Mittwoch, 11. März 2015
Dagmar Manzel und Max Hopp an der Komischen Oper
Ein schnoddriges Berlinertum, Bachstelze, Erotik hinter tausend Vorhängen, Seidenkissen mit einem hitzigen Parfum, einen Eiskübel über den Kopf, ein helles Frauenlachen: Massary.
Kurt Tucholsky Die Schaubühne, 20.11.1913, Nr. 47
Besser kann man es fast nicht sagen, und es trifft auf die Manzel genau so zu!
Ein großer Abend.
Eine Wand mit einer Tür vor einem Vorhang, ein feines Orchester, Licht und zwei Schauspieler, die besser singen können, als anständig wäre und erlaubt ist.
Zwei, nur zwei Darsteller, aber die in circa zwanzig Rollen. Ein Vaudeville-Nummernprogramm mit wildem Tempo, Einfällen, die anderswo für fünf Inszenierungen reichen müßten und, Wunder über Wunder, man wird in den Glauben versetzt, dies sei alles ganz unanstrengend, aus der Hüfte geschossen, mal eben so hingeworfen. Man weiß, dass das nicht stimmt, aber die Illusion der Schwerelosigkeit ist herrlich.
Dagmar Manzel und Max Hopp, ganz und gar unterschiedlich und sich auf schönste Art ergänzend. Beide sind in spielerischer Personalunion Clowns und Kabarettisten und Sänger und Komiker und sehr heutige Menschen.
Der Regisseur des Abends ist übrigens Barrie Kosky, der Intendant der Komischen Oper.
Die Produktion wird wegen massiver Nachfrage in die nächste Spielzeit übernommen. Also früh Karten bestellen, fein anziehen, hingehen, geniessen und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht die restliche Nacht verbringen.
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Wiki schreibt:
Eine Frau, die weiß, was sie will (auch: Manon) ist eine musikalische Komödie in zwei Akten (fünf Bildern) nach Louis Verneuil. Das Buch stammt von Alfred Grünwald, die Musik schrieb Oscar Straus. Die Operette wurde am 1. September 1932 im Metropol-Theater (Damals im Gebäude der heutigen Komischen Oper befindlich!) in Berlin uraufgeführt. In der Uraufführung spielte Fritzi Massary die Titelrolle.
Louis Verneuil ist 1940 in die USA emigriert, 1952 kehrte er nach Frankreich zurück und beging noch im selben Jahr Selbstmord.
Alfred Grünwald wurde 1938 von der Gestapo verhaftet, 1940 gelang ihm die Flucht über Casablanca und Lissabon in die USA, wo er 1953 starb.
Oscar Straus mußte nach dem "Anschluß" Österreichs 1939 emigrieren, zuerst nach Paris, dann in die USA. Er kehrte 1950 zurück und starb 1954 in Bad Ischl.
Fritzi Massary floh 1932 aus Deutschland, spielte noch einige wenige Male in Wien und London, und verbrachte den Rest ihres Lebens in Los Angeles, ohne je wieder aufzutreten. Sie starb 1969.
Kurt Tucholsky zog 1929 schon nach Göteborg in Schweden, wo er 1935 mit Schlaftabletten aus dem Leben schied.
„Das ist bitter, zu erkennen. Ich weiß es seit 1929 – da habe ich eine Vortragsreise gemacht und „unsere Leute“ von Angesicht zu Angesicht gesehen, vor dem Podium, Gegner und Anhänger, und da habe ich es begriffen, und von da an bin ich immer stiller geworden. Mein Leben ist mir zu kostbar, mich unter einen Apfelbaum zu stellen und ihn zu bitten, Birnen zu produzieren. Ich nicht mehr. Ich habe mit diesem Land, dessen Sprache ich so wenig wie möglich spreche, nichts mehr zu schaffen. Möge es verrecken – möge es Rußland erobern – ich bin damit fertig.“
– Kurt Tucholsky: Politische Briefe. Reinbek 1984, S. 121
Fünf ausgewählte Kollateralschäden des tausendjährigen Irrsinns, und meiner festen Überzeugung nach Teil der Ursache unserer heutigen "Unterhaltungkunst"-Misere. Wir haben damals unseren Witz, unsere Ironie und unsere Fähigkeit über uns selbst zu lachen aus dem Land oder in den Selbstmord getrieben, in Konzentrationslagern umgebracht oder auf andere Art aus unserer Seele geschnitten. Und finden uns nun eingepfercht zwischen Comedy und Klamotte, dem Kichern nachhastend und meist nur einen Lacher fangend, ohne Leichtigkeit, nur mit Pointen.
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Fritzi Massary singt "Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben"
https://www.youtube.com/watch?v=XAIWBgfeq2o
Tucholsky über die Massary
http://www.textlog.de/tucholsky-massary.html
Zeitartikel über den Tod von Louis Verneuil
http://www.zeit.de/1952/48/er-war-lustspieldichter
Zeitinterview mit Barrie Kosky
http://www.zeit.de/2014/40/komische-oper-berlin-barrie-kosky
Samstag, 7. März 2015
Mein Stift ist stiften gegangen, wer stiftet mir einen neuen?
DER STIFT ist stärker als das Schwert.
niederländische Sprichwort
Bei uns sagt man, es ist die Feder. So sagt das Sprichwort, aber sagt es auch die Realität?
Vor kurzem habe ich mit meiner Lieblingsnichte Englischvokabeln geübt, ein anstrengend und letztendlich tristes Unterfangen. Das arme Kind mußte so relevante Wörter wie: Doppelhaushälfte (semi-detached house) auswendig lernen. Und bei der Vorstellung, wie eine lustige Zehnjährige gerade dieses Wort in ein Gespräch mit irgendeiner englisch sprechenden Person einflechten würde, verdrehten sich meine Augäpfel mehrmals gen Himmel. Überhaupt schien die ganze, enorme Menge von zu lernenden Wörtern, es waren mindestens fünfzig, seltsam wilkürlich, trocken und unsinnlich ausgewählt. Kein Spaß mit der völlig irrationalen und gerade deswegen vergnüglichen Rechtschreibung der Briten. Keine Lust an Wörtern, die Eines sagen, aber auch ein Anderes. Alles, was Sprache genüsslich macht, Doppel- und Mehrdeutigkeit, Überschneidungen, Widersprüchlichkeit, blieb ausgespart.
Sprache ist doch wie Pudding, es gibt nie genug davon und doch, um ins Schlaraffenland, zu kommen, muß man sich durch den süßen Brei durchfressen, bis man irgendwo, in der Sprache ankommt. Sprache ist lustvoll und nie völlig greifbar. Mysterium und logische Konstruktion in einem. Eine Stripteasetänzerin, die nie ganz nackt isein wird.
Stift.
Ein Wort, fünf Buchstaben. Nur eine Vokabel, wenn ich Deutsch als Fremdsprache lernen würde. Und wenn ich sie gelernt hätte, was wüßte ich dann?
DER STIFT, DER SCHREIBT
Buntstift, Rotstift, Bleistift; länglich, ehemals immer aus Holz, nur angespitzt nützlich
&
DER STIFT, DER WÄCHST UND LERNT
Lehrling, Bube, kleiner Kerl, manche Jungs sehen aus wie zu lange Stifte mit Armen dran.
&
DER STIFT, DER BEFESTIGT
Er ist oft spitz, ein Nagel ohne Kopf.
