Mittwoch, 19. Dezember 2012

Waffengesetzte und Norman Rockwell und Grant Wood - Amerika



       Die USA, die sich selbst oft Amerika nennt, ist ein erstaunliches Land, recht jung, erst 
       1776 erklärten sich die ersten 13 Kolonien vom Mutterland unabhängig; mit heute mehr
       als 300 000 000 Einwohnern aller Nationen und Rassen; wobei die Indianer, die
       Ureinwohnergerade noch ein Prozent der Bevölkerung bilden. Ich habe
       dort atemberaubende Landschaften gesehen, wunderbare Leute getroffen, die 
       meisten meiner Lieblingslieder und -filme sind dort entstanden, New York ist, nach
       Berlin natürlich, für mich die tollste mir bekannte Stadt der Welt - ABER dieses Land
       ist auch ein beängstigender Knoten von Widersprüchen und Unglaublichkeiten. Der 
       Ku-Klux-Klan zum Beispiel, hat immer noch um die 7000 Mitglieder und hat erhöhten
       Zulauf, seit mit Obama, der erste Afro-Amerikaner amerikanischer Präsident ist. Die 
       Verfassung der USA ist eine der ältesten republikanischen Verfassungen der Welt,
       Wiki sagt, die älteste ist die der Republik San Marino, die im Jahre 1600 in Kraft trat,
       aber sie haben jetzt eben auch den Patriot Act, der für vermutete Terroristen nahezu alle
       demokratischen Grundrechte außer Kraft setzt. 
       Es gibt alles und zu jedem auch sein Gegenteil und immer scheinbar größer, lauter,
       krasser, unverblümter als anderswo. 
       Und dann geht ein Zwanzigjähriger los und erschießt siebenundzwanzig Menschen, 
       tötet zwanzig Kinder und sieben Erwachsene und.... Ja, und was? Die Zahl der Waffen-
       käufe soll daraufhin dramatisch angestiegen sein, ein Junge kommt heute mit 
       einem Kleinkalibergewehr bewaffnet in die Schule, weil er sich damit sicherer fühlt.
       Aus einem Artikel in "Die Welt" von heute:
 
Angesichts der Bluttat ist in den USA die Debatte über schärfere Waffengesetze wieder 
voll entbrannt. Präsident Obama erklärte am Dienstag seine Unterstützung für den 
neuen Anlauf der demokratischen Senatorin Dianne Feinstein zum Verbot von Sturmgewehren. Nach Angaben seines Sprechers telefonierte er mit einem bisher waffenfreundlichen republikanischen Senator, der nach der Bluttat ein Umschwenken 
auf eine moderatere Position erkennen ließ. Zudem liefen Beratungen mit Kabinettsmitgliedern, um Möglichkeiten für schärfere Waffengesetze auszuloten, sagte Obamas Sprecher Jay Carney. Obama würde neben einem Verbot von Sturmgewehren auch ein Aus für Magazine mit dutzenden Schuss Munition sowie die Schließung von Schlupflöchern zum privaten Waffenverkauf befürworten, sagte Carney. Der Präsident 
sei "ermutigt" durch die Äußerungen einzelner Kongressmitglieder, die sich bisher gegen "vernünftige Maßnahmen" zur Einschränkung des Waffenbesitzes gewandt hätten.
Obama werde Biden als Chef einer Kommission gegen die Waffengewalt noch heute offiziell ernennen, hieß es aus Regierungskreisen in Washington. Die Kommission soll 
sich nicht nur mit einer Reform des Waffenrechts befassen, sondern auch mit Gewalt in Filmen und Computerspielen sowie der Behandlung von psychisch Kranken in den USA.
Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, sagte, die Politik müsse sich 
der Tatsache stellen, "dass wir nicht genug zum Schutz unserer Bürger tun". 
Eine Debatte über Gesetzesänderungen sei unumgänglich: "Alle Ideen müssen auf den Tisch." Der republikanische Senator Lindsey Graham argumentierte dagegen, ein Waffenverbot könne der Bevölkerung nur "ein trügerisches Gefühl der Sicherheit" geben. Es könnten schließlich auch nicht "alle scharfen Gegenstände im Land" verboten werden, um Massaker zu verhindern.

       Irrsinn!


Zum Kontrast
 

NORMAN ROCKWELL 
1894 - 1977

Meine besten Bemühungen waren ein paar moderne Sachen, die aussahen wie ganz 
miese Kopien von Matisse. Gott sei Dank, war ich klug genug zu sehen, dass sie 
mies waren und Paris zu verlassen.

