Dienstag, 10. September 2013

Edgar Allan Poe - Nevermore - Nimmermehr


NEVERMORE - NIMMERMEHR - NIMMER, NIMMER, NIMMER

 
nimmermehr, adv. verneintes immermehr, ein durch nochmaliges mehr verstärktes nimmer, um dadurch den tonlos gewordenen und nicht mehr gefühlten zweiten theil desselben nimmer zu ersetzen. (Grimm)


Der Rabe, weise und diebisch, Pest- und Galgenvogel, Götterbegleiter Odins und Bote schlimmer Mär.
Der Rabe, im Original: The Raven wurde von Edgar Allan Poe 1845 während seiner Zeit in New York veröffentlicht. Seine sehr junge Frau, gleichzeitig auch seine Cousine, war schwer krank, er verdiente wenig und trank gelegentlich viel.
Depression in kunstvollster Poesie, die Illustrationen sind von Gustave Dore:

Der Rabe
E.A.Poe 

1845 

Übersetzt von Manfred Uhlig und Ole Törner

Als um Mitternacht ermüdet ich das düstre Haus gehütet 
Über manchem Buch voll Weisheit, alter, fast vergess'ner Lehr, 
Als ich schon mehr schlief als wachte, war mir, eh' ich's noch bedachte, 
So, als klopfte jemand sachte, sachte an die Zimmertür. 
"Irgend ein Besucher", murrt ich, "klopft an meine Zimmertür, 
Das wird's sein, nichts weiter mehr.

"Ach, im Flammenschein der roten Kohlen tanzten Unglücksboten 
Aus dem kalten Land der Toten, im Dezember, öd und leer. 
Und wie ungeduldig sehnte ich mich nach dem Tag, als fände 
Mit ihm meine Qual ein Ende um Lenor, die weit von hier, 
Um Lenor, das Mädchen, das nun Engel preisen, weit von hier.
Ungenannter Name hier nunmehr.


Schreckensbilder ließ mich sehen eines Purpurvorhangs Wehen, 
Es umhüllte und erfüllte mich mit Furcht wie keines je vorher. 
Und um meines Herzens Schläge abzuschwächen, sprach ich träge: 
"Nur ein Fremder, der vom Wege abkam, steht an meiner Tür, 
Nur ein später Gast sucht dringend Einlaß hier an meiner Tür.
Das ist alles, sonst nichts mehr." 


Und sogleich verging mein Zagen, und ich hört' mich plötzlich sagen: 
"Wer's auch sei, Herr oder Dame, um Vergebung bitt' ich sehr, 
Denn Ihr Klopfen war so sachte, daß ich kaum davon erwachte 
Und an alles andre dachte als daran, daß an die Tür 
Ein Besucher klopfen könnte. Und ich öffnete die Tür: 
Dunkel dort, nichts weiter mehr.


Und in dieses Dunkel spähend, stand ich, angstvoll um mich sehend, 
Zweifelnd, Träume träumend, wie sie noch kein Mensch geträumt bisher. 
Ungebrochen war das Schweigen, und die Stille gab kein Zeichen, 
Nur ein Wort ließ mich erbleichen, das geflüstert drang zu mir, 
Dieses Wort Lenore, das selber ich gesprochen, raunte mir
Jetzt ein Echo zu, nichts mehr. 
 

Als ich mich ins Zimmer wandte und in mir die Seele brannte, 
Hörte ich erneut das Pochen, etwas lauter als vorher. 
"Sicher, sagt ich qualbeladen, etwas mit dem Fensterladen, 
Will doch seh'n, ob ohne Schaden das Geheimnis ich mir klär', 
Schweig, mein Herz, daß ohne Schaden das Geheimnis ich mir klär'"
's ist der Wind, nichts weiter mehr." 


Auf warf ich den Fensterladen; flatternd und mit Flügelschlagen 
Trat ein Rabe ein, als ob er aus den Tagen Noahs wär. 
Und nicht einen Diener macht' er, nicht an eine Pause dacht' er, 
Stolz setzt' er sich wie ein Pachtherr über meine Zimmertür. 
Setzt' sich auf die Pallas-Büste über meiner Zimmertür. 
Saß dort und nichts weiter mehr. 


Doch das schwarze Tier verführte, weil es sich so eitel zierte, 
Meine Kümmernis zum Lächeln, und ich sagte ungefähr: 
"Ist dein Helmbusch auch geschoren, scheinst du doch als Held geboren, 
Von der Düsternis erkoren, flogst Du weit vom Nachtland her, 
Sag, welch ist dein edler Name von des Pluto Nachtland her?"
Sprach der Rabe: "Nimmermehr." 


Und mein Staunen war unendlich, denn das Tier, es sprach verständlich, 
Schien die Antwort auch ein wenig dunkel und etwas verquer; 
Denn wir müssen eingestehen, daß kein Lebender gesehen 
Je solchen Vogel spähen oben von der Zimmertür, 
Einen Vogel von der Büste über seiner Zimmertür, 
Der sich nannte "Nimmermehr". 


Doch der Rabe, wie erhoben auf der Büste sitzend oben, 
Sprach aus tiefster Seele dieses eine Wort bedeutungsschwer. 
Und kein andres gab er von sich, seine Federn unbeweglich, 
Da, kaum hörbar, sprach ich kläglich: "Gleich den andern wird auch er 
Mich verlassen, so wie meine Hoffnung schwindet, geht auch er."
Sprach der Rabe: "Nimmermehr." 