&
DER STIFT, DER VERBINDET
Er ist flach und braucht eine Nut, in die er hineinpasst.
&
DAS STIFT, DAS GESTIFTET WURDE
Es braucht Geld und existiert zu Ehren des stiftenden Geldgebers, oder des einzigen und
alleinigen Gottes, das ist Ansichtssache. &
DER STIFTER, DER EINE STIFTUNG STIFTET
Er gibt Geld und stiftet es für eine Stiftung zu eigener Ehre oder siehe oben. &
DER ANSTIFTER
Er stiftet Unruhe, Ärger oder gar einen Austand.
&
DER, DER STIFTEN GEHT
Er macht sich aus dem Staub, verduftet, verschwindet, sucht das Weite, nimmt die Füsse unter den Arm, büxt aus, entrinnt.
Kunigunde.
Der Schlüssel, liebes Herzens-Töchterchen,
Hängt, jetzt erinnr' ich michs, am Stift des Spiegels,
Der überm Putztisch glänzend eingefugt!
Käthchen.
Am Spiegelstift?
Das Käthchen von Heilbronn H. von Kleist
Es scheint mir, daß ein Mensch bei dem allerbesten Willen unsäglich viel Unheil anstiften kann, wenn er unbescheiden genug ist, denen nützen zu wollen, deren Geist und Wille ihm verborgen ist.
F. Nietzsche
Der Frauenleib ist der Anstiftung dringend verdächtig.
K. Tucholsky
Wo sie eine Verwüstung stiften, nennen sie es Frieden.
Ubi solitudinem faciunt, pacem appellant
Tacitus über die Eroberungen der Römer
Gedanken, weisheitsvoll, wenn ich sie jemals hab.
Sie brechen immer mir beim Bleistiftspitzen ab.
Carl Spitzweg
Die Stiftshütte wird verschiedentlich auch das Zelt der Zusammenkunft oder das Zelt des Zeugnisses genannt. Dies war der von Gott anerkannte Ort, wo er unter seinem Volk wohnte und ihm begegnen wollte, und wo in Absonderung von der Außenwelt sein Wille bekannt gegeben wurde. In ihrem Innern befand sich die Bundeslade.
Wiki
Stiftskirche in Innichen im Hochpustertal
---------------------------------------------------------------------------------------------- Stift, der
indogermanische wurzel stip- 'steif sein' lat. stipes 'pflock, pfahl' - künstlich hergestellter länglicher, meist cylindrischer körper aus metall oder holz, oft mit einer spitze
Grimms Wörterbuch
Bei einem »Stiftermahl« für eine gemeinnützige Einrichtung kam die Frage auf, wie die Wendung stiften gehen im Sinne von ›abhauen, sich verdrücken‹ entstanden sein mag. In den Lexika, die mir vorliegen, auch bei Lutz Röhrich, findet sich der Ausdruck wohl erwähnt, aber ohne Erklärung. Könnte nicht das Wort Stift in der Bedeutung ›etwas Geringes, Kleinigkeit‹ – man vergleiche Stift als ›Lehrling‹ – der Ausgangspunkt sein? Wer sich schnell aus dem Staub macht, »sich dünne macht«, wirkt nur noch wie ein Strich in der Landschaft?
[!] Der Ausdruck stiften gehen, der seit Anfang des 20. Jahrhunderts geläufig ist und in vielen Wörterbüchern, auch Dialektwörterbüchern, verzeichnet wird, ist trotz verschiedener Deutungsversuche noch nicht plausibel und sicher erklärt.
In der Soldatensprache des Ersten Weltkriegs ist der Ausdruck stiften gehen reichlich belegt. Gustav Hochstetter (Der feldgraue Büchmann. Geflügelte Kraftworte aus der Soldatensprache, 1916) und Otto Maußer (Deutsche Soldatensprache, 1917) haben stiften und stiften gehen im Sinne von ›weggehen, sich entfernen, bei Gefecht sich wegmachen‹ bzw. (in der Fliegersprache) ›schnell verschwinden, Deckung suchen‹ dokumentiert. Dies wird wiedergegeben im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm, Bd. 10.II.II (1942, Sp. 2890), wo auch vermerkt wird, dass stiften gehen in die Umgangssprache übernommen wurde. Die Wendung hat sich ja gehalten, und in der späteren Soldatensprache, auch der in der DDR war stiften gehen zu beobachten.
Entstanden ist der Ausdruck vermutlich schon zuvor. Heinz Küpper gibt in seinem Illustrierten Lexikon der deutschen Umgangssprache (Bd. 7, 1984) bei stiftengehen ›sich heimlich entfernen‹ an: »1900 ff.«, und er verweist nicht nur auf die Soldatensprache, sondern auch auf die Verbrecher- und die Polizeisprache. Zur Deutung schreibt er: »Gehört zu mhd ›stieben = Staub aufwirbeln; schnell laufen‹.« Anscheinend unter Bezug auf Küpper erwägt dies auch das Etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache von F. Kluge/E. Seebold (zuletzt 2002). Doch bleibt dies spekulativ. Auch Johann Knoblochs Hypothese, hier liege eine Wendung aus der Imkersprache vor – siehe das Stiften der Bienen –, ist unbewiesen. Knobloch weist darauf hin, dass die Königin nach dem Bestiften des Eis (die Bieneneier werden also als Stifte angesehen) ihre besondere Zelle verlässt und wegfliegt; ein Einfluss der Imkerfachsprache auf die Umgangssprache sei denkbar (siehe Muttersprache, 1978, S. 261 f.). Zustimmend aufgegriffen wurde diese Erklärung unseres Wissens nicht.
Für Ihren Deutungsversuch spricht zunächst, dass in der Soldatensprache des Ersten Weltkriegs, für die stiften gehen ja reichlich belegt ist, seinerzeit auch Stift in der Bedeutung ›Rekrut‹ geläufig war; dies übrigens schon früher, wie bei Paul Horn belegt (Die deutsche Soldatensprache, 1905). Doch eine rechte Sinnbeziehung will sich für mich nicht herstellen, da der Gang der Erklärung sehr verwickelt und der Ausdruck offenbar älter ist sowie auf andere Weise zu erklären sein müsste. Einige Dialektwörterbücher haben schon diese Beziehung zu Stift formal hergestellt, doch auch kein nachvollziehbares Motiv benannt.
Schon die Autoren jenes Bandes des Deutschen Wörterbuchs vermuten, die Wurzel liege in der Gaunersprache. In anderer Weise wird auf dieses Idiom Bezug genommen in Trübners Deutschem Wörterbuch, Band 6, 1955. Hier wird stiften gehen im Sinne von ›weglaufen‹ erklärt unter Hinweis auf das hebräische Wort schataf mit der Bedeutung ›überströmen‹; der Ausdruck sei »durch Gaunerkreise vor allem der Soldatensprache vermittelt worden«. Eine Bestätigung allerdings war nicht zu ermitteln.
Einen weiteren Hinweis mit Blick auf die Gaunersprache bietet Sigmund A. Wolfs Wörterbuch des Rotwelschen. Deutsche Gaunersprache (1956): Stift ist mehrfach belegt, für ›Knabe‹ und Lehrling, Kellnerlehrling‹ (Stiftche meint ›Knäbchen‹, Stiftbohrer ›Päderast‹). Stift heißt weiterhin aber auch ›Kautabak‹ und stiften ›Tabak kauen‹ (dies wird übrigens von den Dialektwörterbüchern zum Berlinischen und zum Preußischen unterstützt). So wäre eine weitere Spekulation möglich: Könnte die fragliche Wendung nicht mit Blick auf denjenigen entstanden sein, der sich aus dem Staube macht und Deckung sucht, weil er sich aus dem Gefecht zurückziehen und in Ruhe priemen will?