My best efforts were some modern things that looked like very lousy Matisses. 
Thank God I had the sense to realize they were lousy, and leave Paris.
N.R. 

Norman Rockwell 1948 Gossip - Klatsch / Das Gerücht 
Cover der Saturday Evening Post
© Norman Rockwell Estate


Norman Rockwell 1960 Das Problem mit dem wir alle leben

Ruby Bridges wird in die erste Klasse eingeschult am ersten Tag der gesetzlich verordneten Aufhebung der Rassentrennung in den öffentlichen Schulen von New Orleans, Louisiana, 1960
© Norman Rockwell Estate

Norman Rockwell 1918 Kinder tanzend auf einer Party
Aus der Sammlung von Steven Spielberg 
© Norman Rockwell Estate


GRANT WOOD
1891 -  1942 

Alle guten Ideen, die ich je hatte, entstanden während ich eine Kuh melkte.
 

All the good ideas I ever had came to me while I was milking a cow.
G.W. 

Grant Wood 1930 American Gothic - Amerikanische Gotik
The Art Institute of Chicago, Friends of American Art collection


  Grant Wood 1932 Töchter der Revolution
Cincinnatti Art Museum

Die Töchter der Amerikanischen Revolution ist eine patriotische Frauenvereinigung in den Vereinigten Staaten. Die Organisation will das Erbe der Amerikanischen Revolution von 1776 wach halten und hat es sich zum Ziel gesetzt, die Erinnerung an die Vergangenheit zu pflegen sowie Bildung und Patriotismus zu fördern. Zu diesem Zweck vergibt sie auch Stipendien und Auszeichnungen.
Ihr Motto ist: God, Home, and Country. 

Gott, Heimat und Vaterland.



Grant Wood 1933 Vor Sonnenuntergang
Spencer Art Museum


Montag, 17. Dezember 2012

Für Sylvia - Mehr Dada - Hans Arp


In einem kunterbunten, überfüllten Lokal sind einige wunderliche Fantasten auf der Bühne zu sehen, welche Tzara, Janco, Ball, Huelsenbeck, Emmy Hennings und meine Wenigkeit darstellen. Wir vollführen einen Höllenlärm. Das Publikum um uns schreit, lacht und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Wir antworten darauf mit Liebesseufzern, mit Rülpsern, mit Gedichten, mit »Muh, Muh« und »Miau, Miau« mittelalterlicher Bruitisten. Tzara lässt sein Hinterteil hüpfen wie den Bauch einer orientalischen Tänzerin, Janco spielt auf einer unsichtbaren Geige und verneigt sich bis zur Erde. Frau Hennings mit einem Madonnengesicht versucht Spagat, Huelsenbeck schlägt unaufhörlich die Kesselpauke, während Ball, kreideweiß wie ein gediegenes Gespenst, ihn am Klavier begleitet.
Hans Arp 1916


EINE DADA-TOTENKLAGE 

weh unser guter kaspar ist tot wer trägt nun die brennende fahne im zopf wer dreht die kaffeemühle wer lockt das idyllische reh auf dem meer verwirrte er die schiffe mit dem wörtchen parapluie und die winde nannte er bienenvater weh weh weh unser guter kaspar ist tot heiliger bimbam kaspar ist tot die heufische klappern in den glocken wenn man seinen vornamen ausspricht darum seufze ich weiter kaspar kaspar kaspar warum bist du ein stern geworden oder eine kette aus wasser an einem heissen wirbelwind oder ein euter aus schwarzem licht oder ein durchsichtiger ziegel an der stöhnenden trommel des felsigen wesens jetzt vertrocknen unsre scheitel und sohlen und die feen liegen halbverkohlt auf den scheiterhaufen jetzt donnert hinter der sonne die schwarze kegelbahn und keiner zieht mehr die kompasse und die räder der schiebkarren auf wer isst nun mit der ratte am einsamen tisch wer verjagt den teufel wenn er die pferde verführen will wer erklärt uns die monogramme in den sternen seine büste wird die kamine aller wahrhaft edlen menschen zieren doch das ist kein trost und schnupftabak für einen totenkopf


