Ein Feuerwerk ist eine pyrotechnische Darstellung, zumeist am Nachthimmel, bei der Feuerwerkskörper planmäßig gezündet werden.
(So sagt Wiki.)
Im Jahr 2018 gaben deutsche Menschen zu Silvester 137 000 000, in Worten Einhundertmillionenundsiebenunddreissig Millionen Euro für Raketen, Frösche, Heuler, Schwärmer, Kracher, etc. aus. Weniger wird es wohl dieses Jahr auch nicht werden.
Ich liebe ein von wissenden Händen genau orchestriertes nächtliches Feuerwerk. Der Himmel, schon sonnen- oder monderleuchtet, ein sich ständig veränderndes, hinreißendes Mysterium wird wenn er von roten, grünen, goldenen, weißen Lichtexplosionen erleuchtet wird, nur noch faszinierender. Un das Knallen ist dann nur der Beginn von etwas Unerwartetem, Schönen, Atemberaubenden.
Aber ich erinnere mich auch an meinen Nachtdienst zu Silvester im Krankenhaus Friedrichshain etwa 1979, meine Station, Nr.16, Chirurgie, lag direkt über der Notaufnahme, in kurzen Abständen fuhren Krankenwagen vor mit Leuten, die Feuerwerkskörper etwas zu lang in der Hand behielten oder denen ein Witzbold ein solches Ding ins Gesicht hatte. Kein schöner Anblick.
https://www.pyroweb.de/informationen/geschichte/
Lautes Knallen erschreckt mich. Ich zucke zusammen, im Kino, auf der Bühne und erst recht im richtigen Leben. Dem Himmel sei Dank, dass ich nie Krieg erleben mußte.
Wenn ich, was ich intensivst vermeide, Sylvester auf die Strasse muß, verhalte ich mich, wie jemand der Strassenkämpfe erwartet, ich laufe gebückt, mit höchster Aufmerksamkeit, in ständiger Erwartung eines Angriffs. Dämlich, ängstlich, ja, aber so ist es nun mal.
Und außerdem verstehe ich nicht, warum ich mit einer Spendenkampagne für "Ärzte ohne Grenzen" nicht einmal 1000 Euro zusammenkriege, und das sind wirklich hochanständige Leute, aber Lidl, REWE, Aldi und all diese Ketten Zig-Millionen einsacken, damit nur wild rumgeknallt wird, ohne Schönheit, nur mit Krach und Eile. Da bricht sich irgendwie eine Aggression Bahn, die mir Angst macht.
Sicher werde ich nicht alle Knaller-Liebhaber über einen Kamm scheren, ein Freund, liebender Vater von drei Töchtern, böllert am 31.12. um 24 Uhr mit seinen drei Elfen, ausgestattet mit Ohrschonern, voller Begeisterung. Ich gehe nicht mit, aber ich nehme es auch nicht übel.
Was ist die Moral von der Geschicht? Spendet für "Ärzte ohne Grenzen". Bitte. Bitte. Bitte.
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/spenden-sammeln?cfd=d49t6&fbclid=IwAR0E2zcfvzcFfi4yClJxcSbZtJODsJXxeSzq_K68I1gCojZPHVFp56cTcK0
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/spende-wirkt?pc=A_A-Brand_aerzte-ohne-grenzen&pk=%C3%A4rzte%20ohne%20grenzen&gclid=CjwKCAiA9qHhBRB2EiwA7poaeDfMxNWjfLuSXeUn7YQEvmlwjCvzXAW3RIlvttQJDPfWsIE0AJmBmhoCDfAQAvD_BwE
Sonntag, 30. Dezember 2018
Mittwoch, 26. Dezember 2018
Salzige Karamel Eiscreme und Melassepudding - Phantastisch!
Salzige Karamel-Eiscreme mit Melassepudding klingt irgendwie nicht so genüsslich wie salty caramel ice-cream and sticky toffee pudding.
Drei Zutaten muss man vorab bestellen:
Black Treacle - schwarzen Syrup
Muscovado Zucker - fast schwarzen Zucker
Dulce de Leche - Carnation Caramel - dicke Caramel Creme
Der Rest ist einfach, das Ergebnis überraschend & köstlich. Selbst Leute, die keinen Nachtisch mögen, freuen sich. Für Diätinteressierte ist das hier nix.
Die Eiscreme:
Eine Dose Nestle Carnation Caramel (Nestle lehne ich sonst ab.)
300 ml Sahne oder, noch fetter und besser, Doppel-Sahne
1/4 Teeöffel Salz
Meersalz zum Dekorieren
Die Caramelcreme durchrühren, die Sahne dazugeben und das Salz, das Ganze schlagen bis die Masse dick und fest ist. Also bis sie steht.
In einem luftdichten Behältnis in den Gefrierschrank stellen, über Nacht wenn möglich. Und dann mit einigen Flocken Meersalz servieren.
Der Kuchen:
200 g kernlose Datteln, grob geschnitzelt
200 ml heißes Wasser
ein Teelöffel Natron
75 g Butter
zwei Teelöffel schwarzen Syrup (Treacle)
50 g Muscovado Zucker
zwei Eier
150 g Mehl
zwei Eßlöffel Backpulver
FÜR DIE SAUCE:
150 g Butter
300 g Muscovado Zucker
ein Esslöffel schwarzer Syrup (Treacle)
200 ml Sahne oder Doppel Sahne
ZUBEREITUNG DES KUCHENS:
Den Ofen auf 180 Grad Celsius vorheizen, die Kuchenform mit Butter einreiben, dann die geschnitzelten Datteln in kochendem Wasser mit dem Natron einweichen, im Mixer Butter und schwarzen Syrup (treacle) vermischen, Zucker dazugeben und weitermixen, in aller Ruhe zwei Eier dazu, schön achtgeben, dass keine Klümpchen verbleiben, Mehl und Backpulver dazu, bis eine dicke, weiche Masse entsteht. Die Datteln und einen Teil der Einweichflüssigkeit unterrühren.
In die Kuchenform gießen und für 30 bis 35 Minuten in den Backofen stellen.
ZUBERETUNG DER SAUCE:
Die Butter, den Syrup und den Zucker über kleiner Hitze verrühren und dann aufkochen.
ZULETZT:
Den fertig gebackenen Kuchen mit einer Nadel oder einem spitzen Messe überall einstechen und dann die Sauce darüber verteilen. 20 oder 30 Minuten ruhen lassen und dann mit dem Rest der Sauce und der salzigen Eiscreme servieren.
Stellt euch dazu hellgelbe Carameleiscreme mit einer leichten Salzigkeit vor. Das geht weg wie warme Semmeln.
Drei Zutaten muss man vorab bestellen:
Black Treacle - schwarzen Syrup
Muscovado Zucker - fast schwarzen Zucker
Dulce de Leche - Carnation Caramel - dicke Caramel Creme
Der Rest ist einfach, das Ergebnis überraschend & köstlich. Selbst Leute, die keinen Nachtisch mögen, freuen sich. Für Diätinteressierte ist das hier nix.
Die Eiscreme:
Eine Dose Nestle Carnation Caramel (Nestle lehne ich sonst ab.)
300 ml Sahne oder, noch fetter und besser, Doppel-Sahne
1/4 Teeöffel Salz
Meersalz zum Dekorieren
Die Caramelcreme durchrühren, die Sahne dazugeben und das Salz, das Ganze schlagen bis die Masse dick und fest ist. Also bis sie steht.
In einem luftdichten Behältnis in den Gefrierschrank stellen, über Nacht wenn möglich. Und dann mit einigen Flocken Meersalz servieren.
