bALLADE vON wAHN uND tOD
Im großen Raum des Tags, -
Die Stadt ging hohl,
Novembermeer, und schallte schwer,
Wie Sinai schallt. Vom Turm
geballt
Die Wolke fiel. — Erstickten
Schlags
Mein Ohr die Stunde traf,
Als ich gebeugt saß über
mich zu sehr.
Und ich entfiel mir, rollte
hin, und schwankte da auf einem Schlaf.
Wie deut’ ich diesen Schlaf,
-
Wie noch kein Schlaf mich je
trat an, da ich verrann
In Dunkelheit, als mich eine
Zeit
In mein Herz traf?
Und als ich kam empor,
In Traum auftauchend
Atemgang begann.
Trat ich in mein vergangnes
Haus, in schwarzen Flur durchs winterliche Tor.
Nun höret, Freunde, es!
Als ich im schwarzen Tage
stand, schlug mich eine leichte Hand.
Ich stand gebannt an kalter
Wand.
O schwarzes, schreckliches
Gedenken, da ich ihn nicht
fand,
Den Leichten, der mich so
ging an
Und mich im schwarzen Tag
des Tors geschlagen leicht mit seiner leichten Hand.
Es fügte sich kein Schein,
Und selbst das kleine
schnelle Licht, das sich in falsche Rosen flicht,
Und unterm Bild vergeht und schwillt,
Das kleine Licht ging ein.
Es trat kein schwarzer Engel
vor,
Kein Schatten trat, kein
Atem trat aus dem kalten Stein!
Doch hinter mir in meinem
Traum, aufschluchzend kaum versank das Tor.
Und auch kein Wort erscholl.
Doch ganz mit meiner Stimme
rief ein Wort in meinem Orkus tief.
Und wie am Eichenort ein
Blatt war ich verdorrt.
Weh, trocken, leicht und
toll
Fiel ich an mir herab und
fuhr in Herbst und großem Stoß.
Mich nahm ein Wort und Wind
mit fort,
Das Wort, das durch mich
stieß, das Wort mit dreien Silben hieß,
das Wort hieß: rettungslos.
das Wort hieß: rettungslos.
O letzte Angst und Schmerz!
O Traum vom Flur, o Traum
vom Haus, aus dem die Frau mich führte aus!
O Bett im Dunkel
aufgestellt, auf dem sie mich entließ zur Welt.
Ich stand in schwarzem Erz,
Und hielt mein Herz und
konnte nicht schrein,
Und sang ein — Rette mich —
in mich ein.
Der Raum von Stein baute
mich ein. Ich hörte schallen den Fluss und fallen,
den Fluss: Allein.
den Fluss: Allein.
Und da es war also.
Tat sich mir kund mein
letztes Los, und ich stieg auf aus allem Schoß.
Im schwarzen Traum vom Flur
zerriss und klang die Schnur.
Und ich erkannte so,
Warum da leicht und fein die
Hand mich schlug,
Die schwach an meine Stirne
fuhr,
Und meinen Gang geheim
bezwang, dass ich nicht wankte mehr,
und kaum mich selber trug.
und kaum mich selber trug.
Und als ich ihn erkannt,
Den Augenblick, der mich
trat an, da war ich selbst der andre Mann,
Und der mir hart gebot, ich
selber war mein Tod.
Und nahm mir alles
unverwandt,
Und wand es fort aus meiner
Hand und hielts gepackt -
Genuss und Liebe, Macht und
Ruhm und jammernd die Dichtkunst zuletzt.
Und stand entsetzt und
ausgesetzt und ohne Wahn und aufgetan und völlig nackt.
O Tod, o Tod, ich sah
Zum erstenmal mich wahrhaft
sein, mich ohne Willen, Wunsch und Schein,
Wie Trinker nächtlich spät
sich gegenüber steht.
Er lacht und bleibt sich
fern und nah
Ich stand erstarrt in erster
Gegen - Wart allein zu zwein.
(Ach, was wir sagen lügt
schon, weil es spricht)
Ich fand mich, ohne Wahn
mich sein, und starb in mein Erwachen ein.
Im großen Raum des Tags
Hob ich mein Haupt auf aus
dem Traum, und sah auf meinen Fensterbaum.
Die Stadt ging hohl,
Novembermeer, und schallte schwer,
Der Himmel glühte noch kaum.
Ich aber ging hinab mit
großem Haupt und Hut,
Und ging durch Straßen,
rötliches Gebirg und Pass . . .
Mein Haupt vom Traum umlaubt
noch. Ging mit dumpfem Blut.
Ich ging, wie Tote gehn,
Ein abgeschiedner Geist,
verwaist und ungesehn.
Ich schwebte fern und kühl
durch Heimkehr und Gewühl,
Sah Kinder rennen und sah
Bettler stehn.
Ein Buckliger hielt sich den
Bauch, und eine Greisin schwang den Stock
und schrie,
und schrie,
Leicht eine Dame lächelte.
Ein Mädchen küsste sich die Hand . . .
Und ich verstand, was sie
verband, und schritt in großer Alchimie.
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