1919 in der Doppelnummer 4-5 der Zeitschrift Dada




Späterer Variant:


kaspar ist tot
weh unser guter kaspar ist tot
wer trägt nun die brennende fahne im wolkenzopf verborgen täglich zum schwarzen schnippchen schlagen
wer dreht nun die kaffeemühle im urfass
wer lockt nun das idyllische reh aus der versteinerten tüte
wer verwirrt nun auf dem meere die schiffe mit der anrede parapluie und die winde mit dem zuruf bienenvater ozonspindel euer hochwohlgeboren
weh weh weh unser guter kaspar ist tot. heiliger bimbam kaspar ist tot.
die heufische klappern herzzerreissend vor leid in den glockenscheunen wenn man seinen vornamen ausspricht. darum seufze ich weiter seinen familiennamen kaspar kaspar kaspar.
warum hast du uns verlassen. in welche gestalt ist nun deine schöne grosse seele gewandert. bis du ein stern geworden oder eine kette aus wasser an einem heissen wirbelwind oder ein euter aus schwarzem licht oder ein durchsichtiger ziegel an der stöhnenden trommel des felsigen wesens.
jetzt vertrocknen unsere scheitel und sohlen und die feen liegen halbverkohlt auf dem scheiterhaufen.
jetzt donnert hinter der sonne die schwarze kegelbahn und keiner zieht mehr die kompasse und die räder der schiebkarren auf.
wer isst nun mit der phosphoreszierenden ratte am einsamen barfüssigen tisch.
wer verjagt nun den sirokkoko teufel wenn er die pferde verführen will.
wer erklärt uns die monogramme in den sternen
seine büste wird die kamine aller wahrhaft edlen menschen zieren doch das ist kein trost und schnupftabak für einen totenkopf.
 

weggis 1912  (mögliches Entstehungsdatum)
Nach 1920 erschienen im Gedichtband On my Way

 Max Ernst 1922 Au rendez-vous des amis - Das Rendezvous der Freunde

Vorn links sitzt René Crevel, der die Tasten eines imaginären Klaviers vor einem Wintergarten zu bedienen scheint. Es folgen Max Ernst, auf den Knien Fjodor Dostojewskis sitzend, Théodore Fraenkel, Jean Paulhan, Benjamin Péret, Johannes Theodor Baargeld, Robert Desnos. In der hinteren Reihe stehen Philippe Soupault, Hans Arp, Max Morise, Raffael, Paul Éluard, Louis Aragon (mit Lorbeerkranz um die Hüften), André Breton (mit rotem Schal), Giorgio de Chirico und als einzige Frau Gala Éluard - Mit ihr verband Ernst, von Éluard anfangs geduldet, bald eine Liebesaffäre. Ab 1929 war sie Dalís Muse. (Wiki)

Sonntag, 16. Dezember 2012

Hugo Ball - Karawane - Dada



Das Wissen, wo es als höchstes Prinzip auftritt, tötet notwendig den Enthusiasmus, den Geist und jenen aus irrationalen Quellen fließenden menschlichen Instinkt, der für die Konflikte die einfachste Lösung findet.