Der Kuchen:
200 g kernlose Datteln, grob geschnitzelt
200 ml heißes Wasser
ein Teelöffel Natron
75 g Butter
zwei Teelöffel schwarzen Syrup (Treacle)
50 g Muscovado Zucker
zwei Eier
150 g Mehl
zwei Eßlöffel Backpulver
FÜR DIE SAUCE:
150 g Butter
300 g Muscovado Zucker
ein Esslöffel schwarzer Syrup (Treacle)
200 ml Sahne oder Doppel Sahne
ZUBEREITUNG DES KUCHENS:
Den Ofen auf 180 Grad Celsius vorheizen, die Kuchenform mit Butter einreiben, dann die geschnitzelten Datteln in kochendem Wasser mit dem Natron einweichen, im Mixer Butter und schwarzen Syrup (treacle) vermischen, Zucker dazugeben und weitermixen, in aller Ruhe zwei Eier dazu, schön achtgeben, dass keine Klümpchen verbleiben, Mehl und Backpulver dazu, bis eine dicke, weiche Masse entsteht. Die Datteln und einen Teil der Einweichflüssigkeit unterrühren.
In die Kuchenform gießen und für 30 bis 35 Minuten in den Backofen stellen.
ZUBERETUNG DER SAUCE:
Die Butter, den Syrup und den Zucker über kleiner Hitze verrühren und dann aufkochen.
ZULETZT:
Den fertig gebackenen Kuchen mit einer Nadel oder einem spitzen Messe überall einstechen und dann die Sauce darüber verteilen. 20 oder 30 Minuten ruhen lassen und dann mit dem Rest der Sauce und der salzigen Eiscreme servieren.
Photo by Jonathan Lovekin |
Mittwoch, 19. Dezember 2018
Flohmärkte und Plasteschmuck
Meine Mama hat Antikmärkte geliebt. Ihre Mutter hatte die Familie viele Jahre durch billige Einkäufe auf Flohmärkten, in Second Hand Shops und beim Roten Kreuz über Wasser gehalten und sie hat also eine Art Tradition fortgeführt, wie ein Echo. Und mich hat sie mitgeschleppt, morgens vor sieben mit Taschenlampe und sehr warm angezogen.
London, nass, neblig, kühl, wie in den alten Edgar Wallace Filmen, außer uns nur ein paar frühaufstehende jüdisch-orthodoxe Silberhändler, die Stände sind vollgepackt mit jedem nur vorstellbaren Tineff, aber auch mit Kostbarkeiten und in Kisten unter den Tischen, die noch nicht sortierte Ware, der Ausschuss, das Übersehene.
Ein orangener Ring, Plaste, oder, wie der westdeutsch Sozialisierte, sagen würde Plastik, oval, mit feinziselierten Rosen geschmückt, kostete sowas wie 2£. Viel später habe ich herausgefunden, das er aus Bakelit war.
Unter dem Namen Bakelit wurde der erste vollsynthetische, industriell produzierte Kunststoff hergestellt und vermarktet, der 1905 von dem belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland entwickelt und nach ihm benannt wurde. So beginnt Wiki den Artikel über Bakelit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bakelit
Vorher schon gab es ja Zelluloid, aber das hatte die schwierige Eigenschaft leicht entzündbar zu sein. Nun gab es den ersten industriellen Kunststoff, aus ihm wurden Kabelummantelungen, Radios, Küchengeräte, Griffe und eben auch Schmuck gemacht. Schmuck für Leute, die sich Gold und Silber nicht leisten konnten, doch schon in den Zwanzigern gab es Bakelitschmuck auch in Edelvarianten. Andere Plasik-Varianten wurden entwickelt und ab 1933 ging die gesamte Produktion in den Dienst des großen Krieges.
Die Älteren unter euch kennen sicher noch die wohlgestalten, dicklichen schwarzen Telephone mit Wählscheibe?
Ich habe in den 70ern angefangen Bakelit zu sammeln, kein Schwein hat sich damals dafür interessiert und es war entsprechend billig. Armreifen, Ringe, Ohrgehänge, Ketten in vielen Farben, die mehrfarbigen heißen "End-of-day", weil am Ende des Tages alle Reste zusammengeschmissen wurden. Die Franzosen arbeiteten viel mit Silber, andere schliffen Punkte ein - Polka-Dots, in durchsichtiges Material wurden Blumen versenkt, wie unter Glas, feinste Ätzungen und Schliffe wurden eingesetzt, Strasssteine eingelassen, Lagen verschiedenfarbigen Bakelits verbunden.
Irgendwann wurde Bakelit Sammelobjekt und Leute mit viel Geld kauften alles, was ihnen in die Hände fiel zu immer irrer steigenden Preisen. Da hab ich aufgehört, zu sammeln, der Spaß war vorbei.
Mal nur Ohrringe, mal klickernde Armreifen, durch meine Mama sind viele Broschen auf mich gekommen. Meine Schätze werden getragen. Und die, die ich nicht tragen kann, bringe ich unter die Leute, damit sichtbar bleibt, was für wunderschöne Dinge Menschen aus so einem profanen Werkstoff wie Plastik geschaffen haben..
London, nass, neblig, kühl, wie in den alten Edgar Wallace Filmen, außer uns nur ein paar frühaufstehende jüdisch-orthodoxe Silberhändler, die Stände sind vollgepackt mit jedem nur vorstellbaren Tineff, aber auch mit Kostbarkeiten und in Kisten unter den Tischen, die noch nicht sortierte Ware, der Ausschuss, das Übersehene.
Ein orangener Ring, Plaste, oder, wie der westdeutsch Sozialisierte, sagen würde Plastik, oval, mit feinziselierten Rosen geschmückt, kostete sowas wie 2£. Viel später habe ich herausgefunden, das er aus Bakelit war.
Unter dem Namen Bakelit wurde der erste vollsynthetische, industriell produzierte Kunststoff hergestellt und vermarktet, der 1905 von dem belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland entwickelt und nach ihm benannt wurde. So beginnt Wiki den Artikel über Bakelit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bakelit
Vorher schon gab es ja Zelluloid, aber das hatte die schwierige Eigenschaft leicht entzündbar zu sein. Nun gab es den ersten industriellen Kunststoff, aus ihm wurden Kabelummantelungen, Radios, Küchengeräte, Griffe und eben auch Schmuck gemacht. Schmuck für Leute, die sich Gold und Silber nicht leisten konnten, doch schon in den Zwanzigern gab es Bakelitschmuck auch in Edelvarianten. Andere Plasik-Varianten wurden entwickelt und ab 1933 ging die gesamte Produktion in den Dienst des großen Krieges.
Die Älteren unter euch kennen sicher noch die wohlgestalten, dicklichen schwarzen Telephone mit Wählscheibe?
Ich habe in den 70ern angefangen Bakelit zu sammeln, kein Schwein hat sich damals dafür interessiert und es war entsprechend billig. Armreifen, Ringe, Ohrgehänge, Ketten in vielen Farben, die mehrfarbigen heißen "End-of-day", weil am Ende des Tages alle Reste zusammengeschmissen wurden. Die Franzosen arbeiteten viel mit Silber, andere schliffen Punkte ein - Polka-Dots, in durchsichtiges Material wurden Blumen versenkt, wie unter Glas, feinste Ätzungen und Schliffe wurden eingesetzt, Strasssteine eingelassen, Lagen verschiedenfarbigen Bakelits verbunden.
Irgendwann wurde Bakelit Sammelobjekt und Leute mit viel Geld kauften alles, was ihnen in die Hände fiel zu immer irrer steigenden Preisen. Da hab ich aufgehört, zu sammeln, der Spaß war vorbei.
Mal nur Ohrringe, mal klickernde Armreifen, durch meine Mama sind viele Broschen auf mich gekommen. Meine Schätze werden getragen. Und die, die ich nicht tragen kann, bringe ich unter die Leute, damit sichtbar bleibt, was für wunderschöne Dinge Menschen aus so einem profanen Werkstoff wie Plastik geschaffen haben..
Freitag, 7. Dezember 2018
Mein Name ist Johanna und ich bin Schauspielerin.
Mein Name ist Johanna und ich bin Schauspielerin.
