vergiftete maus

noch die lebendig

mich fragt Was
habe ich getan das

du nicht getan hättest

Me up at does

out of the floor
quietly Stare

a poisoned mouse

still who alive

is asking What
have i done that

You woudn't have

e.e. cummings

© Bill Brandt


vor keiner zeit

oder vor einem leben
im dunkeln laufend
traf ich christus

jesus)mein herz
kippte um
und lag still
während er vorbeiging(so

nah wie ich dir bin
ja näher
aus nichts bestehend
außer einsamkeit

no time ago
or else a life
walking in the dark
i met christ

jesus)my heart
flopped over
and lay still
while he passed(as

close as i'm to you
yes closer
made of nothing
except loneliness

e.e. cummings

© Bill Brandt