H. B. Zur Kritik der deutschen Intelligenz


Hugo Ball Karawane 
Reprint der Zeitschrift "Dada" 1917



Hugo Ball


Hugo Ball


Eroeffnungs-Manifest

1. Dada-Abend

Zuerich, 14. Juli 1916

  Dada ist eine neue Kunstrichtung. Das kann man daran 
  erkennen, dass bisher niemand etwas davon wusste und morgen 
  ganz Zuerich davon reden wird. Dada stammt aus dem Lexikon. 
  Es ist furchtbar einfach. Im Franzoesischen bedeutets 
  Steckenpferd. Im Deutschen: Addio, steigt mir bitte den 
  Ruecken runter, auf Wiedersehen ein ander Mal! Im Rumaenischen: 
  'Ja wahrhaftig, Sie haben Recht, so ist es. Jawohl, 
  wirklich. Machen wir'. Und so weiter.
  Ein internationales Wort. Nur ein Wort und das Wort als Bewegung. 
  Es ist einfach furchtbar. Wenn man eine Kunstrichtung 
  daraus macht, muss das bedeuten, man will 
  Komplikationen wegnehmen. Dada Psychologie, Dada Literatur, 
  Dada Bourgeoisie und ihr, verehrteste Dichter, die ihr immer 
  mit Worten, nie aber das Wort selber gedichtet habt. 
  Dada Weltkrieg und kein Ende, Dada Revolution und kein 
  Anfang. Dada ihr Freunde und Auchdichter, allerwerteste
  Evangelisten. Dada Tzara, Dada Huelsenbeck, Dada m'dada, 
  Dada mhm' dada, Dada Hue, Dada Tza.
  Wie erlangt man die ewige Seligkeit? Indem man Dada sagt. 
  Wie wird man beruehmt? Indem man Dada sagt. Mit edlem Gestus 
  und mit feinem Anstand. Bis zum Irrsinn, bis 
  zur Bewusstlosigkeit.  Wie kann man alles Aalige und Journalige, 
  alles Nette und Adrette, alles Vermoralisierte, 
  Vertierte, Gezierte abtun? Indem man Dada sagt. 
  Dada ist die Weltseele, Dada ist der Clou, 
  Dada ist die beste Lilienmilchseife der Welt. 
  Dada Herr Rubiner, Dada Herr Korrodi, 
  Dada Herr Anastasius Lilienstein.
  Das heisst auf Deutsch: die Gastfreundschaft der Schweiz 
  ist ueber alles zu schaetzen, und im Aesthetischen kommt's 
  auf die Norm an.
  Ich lese Verse, die nichts weniger vorhaben als: auf die 
  Sprache  zu verzichten. Dada Johann Fuchsgang Goethe. 
  Dada Stendhal. Dada Buddha, Dalai Lama, Dada m'dada, 
  Dada m'dada, Dada mhm' dada. Auf die Verbindung kommt es an, 
  und dass sie vorher ein bisschen unterbrochen wird. 
  Ich will keine Worte, die andere erfunden haben. 
  Alle Worte haben andere erfunden. Ich will meinen 
  eigenen Unfug, und Vokale und Konsonanten dazu, 
  die ihm entsprechen. Wenn eine Schwingung sieben Ellen 
  lang ist, will ich fueglich Worte dazu, die sieben Ellen 
  lang sind. Die Worte des Herrn Schulze haben nur 
  zwei ein halb Zentimeter.
  Da kann man nun so recht sehen, wie die artikulierte 
  Sprache entsteht. Ich lasse die Laute ganz einfach fallen. 
  Worte tauchen auf, Schultern von Worten; Beine, Arme, 
  Haende von Worten. Ay, oi, u. Man soll nicht zuviel 
  Worte aufkommen lasen. Ein Vers ist die Gelegenheit, 
  moeglichst ohne Worte und ohne die Sprache auszukommen. 
  Diese vermaledeite Sprache, an der Schmutz klebt 
  wie von Maklerhaenden, die die Muenzen abgegriffen haben. 
  Das Wort will ich haben, wo es aufhoert und wo es anfaengt.
  Jede Sache hat ihr Wort; da ist das Wort selber 
  zur Sache geworden. Warum kann der Baum nicht Pluplusch 
  heissen, und Pluplubasch, wenn es geregnet hat? 
  Und warum muss er ueberhaupt etwas heissen? 
  Muessen wir denn ueberall unseren Mund dran haengen? 
  Das Wort, das Wort, das Weh gerade an diesem Ort, 
  das Wort, meine Herren, ist eine oeffentliche Angelegenheit 
  ersten Ranges.

Samstag, 15. Dezember 2012

Der Erste Kaffee



     Irgendwo in Deutschland, zwischen sieben und acht Uhr Morgens, 
     verfalle ich in einen Zustand, der herkömmlicherweise wach genannt wird,
     in meinem Fall aber nur wenig mit der Munterkeit, Unternehmungslust 
     und Klarheit gemein hat, die andere Menschen mit diesem Wort verbinden. 
     Egal ob nach vier oder acht Stunden Schlaf, gesund oder angekränkelt, 
     glücklich oder eher nicht, in der Frühe bin ich maulfaul, grummelig, blöde, 
     schneckenlangsam, grantig, kurz ein Muffel.
     Ein Muffel beschreibt das Grimmsche Wörterbuch, nach dem Laute muff,  
     als Brummer, mürrischen Menschen oder auch als eine kurze Schnauze 
     und den Träger einer solchen; ein Geschöpf, am häufigsten ein Hund 
     mit dicken herabhangenden Lippen. Beides trifft auf mich in 
     erschreckendem Maße zu. Nicht einmal ich erkenne mich, geschweige
     denn das was sonst mein Gesicht genannt wird. Es gibt auch 
     Muffelschafe, die sehen allerdings ganz nett aus und verdienen 
     einen freundlicheren Namen.