Regelmäßig Theater gespielt habe ich bis 1995, danach nurmehr kleine Notübernahmen, Kinderprogramme und einmal als Ersatz für eine verhinderte Kollegin.
Jetzt probiere ich seit zwei Wochen in mehr als zwanzig Jahren zum ersten mal wieder ganz gewöhnlich als Schauspielerin.
Es ist toll. Es ist anstrengend. Es ist toll.
Ich bin ausschließlich nur für mich und meinen Part zuständig. Bühne, Kostüme, Licht - was geht's mich an? Der Bogen der Figur liegt in meiner Verantwortung, der Riss des Abends in denen der Regisseurin. Sie kennt die ganze Partitur, ich nur meine Noten.
Ich stelle mich zur Verfügung.
Bewege Muskeln, lange Zeit unbenutzt. Muskelkater, volksetymologische Eindeutschung von Katarrh, bezeichnet einen Schmerz, der nach körperlicher Anstrengung, besonders bei hohen Belastungen von Muskelpartien, auftritt, sagt Wiki.
Ich erinnere mich an die Freiheit in der Unfreiheit, bin zustimmender Entgegennehmer von Regie-Anweisungen und mein Körper, meine Stimme, mein Hirn realisieren sie, verändern sie.
Wie leicht das von unten, vom Regiestuhl aussieht, wie glasklar. "Warum begreift der Idiot, die Idiotin das nicht?"
Die Idiotin im Moment bin ich.
Es ist toll. Es ist anstrengend. Es ist toll.
Regelmäßig Theater gespielt habe ich bis 1995, danach nurmehr kleine Notübernahmen, Kinderprogramme und einmal als Ersatz für eine verhinderte Kollegin.
Jetzt probiere ich seit zwei Wochen in mehr als zwanzig Jahren zum ersten mal wieder ganz gewöhnlich als Schauspielerin.
Es ist toll. Es ist anstrengend. Es ist toll.
Ich bin ausschließlich nur für mich und meinen Part zuständig. Bühne, Kostüme, Licht - was geht's mich an? Der Bogen der Figur liegt in meiner Verantwortung, der Riss des Abends in denen der Regisseurin. Sie kennt die ganze Partitur, ich nur meine Noten.
Ich stelle mich zur Verfügung.
Bewege Muskeln, lange Zeit unbenutzt. Muskelkater, volksetymologische Eindeutschung von Katarrh, bezeichnet einen Schmerz, der nach körperlicher Anstrengung, besonders bei hohen Belastungen von Muskelpartien, auftritt, sagt Wiki.
Ich erinnere mich an die Freiheit in der Unfreiheit, bin zustimmender Entgegennehmer von Regie-Anweisungen und mein Körper, meine Stimme, mein Hirn realisieren sie, verändern sie.
Wie leicht das von unten, vom Regiestuhl aussieht, wie glasklar. "Warum begreift der Idiot, die Idiotin das nicht?"
Die Idiotin im Moment bin ich.
Es ist toll. Es ist anstrengend. Es ist toll.
Die Schauspielerin
Das Stichwort fällt, gleich trittst du auf,
es drängen Partner sich zuhauf,
und stets gebeten, nie bedankt
spielst du, was man von dir verlangt,
und wie den vielen es gefiel,
stehst du und alles auf dem Spiel,
und oft gespielt und immer neu
und jeder will, daß er es sei,
und jeder durch die Maske spricht,
der nicht erkennt das Urgesicht
der monotonen Vielgestalt
und Wechselblicks Naturgewalt;
blickst insgeheim dich um und um,
spielt mit das ganze Publikum
und jeder fragt, wer heut sie wär',
man flüstert, Eros sei Souffleur;
süß schwindet diese Stimme hin,
die sich verlor von Anbeginn,
es lebt sich, bis der Vorhang fallt –
Applaus, versunken ist die Welt.
Das Stichwort fällt, gleich trittst du auf,
es drängen Partner sich zuhauf,
und stets gebeten, nie bedankt
spielst du, was man von dir verlangt,
und wie den vielen es gefiel,
stehst du und alles auf dem Spiel,
und oft gespielt und immer neu
und jeder will, daß er es sei,
und jeder durch die Maske spricht,
der nicht erkennt das Urgesicht
der monotonen Vielgestalt
und Wechselblicks Naturgewalt;
blickst insgeheim dich um und um,
spielt mit das ganze Publikum
und jeder fragt, wer heut sie wär',
man flüstert, Eros sei Souffleur;
süß schwindet diese Stimme hin,
die sich verlor von Anbeginn,
es lebt sich, bis der Vorhang fallt –
Applaus, versunken ist die Welt.
Karl Kraus
Dienstag, 4. Dezember 2018
Organtransplantation - Ich liebe meinen Körper
Ich bin radikaler Organspender.
Von mir aus können sie jeden letzten Zipfel meines Körpers weiterverwenden, wenn ich das "Zeitliche" gesegnet habe. Mein Organspendeausweis steckt seit Jahren in meinem Portemonnaie - einer der irrsinnigsten Rechtschreibeprüfungsworte unserer Sprache.
Das Zeitliche segnen.
Ich verschwinde aus der Zeit und segne sie. Der Redensarten-Index übersetzt so: Das Zeitliche, die Zeitlichkeit sind alte Begriffe für die vergängliche Welt. Von ihr nimmt der Sterbende Abschied, indem er Gottes Segen für sie herbeiwünscht. Der letzte Wunsch eines Sterbenden wird für besonders wirkungsvoll gehalten, und so ist der Segen das Letzte, was er für die Welt und seine Hinterbliebenen tun kann. Einige der dafür früher üblichen Segenssprüche sind erhalten. Einer davon, aus dem frühen 17. Jahrhundert, lautet wie folgt: "Nun sieht mich kein Mensch nimmermehr, Gott gesegn euch alle, wo ihr seyt! Gott gesegn mir alle Wollustbarkeit! Gott gesegn mein Herren und Gemahl! Gott gesegn euch, Berg und tiefe Tal!".
Mein Segen wäre, die Erlaubnis zur Wiederverwendung der Teile meines Körpers, die noch von Nutzen sein können.
Obwohl meine vielgeplagten Raucherlungen wird wohl keiner wollen, auch wenn sie wirklich außergewöhnlich tapfere und widerstandsfähige Organe sind, die Guten. Auch mein Herz ist schon etwas angegriffen. Aber meine Nieren zum Beispiel sind topfit!
Ich sterbe, heißt, mein Körper hört auf zu leben. Er ist tot, nicht mehr lebend, eine Ansammlung nichtaktiver, sich-nicht-mehr-teilender Zellen.
Vielleicht entflieht meine Seele, vielleicht bleibt Energie erhalten, vielleicht wird diese Energie zu Licht, vielleicht - ist einfach Schluß, Ende, Finito. Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück. Was man auch positiv sehen könnte, ich wurde genährt und werde Nahrung sein.
Übrigens, sollte es, wider alle Vernunft, eine physische Widerauferstehung geben, dann sicher nicht in unseren abgenutzten, mangelhaft gewordenen, gestorbenen Körpern. "The Walking Dead" als großartige Endzeitvorstellung, das Paradies als gigantische Altkörper Show?
Wer partout nicht spenden will, soll "Nein" sagen und dann, vielleicht im persönlichen Notfall auch auf ein helfendes Organ verzichten? Aber das klingt zu sehr nach Rache.
Aber "Nein" sagen, darf gefordert werden. Verantwortlich entscheiden, was man will, warum sollte das so ungeheuerlich schwierig sein?
https://www.organspende-info.de/organspendeausweis/bestellen
Leute, bitte gönnt eure Nieren, Lebern, Herzen, etc. nach eurem Ableben, anderen, die noch eine Chance und die Lust zum Weiterleben haben.