Eine schlüssige Erklärung für stiften gehen steht wohl noch aus, aber mir scheint, die Herleitung aus stieben hat viel für sich. Im Mittelhochdeutschen meinte stieben nicht nur ›wie Staub umherfliegen‹ und ›Staub von sich geben, stäuben‹, sondern auch ›schnell laufen, rennen, fliegen‹. Auch das Frühneuhochdeutsche Wörterbuch (Bd. 11, 2006) belegt stieben, übertragen und auf den Menschen bezogen, im Sinne von ›sich schnell entfernen, entfliegen‹.
Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS.de)
stiften - afries. stifta 'stiften, gründen, erbauen, in ordnung bringen; neben diesem j-verb steht vielleicht ein ō-verb im altostndfränk. gestiftoda s. u. I. entlehnt sind norw., schwed. stifta, dän. stifte 'stiften, anstiften, errichten'. die herkunft des wortes ist unklar.
von stiften der sinngehalt 'durch einen willensentschlusz und zweckentsprechendes handeln den beginn eines werkes oder einer handlung herbeiführen', doch kann damit keine grundbedeutung festgelegt werden; bereits in den ältesten zeugnissen auf die einmalige handlung des einrichtens bezogen, nicht auf die handwerkliche tätigkeit wie bei gründen und bauen; daher ist eine konkrete grundbedeutung unwahrscheinlich
Grimms Wörterbuch
http://www.zeno.org/Adelung-1793/A/Stift,+das
Mittwoch, 4. März 2015
Kindheit - Reim dich oder ich schlag dich
Der S-Bahnhof Friedrichstrasse
Warum ich Gedichte liebe.
Warum?
Weil ich einst Kinderreime gelernt habe.
Geleiert, gemurmelt,
gebrüllt und gebetet.
Bei der Gummihopse,
beim Abnehmen (das ist Gummihopse mit den Händen)
beim Hüpfen,
Rennen,
Verstecken,
bei Himmel & Hölle
& beim Abklatschen.
Kindergarten, Vorschule, Schule. Schulschluß.
Danach nix wie raus.
Auf die Strasse.
Mitten in Berlin Mitte.
(Der östlichen Mitte zumindestens.)
Kein Spielplatz weit und breit.
Aber Hinterhöfe und leere Plätze und der Monbi (Monbijou-Park).
Ich habe eigentlich in der Spree schwimmen gelernt.
Ich kann heute noch ziemlich schnell schwimmen.
Wir mußten schneller sein als die Boote der "Grenzer".
Die mutigen Jungs sind sogar vom Bodemuseum aus in das Dreckwasser gesprungen.
Wahrscheinlich bin ich deshalb frei von jedweder Allergie.
Mein Vergiftungsniveau ist einfach zu hoch.
Einerseits der Terror der sozialistischen Schule.
Stillsitzen.
Melden nur mittels Heben des rechten Unterarms in gerader Linie zum angewinkelten linken Arm.
Eine unmögliche Forderung, wenn alles in mir nach Bewegung verlangte.
Aber mein gutes Kurzzeitgedächtnis verkürzte die Hausaufgabenzeit.
Raus.
Raus.
Buddelkasten im Hinterhof.
Schweineschaukel an der Teppichstange.
(Erinnert sich noch jemand an diese geflochtenen Teppichschlaggeräte?)
Meine Freunde waren aus einer kinderreichen Familie.
Am Samstag wurde durchgebadet.
Erst der Vater.
Dann, ein wenig heißes Wasser dazu, die Mutter.
Undsoweiter.
Alle acht Kinder.
Beim letzten war das Wasser schwarz.
Frau Göhrler wohnte im fünften Stock und hatte weder Wasser noch Klo.
Beides war in einem Häuschen dort im Hof.
Ihre Manieren entstammten einer vergangenen Zeit.
Ebenso ihre Kleidung.
Aber zum Pinkeln mußte sie fünf Stockwerke über die hintere Treppe.
Die hintere Treppe.
Ein Mysterium.
Warum gab es sie?
Wir hatten eine Haushälterin, Gerda, meine Zweitmutter.
Meine andere Mutter war oft im Krankenhaus.
Minna nahm immer die hintere Treppe.
Geboren in einem Dorf im Anhaltinischen.
Schule nur bis sie dreizehn war.
Der Verlobte gefallen im großen Krieg.
Ihre Katze hieß Muschi.
Sie hat viele Bücher gelesen.
Und ist gestorben, bevor sie ihren Traum von einer Rhein-Schiffsreise realisieren konnte.
Gerda Niemeyer.
Genannt Minna, weil ich, als Kleinkind, ihren Namen nicht aussprechen konnte.
Meine liebste unverwandte Verwandte.
Berlin, meine Stadt, war immer bevölkert von Zugereisten.
Schusti aus Schlesien, Gerda aus Sachsen-Anhalt, meine Mutter aus Amerika und mein Vater aus dem zerbombten Magdeburg.
Berlin.
Meine Stadt, vollgestopft mt halberinnerten Geschehnissen.
Die aus der Vorkriegszeit übrig gebliebene Hure auf der Auguststrasse, die Freier nur noch für ein geselliges Frühstück mit nach Hause nahm.
Wände voller Einschüsse.
Räume, die nur durch ihre übriggebliebenen Wände an ihre Existenz erinnerten.
Diese Stadt ist weg.
Renoviert.
Saniert.
Es ist gut so.
Aber trotzdem bin ich voll von Erinnerungen.
Ich bin alt.
Und doch jung, weil ich froh bin über die Veränderungen, selbst die blöden.
Ene mene mopel,
wer frisst Popel,
süß und saftig,
eine Mark und achtzig,
eine Mark und zehn
und du darfst gehn.
Auf einem Baum ein Kuckuck
simsalabim, bamba,
saladu, saladim:
Auf einem Baum ein Kuckuck saß.
Da kam ein junger Jägers-
simsalabim, bamba,
saladu, saladim:
Da kam ein junger Jägersmann.
Der schoß den armen Kuckuck,
simsalabim, bamba,
saladu, saladim:
Der schoß den armen Kuckuck tot.
Und als ein Jahr vergangen,
simsalabim, bamba,
saladu, saladim:
Und als ein Jahr vergangen war.
Da war der Kuckuck wieder,
simsalabim, bamba,
saladu, saladim:
Da war der Kuckuck wieder da.
Da freuten sich die Leute,
simsalabim, bamba,
saladu, saladim:
Da freuten sich die Leute sehr.
saladu, saladim:
Auf einem Baum ein Kuckuck saß.
Da kam ein junger Jägers-
simsalabim, bamba,
saladu, saladim:
Da kam ein junger Jägersmann.
Der schoß den armen Kuckuck,
simsalabim, bamba,
saladu, saladim:
Der schoß den armen Kuckuck tot.
Und als ein Jahr vergangen,
simsalabim, bamba,
saladu, saladim:
Und als ein Jahr vergangen war.
Da war der Kuckuck wieder,
simsalabim, bamba,
saladu, saladim:
Da war der Kuckuck wieder da.
Da freuten sich die Leute,
simsalabim, bamba,
saladu, saladim:
Da freuten sich die Leute sehr.