     Glücklicherweise habe ich meist mit lieben Menschen zusammengelebt, 
     die bereit waren, diese jeden Morgen bei ihnen herumlungernde, 
     wildfremde Person, sorgsam und freundlich zu ignorieren und 
     meinem "normalen" heiteren Selbst auch weiterhin zu gestatten, die 
     gemeinsame Wohnung zu nutzen. 
     Das war das erste Geständnis, das zweite folgt: Ich bin Johanna 
     und ich bin kaffeesüchtig. Es ist heraus. 
     Wenn dann nämlich diese Frau Hyde den Wasserkocher gefüllt und 
     gestartet, ihre sehr große Tasse mit genau drei gehäuften 
     Teelöffeln Dallmayr Prodomo gefüllt, das kochende Wasser
     eingegossen, die entstehende Suppe verrührt und ihr circa ein 
     Schnapsglas Milch zugesetzt hat, entfaltet sich ein alltägliches Wunder.
     Pseudohanna sitzt, trinkt, (raucht) und verwandelt sich - in mich. 

     Ich nenne das Gesöff "polnischen Camping-Kaffee", denn man benötigt 
     keine speziellen Geräte, kann praktisch nichts falsch machen, was 
     sehr wichtig ist, bedenkt man den niedrigen Intelligenzquotienten 
     des Morgenmonsters, und es schmeckt wie Kaffee-Kaffee, so wie 
     polnische Klöße wie Klöße-Klöße schmecken. Nur bei der Wahl der 
     Kaffeesorte muß man genau sein, früher Rondo, heute halt die 
     bayrische Sorte.
     Espresso nach dem Essen ist ein Genuss, Latte Macchiato im Cafe eine
     schöne Begleitung für Cafe-Gespräche, auch Tee kann mal passen, aber
     dieser morgendliche Topf voll Kaffeepampe ist Nektar, Manna, bewusst-
     seinserweiternde Droge und Zaubertrank.

   

       CAFÉ BOMBÓM  


      Café cortado ist eine spanische Kaffeespezialität und bedeutet
     wörtlich übersetzt „geschnittener Kaffee“. Dies bezieht sich
     auf die verschiedenen Schichten, die bei der Zubereitung entstehen.
     Die Zubereitung des Café cortado ist regional unterschiedlich. 
     Auf Mallorca wird der Café cortado aus einem Espresso mit ein wenig
     heißer, aufgeschäumter Milch zubereitet. Auf der Kanareninsel La Palma
     wird noch gezuckerte Kondensmilch hinzugefügt, auch als Café 
     cortado leche y leche bekannt. Die Variante, bei der nur 
     gezuckerte Kondensmilch ohne aufgeschäumte Milch zugegeben wird,  
     wird als Café bombón bezeichnet.
     (Von der Seite Kaffee Tipp gestohlen.)

 Karen's Coffee Art

 

Der vergiftete Apple



Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen.  
Vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse aber, 
von dem darfst du nicht essen, 
denn sobald du davon isst, musst du sterben.
Genesis 2-16 Zürcher Bibel

Ein angebissener Apfel - das Apple Logo - Rob Janoff hat es 1977 zur Einführung des Apple II Computers entworfen, damals allerdings noch regenbogengestreift, bis dahin war auf dem Logo, Newton unter einem Apfelbaum, wohl über das Gesetz der Gravitation sinnierend, zu sehen. Ein Apfel soll Sir Isaac beim Nachdenken auf den Kopf gefallen sein und zur blitzartigen Vision der Gesetze der Schwerkraft geführt haben. 
Der Biss im neuen Logo sollte verhindern, dass man die Frucht für eine Kirsche mißverstehen könnte.
Gestern habe ich allerdings eine zwar wahrscheinlich nichtzutreffende, aber viel schönere und traurigere Geschichte über die Entstehung des berühmten Markenzeichens gehört.