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-11/widerspruchsloesung-organspende-selbstbestimmung-ignoranz?utm_term=facebook_zonaudev_int&utm_source=facebook_zonaudev_int&utm_content=zeitde_redpost_zon_link_sf&wt_zmc=sm.int.zonaudev.facebook.ref.zeitde.redpost_zon.link.sf&utm_medium=sm&utm_campaign=ref&fbclid=IwAR2CAY7V8f7lqaFSQkhIdhMBrAQlctLdG0A6It8wDK0KFGVRkiFRhkn6I9A
Von mir aus können sie jeden letzten Zipfel meines Körpers weiterverwenden, wenn ich das "Zeitliche" gesegnet habe. Mein Organspendeausweis steckt seit Jahren in meinem Portemonnaie - einer der irrsinnigsten Rechtschreibeprüfungsworte unserer Sprache.
Das Zeitliche segnen.
Ich verschwinde aus der Zeit und segne sie. Der Redensarten-Index übersetzt so: Das Zeitliche, die Zeitlichkeit sind alte Begriffe für die vergängliche Welt. Von ihr nimmt der Sterbende Abschied, indem er Gottes Segen für sie herbeiwünscht. Der letzte Wunsch eines Sterbenden wird für besonders wirkungsvoll gehalten, und so ist der Segen das Letzte, was er für die Welt und seine Hinterbliebenen tun kann. Einige der dafür früher üblichen Segenssprüche sind erhalten. Einer davon, aus dem frühen 17. Jahrhundert, lautet wie folgt: "Nun sieht mich kein Mensch nimmermehr, Gott gesegn euch alle, wo ihr seyt! Gott gesegn mir alle Wollustbarkeit! Gott gesegn mein Herren und Gemahl! Gott gesegn euch, Berg und tiefe Tal!".
Mein Segen wäre, die Erlaubnis zur Wiederverwendung der Teile meines Körpers, die noch von Nutzen sein können.
Obwohl meine vielgeplagten Raucherlungen wird wohl keiner wollen, auch wenn sie wirklich außergewöhnlich tapfere und widerstandsfähige Organe sind, die Guten. Auch mein Herz ist schon etwas angegriffen. Aber meine Nieren zum Beispiel sind topfit!
Ich sterbe, heißt, mein Körper hört auf zu leben. Er ist tot, nicht mehr lebend, eine Ansammlung nichtaktiver, sich-nicht-mehr-teilender Zellen.
Vielleicht entflieht meine Seele, vielleicht bleibt Energie erhalten, vielleicht wird diese Energie zu Licht, vielleicht - ist einfach Schluß, Ende, Finito. Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück. Was man auch positiv sehen könnte, ich wurde genährt und werde Nahrung sein.
Übrigens, sollte es, wider alle Vernunft, eine physische Widerauferstehung geben, dann sicher nicht in unseren abgenutzten, mangelhaft gewordenen, gestorbenen Körpern. "The Walking Dead" als großartige Endzeitvorstellung, das Paradies als gigantische Altkörper Show?
Wer partout nicht spenden will, soll "Nein" sagen und dann, vielleicht im persönlichen Notfall auch auf ein helfendes Organ verzichten? Aber das klingt zu sehr nach Rache.
Aber "Nein" sagen, darf gefordert werden. Verantwortlich entscheiden, was man will, warum sollte das so ungeheuerlich schwierig sein?
https://www.organspende-info.de/organspendeausweis/bestellen
Leute, bitte gönnt eure Nieren, Lebern, Herzen, etc. nach eurem Ableben, anderen, die noch eine Chance und die Lust zum Weiterleben haben.
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-11/widerspruchsloesung-organspende-selbstbestimmung-ignoranz?utm_term=facebook_zonaudev_int&utm_source=facebook_zonaudev_int&utm_content=zeitde_redpost_zon_link_sf&wt_zmc=sm.int.zonaudev.facebook.ref.zeitde.redpost_zon.link.sf&utm_medium=sm&utm_campaign=ref&fbclid=IwAR2CAY7V8f7lqaFSQkhIdhMBrAQlctLdG0A6It8wDK0KFGVRkiFRhkn6I9A
Mittwoch, 28. November 2018
GEBET - Ein Text von Jo Fabian
Ein Text, den ich jedem Zuschauer empfehle, vor einer Vorstellung vor sich hinzubrubbeln, um der Angst vor Kunst entweder zu entgehen, sie aber wenigstens möglichst klein zu halten.
Ich weiß, dass ich im Theater bin
und ich weiß, das ich um mein Leben nicht zu fürchten brauche.
Ich brauche weder zu fürchten die Bevormundung meines Geistes,
noch die schmerzhafte Zerlegung meines Körpers in seine Teile.
Ich habe keine Angst vor der langen Weile, die vor mir liegt,
noch muss ich die Kurzweil fürchten.
Was ich im Kunstwerk erkenne, soll nicht vorbestimmt sein,
es ist ganz allein mein eigenes Erkennen.
Ich werde seinetwegen weder gelobt noch getadelt.
Ich werde genau so wenig gelobt oder getadelt für mein Nichterkennen.
Da ich weder für das eine, noch für das andere zu fürchten habe,
Steht mir frei, beides in Anspruch nehmen.
Ich will verstehen, was die Künstler mir sagen wollen.
Dazu benutze ich die mir verliehene Gabe der Interpretation.
Aber auch der Fehlinterpretation werde ich mich nicht verschließen,
da ich weiß, das ich das Eine vom Anderen nicht unterscheiden kann.
Niemand wird mir deswegen eine Böswilligkeit unterstellen.
Ich wünsche, dass ich das Theater am Ende
unversehrt und unbehelligt wieder verlassen kann.
Falls aber ein Feuer ausbricht, werde ich mich ruhig und gefaßt verhalten,
bis man mich auffordert, das Applaudieren zu beenden und einen Ausgang aufzusuchen.
Für den ganz unwahrscheinlichen Fall,
dass der Funke auf mich überspringt,
werde ich das Feuer unaufgefordert in die Stadt hinaus tragen
und als brennende Fackel Zeugnis davon ablegen,
was hier geschah.
Wir danken dem Herrn,
welcher in einem überfüllten Feuer „THEATER“ schrie.
© Jo Fabian
© Jo Fabian
Donnerstag, 22. November 2018
Farben - Haut
Kann mir bitte jemand erklären, warum die Farbe der Haut ein Faktor für mein Verhalten gegenüber einer anderen Person sein könnte?
http://colourstudio.com/humanae-the-skin-color-index/
Ich selbst bin blass, hell-weiß-rosa, jeder Pickel eine Störung. Wenn Sonne scheint, versuche ich weniger weiß zu werden, ich bräune mich, mehr oder weniger erfolgreich mit der peinlichen und schmerzhaften Übergangsstufe tomatenrot. Selbst in meiner schmalen Untergruppe gibt es deutliche Unterschiede, wie elfenbein, hellrosa, orange unterlegt, grauweiß, beige, kurz vor bräunlich, rötlich pigmentiert.
Ich kenne eine Menge Arschlöcher meiner Tönung, und einige in anderen Farben.
Fanatiker, oder, wie sie sich selbst nennen, Rechtgläubige, egal welcher Couleur machen mir Angst, also Menschen mit der Bereitschaft, ihren gewalttätigen, von irgendeinem unglaubwürdigen Gott geforderten, geförderten Trieben, Raum zu geben. Wir alle haben diese Triebe, aber nicht jeder von uns entschuldigt seine emotionale Paranoia mit einer göttlichen Gebrauchsanweisung.
Alle, die glauben, dass Jungfrauen ohne Wahl und eigene Interessen einst ihren Aufenthalt im Paradies versüßen werden, dass ihre Frau, nur wenn sie ihr Gesicht hinter Schleiern verbirgt, ein wahrhaft tugendhaftes Leben lebt oder auch, wenn sie ihre Haare unter einer Perrücke verbirgt. Überhaupt, Männer, die die Verhüllung ihrer weiblichen Hälfte, als Sicherheitsmerkmal ihres bürgerlichen Lebens ansehen, machen mir Angst. Durch solche Menschen fühle ich mich ganz persönlich bedroht. Wie unsicher müssen sie sein, wie narzisstisch, wie hilflos, wie leicht zu erzürnen. Und wieviele Frauen übernehmen diesen Irrsinn, verteidigen ihn, leben ihn.