Backe, backe, Kuchen,
der Bäcker hat gerufen!
Wer will guten Kuchen backen,
der muss haben sieben Sachen:
Eier und Schmalz, Butter und Salz,
Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gehl!
Schieb, schieb in’n Ofen ‘nein.
der Bäcker hat gerufen!
Wer will guten Kuchen backen,
der muss haben sieben Sachen:
Eier und Schmalz, Butter und Salz,
Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gehl!
Schieb, schieb in’n Ofen ‘nein.
Das ist der Daumen,
der schüttelt die Pflaumen,
der hebt sie auf,
der trägt sie nach Haus,
der kleine Schelm isst sie alle auf.
der schüttelt die Pflaumen,
der hebt sie auf,
der trägt sie nach Haus,
der kleine Schelm isst sie alle auf.
Hoppe, hoppe, Reiter,
wenn er fällt dann schreit er.
Fällt er in den Graben,
fressen ihn die Raben.
Fällt er in die Hecken,
fressen ihn die Schnecken.
Fällt er in den Sumpf, macht der Reiter: plumps!
wenn er fällt dann schreit er.
Fällt er in den Graben,
fressen ihn die Raben.
Fällt er in die Hecken,
fressen ihn die Schnecken.
Fällt er in den Sumpf, macht der Reiter: plumps!
Dienstag, 3. März 2015
Lynsey Addario - Dafur - Photographien
DAFUR
Lynsey Addario dokumentiert in ihrer Photoserie “Darfur” den schon
2003 ausgebrochenen Konflikt im westlichen Sudan.
Schätzungsweise 300.000 Menschen kamen dort durch Gewalt, Krankheiten oder Hunger ums Leben und rund 2
Millionen Menschen sind noch heute auf der Flucht.
So schöne Bilder einer so schrecklichen Situation, ein unlösbarer Widerspruch, scheint mir.
Dies sind keine Frauen, sondern Soldaten. Ihr Lastwagen ist liegengeblieben und sie warten. 2004 |
Kinder, Flüchtlinge in einem Sandsturm
2007
|
HEIMATLOS
Wir ohne Heimat irren so verloren
und sinnlos durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen plaudern vor den Toren
vertraut im abendlichen Sommerwind.
Er macht den Fenstervorhang flüchtig wehen
und läßt uns in die lang entbehrte Ruh
des sichren Friedens einer Stube sehen
und schließt sie vor uns grausam wieder zu.
Die herrenlosen Katzen in den Gassen,
die Bettler, nächtigend im nassen Gras,
sind nicht so ausgestoßen und verlassen
wie jeder, der ein Heimatglück besaß
und hat es ohne seine Schuld verloren
und irrt jetzt durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen träumen vor den Toren
und wissen nicht, daß wir ihr Schatten sind.
Max Herrmann Neisse
Gesammelte Werke Herausgegeben von Klaus Völker.
Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1986 (vergriffen)
Journalists can sound grandiose when they talk about their
profession.
Some of us are adrenaline junkies; some of us are escapists;
some of us do wreck our personal lives and hurt those who love us most.
This work can destroy people.
I have seen so many friends and colleagues become unrecognizable from trauma:
short-tempered, sleepless, and alienated from friends.
But after years of witnessing so much suffering in the world,
we find it hard to acknowledge that lucky, free, prosperous people like us might be suffering, too.
We feel more comfortable in the darkest places than we do back home,
where life seems too simple and too easy.
We don’t listen to that inner voice that says it is time to take a break from documenting other people’s lives and start building our own.
Under it all, however, are the things that sustain us and bring us together:
the privilege of witnessing things that others do not;
an idealistic belief that a photograph might affect people’s souls;
the thrill of creating art and contributing to the world’s database of knowledge.
When I return home and rationally consider the risks, the choices are difficult.
But when I am doing my work, I am alive and I am me.
It’s what I do.
I am sure there are other versions of happiness, but this one is mine.”
Some of us are adrenaline junkies; some of us are escapists;
some of us do wreck our personal lives and hurt those who love us most.
This work can destroy people.
I have seen so many friends and colleagues become unrecognizable from trauma:
short-tempered, sleepless, and alienated from friends.
But after years of witnessing so much suffering in the world,
we find it hard to acknowledge that lucky, free, prosperous people like us might be suffering, too.
We feel more comfortable in the darkest places than we do back home,
where life seems too simple and too easy.
We don’t listen to that inner voice that says it is time to take a break from documenting other people’s lives and start building our own.
Under it all, however, are the things that sustain us and bring us together:
the privilege of witnessing things that others do not;
an idealistic belief that a photograph might affect people’s souls;
the thrill of creating art and contributing to the world’s database of knowledge.
When I return home and rationally consider the risks, the choices are difficult.
But when I am doing my work, I am alive and I am me.
It’s what I do.
I am sure there are other versions of happiness, but this one is mine.”
Lynsey Addario It's What I Do: A Photographer's Life of Love and War
© für alle Photographien Lynsey Addario
Montag, 2. März 2015
Post-Premieren-Blues
Mag die Premiere herrlich, erfolgreich und jubelnd gewesen sein, wie es diese letzte war, oder gänzlich grässlich oder, was viel schlimmer ist, halbgut, mittelmäßig, in den Tagen danach fühle ich mich elend.
Wie ein leergelaufener Weinschlauch, ein Schuh mit halber Sohle, ein Hirn ohne Windung.
Diesmal ist es noch verwirrender, denn ich bin gänzlich ausgeleert.
Die Probenbedingungen waren absurd, der Außendruck auf das Theater und seine/meine Mitarbeiter immens, das Stück ein harter Brocken.
Zwei neue Stücke warten, aber da sind keinerlei Neuronen, die irgendwelche Gedanken, Einfälle oder wenigstens vorliegende Informationen weiterleiten, verbinden und in sinnvolle Zusammenhänge bringen könnten.
Surreale Schnipsel des verlassenen, fertigen und doch nicht, nie zu Ende kommenden Stückes schwirren in meinem Kopf herum.
Alle. Ich bin alle.
Koffer werden ausgepackt, Wäsche wird gewaschen, Schuhe geputzt, anstehende Bürokratie durchforstet, Post beantwortet, das eigene Bett grüßt mit ausreichend Fläche und rechter Festigkeit. Himmlisch.
Aber mein Kopf, mein lieber Kopf ist noch im Koma. Er mag sich nicht beteiligen, nicht regen, nicht denken, nicht wach werden.
Es wird besser werden. Übermorgen oder Überübermorgen regt sich wieder was.
Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.
Hilde Domin
P.S. Und dann schreibt Tobi Müller (der Name mag einiges entschuldigen) eine Kritik, die keine ist, weil der "Spiegel" nie über eine Premiere in Rostock einfach so berichten würde, sondern nur weil er das abgelatschte Baal/Castorf/Brecht-Erben/Freiheit des Regisseurs - Thema nochmal irgendwie unterbringen will, und er bringt alles durcheinander und schreibt Unrichtigkeiten und es ist eigentlich egal, aber meine übermüdete Eitelkeit ist gekränkt. Er hat nicht geguckt, sondern nur abgehakt.
Was macht Gegenwärtigkeit auf der Bühne aus? Eindeutige Heutigkeit oder/und Angebote für den Zuschauer, selbst Parallelen zu ziehen?
Fuck him! Aber nicht heute, erst, wenn ich wieder wach bin.
