Montag, 7. September 2020

DIE RÜDEN - ein Film über Hunde und Menschen

Die Versuchsanordnung: vier gewalttätige männliche Gefängnisinsassen in hellblauen Overalls, drei verwüstete zornige bissige Hunde, eine tätowierte androgyne Therapeutin im Punkerlook, eine Gefängnispsychologin und ein -direktor, beide in an Kubrick erinnernden 70er Jahre Kostümierung.
Durch das Aufeinandertreffen von Hund und Mensch soll Selbsterkenntnis erlebt werden.
Der Preis: mögliche vorzeitige Entlassung bei guter Führung.

Der Ort der Handlung: eine steinerne Festung in wilder Landschaft, sie erscheint zu Beginn aus Nebel und verschwindet am Schluß in denselben, drinnen eine Kampfarena mit einer Beobachtungsgalerie im ersten Stock.

Was toll ist, Connie Walther, die Regisseurin, ist wagemutig, ein seltenes Vorkommnis im deutschen Film, denke ich. Sie gerät dabei manchmal ins Schwülstige, Kitschige, aber dazwischen geht sie aufs Ganze, hochkonzentriert und intensiv. Nadin Matthews, Hundetrainerin, ist ein cooles Weib und man glaubt ihr. Die vier Kriminellen sind wirklich entlassene Straftäter und, dass sie keine Schauspieler sind, und zwar gute, hätte ich nicht geglaubt, wenn ich es nicht gegoogelt hätte. 

"Wenn er schaut, sieht er nur Feinde."

https://www.youtube.com/watch?v=fHyz0inwB3s 

Toxische Männlichkeit ist ein momentan ein oft gebrauchtes Schlagwort, aber was bedeutet es? Was ist Natur, was gesellschaftliche Prägung? Der Film hatte kein Drehbuch! Zwischen den Männern und den Hunden ist mit Übersetzungshilfe durch die Trainerin etwas passiert, etwas Glaubwürdiges.


https://dierueden-derfilm.de/

Die Hunde tragen immer metallene Maulkörbe. Ihre Freiheit ist zu gefährlich.

https://www.youtube.com/watch?v=zYwvAv_HFHc

2 Kommentare:

  1. Spannend sind die Interviews in den letzten beiden 12 Uhr Mittagsausgaben mit Knut Elstermann. Es gab wohl schon ein Theaterstück, auch mit Ex-Stäflingen (teilweise die, die dann auch gedreht haben. Ein Drehbuch gab es auch nicht, weil die Hunde eben nicht trainiert sind... zwangsweise musste es Impro sein. Ich bin auch schon sehr gespannt.

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  2. "Toxische Männlichkeit ist momentan ein oft gebrauchtes Schlagwort, aber was bedeutet es? Was ist Natur, was gesellschaftliche Prägung?"
    Die Frage nach der'Natur' ist heute verpönt. Natur wird mit 'Biologie' konnotiert. Und Biologie darf nicht sein. Auch 'der' 'Mensch' darf nicht sein. Denn auch der Mensch wird mit toxischer Männlichkeit gleichgesetzt. So gerät letztlich auch der Humanismus in Verruf, der ja ebenfalls, historisch gesehen, immer 'weiß' und 'männlich' gewesen ist.

    Also nach dem Anteil von Natur und nach dem Anteil gesellschaftlicher Prägung zu fragen, ist schon irgendwie anrüchig. Aber nicht danach zu fragen, begrenzt das Denken über den Menschen auf nicht akzeptable Weise. Ich frage immer danach, nach diesem Anteil, um dem Toxischen in mir auf die Spur zu kommen. Und ich stelle diese Frage gleichermaßen als Mensch wie als Mann. 'Gesellschaft' erklärt gar nichts; auch nicht gesellschaftliche 'Prägung'. Aber am Schnittpunkt von Natur und Gesellschaft sieht das schon anders aus. Denn aus dem Widerstreit dieses Schnittpunkts gehe ich als Individuum hervor, das sich dazu verhält. Als Mensch.

    Was bedeutet 'Mensch'? Dasselbe wie das lateinische mens: Bewußtsein.

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