Freitag, 16. August 2013

Zwei Dumme Hühner - Two Stupid Chicken


 "Wie komme ich auf die andere Seite?"
"Du bist auf der anderen Seite!"
©1996 UFS, Inc.

Hans Asper - Maler grimmiger Menschen



Hans Asper 

wurde 1499 in Zürich geboren und ist am 21. März 1571 in Zürich gestorben.


 Cleophea Holzhalb
Hans Asper, 1538 

    Ein bösblickende Frau mit zwei Raubtieren auf dem Schoß. Der Hund hat die
    Hauer eines Ebers, die Katze lächelt in Vorfreude auf den blutigen Kampf. 
    Und das Frauchen? Ich, für meinen Teil, wäre ihr nicht gern nachts auf einer
    Zürcher Strasse begegnet.



katze am abend

ich vermute du hast
mäuse im kopf
und einen mächtigen nachtschwarzen kater,

katze am abend.
was aber tust du wenn dein
mächtiger nachtschwarzer kater
mäuse vor deinen augen
auffrisst, katze am abend?
 
ernst jandl


Der Zürcher Reformator Huldreych Zwingli 
Hans Asper, 1549 
    
    Er soll gesagt haben: 
    "Wisset, daß dieses Leben ein Elend ist und keine Seligkeit!" 
    und so sieht er hier leider auch aus. Aber vielleicht liegt es auch am Maler, denn 
    auf Dürers Porträt ist der Eindruck ein ganz anderer.

Der Reformator Ulrich Zwingli
 Albrecht Dürer, 1516


Mittwoch, 14. August 2013

Gary Larson - Die Andere Seite - The Far Side


GARY LARSON geboren am 14. August 1950, litt als Kind unter einer schweren Monsterphobie, was seinen älteren Bruder dazu verführte, sich im Kleiderschrank zu verstecken und wenn Gary im Bett lag und das Licht ausgemacht worden war, unter Ächzen und Grunzen daraus hervorzubrechen. Die Spätfolgen sehen wir hier.
 
"Ein Katzenmörder? Ist das das Gesicht eines Katzenmörders?
Katzenerschrecker vielleicht. Aber hey - wer ist das nicht?"

Der blaue Vogel des Glücks schon lange nicht mehr Teil seines Lebens,
bekam Ted Besuch vom Huhn der Depression.

Katzenfuter


Nach vielen Jahren ehelichen Glücks, begann die Stimmung 
im Haushalt der Kents angespannt zu werden.

Die Evolution des Strichmännchens

Von den Anderson-Brüdern hat niemand jemals wieder etwas gehört.
 
"Anthropologen! Anthropologen!"

Alle Zeichnungen © Gary Larson

Dienstag, 13. August 2013

PROTEST UND DIE OLYMPISCHE CHARTA - PROTEST AND THE OLYMPIC CHARTA


Wiki schreibt:
Am 30. Juni 2013 unterzeichnete Präsident Wladimir Putin ein Gesetz auf föderaler Ebene, das jegliche positiven Äußerungen über Homosexualität in Anwesenheit von Minderjährigen oder über Medien wie das Internet unter Strafe stellt. Der Staat erkennt keine gleichgeschlechtliche Partnerschaften an und verbietet seit dem 3. Juni 2013 auch die Adoption durch gleichgeschlechtliche Ehepaare im Ausland.

Zitat aus der Süddeutschen Zeitung vom 11. Juli 2013:

Wer Informationen verbreitet, die bei Kindern und Jugendlichen "auf eine nicht traditionelle sexuelle Einstellung abzielen", muss künftig bis zu eine Million Rubel (etwa 25 000 Euro) Strafe zahlen. Betroffen ist auch die entsprechende "Propaganda" durch Ausländer. Sie können festgenommen und des Landes verwiesen werden.

Ich hatte gestern auf Facebook vorgeschlagen, dass die deutschen Sportler doch regenbogenfarbene Sportkleidung zu den Olympischen Spielen in Sotschi tragen könnten, um ihre Haltung zu dem, mit großer Mehrheit, von der Duma verabschiedeten "Gesetz zum Schutz Minderjähriger vor homosexueller Propaganda", zu demonstrieren.