Als das Schweigen war gebrochen, weil so trefflich er gesprochen, 
Sagte ich zu mir erschrocken: "Zweifellos, dies Wort ist der 
Letzte Rest, der ihm geblieben von dem Herrn, der's einzuüben 
Niemals müde ward, getrieben von des Unglücks Wiederkehr, 
Der all seine Grabgesänge schloß in steter Wiederkehr 
Mit dem "Niemals-Nimmermehr". 


Doch der Vogel führte weiter aus der Trauer mich, fast heiter 
Rollte ich mir einen Sessel stracks zur Tür, dorthin, wo er 
Hockte, und ich ließ mich nieder und vertraut mich dem Gebieter 
Phantasie an, um darüber nachzudenken, was das Tier, 
Was das schwarze ungeschickte, uralt-ominöse Tier
Wohl gemeint mit "Nimmermehr". 


Dieses zu erraten saß ich, doch mit keiner Silbe maß ich 
Diesen Vogel, dessen Augen mich durchdrangen wie ein Speer; 
Dies und mehr noch wollt' ich wissen, dabei lehnt' ich mich auf's Kissen, 
Dessen Samt im ungewissen Schein der Lampe glänzte schwer, 
Aber, ach, den violetten Samt im Schein der Lampe schwer
Wird sie drücken nimmermehr!


Dann, so schien es mir, als schwenkte jemand Weihrauch, dabei lenkte 
Klingelnd ein Seraph die Schritte durch das Zimmer kreuz und quer. 
"Ärmster", rief ich, "dein Gott sendet einen Engel dir und spendet 
Linderung, und er beendet um Lenor die Qualen schwer, 
Trink dies gütige Nephentes und vergiß die Qualen schwer!"
Sprach der Rabe: "Nimmermehr." 


Und ich sprach: "Prophet des Teufels, Kreatur des bösen Zweifels, 
Ob ein Sturm dich hierher sandte oder dich der Luzifer 
Hier in diesem Haus voll Schrecken hat geheißen, mich zu wecken, 
Um sein Urteil zu vollstrecken - ich beschwör dich, sag es mir, 
Wird man mich in Gilead trösten, ich beschwr dich, sag es mir!"
Sprach der Rabe: "Nimmermehr." 


"Ob du Vogel oder Teufel", sagte ich, "nimm mir die Zweifel, 
 Bei dem Himmel, der sich über uns erhebt, bei Gottes Ehr', 
Sag der Seele, ob zu Eden sie dereinst noch wird genesen, 
Wenn ich küß' das keusche Wesen, ob Lenor mir wiederkehr - 
Daß das wunderbare Wesen, daß Lenor mir wiederkehr!" 
Sprach der Rabe: "Nimmermehr." 


"Vogel, Teufel!", schrie ich bleichen Angesichts, "dies Wort als Zeichen 
Unsrer Trennung! Scher dich wieder in die Nacht, flieh übers Meer! 
Laß als Lügenzeugnis keine Feder hier! Stör mir nicht meine Einsamkeit! 
Und nie erscheine wieder über meiner Tür!" 
Aus dem Herz mir nimm den Schnabel und entfern' dich von der Tür!"
Sprach der Rabe: "Nimmermehr." 


Und der Rabe, unbeweglich, sitzt noch täglich, sitzt alltäglich 
Auf der bleichen Pallas-Büste über meiner Zimmertür; 
Und in seinen Augen wohnen alle Träume von Dämonen, 
Seinen Schatten wie geronnen wirft die Lampe schwarz und schwer 
Auf den Boden; doch erheben wird sich aus dem Schatten schwer
Meine Seele nimmermehr. 



ODER übersetzt von Lachmann, Vorname unbekannt:

Eines Nachts aus gelben Blättern mit verblichnen Runenlettern
Tote Mähren suchend, sammelnd, von des Zeitenmeers Gestaden,
Müde in die Zeilen blickend und zuletzt im Schlafe nickend,
Hört’ ich plötzlich leise klopfen, leise doch vernehmlich klopfen
Und fuhr auf erschrocken stammelnd: „Einer von den Kameraden,“
                    „Einer von den Kameraden!“


In dem letzten Mond des Jahres, um die zwölfte Stunde war es,
Und ein wunderlich Rumoren klang mir fort und fort im Ohre,
Sehnlichst harrte ich des Tages, jedes neuen Glockenschlages,
In das Buch vor mir versenken wollt’ ich all mein trüb’ Gedenken,
Meine Träume von Lenoren, meinen Schmerz um Leonore,
                    Um die tote Leonore.


Seltsame, phantastisch wilde, unerklärliche Gebilde,
Schwarz und dicht gleich undurchsicht’gen, nächtig dunklen Nebelschwaden

Huschten aus den Zimmerecken, füllten mich mit tausend Schrecken,
So daß ich nun bleich und schlotternd, immer wieder angstvoll stotternd,
Murmelte, mich zu beschwicht’gen: „Einer von den Kameraden,“
                    „Einer von den Kameraden!“


Alsbald aber mich ermannend, fragt’ ich jede Scheu verbannend,
Wen der Weg noch zu mir führe: Mit wem habe ich die Ehre,
Hub ich an weltmännisch höflich, Sie verzeihen, ich bin sträflich,
Daß ich Sie nicht gleich vernommen, seien Sie mir hochwillkommen,
Hiemit öffnet’ ich die Thüre – nichts als schaudervolle Leere,
                    Schwarze, schaudervolle Leere.