Donnerstag, 26. Februar 2015
Theater ist herzzerreißend - Rostock
Rostock, den 25.02.2015
Aber dieses ganze Mahagonny
war, weil alles so schlecht ist,
weil keine Ruhe herrscht und keine Eintracht
und weil es nichts gibt,
woran man sich halten kann.
"Mahagonny" hatte heute seine Zweite Hauptprobe.
Zeitgleich wurde in der Rostocker Bürgerschaft über rabiate, ja tödliche Eingriffe in die Struktur des Rostocker Theaters abgestimmt.
Der erste Durchlauf mit Orchester, Bühne, Kostüm, Licht & Stimme, nachdem ich, als immer wieder verblüffter Schauspielregisseur, gestern in der Ersten Komplettprobe mit Klavier meinen Darstellern beim "stummen" Singen zuschauen durfte. Ein auch beim x-ten Mal höchst eigenartiges Erlebnis.
Wiki beschreibt die kostbaren und also zu schützenden Körperteile folgendermaßen: Die Stimmlippen (auch: Stimmfalten, lat. plica vocalis) sind paarige schwingungsfähige Strukturen im Kehlkopf. Sie sind ein wesentlicher Teil des stimmbildenden Apparates (Glottis) des Kehlkopfes, bestehend aus der von Epithel überzogenen Stimmfalte, dem eigentlichen Stimmband (Ligamentum vocale), dem Musculus vocalis und den Aryknorpeln jeweils beider Seiten. Die Stimmlippen werden beidseits bei der Phonation (Stimmgebung) durch Anblasen aus dem Brustkorb in Schwingungen versetzt (Bernoulli-Effekt) und bilden so den Primärschall der Stimme... Wenn eine Opernsängerin einen besonders hohen Ton anstimmt, öffnen und schließen sich die Stimmlippen öfter als 1000 Mal in der Sekunde.
Heute mit Kraft und Klang und Lust beginnt das schrille Ding, die Spiel-Oper ohne gemütliches, gewohntes Sentiment, doch mit politischem Zorn und bösem Witz und hoher Geschwindigkeit, zu leuchten, zu fiebern, zu vibrieren.
Die Solisten fangen an in ihren überdimensionierten Kostümen zu leben, der Chor wächst zum ebenbürtigen Gegenpart und die Tänzer, oh, die Tänzer, Mitspieler und Störenfriede, sind das Salz in der Suppe, der Haken an der Sache, die gute Irritation.
Hier eine ernsthafte Liebeserklärung an eine der besten Tanzcompagnies, denen ich je begegnet bin. Ihr seid besonders und großartig!
Wir kommen durchs Stück - eine kurze Pause - dann Korrekturen.
10 Minuten, oder zwei Zigaretten auf der zugigen Kantinenterasse.
10 Minuten, und - ich treffe auf ein Ensemble in Tränen.
Die Entscheidung der Bürgerschaft ist gefallen, 26 zu 21, und wenn auch die Formulierungen verschwiemelt verheimlichen wollen, wissen nun alle, zwei Sparten werden vernichtet, das Musiktheater und der Tanz.
Bürgerschaft beschließt strukturelle Änderungen / Musik- und Tanztheater verlieren Eigenständigkeit / Neubau beschlossen
neues deutschland
Die Rostocker Bürgerschaft hat am Mittwoch einem Kooperationsmodell für das Rostocker Theater zugestimmt. 26 Abgeordnete von CDU, SPD, Grünen, FDP und "Für Rostock" votierten für das sogenannte "Funktionelle Vier-Sparten-Theater", 21 Abgeordnete dagegen, zwei enthielten sich. Der 2+2-Vorschlag sieht vor, Schauspiel und Konzertwesen als eigenständig zu erhalten. Musik- und Tanztheater sollen allerdings mit anderen Bühnen kooperieren.
ndr.de
... Schauspiel und Konzertwesen arbeiten darin eigenständig, Musik- und Tanztheater sollen allerdings mit anderen Bühnen kooperieren. Betriebsbedingte Kündigungen werden zunächst ausgeschlossen. Sie seien aber möglich, wenn betroffene Mitarbeiter alternative Angebote ablehnen.
svz.de
Die Tränen sind getrocknet worden, wir haben weiterprobiert, die Premiere ist ausverkauft.
Die Oper "Mahagonny" endet in einer anarchischen Demonstration, irgendwo/nirgendwo zwischen Pegida, Occupy - wir werden unsere eigenen Schlachtrufe erfinden müssen.
Vor vielen Jahren habe ich für eine Rostocker Zeitung folgenden Text geschrieben, er trifft, leider - heute - hier - jetzt.
„Jetzt kommt und seht, wie es ihm
dreckig geht
Jetzt ist er wirklich, was man pleite
nennt.
Die ihr als oberste Autorität
Nur eure schmierigen Gelder anerkennt
Seht, daß er euch nicht in die Grube
fährt!"
b.b.
In den letzten Wochen mußte ich nahezu
täglich die widersprüchlichsten Meldungen über den Ort an dem ich arbeite
lesen. „ Besucherzahlen- und Einnahmesteigerungen“; „Theaterneubau“;
„Theaterneubau, aber kein Theaterensemble“; „Theaterensemble schon, aber nur
für musikalische Produktionen“; „Kein Ensemble, nur die Philharmonie“.
Da ich nun mal einer derjenigen bin,
die da unentwegt und in beschwingtem Tone zum Tode verurteilt werden sollen,
hier mein wütender Protest:
Im Juli habe ich mit vielleicht 2000
anderen eine wunderbare Sommernachtstraumaufführung des Volkstheater - Schauspielensembles auf
der Freilichtbühne der IGA gesehen. Ist es euch egal, wenn ihr Shakespeare
künftig nur noch in Hollywoodfilmform oder als tourneekompatible
Billigproduktion sehen werdet?
Im letzten Winter haben hunderte Kinder
den „Gestiefelten Kater“ bejubelt. Ist es euch egal, wenn sie dann wieder doch
nur Fernsehen gucken können?
Im „Raub der Sabinerinnen“ habe ich
Besucher so lachen gesehen, daß ihnen die Tränen über das Gesicht liefen und
sie hatten nach einem Abend, prallgefüllt mit Schauspiellust und Schauspielkunst
beim Verlassen des Theaters, die beseelten und heiteren Gesichter von
beglückten Menschen. Ja, ja, ich weiß,
daß ist nur Komödie, aber ist es euch egal, ob es diesen Ort gibt, an dem ihr
gemeinsam mit anderen und nicht nur über andere lachen könnt?
200 sechzehnjährige Schüler im
„Urfaust“: „ Man, das Ist aber eine blöde Sprache“, Gekicher, Geraune,
Geflüster und dann: „Der Mephisto ist aber cool!“„ Das Unglück vom Gretchen
über die verlorene Liebe und das tote Kind kann ich verstehen.“ Da sind sie ganz
aufmerksam und begreifen ganz viel und gelegentlich fließt auch eine Träne. Ist
es euch egal, ob eure Kinder schöne Sprache klug gesprochen nirgendwo mehr
hören können?