Neuerdings berunruhigen mich aber auch die "woke" * Menschen, die, die ganz im Trend sind, ihre persönliche Opfergruppe scharf definieren, jede mögliche Kränkung aufspüren, sich stracks auf die eifrige Suche nach vermuteten Verstößen gegen das von ihnen geforderte politisch, sexuell, genderell, generell definiertes Wohlverhalten machen. Kein Witz bleibt ungesühnt, Ironie ist übel, kein Einwand wird akzeptiert. "Ich bin verletzbarer als du, also hast du kein Recht meine Haltung zu befragen." Angstbesetzte Rücksichtnahme, anstatt offenen Dialoges. "Das kannst du nicht verstehen, weil du nicht... bist", für ... ist beliebig transgender, indisch-katholisch, hellgrün einzusetzen.
Selbstgerechtigkeit macht mir die einen, wie die anderen unheimlich. Freiheit von Zweifel, Abgrenzung statt Suche nach Gemeinsamkeiten. Ja, es gibt unter uns Menschen, die malträtiert, verachtet, geplagt werden, und ihnen muß durch uns geholfen werden. Aber durch empathische Solidarität, nicht durch rechthaberisches Bestehen auf unserer eigenen unübertroffenen Opferposition.
Andere Menschen sehen anders aus als ich, gut für sie. Sie leben anders, vertrauen mir fremden Göttern, essen anders gewürzte Speisen, tanzen zu fremder Musik. Und in mir ist keinerlei Furcht, nur Neugier.
http://colourstudio.com/humanae-the-skin-color-index/
Ich selbst bin blass, hell-weiß-rosa, jeder Pickel eine Störung. Wenn Sonne scheint, versuche ich weniger weiß zu werden, ich bräune mich, mehr oder weniger erfolgreich mit der peinlichen und schmerzhaften Übergangsstufe tomatenrot. Selbst in meiner schmalen Untergruppe gibt es deutliche Unterschiede, wie elfenbein, hellrosa, orange unterlegt, grauweiß, beige, kurz vor bräunlich, rötlich pigmentiert.
Ich kenne eine Menge Arschlöcher meiner Tönung, und einige in anderen Farben.
Fanatiker, oder, wie sie sich selbst nennen, Rechtgläubige, egal welcher Couleur machen mir Angst, also Menschen mit der Bereitschaft, ihren gewalttätigen, von irgendeinem unglaubwürdigen Gott geforderten, geförderten Trieben, Raum zu geben. Wir alle haben diese Triebe, aber nicht jeder von uns entschuldigt seine emotionale Paranoia mit einer göttlichen Gebrauchsanweisung.
Alle, die glauben, dass Jungfrauen ohne Wahl und eigene Interessen einst ihren Aufenthalt im Paradies versüßen werden, dass ihre Frau, nur wenn sie ihr Gesicht hinter Schleiern verbirgt, ein wahrhaft tugendhaftes Leben lebt oder auch, wenn sie ihre Haare unter einer Perrücke verbirgt. Überhaupt, Männer, die die Verhüllung ihrer weiblichen Hälfte, als Sicherheitsmerkmal ihres bürgerlichen Lebens ansehen, machen mir Angst. Durch solche Menschen fühle ich mich ganz persönlich bedroht. Wie unsicher müssen sie sein, wie narzisstisch, wie hilflos, wie leicht zu erzürnen. Und wieviele Frauen übernehmen diesen Irrsinn, verteidigen ihn, leben ihn.
Neuerdings berunruhigen mich aber auch die "woke" * Menschen, die, die ganz im Trend sind, ihre persönliche Opfergruppe scharf definieren, jede mögliche Kränkung aufspüren, sich stracks auf die eifrige Suche nach vermuteten Verstößen gegen das von ihnen geforderte politisch, sexuell, genderell, generell definiertes Wohlverhalten machen. Kein Witz bleibt ungesühnt, Ironie ist übel, kein Einwand wird akzeptiert. "Ich bin verletzbarer als du, also hast du kein Recht meine Haltung zu befragen." Angstbesetzte Rücksichtnahme, anstatt offenen Dialoges. "Das kannst du nicht verstehen, weil du nicht... bist", für ... ist beliebig transgender, indisch-katholisch, hellgrün einzusetzen.
* to be woke
besonders wachsam sein, was Ungerechtigkeiten/Rassismus etc. betrifft.
Urban Dictionary
Selbstgerechtigkeit macht mir die einen, wie die anderen unheimlich. Freiheit von Zweifel, Abgrenzung statt Suche nach Gemeinsamkeiten. Ja, es gibt unter uns Menschen, die malträtiert, verachtet, geplagt werden, und ihnen muß durch uns geholfen werden. Aber durch empathische Solidarität, nicht durch rechthaberisches Bestehen auf unserer eigenen unübertroffenen Opferposition.
Andere Menschen sehen anders aus als ich, gut für sie. Sie leben anders, vertrauen mir fremden Göttern, essen anders gewürzte Speisen, tanzen zu fremder Musik. Und in mir ist keinerlei Furcht, nur Neugier.
Sonntag, 4. November 2018
Mein Gehirn in Schönefeld
Der lächerliche Vorgang ist folgender.
Ein Workshop im Ausland wurde für die Zeit zwischen dem 4. und dem 11. November geplant. Der Zeitraum wurde prompt in den Kalender eingetragen. Dann gab es eine Verschiebung um eine Woche. Nun sollte ich vom 11. bis zum 18. unterrichten. Ich buche die Flüge, drucke unzählige bürokratische Formulare aus, unterschreibe sie, scanne sie ein und verschicke sie via Email.
Heute morgen bin ich, gut vorbereitet, gewaschen und gepackt zum Flughafen Schönefeld gefahren, um beim Eingeben der Bordkarte zu bemerken, dass ich eine Woche zu früh bin. Ich hatte den Kalendereintrag nicht geändert. Und wenn mein Kalender sagt: "Heute geht's los!", dann marschiere ich halt, wie ein mechanisch aufgezogenes Huhn los. Einmal Schönefeld und zurück.
Genauso funktioniert mein Gehirn.
Die Telefonnummer meiner Eltern um 1970: 424511.
Der Name der unangenehmen Lehrerin in der ersten Klasse: Fräulein Montowsky in rotem Rundstrick.
Die Söhne Noahs: Sem, Ham und Japhet.
Tyrion Lannister wird von Peter Dinklage gespielt, dessen Namen auf die deutsche Kleinstadt Dinklage zurückgeht.
Kleine Gesten, absurde Wortfetzen, Augenaufschläge, Nebensächlichkeiten, die Reihenfolge der englischen Könige, die wichtigen Ereignisse in den "Outlander"-Romanen, Details in Vivian Maiers Bildern, gutes Essen, dass ich 2012 in London gegessen habe, obskure Theaterstücke und Inszenierungen, solch Zeugs verwahrt mein liebes Hirn an Orten, zu denen mein Zugriff leicht und zuverlässig ist.
Aber.
Aber andere Dinge versteckt es mit Tücke und Vergnügen.
Und so kommt es zu Gesprächen in denen ich mich von einem Namen, der mir nicht einfällt zum nächsten, der mir auch gerade nicht greifbar ist, hangele. Aber da ich zeitlebens versuche, das mir eigene totale Chaos durch übergenaue Organisation in den Griff zu kriegen, kann es passieren, dass ich an einem gewöhnlichen Sonntag im November zu dem kleinen alten Flughafen in Schönefeld fahre, um unverrichteter Dinge wieder heimzufahren. Mit einem imaginären eingeklemmten Schwanz zwischen den Beinen.
Den Konstruktören des nahegelegenen BER scheint solche Scham, fremd zu sein.