Lang in dieses Dunkel starrend, stand ich fürchtend, stand ich harrend,
Fürchtend, harrend, zweifelnd, staunend, meine ganze Seel’ im Ohre
Doch die Nacht blieb ungelichtet, tiefes Schwarz auf Schwarz geschichtet,
Und das Schweigen ungebrochen, und nichts weiter ward gesprochen,
Als das Eine flüsternd, raunend: das gehauchte Wort „Leonore“,

                    Das ich flüsterte: „Leonore!“

In mein Zimmer wiederkehrend und zum Sessel flüchtend, während
Schatten meinen Blick umflorten, hörte ich von neuem klopfen,
Diesmal aber etwas lauter, gleichsam kecker und vertrauter.
An dem Laden ist es, sagt’ ich, und mich zu erheben wagt’ ich,

Sprach mir Muth zu mit den Worten: Sicher sind es Regentropfen,
                    Weiter nichts als Regentropfen.


Und ich öffnete: Bedächtig schritt ein Rabe groß und nächtig
Mit verwildertem Gefieder in’s Gemach und gravitätisch
Mit dem ernsten Kopfe nickend, flüchtig durch das Zimmer blickend,
Flog er auf das Thürgerüste und auf einer Pallasbüste
Ließ er sich gemächlich nieder, saß dort stolz und majestätisch,
                    Selbstbewußt und majestätisch.


Ob der herrischen Verfahrens und des würdigen Gebahrens
Dieses wunderlichen Gastes schier belustigt, sprach ich: Grimmer

Unglücksbote des Gestades an dem Flußgebiet des Hades,
Du bist sicher hochgeboren, kommst du gradewegs von den Thoren
Des plutonischen Palastes? Sag’ wie nennt man dich dort? „Nimmer“
                    Hört’ ich da vernehmlich: „Nimmer!“


Wahrlich, ich muß eingestehen, daß mich seltsame Ideen
Bei dem dunklen Wort durchschwirrten, ja, daß mir Gedanken kamen,
Zweifel vom bizarrsten Schlage, – und es ist wohl keine Frage,
Daß dies wunderlich Begebniß ein vereinzeltes Erlebniß:
Einen Raben zu bewirthen mit solch ominösem Namen,
                    Solchem ominösen Namen.


Doch mein düsterer Gefährte sprach nichts weiter und gewährte
Mir kein Zeichen der Beachtung. Lautlos stille ward’s im Zimmer,
Bis ich traumhaft, abgebrochen (halb gedacht und halb gesprochen)
Raunte: Andre Freunde gingen, morgen hebt auch er die Schwingen,
Läßt dich wieder in Umnachtung. Da vernahm ich deutlich „Nimmer“,

                    Deutlich und verständlich: „Nimmer“.

Stutzig über die Repliken, maß ich ihn mit scheuen Blicken,
Sprechend: Dies ist zweifelsohne sein gesammter Schatz an Worten,
Einem Herren abgefangen, dem das Unglück nachgegangen,
Nachgegangen, nachgelaufen, bis er auf dem Trümmerhaufen
Seines Glücks dies monotone „Nimmer“ seufzte allerorten.
                    Jederzeit und allerorten.


Doch der Rabe blieb possierlich würdevoll und unwillkürlich
Mußt’ ich lächeln ob des Wichtes: Aldann mitten in das Zimmer
Einen sammtnen Sessel rückend und mich in die Polster drückend,

Sann ich angesichts des grimmen, dürren, ominösen, schlimmen
Künders göttlichen Gerichtes, über dieses dunkle „Nimmer“,
                    Dieses räthselhafte „Nimmer“.


Dies und anderes erwog ich, in die Traumeslande flog ich,
Losgelöst von jeder Fessel. Von der Lampe fiel ein Schimmer

Auf die violetten Stühle und auf meinem sammt’nen Pfühle
Lag ich lange, traumverloren, schwang mich auf zu Leonoren,
Die in diesen sammtnen Sessel nimmermehr sich lehnet, nimmer,
                    Nimmer, nimmer, nimmer, nimmer.


Plötzlich ward es in mir lichter, und die Luft im Zimmer dichter,
Als ob Weihrauch sie durchwehte. Und an diesem Hoffnungsschimmer
Mich erwärmend, rief ich: Manna, Manna, schickst du Gott, Hosianna!
Lob ihm, der dir Gnade spendet, der dir seine Engel sendet,
Trink’, o trink’ aus dieser Lethe und vergiß Lenore! „Nimmer“,
                    Krächzte da der Rabe „Nimmer“.


„Nachtprophet, erzeugt vom Zweifel, seist du Vogel oder Teufel,
Triumphirend ob der Sünder Zähneklappern und Gewimmer –
Hier aus dieser dürren Wüste, dieser Stätte geiler Lüste,
Hoffnungslos, doch ungebrochen und noch rein und unbestochen,
Frag’ ich dich, du Schicksalskünder: Ist in Gilead Balsam?“ „Nimmer“,

                    Krächzte da der Rabe „Nimmer“.

„Nachtprophet, erzeugt vom Zweifel, seist du Vogel oder Teufel,
Bei dem göttlichen Erbarmen, lösch nicht diesen letzten Schimmer!
Sag’ mir, find ich nach dem trüben Erdenwallen einst dort drüben
Sie, die von dem Engelschore wird geheißen Leonore?

Werd ich sie dort nicht umarmen, meine Leonore? „Nimmer“,
                    Krächzte da der Rabe „Nimmer“.