Aber heute las ich dies, was die offiziellen Möglichkeiten des Protestes innerhalb der Olympischen Spiele betrifft:

OLYMPISCHE CHARTA

Regel 51 Werbung, Demonstrationen und Propaganda


51.3. Jede Demonstration oder politische, religiöse oder rassische Propaganda ist an den olympischen Stätten, Austragungsorten oder in anderen olympischen
Bereichen untersagt.
Durchführungsbestimmung zu Regel 51
1. Auf der Person, auf Kleidung, Zubehör oder – allgemeiner – auf jedwedem Kleidungsstück oderAusrüstungsgegenstand, die von Athleten oder anderen
Teilnehmern an den Olympischen Spielen getragen oder benutzt werden, darf keinerlei Form von Werbung oder gewerblicher oder anderer Propaganda erscheinen mit Ausnahme – wie in Absatz 8 definiert – der Angabe des Herstellers des betreffenden Artikels oder Ausrüstungsgegenstandes,
sofern diese Herstellerbezeichnung nicht auf eine ostentative Weise zu Werbezwecken angebracht ist.
...
Jeder Verstoß gegen die Vorschriften dieser Klausel kann die Disqualifikation und den Entzug der Akkreditierung der betroffenen Person nach sich ziehen.
Die diesbezüglichen Entscheidungen der IOC- Exekutivkommission sind endgültig. 

Russische Föderation, Reise - und Sicherheitshinweise:
Homosexualität ist in Russland nicht strafbar. Jedoch ist die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in der russischen Gesellschaft gering.
Das föderale Gesetz gegen "Propaganda nicht-traditioneller sexueller Beziehungen" ist am 30. Juni 2013 in Kraft getreten. Durch das Gesetz drohen auch Ausländern bei Weitergabe von Informationen, öffentlicher Demonstration und Unterstützung von Homosexualität Geldstrafen in Höhe von bis zu 100.000 Rubel (rund 2.300 Euro), bis zu 15 Tage Haft und die Ausweisung aus der Russischen Föderation.
Es wird auf jüngste Vorfälle von Gewalt von nicht-staatlicher Seite hingewiesen, in denen es zu Übergriffen auf Homosexuelle und gleichgeschlechtliche Paare gekommen ist. Weitere gewalttätige Übergriffe, insbesondere bei öffentlichem Zeigen gegenseitiger Zuneigung, sind nicht auszuschließen.
In den russischen Regionen St. Petersburg, Leningrader Gebiet, Kostroma, Archangelsk, Rjasan Magadan, Nowosibirsk, Krasnodar, Samara, Baschkortostan und Kaliningrad bestehen bereits Gesetze, wonach die öffentliche Demonstration und Unterstützung von Homosexualität, sogenannte "Propaganda für Homosexualität", mit Geldstrafen geahndet werden kann.

OLYMPIC CHARTER

Chapter 51 Advertising, Demonstrations.Propaganda

51.3.
No kind of demonstration or political, religious or racial propaganda is permitted in any Olympic sites, venues or other areas.

By-law to rule 51
1. No form of publicity or propaganda, commercial or otherwise, may appear on persons, on sportswear, accessories or, more generally, on any article of clothing or equipment whatsoever worn or used by the athletes or other participants in the Olympic Games,
except for the identification – as defined in paragraph 8  – of the manufacturer of the article or equipment concerned, provided that such identification shall not be marked conspicuously for advertising purposes.
...
Any violation of the provisions of the present clause may result in disqualification or
withdrawal of the accreditation of the person concerned. The decisions of the IOC
Executive Board regarding this matter shall be final.


Sonntag, 11. August 2013

Dylan Thomas - Die Hand Die Unterschrieb - The Hand That Signed The Paper



DIE HAND DIE UNTERSCHRIEB

Die Hand die unterschrieb hat eine Stadt ruiniert;
Fünf herrschende Finger brachten dem Atem Not,
Haben die Toten des Erdballs verdoppelt, ein Land halbiert;
Diese fünf Könige gaben einem König den Tod.

Zu einer fallenden Schulter führt die mächtige Hand,
Ihre Fingergelenke sind krampfig von Gicht;
Ein Gänsekiel machte dem Mord ein End’,
Der hatte dem Gespräch ein End’ gemacht.

Die Hand die unterschrieb brütete Fieber,
Und Hunger wuchs, Heuschrecken kamen;
Groß ist die Hand die Herrschaft ausübt über
Menschen durch einen Krähenfuß von Namen.

Die fünf Könige zählen die Toten, doch ohne die Stirne
Zu streicheln oder die krustige Wunde zu schließen;
Eine Hand regiert Mitleid wie eine Hand die Sterne;
Hände können keine Tränen vergießen.

Übersetzt von Erich Fried

THE HAND THAT SIGNED THE PAPER

The hand that signed the paper felled a city;   
Five sovereign fingers taxed the breath,   
Doubled the globe of dead and halved a country;   
These five kings did a king to death.

The mighty hand leads to a sloping shoulder,   
The finger joints are cramped with chalk;   
A goose’s quill has put an end to murder   
That put an end to talk.

The hand that signed the treaty bred a fever,   
And famine grew, and locusts came;
Great is the hand that holds dominion over   
Man by a scribbled name.