Ihr alle habt euch als Kinder mühelos
in Prinzessinnen, Piraten und Indianer verwandeln können. Später ist dafür
keine Zeit und es kommt einem wie so manches andere Kostbare abhanden und
leider werden oft auch die Träume vernünftiger und kleiner, „man muß ja
realistisch bleiben“. Wir Spieler sind berufsmäßige Träumer und Albträumer,
allerdings hart arbeitende und nicht gerade überbezahlt. Ich habe es satt, daß
über uns gesprochen und geschrieben und leider auch entschieden wird von
Leuten, die keinen Traum haben (, als den, kein Risiko einzugehen). Wir sind
nötige und nützliche Mitglieder dieser Stadtgemeinschaft, darauf bestehe ich,
was nicht heißt, daß wir nicht noch besser werden sollten und können. Und wer
da aus Kurzsichtigkeit, oder Pragmatismus, oder blanker Dummheit über uns die
Todesstrafe verhängt, der muß auch wissen, daß er etwas Wunderbares tötet. Ist
es euch egal?
Man könnte auch hintenran ein weiteres
Zitat des obengenannten Dichters setzten.
„Man schlage ihnen ihre Fressen
Mit schweren Eisenhämmern ein.
Im übrigen will ich vergessen
Und bitte sie mir zu verzeihn."
Francisco Goya
Saturn frißt seine Kinder
zwischen 1819 und 1823
zwischen 1819 und 1823
Mit enthusiastischem und wütendem Gruß, Johanna Schall!
Sonntag, 22. Februar 2015
Wie ein Schwert durchs Herz der Nacht - Rilke übersetzt Jacobsen
Arabeske.
Zu einer Handzeichnung von Michelangelo
Frauenprofil mit gesenktem Blick in den Uffizien
Griff die Woge Land?
Griff sie Land und versickerte langsam
rollend mit den Perlen des Kieses
wieder hinaus in der Wogen Welt?
Nein. Steil steigend wie ein Streitroß
hob sie hoch ihre nasse Brust.
Durch die Mähne sprühte Schaum hin,
schneeweiß wie ein Schwanenrücken.
Strahlender Staub und regenbogiger Nebel
zitterten auf durch die Luft:
und ihn verwerfend
und teilend
flog sie, breit, auf Schwanenschwingen
in der Sonne weißes Licht.
Ich kenn deinen Flug, du fliegende Woge.
Aber der goldne Tag wird sinken,
wird, in der Nacht dunklen Mantel geschlagen,
müde sich legen zu Ruh.
Tau wird glitzern in seinem Hauch,
die Blumen zu sein rings um sein Lager,
eh du dein Ziel noch erreichst.
--- Und bist du heran an das goldene Gitter
und streifst leis, ausspannend den Flug,
hin über die breiten Gänge des Gartens,
hin über Wogen von Lorbeer und Myrten,
über der Magnolien dunkle Krone,
unter dem Nachschaun ihrer hellen, ruhig-scheinenden,
unter dem Nachschaun ihrer starrenden Blumenaugen,
niedriger hin über verschwiegen flüsternde Iris,
getragen, gewiegt in erleichtert weinende Träume
von der Geranien Duft,
von der Tuberosen und des Jasmins schweratmendem Duft,
getragen heran an die weiße Villa
mit den mondhellen Scheiben,
mit ihrer Wache von hohen dunklen,
hohen treuen Zypressen:
so vergehst du in der Ahnungen Angst,
brennst auf in deiner bebenden Sehnsucht,
gleitest weiter wie ein Luftstrich vom Meer,
und du stirbst in der Weinranken Laub,
rauschendem Laub von Weinranken
am marmornen Rand des Balkons.
Während die kalte Seide der Balkongardine
langsam sich in schweren Falten schaukelt,
und die goldnen Traubenbüschel
aus den angstvoll bösen Ranken
fallen in des Gartens Gras.
Glühende Nacht.
Langsam brennst du hin über die Erde.
Der Träume seltsam wechselnder Qualm
wallt und wirbelt auf deiner Spur dir nach,
glühende Nacht.
Die Willen sind Wachs in deiner weichen Hand,
und Treue biegt wie Schilf in deinem Wehen,
und was ist Einsicht, lehnt sie sich an dich,
und was ist Unschuld unter deinem Blick,
der zwar nichts sieht, doch wild den roten Strom
in allen Adern so zur Sturmflut ansaugt,
wie es der Mond tut mit des Meeres Wassern.
---Glühende Nacht.
Gewaltige blinde Mänade.
Her durch das Dunkel blitzen und schäumen
seltsame Wellen von seltsamem Laut,
Anklingen von Bechern
und des Stahls hurtiger singender Klang,
austropfendes Blut und Röcheln von Blutenden
und das schwere Brüllen des Wahnsinns vermischt
mit dem heiseren Schrei purpurroter Begier.
--Aber der Seufzer, glühende Nacht?
der Seufzer, der anschwillt und stirbt,
stirbt, um neu zu erstehn,
der Seufzer, du glühende Nacht!
Sieh, die seidne Welle der Gardine teilt sich,
eine Frau, hoch und herrlich,
hebt sich dunkel von der dunklen Luft ab.
-- Heiliges Leid in deinem Blick,
Leid, das Hilfe nicht kennt,
hoffnungsloses
brennendes, zweifelndes Leid.
-----Nächte und Tage schwirren über die Erde.
Jahreszeiten wechseln wie Farben und Wangen,
Geschlecht auf Geschlecht in langen dunklen Wogen
rollt über die Erde,
rollt und vergeht,
indes die Zeit langsam stirbt.
Wozu das Leben?
Wozu der Tod?
Wozu leben, wenn wir doch sterben sollen?
Wozu kämpfen, wissend, daß das Schwert
dennoch uns entwunden wird einmal?
Dieser Scheiterhaufen von Qual, wozu?
Tausend Stunden Lebens langsam leidend,
langsam ausgehn in des Todes Leiden.
Ist dies dein Gedanke, hohe Frau?
Ruhig stumm steht sie auf dem Balkone,
hat kein Wort, kein Seufzen, keine Klage,
hebt sich dunkel von der dunklen Luft ab
wie ein Schwert durchs Herz der Nacht.
J.P. Jacobsen übersetzt von Rainer Maria Rilke
Frauenprofil mit gesenktem Blick in den Uffizien
Griff die Woge Land?
Griff sie Land und versickerte langsam
rollend mit den Perlen des Kieses
wieder hinaus in der Wogen Welt?
Nein. Steil steigend wie ein Streitroß
hob sie hoch ihre nasse Brust.
Durch die Mähne sprühte Schaum hin,
schneeweiß wie ein Schwanenrücken.
Strahlender Staub und regenbogiger Nebel
zitterten auf durch die Luft:
und ihn verwerfend
und teilend
flog sie, breit, auf Schwanenschwingen
in der Sonne weißes Licht.
Ich kenn deinen Flug, du fliegende Woge.
Aber der goldne Tag wird sinken,
wird, in der Nacht dunklen Mantel geschlagen,
müde sich legen zu Ruh.
Tau wird glitzern in seinem Hauch,
die Blumen zu sein rings um sein Lager,
eh du dein Ziel noch erreichst.
--- Und bist du heran an das goldene Gitter
und streifst leis, ausspannend den Flug,
hin über die breiten Gänge des Gartens,
hin über Wogen von Lorbeer und Myrten,
über der Magnolien dunkle Krone,
unter dem Nachschaun ihrer hellen, ruhig-scheinenden,
unter dem Nachschaun ihrer starrenden Blumenaugen,
niedriger hin über verschwiegen flüsternde Iris,
getragen, gewiegt in erleichtert weinende Träume
von der Geranien Duft,
von der Tuberosen und des Jasmins schweratmendem Duft,
getragen heran an die weiße Villa
mit den mondhellen Scheiben,
mit ihrer Wache von hohen dunklen,
hohen treuen Zypressen:
so vergehst du in der Ahnungen Angst,
brennst auf in deiner bebenden Sehnsucht,
gleitest weiter wie ein Luftstrich vom Meer,
und du stirbst in der Weinranken Laub,
rauschendem Laub von Weinranken
am marmornen Rand des Balkons.