Feind, du lügst, heb’ dich von hinnen, schrie ich auf beinah von Sinnen,
Dorthin zieh’, wo Schatten wallen unter Winseln und Gewimmer,
Kehr’ zurück zum dunklen Strande, laß kein Federchen zum Pfande

Dessen, was du prophezeitest, daß du diesen Ort entweihtest,
Nimm aus meiner Brust die Krallen, hebe dich von hinnen! „Nimmer“,
                    Krächzte da der Rabe „Nimmer“.


Und auf meinem Thürgerüste, auf der bleichen Pallasbüste,
Unverdrossen, ohn’ Ermatten sitzt mein dunkler Gast noch immer.
Sein Dämonenauge funkelt und sein Schattenriß verdunkelt
Das Gemach, schwillt immer mächt’ger und wird immer grabesnächtger –
Und aus diesem schweren Schatten hebt sich meine Seele nimmer –
                    Nimmer, nimmer, nimmer, nimmer. –



The Raven
E.A.Poe 

1845

Once upon a midnight dreary, while I pondered, weak and weary,
Over many a quaint and curious volume of forgotten lore,
While I nodded, nearly napping, suddenly there came a tapping,
As of some one gently rapping, rapping at my chamber door.
"'Tis some visiter," I muttered, "tapping at my chamber door - 

Only this, and nothing more."


Ah, distinctly I remember it was in the bleak December,
And each separate dying ember wrought its ghost upon the floor.
Eagerly I wished the morrow; - vainly I had tried to borrow
From my books surcease of sorrow - sorrow for the lost Lenore -
For the rare and radiant maiden whom the angels name Lenore -
Nameless here for evermore.



And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain
Thrilled me - filled me with fantastic terrors never felt before;
So that now, to still the beating of my heart, I stood repeating
"'Tis some visiter entreating entrance at my chamber door -
Some late visiter entreating entrance at my chamber door; -
This it is, and nothing more."



Presently my soul grew stronger; hesitating then no longer,
"Sir," said I, "or Madam, truly your forgiveness I implore;
But the fact is I was napping, and so gently you came rapping,
And so faintly you came tapping, tapping at my chamber door,
That I scarce was sure I heard you " - here I opened wide the door;- 

Darkness there and nothing more.


Deep into that darkness peering, long I stood there wondering, fearing,
Doubting, dreaming dreams no mortal ever dared to dream before;
But the silence was unbroken, and the darkness gave no token,
And the only word there spoken was the whispered word, "Lenore!"
This I whispered, and an echo murmured back the word, "Lenore!" -
Merely this, and nothing more.



Then into the chamber turning, all my soul within me burning,
Soon I heard again a tapping somewhat louder than before.
"Surely," said I, "surely that is something at my window lattice;
Let me see, then, what thereat is, and this mystery explore -
Let my heart be still a moment and this mystery explore;-
'Tis the wind and nothing more!"



Open here I flung the shutter, when, with many a flirt and flutter,
In there stepped a stately raven of the saintly days of yore;
Not the least obeisance made he; not an instant stopped or stayed he;
But, with mien of lord or lady, perched above my chamber door -
Perched upon a bust of Pallas just above my chamber door -
Perched, and sat, and nothing more.



Then this ebony bird beguiling my sad fancy into smiling,
By the grave and stern decorum of the countenance it wore,
"Though thy crest be shorn and shaven, thou," I said, "art sure no craven,
Ghastly grim and ancient raven wandering from the Nightly shore -
Tell me what thy lordly name is on the Night's Plutonian shore!"
Quoth the raven "Nevermore."



Much I marvelled this ungainly fowl to hear discourse so plainly,
Though its answer little meaning - little relevancy bore;
For we cannot help agreeing that no sublunary being
Ever yet was blessed with seeing bird above his chamber door -
Bird or beast upon the sculptured bust above his chamber door,
With such name as "Nevermore."



But the raven, sitting lonely on the placid bust, spoke only
That one word, as if his soul in that one word he did outpour.
Nothing further then he uttered -- not a feather then he fluttered  Till I scarcely more than muttered "Other friends have flown before  

On the morrow he will leave me, as my hopes have flown before."
Quoth the raven "Nevermore."



Wondering at the stillness broken by reply so aptly spoken,
"Doubtless," said I, "what it utters is its only stock and store
Caught from some unhappy master whom unmerciful Disaster
Followed fast and followed faster so when Hope he would adjure -
Stern Despair returned, instead of the sweet Hope he dared adjure -
That sad answer, "Never - nevermore."



But the raven still beguiling all my sad soul into smiling,
Straight I wheeled a cushioned seat in front of bird, and bust and door;
Then, upon the velvet sinking, I betook myself to linking
Fancy unto fancy, thinking what this ominous bird of yore -
What this grim, ungainly, ghastly, gaunt and ominous bird of yore
Meant in croaking "Nevermore."



This I sat engaged in guessing, but no syllable expressing
To the fowl whose fiery eyes now burned into my bosom's core;
This and more I sat divining, with my head at ease reclining
On the cushion's velvet lining that the lamp-light gloated o'er,
But whose velvet violet lining with the lamp-light gloating o'er,
She shall press, ah, nevermore!



Then, methought, the air grew denser, perfumed from an unseen censer
Swung by Angels whose faint foot-falls tinkled on the tufted floor.
"Wretch," I cried, "thy God hath lent thee - by these angels he hath sent thee
Respite - respite and nepenthe, from thy memories of Lenore;
Let me quaff this kind nepenthe and forget this lost Lenore!"
Quoth the raven "Nevermore."



"Prophet!" said I, "thing of evil! - prophet still, if bird or devil! -
Whether Tempter sent, or whether tempest tossed thee here ashore,
Desolate yet all undaunted, on this desert land enchanted -
On this home by Horror haunted - tell me truly, I implore -
Is there - is there balm in Gilead? - tell me - tell me, I implore!"
Quoth the raven "Nevermore."