Alan Turing 1912 in London auf die Welt gekommen, zeigte schon früh Zeichen mathematischer Hochbegabung. Ich bin leider unfähig die Ideen, mit denen er sich beschäftigte, auch nur ansatzweise zu verstehen, aber begreife zumindest, dass er ein erstaunlicher wissenschaftlicher Denker gewesen sein muß. Er hat am King's College, in Harvard und dann in Princeton studiert und während des Zweiten Weltkriegs in Bletchley Park, dem supergeheimen Dechiffrierungszentrum des Britischen Geheimdienstes, an der Entschlüsselung deutscher Funksprüche gearbeitet. Diese Zeit wird in dem Film "Enigma"
wirklich spannend erzählt. Er entwickelte Schachprogramme, den Turing-Test, mit dem die Intelligenz  von Computern getestet werden kann, (sicher eine sehr laienhafte Definition meinerseits,) und er beschäftigte sich mit dem Bau von Dechiffriermaschinen (Turing-Bombe), mit Logik und mit Chemie. Seine Erkenntnisse bilden bis heute einen wichtigen Teil der Grundlagen der Informatik. Soweit so gut. 
Aber. Was für ein schreckliches Aber - Turing war homosexuell und hatte 1952 ein kurzes Verhältnis mit einem jungen Mann, der diese Bekanntschaft dazu ausnutzte, einem Kumpel den Zugang zu Turings Haus zu ermöglichen, um es auszurauben. Turing erstattete Anzeige und, oder genauer, aber wurde daraufhin, auf der Basis der damals geltenden Gesetze zur Homosexualität, wegen "unsittlicher Handlungen" verurteilt. Er hatte die Wahl zwischen einer Gefängnisstrafe oder der verordneten Einnahme weiblicher Hormone. Er entschied sich zu Zweiterem. Die "Behandlung" führte zu körperlichen Veränderungen, Impotenz und, kaum anders vorstellbar, zu Depressionen. Man nennt das chemische Kastration.
Zwei Jahre später fand man Turing tot auf, neben ihm ein angebissener Apfel.
Obwohl es auch eine Unfalltheorie gibt, wird doch allgemein angenommen, dass er sich selbst getötet hat. Er soll in den Apfel Zyanid gespritzt haben. Schneewittchen von Walt Disney war, so habe ich gelesen, sein Lieblingsfilm.
Obwohl die britische Regierung sich mitlerweile posthum für die Verurteilung entschuldigt hat, sieht sie sich doch außer Stande ihn auch posthum zu begnadigen, da er ja "den damligen Gesetzen entsprechend rechtskräftig verurteilt worden sei".

Sehr schade, dass es sich bei der Geschichte von der Verbindung zwischen dem Apple-Zeichen und Allan Turing wohl nur um ein Gerücht handelt, einen großartigen Informatik-Wissenschaftler zu ehren, der in Folge homophober Gesetzsprechung viel zu früh und tragisch zu Tode kam, wäre doch ein wunderbarer Hintergrund für das allbekannte Apfelzeichen.


Donnerstag, 13. Dezember 2012

Hilde Domin - Über Mut





      Ich denke immer noch über Feigheit nach, wenn auch ohne neue
   Erkenntnisse, nur Eindrücke, Fetzen, Widersprüchlichkeiten.
   Ich sammle.
   



    "Ein Schriftsteller braucht drei Arten von Mut. Den er selber 
   zu sein. Den Mut, nichts umzulügen, die Dinge beim Namen zu 
   nennen. Und drittens den, an die Anrufbarkeit der anderen 
   zu glauben."


   Nur eine Rose als Stütze
   
   Ich richte mir ein Zimmer ein in der Luft
   unter den Akrobaten und Vögeln:
   mein Bett auf dem Trapez des Gefühls
   wie ein Nest im Wind 
   auf der äußersten Spitze des Zweigs.
   Ich kaufe mir eine Decke aus der zartesten Wolle
   der sanftgescheitelten Schafe die
   im Mondlicht
   wie schimmernde Wolken 
   über die feste Erde ziehen.
   Ich schließe die Augen und hülle mich ein
   in das Vlies der verläßlichen Tiere.
   Ich will den Sand unter den kleinen Hufen spüren
   und das Klicken des Riegels hören,
   der die Stalltür am Abend schließt. 
   Aber ich liege in Vogelfedern, hoch ins Leere gewiegt.
   Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein.
   Meine Hand greift nach einem Halt und findet  
   nur eine Rose als Stütze.

 H. D. 1959 
 Foto: S. Fischer


Die schwersten Wege werden allein gegangen.


Die Enttäuschung, der Verlust,


das Opfer sind einsam.


Alle Vögel schweigen.


Man hört nur den eigenen Schritt,


den der Fuß noch nicht gegangen ist,


aber gehen wird.


Stehenbleiben und Umdrehen hilft nicht.


Es muss gegangen sein.




H. D. 
Foto: Walter Breitinger


Nicht müde werden,
 
sondern dem Wunder
 
leise, wie einem Vogel, die Hand hinhalten ...