Ein Workshop im Ausland wurde für die Zeit zwischen dem 4. und dem 11. November geplant. Der Zeitraum wurde prompt in den Kalender eingetragen. Dann gab es eine Verschiebung um eine Woche. Nun sollte ich vom 11. bis zum 18. unterrichten. Ich buche die Flüge, drucke unzählige bürokratische Formulare aus, unterschreibe sie, scanne sie ein und verschicke sie via Email.
Heute morgen bin ich, gut vorbereitet, gewaschen und gepackt zum Flughafen Schönefeld gefahren, um beim Eingeben der Bordkarte zu bemerken, dass ich eine Woche zu früh bin. Ich hatte den Kalendereintrag nicht geändert. Und wenn mein Kalender sagt: "Heute geht's los!", dann marschiere ich halt, wie ein mechanisch aufgezogenes Huhn los. Einmal Schönefeld und zurück.
Genauso funktioniert mein Gehirn.
Die Telefonnummer meiner Eltern um 1970: 424511.
Der Name der unangenehmen Lehrerin in der ersten Klasse: Fräulein Montowsky in rotem Rundstrick.
Die Söhne Noahs: Sem, Ham und Japhet.
Tyrion Lannister wird von Peter Dinklage gespielt, dessen Namen auf die deutsche Kleinstadt Dinklage zurückgeht.
Kleine Gesten, absurde Wortfetzen, Augenaufschläge, Nebensächlichkeiten, die Reihenfolge der englischen Könige, die wichtigen Ereignisse in den "Outlander"-Romanen, Details in Vivian Maiers Bildern, gutes Essen, dass ich 2012 in London gegessen habe, obskure Theaterstücke und Inszenierungen, solch Zeugs verwahrt mein liebes Hirn an Orten, zu denen mein Zugriff leicht und zuverlässig ist.
Aber.
Aber andere Dinge versteckt es mit Tücke und Vergnügen.
Und so kommt es zu Gesprächen in denen ich mich von einem Namen, der mir nicht einfällt zum nächsten, der mir auch gerade nicht greifbar ist, hangele. Aber da ich zeitlebens versuche, das mir eigene totale Chaos durch übergenaue Organisation in den Griff zu kriegen, kann es passieren, dass ich an einem gewöhnlichen Sonntag im November zu dem kleinen alten Flughafen in Schönefeld fahre, um unverrichteter Dinge wieder heimzufahren. Mit einem imaginären eingeklemmten Schwanz zwischen den Beinen.
Den Konstruktören des nahegelegenen BER scheint solche Scham, fremd zu sein.
Samstag, 3. November 2018
Besser als nichts.
Im Osten schlurften wir mißmutig zur Wahl oder wurden hingeschleift und durften doch gar nicht wählen. Heute könnten wir wählen und gehen nicht hin, weil wir nicht wissen, wen wir wählen sollen, denken, dass es eh nichts bringt, oder weil wir zu faul, desinteressiert, träge sind. Oder wir wählen zwischen Regen und Traufe, die nicht ganz so schlimm scheinende Variante. Was soll's.
Wenn ich mir z.B. die Wahlbeteiligung beim Brexit-Referendum angucke, möchte ich meinen Kopf trotzdem hart gegen eine Mauer schlagen.
Aber wen würde ich Klugscheißer heute und jetzt wählen? Gott laß es Hirn auf mich regnen! Wen kann ich denn wählen, wenn ich versuchen will, anständig zu sein, nicht herzlos entscheiden will, wenn ich zu viel Zeitungen lese und dann zu viel nachdenke?
Ich verorte mich vage links. Vage, weil die Verortung links/rechts, meines Erachtens, nur noch gebraucht wird, um sich von den auf der anderen Seite Stehenden hart abzugrenzen. Es bezeichnet nicht mehr eine Haltung zu den sozialen Verhältnissen, nicht die Hoffnung auf eine bessere, gerechtere Ordnung, wie absurd diese Hoffnung auch scheinen mag. Denn gebranntes Kind scheut (schlauerweise) das Feuer.
Eine Diktatur habe ich, beschützt, aber nicht blind und taub erlebt, und sie gefiel mir gar nicht. Ich hatte Freunde, die im Gefängnis gelitten haben, und andere Freunde, die, wie ich später erfuhr, in der Stasi waren. Eine Utopie, unverdaut meine Utopie wurde verraten, vergewaltigt und zerdroschen.
Was ist meine heutige Sicht?
Europa ist nicht der Nabel der Welt, die USA nicht die Heimat der Freiheit.
Sentimentale Erinnerungskultur der DDR und ihrer "Bündnispartner" gegenüber, überschreibt die Schicksale unzähliger Opfer dieser gewalttätigen Regimes mit verkitschten Lügen.
Unter anderem deshalb halte ich freie Meinungsäußerung für unser kostbarstes Gut und es macht mich fassungslos, wie wenig es genutzt wird, um der Dummheit und dem Unrecht Widerstand zu leisten und wie oft es vergeudet wird, um dubiosen Kränkungen, selbstgerechten Rechthabereien und dumpfen Ressentiments Ausdruck zu geben. Von der aus Auflagengier geborenen Hast und Diensteifrigkeit mancher Medien nicht zu reden.
Ürigens haben auch rechte Arschlöcher ein Recht auf freie Meinungsäußerung.
Wie definiere ich mein konturloses Linkssein?
Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und unerträglicher Armut fliehen, muß, unter allen Umständen, von uns, denen es vergleichsweise blendend geht, geholfen werden. Und auch, wenn jetzt viele ausspucken, Merkels "Wir schaffen das" hat ihr bei mir, die ich sie nicht mochte, zu Sympathie verholfen. Ja, ich weiß, das die Aufnahme dieser Menschen große und schwierige Probleme mit sich bringt. Trotzdem bestehe ich auf unsere Hilfsbereitschaft. Was sonst soll ich wünschen? Das sie alle bleiben, wo der Pfeffer wächst? Mich nicht mit ihrer Not behelligen und still und leise irgendwo da in den südlichen Gefilden verhungern, verrohen, verschwinden? Was wäre eine gute Lösung dieses monumentalen Problems?
Gerade jetzt schickt Präsident Trump 6000 Soldaten an die mexikanische Grenze, um die sich ihr nähernden Karawanen mittelamerikanischer "Wirtschaftsflüchtlinge" mit militärischer Machtpose zu stoppen.
Polen, Ungarn, Brasilien, die USA haben ihre Entscheidung getroffen. Werden wir ihnen folgen?
Unakzeptable Anhäufung von Reichtum einerseits und akuter Mangel, der die Teilnahme am gesellschaftlichen Miteinander verhindert, andererseits, sind mir unerträglich.
Unbildung, auch politische, als Ergebnis von subventionierter Armut und der totbürokratisierten Hilflosigkeit eines unterfinanzierten, überforderten Ausbildungssektors, erzeugt notwendigerweise dummes Wahlvieh.
Kinder armer, nicht integrierter Familien haben dabei die miesesten Karten. Meine Freundin,Lehrerin an einer Berliner Schule, hat Schüler, die im sechsten Lehrjahr solche Texte schreiben:
Vorrausgeschickt: Das Kind wurde in den "Trainingsraum" geschickt, weil es den Unterricht gestört hatte.
Was für einen Unterricht hattest du?: Wat Kochen
Was war das Thema der Stunde? Getrenke Herstelen
Warum bist du in den TR (Trainingsraum) geschickt worden? In ganzen Sätzen:
Ich habe mit der Leher diskotiert *
sie hat mich gefragt Wenn ich
in den TR gehenwill und ich
habe ja gesat dann hat sie
gesat ich gehe freifilich in denn
TR aber ich bin nicht freifilich
gekomen
* Weil Sie mich ange schrien Hat
wegen ich geredet habe
Ein Schüler der 6. Klasse, also um die 12 Jahre alt.