"Be that word our sign in parting, bird or fiend!" I shrieked, upstarting -
"Get thee back into the tempest and the Night's Plutonian shore!
Leave no black plume as a token of that lie thy soul hath spoken!
Leave my loneliness unbroken! - quit the bust above my door!
Take thy beak from out my heart, and take thy form from off my door!"
Quoth the raven "Nevermore."



And the raven, never flitting, still is sitting, still is sitting
On the pallid bust of Pallas just above my chamber door;
And his eyes have all the seeming of a demon that is dreaming,
And the lamp-light o'er him streaming throws his shadow on the floor;
And my soul from out that shadow that lies floating on the floor
Shall be lifted - nevermore!




TIM BURTON "VINCENT"  Zeichentrickfilm


Theater hat auch eine Botschaft



Mehr Spektakel als Theater geht zu Lasten der Botschaft

Mummenschanz: Marionetten mit Botschaft

Botschaft ohne erhobenen Zeigefinger

Die ungemütliche Botschaft der "Nashörner"

N. L. über die apokalyptische Botschaft ihres Tanzstückes

Eine Botschaft, die ins Herz trifft

Überschriften von Theaterkritiken


In einer, der ersten Kritiken, in der ich namentlich erwähnt wurde, über eine Inszenierung des DDR-Melodramas "Jutta oder die Kinder von Damutz, in dem eine sehr junge unverheiratete Mutter zweier Kinder, diese Kinder tötet, weil sie glaubt nicht mehr anders zu können, formulierte der Kritiker sein Problem mit den unsterblichen Worten: "Hätte der Autor anstatt den Kindsmord zu konstatieren, doch das Trotzalledem gestaltet." Ja, das wäre eine positive Botschaft gewesen. Kopf hoch, durchhalten und nicht jammern. Ja. Ob er das bei Medea auch so gesehen hätte? Ödipus könnte doch Braille lernen. Und eine Fliegenklatsche für Orest hätte vielen Leuten das Leben getrettet.
Sicher ein extremes und der pseudo-optimistischen, verlogenen Kulturpolitik der DDR geschuldetes Beispiel, aber die Sehnsucht nach der Botschaft, die einem die Anstrengung des Teilnehmens an dem Gespräch, das ein Theaterabend auch sein kann, erspart, ist groß. Was will der Autor / Regisseur / Spieler uns damit sagen? Anstatt: Macht man mir Lust zu widersprechen, mitzuschreien, zu trösten, eben teilzunehmen.
Andererseits wird bei Theaterleuten oft die larmoyante Hiobsbotschaft, der ambivalenten Betrachtung, der dialektischen Auseinandersetzung (klingt hochtrabend, ist aber nötig,) und ja, auch dem Mutmachen, was nicht dem harmlosen Aufmuntern gleichzusetzen ist, vorgezogen.

Seltsam wie sehr wir uns da nach Botschaft, sprich Sicherheit sehnen und wenn es die ist, dass wir alle darin übereinstimmen, dass die Welt schlecht und ohne Liebe ist, und gewiss bald untergeht.


 Briefbote im Schneesturm Nikolai Jegorow Sswertschkov

Frage in einer Theaterchatgruppe:

Was will uns ein Clown vermitteln - will er uns nur erheitern und/oder unsere Schwächen zeigen (uns anders abbilden als wir uns tatsächlich geben) oder steckt auch mehr dahinter?

Aus einem Text über das Parabelstück:

Ähnlich wie der Verfasser einer Parabel erwartet dabei der Bühnenautor eines Parabelstücks, dass eine (moralische oder politische) Botschaft von seinem Produkt ausgeht, die das Sozialverhalten der Rezipienten bessert.

Laut dem Deutschen Wörterbuch ist die Nachricht eine "mittheilung zum darnachrichten".
Und ein Bote (v. althochdt.: boto bieten) ist der Überbringer einer Botschaft auf Veranlassung eines Senders an einen Empfänger.
Laut Wiki meint Meta-Botschaft sämtliche Informationen, die dem Empfänger einer Nachricht helfen, diese zu entschlüsseln bzw. zu interpretieren.

 Briefbote im Rosenthal Carl Spitzweg

GOTT 
von Woody Allen

HEPATITIS: Dies ist ein sehr ernstes Stück mit einer Botschaft! Wenn es zerfällt, werden sie die Botschaft nie begreifen!
WOMAN: Das Theater soll unterhalten. Es gibt einen guten Satz, wenn du eine Botschaft hast, geh zur Post.
TELEGRAMMBOTE (auf einem Fahrrad): Ich habe ein Telegramm für das Publikum. Es ist die Botschaft des Dichters.
DIABETES: Wer ist das denn?
TELEGRAMMBOTE (steigt ab und singt): Happy birthday to you, happy birthday to you!
HEPATITIS: Es ist die falsche Botschaft.

GOD 
by Woody Allen
 
HEPATITIS: This is a very serious play with a message! If it falls apart, they'll never get the message.
WOMAN: The theater is for entertainment. There's an old saying, if you want to send a message, call Western Union.

WESTERN UNION DELIVERY BOY (Enters on a bicycle) : I have a telegram for the audience. It's the author's message.
DIABETES: Who's he?
DELIVERY BOY (Dismounts, sings) : Happy birthday to you, happy birthday to you!
HEPATITIS: It's the wrong message!