Während die kalte Seide der Balkongardine
langsam sich in schweren Falten schaukelt,
und die goldnen Traubenbüschel
aus den angstvoll bösen Ranken
fallen in des Gartens Gras.
Glühende Nacht.
Langsam brennst du hin über die Erde.
Der Träume seltsam wechselnder Qualm
wallt und wirbelt auf deiner Spur dir nach,
glühende Nacht.
Die Willen sind Wachs in deiner weichen Hand,
und Treue biegt wie Schilf in deinem Wehen,
und was ist Einsicht, lehnt sie sich an dich,
und was ist Unschuld unter deinem Blick,
der zwar nichts sieht, doch wild den roten Strom
in allen Adern so zur Sturmflut ansaugt,
wie es der Mond tut mit des Meeres Wassern.
---Glühende Nacht.
Gewaltige blinde Mänade.
Her durch das Dunkel blitzen und schäumen
seltsame Wellen von seltsamem Laut,
Anklingen von Bechern
und des Stahls hurtiger singender Klang,
austropfendes Blut und Röcheln von Blutenden
und das schwere Brüllen des Wahnsinns vermischt
mit dem heiseren Schrei purpurroter Begier.
--Aber der Seufzer, glühende Nacht?
der Seufzer, der anschwillt und stirbt,
stirbt, um neu zu erstehn,
der Seufzer, du glühende Nacht!
Sieh, die seidne Welle der Gardine teilt sich,
eine Frau, hoch und herrlich,
hebt sich dunkel von der dunklen Luft ab.
-- Heiliges Leid in deinem Blick,
Leid, das Hilfe nicht kennt,
hoffnungsloses
brennendes, zweifelndes Leid.
-----Nächte und Tage schwirren über die Erde.
Jahreszeiten wechseln wie Farben und Wangen,
Geschlecht auf Geschlecht in langen dunklen Wogen
rollt über die Erde,
rollt und vergeht,
indes die Zeit langsam stirbt.
Wozu das Leben?
Wozu der Tod?
Wozu leben, wenn wir doch sterben sollen?
Wozu kämpfen, wissend, daß das Schwert
dennoch uns entwunden wird einmal?
Dieser Scheiterhaufen von Qual, wozu?
Tausend Stunden Lebens langsam leidend,
langsam ausgehn in des Todes Leiden.
Ist dies dein Gedanke, hohe Frau?
Ruhig stumm steht sie auf dem Balkone,
hat kein Wort, kein Seufzen, keine Klage,
hebt sich dunkel von der dunklen Luft ab
wie ein Schwert durchs Herz der Nacht.
J.P. Jacobsen übersetzt von Rainer Maria Rilke
Arabesk.
Til en Haandtegning af Michel Angelo.
(Kvindeprofil med sænkede Blikke i Gangen mellem Pitti og Ufficierne)
Tog Bølgen Land?
Tog den Land og sived langsomt,
Rallende med Grusets Perler,
Atter ud i Bølgers Verden?
Nej! den stejled som en Ganger,
Løfted højt sin vaade Bringe;
Gjennem Manken gnistred' Skummet
Snehvidt som en Svanes Ryg.
Straalestøv og Regnbu'taage
Sitred op igjennem Luften:
Ham den kasted',
Ham den skifted',
Fløj paa brede Svanevinger
Gjennem Solens hvide Lys.
Jeg kjender din Flugt, du flyvende Bølge;
Men den gyldne Dag vil segne,
Vil, svøbt i Nattens dunkle Kappe,
Lægge sig træt til Hvile,
Og Duggen vil glimte i hans Aande,
Blomsterne lukke sig om hans leje,
Før du naa'r dit Maal.
— Og har du naa't det gyldne Gitter
Og stryger tyst paa spredte Vinger
Henover Havens brede Gange,
Henover Laurers og Myrthers Vover,
Over Magnoliens dunkle Krone,
Fulgt af dens lyse, roligt blinkende,
Fulgt af dens stirrende Blomsterøjne,
Nedover hemmeligt-hviskende Iris,
Baaret og dysset i graadmilde Drømme
Af Geraniernes Duft,
Af Tuberosers og Jasminers tungtaandende Duft
Baaret mod den hvide Villa
Med de maanelyse Ruder,
Med dens Vagt af høje, dunkle,
Høje, trolige Cypresser,
Da forgaar du i Anelsers Angst,
Brændes op af din skjælvende Længsel,
Glider frem som en Luftning fra Havet,
Og du dør mellem Vinrankens Løv,
Vinrankens susende Løv,
Paa Balkonens Marmortærskel,
Mens Balkongardinets kolde Silke
Langsomt vugger sig i tunge Folder,
Og de gyldne Drueklaser
Fra de angstfuldt-vredne Ranker
Fældes ned i Havens Græs.
Glødende Nat!
Langsomt brænder du henover Jorden;
Drømmenes sælsomt skiftende Røg
Flakker og hvirvles afsted i det Spor,
Glødende Nat!
— Viljer er Voks i din bløde Haand,
Og Troskab Siv kun for din Aandes Pust!
Og hvad er Klogskab lænet mod din Barm?
Og hvad er Uskyld daaret af dit Blik,
Det intet ser, men suger vildt
Til Stormflod Aarens røde Strøm,
Som Maanen suger Havets kolde Vande?
— Glødende Nat!
Vældige, blinde Mænade!
Frem gjennem Mulmet blinker og skummer
Sælsomme Bølger af sælsom Lyd:
Bægeres Klang,
Staalets hurtige, syngende Klang,
Blodets Dryppen og Blødendes Rallen
Og tykmælt Vanvids Brølen blandet
Med purpurrøde Attraas hæse Skrig ...
— Men Sukket, glødende Nat?
Sukket, der svulmer og dør,
Dør for at fødes paany,
Sukket, du glødende Nat!
Se, Gardinets Silkevover skilles,
Og en Kvinde høj og herlig
Tegner mørk sig mod den mørke Luft.
— Hellige Sorg i dit Blik,
Sorg, der ej kan hjælpes,
Haabløs Sorg,
Brændende, tvivlende Sorg.
— Nætter og Dage summer over Jorden,
Aarstider skifte som Farver paa Kind,
Slægter paa Slægt i lange, mørke Bølger
Rulle over Jord,
Rulle og forgaa,
Medens langsomt Tiden dør.
Hvorfor Livet?
Hvorfor Døden?
Hvorfor leve, naar vi dog skal dø?
Hvorfor kæmpe, naar vi veed, at Sværdet
Dog skal vristes af vor Haand en Gang?
Hvortil disse Baal af Kval og Smerte:
Tusind Timers Liv i langsom Liden,
Langsom Løben ud i Dødens Liden
Er det din tanke, høje Kvinde?
Tavs og rolig staar hun paa Balkonen,
Har ej Ord, ej Suk, ej Klage,
Tegner mørk sig mod den mørke Luft
Som et Sværd igjennem Nattens Hjærte.