Ich wünsche mir dringend ein Land, in dem ein Zwölfjähriger weiß, wie freiwillig geschrieben wird, und in dem er nicht in Panik gerät, wenn er von einer entnervten Lehrerin angeschrien wird.
Wirtschaftspolitik und Geldmärkte überfordern mein Verständnis, aber ich erlebe in meiner Stadt, meinem Umfeld täglich den normalen Wahnsinn von Respektlosigkeit, Unachtsamkeit und Grobheit. "Ich mache dich Urban" ist nicht dümmer oder brutaler, als der verächtlich abstrafende Ton, dem ich hier, in meiner Blase, auf Facebook begegne. Wer nicht genau meiner Meinung ist, der ist gegen mich, und folgst du nicht willig dann brauche ich (Wort-) Gewalt.
Wo endet meine Verantwortung? Wo beginnt Politik? Gibt es, außer gutgemeinte Petitionen zu unterschreiben, überhaupt etwas was ich tun kann, um der guten Sache zu helfen? Was ist die gute Sache. Etwas mehr Gerechtigkeit?
Also spende ich für Ärzte ohne Grenzen und die UNESCO und weiß, dass Tropfen auf heiße Steine verpuffen.
Nichtsdestotrotz: https://ssl.aerzte-ohne-grenzen.de/form/online-spenden-b?pc=A_A-Brand_aerzte-ohne-grenzen-spenden-bmm&pk=%2B%C3%A4rzte+%2Bohne+%2Bgrenzen&gclid=Cj0KCQjwjvXeBRDDARIsAC38TP7_KH7ts52F3hJDRq2nz2E_peCFFd6KQW5x5ZdOSW6J35WFNersjpYaAum5EALw_wcB&utm_expid=.mjVOP3wNQBaUKu-iZF61Fw.2&utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F
Wenn ich mir z.B. die Wahlbeteiligung beim Brexit-Referendum angucke, möchte ich meinen Kopf trotzdem hart gegen eine Mauer schlagen.
Aber wen würde ich Klugscheißer heute und jetzt wählen? Gott laß es Hirn auf mich regnen! Wen kann ich denn wählen, wenn ich versuchen will, anständig zu sein, nicht herzlos entscheiden will, wenn ich zu viel Zeitungen lese und dann zu viel nachdenke?
Ich verorte mich vage links. Vage, weil die Verortung links/rechts, meines Erachtens, nur noch gebraucht wird, um sich von den auf der anderen Seite Stehenden hart abzugrenzen. Es bezeichnet nicht mehr eine Haltung zu den sozialen Verhältnissen, nicht die Hoffnung auf eine bessere, gerechtere Ordnung, wie absurd diese Hoffnung auch scheinen mag. Denn gebranntes Kind scheut (schlauerweise) das Feuer.
Eine Diktatur habe ich, beschützt, aber nicht blind und taub erlebt, und sie gefiel mir gar nicht. Ich hatte Freunde, die im Gefängnis gelitten haben, und andere Freunde, die, wie ich später erfuhr, in der Stasi waren. Eine Utopie, unverdaut meine Utopie wurde verraten, vergewaltigt und zerdroschen.
Was ist meine heutige Sicht?
Europa ist nicht der Nabel der Welt, die USA nicht die Heimat der Freiheit.
Sentimentale Erinnerungskultur der DDR und ihrer "Bündnispartner" gegenüber, überschreibt die Schicksale unzähliger Opfer dieser gewalttätigen Regimes mit verkitschten Lügen.
Unter anderem deshalb halte ich freie Meinungsäußerung für unser kostbarstes Gut und es macht mich fassungslos, wie wenig es genutzt wird, um der Dummheit und dem Unrecht Widerstand zu leisten und wie oft es vergeudet wird, um dubiosen Kränkungen, selbstgerechten Rechthabereien und dumpfen Ressentiments Ausdruck zu geben. Von der aus Auflagengier geborenen Hast und Diensteifrigkeit mancher Medien nicht zu reden.
Ürigens haben auch rechte Arschlöcher ein Recht auf freie Meinungsäußerung.
Wie definiere ich mein konturloses Linkssein?
Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und unerträglicher Armut fliehen, muß, unter allen Umständen, von uns, denen es vergleichsweise blendend geht, geholfen werden. Und auch, wenn jetzt viele ausspucken, Merkels "Wir schaffen das" hat ihr bei mir, die ich sie nicht mochte, zu Sympathie verholfen. Ja, ich weiß, das die Aufnahme dieser Menschen große und schwierige Probleme mit sich bringt. Trotzdem bestehe ich auf unsere Hilfsbereitschaft. Was sonst soll ich wünschen? Das sie alle bleiben, wo der Pfeffer wächst? Mich nicht mit ihrer Not behelligen und still und leise irgendwo da in den südlichen Gefilden verhungern, verrohen, verschwinden? Was wäre eine gute Lösung dieses monumentalen Problems?
Gerade jetzt schickt Präsident Trump 6000 Soldaten an die mexikanische Grenze, um die sich ihr nähernden Karawanen mittelamerikanischer "Wirtschaftsflüchtlinge" mit militärischer Machtpose zu stoppen.
Polen, Ungarn, Brasilien, die USA haben ihre Entscheidung getroffen. Werden wir ihnen folgen?
Unakzeptable Anhäufung von Reichtum einerseits und akuter Mangel, der die Teilnahme am gesellschaftlichen Miteinander verhindert, andererseits, sind mir unerträglich.
Unbildung, auch politische, als Ergebnis von subventionierter Armut und der totbürokratisierten Hilflosigkeit eines unterfinanzierten, überforderten Ausbildungssektors, erzeugt notwendigerweise dummes Wahlvieh.
Kinder armer, nicht integrierter Familien haben dabei die miesesten Karten. Meine Freundin,Lehrerin an einer Berliner Schule, hat Schüler, die im sechsten Lehrjahr solche Texte schreiben:
Vorrausgeschickt: Das Kind wurde in den "Trainingsraum" geschickt, weil es den Unterricht gestört hatte.
Was für einen Unterricht hattest du?: Wat Kochen
Was war das Thema der Stunde? Getrenke Herstelen
Warum bist du in den TR (Trainingsraum) geschickt worden? In ganzen Sätzen:
Ich habe mit der Leher diskotiert *
sie hat mich gefragt Wenn ich
in den TR gehenwill und ich
habe ja gesat dann hat sie
gesat ich gehe freifilich in denn
TR aber ich bin nicht freifilich
gekomen
* Weil Sie mich ange schrien Hat
wegen ich geredet habe
Ein Schüler der 6. Klasse, also um die 12 Jahre alt.
Ich wünsche mir dringend ein Land, in dem ein Zwölfjähriger weiß, wie freiwillig geschrieben wird, und in dem er nicht in Panik gerät, wenn er von einer entnervten Lehrerin angeschrien wird.
Wirtschaftspolitik und Geldmärkte überfordern mein Verständnis, aber ich erlebe in meiner Stadt, meinem Umfeld täglich den normalen Wahnsinn von Respektlosigkeit, Unachtsamkeit und Grobheit. "Ich mache dich Urban" ist nicht dümmer oder brutaler, als der verächtlich abstrafende Ton, dem ich hier, in meiner Blase, auf Facebook begegne. Wer nicht genau meiner Meinung ist, der ist gegen mich, und folgst du nicht willig dann brauche ich (Wort-) Gewalt.
Wo endet meine Verantwortung? Wo beginnt Politik? Gibt es, außer gutgemeinte Petitionen zu unterschreiben, überhaupt etwas was ich tun kann, um der guten Sache zu helfen? Was ist die gute Sache. Etwas mehr Gerechtigkeit?
Also spende ich für Ärzte ohne Grenzen und die UNESCO und weiß, dass Tropfen auf heiße Steine verpuffen.