Sonntag, 8. September 2013

Wandrers Nachtlied - Der Hauch


Wandrers Nachtlied

So:

Der du von dem Himmel bist,
Alle Freud und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest;
Ach, ich bin des Treibens müde!
Was soll all die Qual und Lust?
Süßer Friede,
Komm, ach komm in meine Brust!


Am Hang des Ettersberg am 12. Februar 1776

Wahnsinn, wenn ich mir vorstelle, wie viele Menschen etwas mehr 
als 150 Jahre später eine solch inbrünstige Bitte an eben diesem Ort in den Himmel voller Rauch geschickt haben.

oder so:

Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest;
Ach, ich bin des Treibens müde!
Was soll all der Schmerz und Lust?
Süßer Friede,
Komm, ach komm in meine Brust!


Für den Druck 1789

Ein Gleiches

Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.


Am Abend des 6. Septembers 1780 mit Bleistift 
an die Holzwand der Jagdaufseherhütte auf dem 
Kickelhahn bei Ilmenau.

Johann Wolfgang von Goethe

Und die Parodie:

Liturgie vom Hauch

Einst kam ein altes Weib einher
Die hatte kein Brot zum Essen mehr
Das Brot, das fraß das Militär
Da fiel sie in die Goss', die war kalte
Da hatte sie keinen Hunger mehr.
Darauf schwiegen die Vöglein im Walde
über allen Wipfeln ist Ruh
In allen Gipfeln spürest du
Kaum einen Hauch.

 
Da kam einmal ein Totenarzt einher
Der sagte: Die Alte besteht auf ihrem Schein
Da grub man die hungrige Alte ein
So sagte das alte Weib nichts mehr
Nur der Arzt lachte noch über die Alte.
Auch die Vöglein schwiegen im Walde
über allen Wipfeln ist Ruh
In allen Gipfeln spürest du
Kaum einen Hauch.

 
Da kam einmal ein einziger Mann einher
Der hatte für die Ordnung keinen Sinn
Der fand in der Sache einen Haken drin
Der war eine Art Freund für die Alte
Der sagte, ein Mensch müsse essen können, bitte sehr
Darauf schwiegen die Vöglein im Walde
über allen Wipfeln ist Ruh
In allen Gipfeln spürest du
Kaum einen Hauch.

 
Da kam mit einemmal ein Kommissar einher
Der hatte einen Gummiknüpel dabei
Und zerklopfte dem Mann seinen Hinterkopf zu Brei
Und da sagte auch dieser Mann nichts mehr
Doch der Kommissar sagte, daß es schallte:
Und jetzt schweigen die Vöglein im Walde
über allen Wipfeln ist Ruh
In allen Gipfeln spürest du
Kaum einen Hauch.

 
Da kamen einmal drei bärtige Männer einher
Die sagten, das sei nicht eines einzigen Mannes Sache allein.
Und sie sagten es so lang, bis es knallte
Aber dann krochen Maden durch ihr Fleisch in ihr Bein
Da sagten die bärtigen Männer nichts mehr.
Darauf schwiegen die Vöglein im Walde
über allen Wipfeln ist Ruh
In allen Gipfeln spürest du
Kaum einen Hauch.

 
Da kamen mit einemmal viele Männer einher
Die wollten einmal reden mit dem Militär
Doch das Militär redete mit dem Maschinengewehr
Und da sagten alle die Männer nichts mehr.
Doch sie hatten auf der Stirn noch eine Falte.
Darauf schwiegen die Vöglein im Walde
über allen Wipfeln ist Ruh
In allen Gipfeln spürest du
Kaum einen Hauch.

 
Da kam einmal ein großer roter Bär einher
Der wußte nichts von den Bräuchen hier,
das brauchte er nicht als Bär.
Doch er war nicht von gestern und ging nicht
auf jeden Teer
Und der fraß die Vöglein im Walde.
Da schwiegen die Vöglein nicht mehr
über allen Wipfeln ist Unruh
In allen Gipfeln spürest du
Jetzt einen Hauch.

 

Bertolt Brecht, 1926

Und noch eins:

Small Bang

Das Gedicht hörte, wie es geschrieben wurde,
es sah die riesige Hand,
aus der es anscheinend entstand, Wort für Wort,
es hielt mit sich selbst kaum Schritt.


Schritt, sah es stehen, und sagte
sich echoend Schritt, Schritt, aber schon
war die Hand wieder weiter, gejagt
von der Peitsche des Schreibens,
dem Heimweh nach Form.


Es schmerzt, nicht fertig zu sein,
wenn man nirgendwoher kommt.
Atemlos liegen die Wörter auf dem Tisch,
die Hand verschwindet, kommt wieder,
verschwindet,
das Gedicht erinnert sich an nichts,


und der Kopf, so weit oben,
als nichts anderes erkennbar
als die Maske von Chaos und Ursprung,
wendet sich ab von den Zeilen,


und sagt in seinem Atem
die Kadenz des Denkens.
Und schließt das Gedicht,
ein Hauch.


von Cees Nooteboom
 

Samstag, 7. September 2013

STRICHMÄNNCHEN - Lawrence Stephen Lowry



DIE STREICHHOLZMÄNNCHEN



Aus der Mühle kommend 1930

Lawrence Stephen Lowry (* 1. November 1887 in Manchester; † 23. Februar 1976 in Mottram, Longdendale), vorwiegend als L. S. Lowry bekannt, war ein englischer Künstler, der im Stadtteil Old Trafford in Manchester geboren wurde. Der Großteil seiner Bilder stellt die Stadt Salford dar, in der der Künstler über 30 Jahre lang gelebt und gearbeitet hat. 
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Wartesaal des Ancoats-Spitals (1952)


Ian McKellen über L.S. Lowry


Sir Ian McKellen hat sich stark dafür eingesetzt, dass die Tate Gallerie ihren Bestand an Lowrys Bilder der Öffentlichkeit zugänglich macht. "Over the years, silly lies have been thrown around that he was only a Sunday painter, an amateur, untrained and naive.." (Über die Jahre sind dumme Lügen geäußert worden, dass er nur ein Sonntagsmaler, ein Amateur, ungeschult und naiv sei...)