J.P. Jacobsen
Rilke schreibt in sein Exemplar von 'Marie Grubbe' das Gedicht an 'Jens Peter Jacobsen'. Rilke besitzt den Band seit 1896 und sendet ihn am 18.10. 1900 als Geschenk an Paula Becker.
(Kvindeprofil med sænkede Blikke i Gangen mellem Pitti og Ufficierne)
Tog Bølgen Land?
Tog den Land og sived langsomt,
Rallende med Grusets Perler,
Atter ud i Bølgers Verden?
Nej! den stejled som en Ganger,
Løfted højt sin vaade Bringe;
Gjennem Manken gnistred' Skummet
Snehvidt som en Svanes Ryg.
Straalestøv og Regnbu'taage
Sitred op igjennem Luften:
Ham den kasted',
Ham den skifted',
Fløj paa brede Svanevinger
Gjennem Solens hvide Lys.
Jeg kjender din Flugt, du flyvende Bølge;
Men den gyldne Dag vil segne,
Vil, svøbt i Nattens dunkle Kappe,
Lægge sig træt til Hvile,
Og Duggen vil glimte i hans Aande,
Blomsterne lukke sig om hans leje,
Før du naa'r dit Maal.
— Og har du naa't det gyldne Gitter
Og stryger tyst paa spredte Vinger
Henover Havens brede Gange,
Henover Laurers og Myrthers Vover,
Over Magnoliens dunkle Krone,
Fulgt af dens lyse, roligt blinkende,
Fulgt af dens stirrende Blomsterøjne,
Nedover hemmeligt-hviskende Iris,
Baaret og dysset i graadmilde Drømme
Af Geraniernes Duft,
Af Tuberosers og Jasminers tungtaandende Duft
Baaret mod den hvide Villa
Med de maanelyse Ruder,
Med dens Vagt af høje, dunkle,
Høje, trolige Cypresser,
Da forgaar du i Anelsers Angst,
Brændes op af din skjælvende Længsel,
Glider frem som en Luftning fra Havet,
Og du dør mellem Vinrankens Løv,
Vinrankens susende Løv,
Paa Balkonens Marmortærskel,
Mens Balkongardinets kolde Silke
Langsomt vugger sig i tunge Folder,
Og de gyldne Drueklaser
Fra de angstfuldt-vredne Ranker
Fældes ned i Havens Græs.
Glødende Nat!
Langsomt brænder du henover Jorden;
Drømmenes sælsomt skiftende Røg
Flakker og hvirvles afsted i det Spor,
Glødende Nat!
— Viljer er Voks i din bløde Haand,
Og Troskab Siv kun for din Aandes Pust!
Og hvad er Klogskab lænet mod din Barm?
Og hvad er Uskyld daaret af dit Blik,
Det intet ser, men suger vildt
Til Stormflod Aarens røde Strøm,
Som Maanen suger Havets kolde Vande?
— Glødende Nat!
Vældige, blinde Mænade!
Frem gjennem Mulmet blinker og skummer
Sælsomme Bølger af sælsom Lyd:
Bægeres Klang,
Staalets hurtige, syngende Klang,
Blodets Dryppen og Blødendes Rallen
Og tykmælt Vanvids Brølen blandet
Med purpurrøde Attraas hæse Skrig ...
— Men Sukket, glødende Nat?
Sukket, der svulmer og dør,
Dør for at fødes paany,
Sukket, du glødende Nat!
Se, Gardinets Silkevover skilles,
Og en Kvinde høj og herlig
Tegner mørk sig mod den mørke Luft.
— Hellige Sorg i dit Blik,
Sorg, der ej kan hjælpes,
Haabløs Sorg,
Brændende, tvivlende Sorg.
— Nætter og Dage summer over Jorden,
Aarstider skifte som Farver paa Kind,
Slægter paa Slægt i lange, mørke Bølger
Rulle over Jord,
Rulle og forgaa,
Medens langsomt Tiden dør.
Hvorfor Livet?
Hvorfor Døden?
Hvorfor leve, naar vi dog skal dø?
Hvorfor kæmpe, naar vi veed, at Sværdet
Dog skal vristes af vor Haand en Gang?
Hvortil disse Baal af Kval og Smerte:
Tusind Timers Liv i langsom Liden,
Langsom Løben ud i Dødens Liden
Er det din tanke, høje Kvinde?
Tavs og rolig staar hun paa Balkonen,
Har ej Ord, ej Suk, ej Klage,
Tegner mørk sig mod den mørke Luft
Som et Sværd igjennem Nattens Hjærte.
J.P. Jacobsen
Rilke schreibt in sein Exemplar von 'Marie Grubbe' das Gedicht an 'Jens Peter Jacobsen'. Rilke besitzt den Band seit 1896 und sendet ihn am 18.10. 1900 als Geschenk an Paula Becker.
An Jens Peter Jacobsen
Er war ein einsamer Dichter,
ein blasser Mondpoet,
ein stiller Sturmverzichter,
vor dem die Sehnsucht lichter
als vor den Lauten geht.
Ein Weihen war sein Kranken.
Er sah versöhnt und ohne Gram,
wie früh ein Fremdes ihm die schlanken
Hände aus den Ranken
des Lebens lösen kam ...
Er war ein einsamer Dichter,
ein blasser Mondpoet,
ein stiller Sturmverzichter,
vor dem die Sehnsucht lichter
als vor den Lauten geht.
Ein Weihen war sein Kranken.
Er sah versöhnt und ohne Gram,
wie früh ein Fremdes ihm die schlanken
Hände aus den Ranken
des Lebens lösen kam ...
Freitag, 20. Februar 2015
Heiße Schokolade
Alles, was du brauchst, ist Liebe. Aber ein bisschen Schokolade hin und wieder tut auch nicht weh.
Charles M. Schulz
Manchmal, ganz manchmal, wenn ich so richtig, aber so richtig müde oder traurig bin, brauche ich ein Kindheitstrostmittel. Heiße Schokolade und Weißbrot mit gesalzener Butter.
Kurze Rückblende: Samstagabend, kein Elternteil hat Vorstellung, Kulenkampff ist vorbei, Das Wort zum Sonntag salbadert über den Schirm, die Mutter kocht Schokolade für den Spätfilm, ein alter schwarzweißer Western, ein Film noir oder, wenn auch selten, ein deutscher Filmklassiker. Das Fernsehen-West, hat zwei Sender und es gibt keine Fernbedienung. Unser Haushalt besitzt einen Fernseher!
Wir haben die Strapazen nur überlebt, weil wir genug Schokolade dabei hatten.
Roald Amundsen
Die Zutaten sind ohne Mengenangaben, denn sie sind abhängig vom Grad der Müdigkeit, bzw. Traurigkeit und der "Süße des individuellen Zahnes".
Milch
Kakao
eine ganze Tafel Bitterschokolade, gerieben oder gestückelt
eine Prise Salz
etwas Nescafé
Vanillezucker
weißer Zucker nach Bedarf, aber weniger als üblich
Weißbrot
gekühlte Salzbutter
& eine große stabile unfeine Tasse
Rühren, rühren, rühren!!!
Die Pampe muß dick sein und bittersüß.
Der Kontrast zum salzigkühlen Weißbrot ist phänomenal.
Nicht an Kalorien denken! Gar nicht denken.
Als Beilage ein Kitschfilm nach Wahl (oder ein bis drei oder fünf Teile einer Serienstaffel).
Was auch immer geschieht:
Nie dürft ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht,
auch noch zu trinken!Erich Kästner
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