Nichtsdestotrotz: https://ssl.aerzte-ohne-grenzen.de/form/online-spenden-b?pc=A_A-Brand_aerzte-ohne-grenzen-spenden-bmm&pk=%2B%C3%A4rzte+%2Bohne+%2Bgrenzen&gclid=Cj0KCQjwjvXeBRDDARIsAC38TP7_KH7ts52F3hJDRq2nz2E_peCFFd6KQW5x5ZdOSW6J35WFNersjpYaAum5EALw_wcB&utm_expid=.mjVOP3wNQBaUKu-iZF61Fw.2&utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F
Donnerstag, 1. November 2018
Mein Vorname - ein Stempel fürs Leben
Neuerdings treffe ich laufend Johannas. Sie sind um die dreissig. Zwei davon sind Dramaturginnen. Also war wohl um das Jahr 1988 der Name Johanna in Mode. Ich bin Baujahr 1958. In den dreissig Jahren dazwischen war mein Name scheinbar nicht so en vogue.
Johanna, Geschenk Gottes, Hanna, Hanne, Hanni. Gottseidank nennt mich niemand Jo, aber Hannileinchen wird in seltenen Fällen von einer bestimmten Person als Druckmittel eingesetzt. Kannst Du küssen Johanna / Johanna geht und niemals kehrt sie wieder - sind beide nach Nummer fünfzig übrigens nicht mehr lustig.
Was macht mein Name mit mir? Wäre ich als Sarah, Ludmilla, Resi oder Kunigunde eine ganz andere geworden? Mädchenhafter, fügsamer oder grantiger, angriffslustiger?
Ich kenne ein Baby das Oslo heißt, und eine meiner Mitschülerinnen hieß Lo, Lo Decker, und mußte sich hin und wieder als kLo DeckeL bezeichnen lassen. Ralph Müller aus der Nebenklasse stellte sich immer als Ralph mit ph Mu-eller vor. Manche meiner Bekannten haben Spitznamen adoptiert, um ihrem Vornamen zu entgehen. Wenn künftige Eltern im Benennungsmodus sind, scheinen sie zu vergessen, wie bestimmend ihre Entscheidung für die Zukunft ihrer noch ungeborenen Kinder sein wird. Ihre elterliche Vorfreude, ihre Liebe, ihre Hormone und ihre Kreativität lassen sie Grenzen der Vernunft überschreiten.
Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2008: „Der Name darf das Kindeswohl nicht beeinträchtigen“ und „er muss dem Wesen nach ein Vorname sein“
Heutzutage scheinen Eltern unter einem enormen Druck zu stehen, ihren Sprößlingen noch nie zuvor gehörte Namen zu geben und Individualität auf Teufel komm raus zu erreichen. Aber die armen Dinger tappern dann durch die schwierige Welt und müssen reagieren, wenn jemand nach "Despot" oder "Milka" ruft. Despot? Klein, dick und blond? "Milka"? Lecker. Mecky, Loveley, Eleyson, Fade, Libelle, Caridad, Kalesh, Theben, Justicia, Zabel - das sind Markennamen, nicht Laute mit denen ein Kind gekuschelt, zur Räson gebracht oder zum Abendessen gerufen wird. Ach ja, Vorname und Nachname sollten zusammenpassen, weil Azalea Stampfmüller im Ohr hackt. Und die Übernahmen aus Hollywood & Co - die Kevins, die Leonardos und die Taylors setzen Kinder unserer sächsisch sprechenden Landesteile unter gemeinen anglophilen Druck.
Jacqueline, lautgenau ausgesprochen, Jacqueline komm hoch, Mittag ist fertig.
Mit meinem Vornamen muß ich mich im Kindergarten vorstellen, die Untiefen der Schule durchschwimmen, er ist mein erster Kontakt mit meinen Mitmenschen. Bitte gebt mir eine Chance!
Meine Mama hatte, in Zeiten vor der pränatalen Geschlechtsbestimmung, nur Jungsnamen vorbereitet und benannte mich, noch in den Nachwirkungen der Kaiserschnittnarkose, nach Bruder und Schwester Johanna Stefanie. Jahre später hat "Schwester Stefanie" meinen harmlosen Zweitnamen verwurstet.
Max passt immer, Anna und Robert auch, unsere Namen sollten sich wie weiche Decken um uns schmiegen, keine langwierige Erklärung verlangen und es uns selbst überlassen, wer wir sein wollen.
https://www.vorname.com/ratgeber/blog/verrueckte-und-total-schraege-vornamen-3870/
nnn
Johanna, Geschenk Gottes, Hanna, Hanne, Hanni. Gottseidank nennt mich niemand Jo, aber Hannileinchen wird in seltenen Fällen von einer bestimmten Person als Druckmittel eingesetzt. Kannst Du küssen Johanna / Johanna geht und niemals kehrt sie wieder - sind beide nach Nummer fünfzig übrigens nicht mehr lustig.
Was macht mein Name mit mir? Wäre ich als Sarah, Ludmilla, Resi oder Kunigunde eine ganz andere geworden? Mädchenhafter, fügsamer oder grantiger, angriffslustiger?
Ich kenne ein Baby das Oslo heißt, und eine meiner Mitschülerinnen hieß Lo, Lo Decker, und mußte sich hin und wieder als kLo DeckeL bezeichnen lassen. Ralph Müller aus der Nebenklasse stellte sich immer als Ralph mit ph Mu-eller vor. Manche meiner Bekannten haben Spitznamen adoptiert, um ihrem Vornamen zu entgehen. Wenn künftige Eltern im Benennungsmodus sind, scheinen sie zu vergessen, wie bestimmend ihre Entscheidung für die Zukunft ihrer noch ungeborenen Kinder sein wird. Ihre elterliche Vorfreude, ihre Liebe, ihre Hormone und ihre Kreativität lassen sie Grenzen der Vernunft überschreiten.
Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2008: „Der Name darf das Kindeswohl nicht beeinträchtigen“ und „er muss dem Wesen nach ein Vorname sein“
Heutzutage scheinen Eltern unter einem enormen Druck zu stehen, ihren Sprößlingen noch nie zuvor gehörte Namen zu geben und Individualität auf Teufel komm raus zu erreichen. Aber die armen Dinger tappern dann durch die schwierige Welt und müssen reagieren, wenn jemand nach "Despot" oder "Milka" ruft. Despot? Klein, dick und blond? "Milka"? Lecker. Mecky, Loveley, Eleyson, Fade, Libelle, Caridad, Kalesh, Theben, Justicia, Zabel - das sind Markennamen, nicht Laute mit denen ein Kind gekuschelt, zur Räson gebracht oder zum Abendessen gerufen wird. Ach ja, Vorname und Nachname sollten zusammenpassen, weil Azalea Stampfmüller im Ohr hackt. Und die Übernahmen aus Hollywood & Co - die Kevins, die Leonardos und die Taylors setzen Kinder unserer sächsisch sprechenden Landesteile unter gemeinen anglophilen Druck.
Jacqueline, lautgenau ausgesprochen, Jacqueline komm hoch, Mittag ist fertig.
Mit meinem Vornamen muß ich mich im Kindergarten vorstellen, die Untiefen der Schule durchschwimmen, er ist mein erster Kontakt mit meinen Mitmenschen. Bitte gebt mir eine Chance!
EMMA scheint weltweit einer der beliebtesten Vornamen zu sein. Meine Katze hieß Emma. Sie war wunderbar.
Meine Mama hatte, in Zeiten vor der pränatalen Geschlechtsbestimmung, nur Jungsnamen vorbereitet und benannte mich, noch in den Nachwirkungen der Kaiserschnittnarkose, nach Bruder und Schwester Johanna Stefanie. Jahre später hat "Schwester Stefanie" meinen harmlosen Zweitnamen verwurstet.
Max passt immer, Anna und Robert auch, unsere Namen sollten sich wie weiche Decken um uns schmiegen, keine langwierige Erklärung verlangen und es uns selbst überlassen, wer wir sein wollen.
https://www.vorname.com/ratgeber/blog/verrueckte-und-total-schraege-vornamen-3870/
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