"I was brought up in industrial south Lancashire, down the cobbled road from where L.S. Lowry lived and painted... He did not paint the weather, nor ever the night...  His constant light is more Brechtian and presents the people in the paintings as if they have been lit for a performance where each character counts, where there are no stars but many walk-ons. The streets are white or grey, the better to present their silhouette.  Whether sketched from afar in a crowd or painted in oily close-up, Lowry’s people dominate his work... And across the bottom of the canvas, he often marks the limits of the street scene with curbstones or a pavement that feel like the edge of the stage where the footlights illuminate the action."
(Ich bin im industriellen Süd- Lancashire groß geworden, die Kopfsteinpflasterstrasse runter, wo L.S. Lowry lebte und arbeitete... Sein gleichmäßiges Licht ist eher Brechtisch und zeigt die Leute in den Bildern, als wären sie für eine Vorstellung ausgeleuchtet, wo jeder Darsteller zählt, wo es keine Stars gibt nur viele Statisten. Die Strassen sind weiss oder grau, um ihre Shilluetten deutlicher zu zeigen. Ob von fern in der Menge gezeichnet oder in Öl als Großaufnahme, Lowrys Menschen dominieren seine Arbeit... Und am unteren Bildrand kennzeichnet er oft den Rand der Strasse mit Bordsteinen oder Pflaster, die das Gefühl erwecken, als sei dort die Bühne zu Ende, dort wo die Rampenlichter die Handlung illuminieren.)


 Die Begräbnisgesellschaft 1953

STATUS QUO haben ihren Song "Pictures of Matchstick Men" (Bilder von Strichmännchen") über L.S. Lowry geschrieben.



Der Spielplatz (1945) Photograph: Christies/PA

Der gebräuchlichste Verdienstorden, den die Königin auf Vorschlag der jeweiligen Regierung verleiht, ist der Order of the British Empire. Der Geehrte kann ihn jeweils durch einen Kürzelzusatz zum Namen kenntlich machen: Die Klassifizierung beginnt mit dem „Member of the Order“ (MBE) und steigert sich über den „Officer“ (OBE) zum „Commander“ (CBE). Höherrangig ist die Erhebung zum adligen Ritter (Knight oder Dame) auf Lebenszeit innerhalb des Order of the British Empire, die durch ein „Sir“ vor dem männlichen, ein „Dame“ vor dem weiblichen Vornamen der Ordensträger gekennzeichnet wird. Der Regisseur Alfred Hitchcock lehnte die Auszeichnung mit einem CBE im Jahr 1962 ab, nahm die Verleihung der Ritterwürde später kurz vor seinem Tod hingegen an. Der Maler LS Lowry hält ausweislich der veröffentlichten Namensliste den Rekord in der Ablehnung von Ordenswürden: Er wies fünfmal die Verleihung von verschiedenen Ehrentiteln ab.

Wir wollen Ihre Orden nicht, Majestät!
Johannes Leithäuser in der Frankfurter Allgemeinen vom 7.9. 2013

 

 Und diese merkwürdigen Zeichnungen wurden in seinem Nachlass gefunden. Lowry war sein Leben lang Junggeselle.


Freitag, 6. September 2013

Paco Peregrine



  NUR MAL SO ZWISCHENDRIN. 
 
PACO PEREGRIN
 
BEAUTIFUL MONSTERS.

SCHÖNE UNGEHEUER










                   All photographs © Paco Peregrin

Shakespeare


JUHU!



Ungefähr 2000 Seiten Shakespeare - Und ich bin durch!
Ich liebe Shakespeare, immer noch.
Ich liebe Grit, meine allerbeste Kollaborateurin, die mich und mein Meckern und meine Krisen und mein Rumgejammere erträgt und immer, wirklich immer leicht bleibt.
Ich liebe mich, weil ich es geschafft habe!

Heißes Blut erzeugt
Heiße Gedanken,
Und heiße Gedanken
Erzeugen heiße Werke,
Und heiße Werke
Sind Liebe.

Donnerstag, 5. September 2013

Theater hat auch VORFREUDE


Ich liebe Wiki! Sie hat oft die schönsten, weil trockensten Definitionen für fast alles, was ich kurz und bündig definieren möchte.

Heute also Vorfreude: Die Vorfreude ist eine Emotion, die durch die Erwartung eines künftigen, positiven Ereignisses gekennzeichnet ist. Sie wird durch das Eintreffen dieses Ereignisses beendet. Die Vorfreude geht sowohl semantisch als auch zeitlich der Freude voran. 

Manchmal geht sie auch der Enttäuschung voran und ich finde es ist gut, dass ich im
Vornherein nicht weiß, welches Gefühl folgen wird, denn sonst würde sie ja manches Mal Vorenttäuschung heißen, und das ist doch ein wirklich häßlich klingendes Wort.

Ich bin, ein Geschenk für das ich unendlich dankbar bin, ein 'das Glas ist doch nun wirklich halbvoll' Mensch. "Hätte immer noch schlimmer kommen können", "Da bin ich gerade noch einmal davon gekommen," "Das wird schon wieder" und ähnliche, durch nichts beweisbare, und doch wahrhaft gefühlte, hoffnungsvolle Phrasen und ein exzellent schlechtes Gedächtnis, erlauben es mir, auch in meinem nunmehr ziemlich hohen Alter, Vorfreude bis zum Exzess zu geniessen. Ja, wenn ich dann einmal wirklich enttäuscht werde, sitzt das tief und das sprichwörtliche Elefantengedächtnis ist dann wirklich eine Crux (Hier hilft Wiki wiedereinmal: Als experimentum crucis (lat. „Kreuzesversuch“) bezeichnet man in der Wissenschaftstheorie ein Experiment, dessen Scheitern die dem Experiment zugrunde liegende Theorie falsifiziert oder überwindet.), ist also ein Kreuz, das ich trage muß, damit mich meine Vorfreude nicht völlig den Boden der Realitäten verlieren läßt.

http://www.fr-online.de/natur/gedaechtnis-von-elefanten-der-elefant-vergisst-nie,5028038,16907966.html

Seit einem halben Jahr sitze ich nun, und, Gott sei Dank, nicht ich allein, sondern eine Freundin und ich, an einer Fassung  aller Königsdramen Shakespeares. Erst nur gelegentlich, dann, mit nahendem Abgabetermin, in immer größerer Dringlichkeit fast ganztägig. Grob siebenhundert Seiten wunderbarer Worte, bestürzender Gedanken und angefüllt mit einer historischen Personage, die mir und meiner Kollaborateurin den Kopf rauchen läßt.
(Versucht mal eine Zusammenfassung des Krieges der Rosen zu lesen, und dann, zehn Minuten später, das Gelesene zu wiederholen. Hoffnungslos. Der Mensch ist ein unzuverlässiges Ding und will sich nicht an die erhofften logischen Abläufe halten.)
Aber ich vorfreue mich auf die Proben. Freue mich darauf, Menschen, die ich bisher nur flüchtig kenne, mit diesem Wust zu konfrontieren. Freue mich darauf, wie sie meine Erwartungen übertreffen, unterlaufen, umgehen werden.
Vorfreude schönste Freude. Oder?


Dienstag, 3. September 2013

DER LÄCHELNDE LÖWENMENSCH



Ich habe lange Zeit mit einer Katze, namens Emma (weil alle Tauben aussehen, als
würden sie Emma heissen) gelebt und diese uralte Statuette hat ganz
verblüffende Ähnlichkeit mit eben dieser, meiner liebsten, Katze.



Fundort: Schwäbisch Alp bei Ulm
Größe: 29,6 cm
Material: Elfenbein
Gefertigt aus dem Stoßzahn eines Mammuts, daher die leicht gebogenen Form 

Alter: circa 30 000 Jahre

 



Meine Katze hatte genau diesen lächelnden Mund

DIE GESCHICHTE DES SHI; DER LÖWEN ISST

WIKI:
Die Geschichte des Shi, der Löwen isst (chinesisch 施氏食獅史 Shī Shì shí shī shǐ
ist ein berühmtes Beispiel von Zhào Yuánrèn für Homophone. Es ist in klassischem Chinesisch geschrieben und besteht aus 92 Zeichen, die alle die Lesung shi in verschiedenen Tönen im Hochchinesischen haben. 
Durch Veränderungen der Aussprache im Chinesischen hat sich eine hohe Anzahl 
von Homophonen im Chinesischen entwickelt, so dass der Text komplett 
unverständlich wird, falls er ausgesprochen oder romanisiert wird.

Lautumschreibung des chinesischen Textes:

Shī Shì shí shī shǐ

Shíshì shīshì Shī Shì, shì shī, shì shí shí shī.
Shì shíshí shì shì shì shī.
Shí shí, shì shí shī shì shì.
Shì shí, shì Shī Shì shì shì.
Shì shì shì shí shī, shì shǐ shì, shǐ shì shí shī shìshì.
Shì shí shì shí shī shī, shì shíshì.
Shíshì shī, Shì shǐ shì shì shíshì.
Shíshì shì, Shì shǐ shì shí shì shí shī.
Shí shí, shǐ shí shì shí shī, shí shí shí shī shī.
Shì shì shì shì.


Ungefähre Übersetzung ins Deutsche:

Die Geschichte des Shi, der Löwen isst

Steinhöhlendichter Shi, süchtig nach Löwen, schwört, zehn Löwen zu essen.
Oft geht er auf den Markt, um Löwen zu sichten.
Um zehn Uhr passieren gerade zehn Löwen den Markt.
Zu dieser Zeit passiert auch Shi gerade den Markt.
Er sieht die zehn Löwen, kraft seiner Pfeile schickt er die zehn Löwen in den Tod.
Er bringt die zehn Löwenleichen zur Steinhöhle.
Die Steinhöhle ist feucht. Er befiehlt seinem Diener, diese abzutrocknen.
Nachdem die Steinhöhle abgetrocknet worden ist, versucht er, die zehn Löwen zu essen.
Beim Essen merkt er, dass diese zehn Löwen eigentlich zehn Steinlöwenleichen* sind.
Versuche das zu erklären.

 
Zhào Yuánrèn (1892-1982)

* Wiki Anmerkung: Der Wächterlöwe oder auch Steinlöwe (chin. 石狮 Shíshī) 
ist eine beliebte Tierdarstellung in der chinesischen Kunst.

Wenn hinter Robben Robben robben, robben Robben Robben hinterher.