The five kings count the dead but do not soften   
The crusted wound nor stroke the brow;   
A hand rules pity as a hand rules heaven;   
Hands have no tears to flow.
 
Dylan Thomas 1936
 
Hier liest Richard Burton das Gedicht:

In der Dokumentation "Fog of War" über Robert S. McNamara, der, unter anderem, 1961 bis 1968, also während der intensivsten Phase des Vietnamkrieges, Verteidigungsminister der USA war, rezitiert dieser das Gedicht auswendig in die Kamera. Was bedeutet das?

 D.Th.

Aus einem Brief an Pamela Hansford-Johnson:
Meine Verse, all meine Verse haben nur ein Zehntel der Intensität. Dies sind nicht die Worte, die ausdrücken, was ich ausdrücken möchte. Dies sind die einzigen Worte, die ich finden kann, die in etwa die Hälfte ausdrücken. Und das ist nichts. Ich bin ein verrückter Benutzer von Worten, kein Dichter. Das ist wirklich die Wahrheit, kein Selbstmitleid.
 

Samstag, 10. August 2013

Theater hat auch Theaterstücke über Theater


Es gibt Theaterstücke über Theater: Raub der Sabinerinnen, Der Nackte Wahnsinn, Bullets Over Broadway, Othello Darf Nicht Platzen. Ich habe all diese Stücke schon toll gesehen und auch grässlich, da ist immer ein Riesenunterschied zwischen anbiedernder Selbstverachtung und der Fähigkeit sich nicht allzu ernst zu nehmen und sich dem Gelächter der Zuschauenden anzubieten. Bitte anbieten, nicht anbiedern, bitte.  

In diesen Stücken kommt es vor, dass Schauspieler als Schauspieler auftreten. Also sie, die Schauspieler, spielen andere Schauspieler, was leider meist dazu führt, dass sie ungewöhnlich schlechte Schauspieler spielen. 
Zum Beispiel Sein Oder Nichtsein von Ernst Lubitsch nach Noch ist Polen nicht verloren von Melchior Lengyel: Herr Joseph Tura, soll laut Text ein großartiger Darsteller sein, aber meist bekommen wir einen knödelnden, chargierenden, Trottel- Hamlet geboten, der so oft, offensichtlich und unprofessionell aussteigt, dass er nicht mal an einer dörflichen Laienbühne tragbar wäre. Die Ausrede, dass es sich um eine emotionale Notsituation der Figur handelt, zieht nicht, da habe ich schon Kollegen mit massiveren Problemen erlebt, die doch noch in der Lage waren, die Vorstellung halbwegs über die Runden zu bringen. Ich bin wahrlich keine Verfechterin der dezenten Komik, aber warum sollte jemand nur komisch sein können, wenn er auch blöd ist? 
Oder die Schauspieler in Hamlet müssen sich einen langen Monolog lang anhören, in dem ihnen der Prinz von Dänemark ihren Beruf erkärt. Nun gut, er ist Prinz, also müssen sie wohl zuhören, aber wie hören sie zu? Meist wie dankbare Kinder, die nun endlich begreifen, was sie bisher nicht verstanden haben. War Hamlet in Wittenberg im Regieseminar?  
Katharina Thalbach hat mal eine ganz wunderbare, zauberische Inszenierung vom Raub der Sabinerinnen erarbeitet. Da stimmte alles, die Sehnsucht nach ernsthafter Größe und Kunst und das radikale Scheitern aus Geldnot, Talentnot und/oder anderen ungünstigen Umständen.
Unser verflixter Beruf hat oft einen wirklich schlechten Ruf. "Was macht ihr denn tagsüber?" oder "Wie könnt ihr euch nur den ganzen Text merken?", ist jeder von uns schon gefragt worden. Die Idee von einem Haufen versoffener, sexuell überaktiver Faxenmacher, die für ein bisschen Applaus Großmütter töten und Hosen fallen lassen, ist weit verbreitet. Aber dass wir uns selber so unter den Scheffel schubsen, wenn wir einen der unseren auf die Bühne bringen, hat mich immer erstaunt.


Tony Zuvela

Karel Capek: Wie ein Theaterstück entsteht

"Das Theater ist eben eine Stätte der Wunder, das grösste Wunder ist allerdings, dass es überhaupt funktioniert."

"Wir wollen hier keineswegs den fälschlichen Eindruck erwecken, als verstünden wir das Theater, Fakt ist, dass niemand das Theater versteht, weder die auf den Brettern in Ehren Ergrauten noch der älteste Direktor, ja nicht einmal die Kritiker."


Theatermasken der Tragödie und Komödie
 Mosaik Rom 2. Jahrhundert
"Das Schauspielergewerbe ist härter als Kriegführen; und falls jemand von Ihnen Schauspieler werden möchte, dem rate ich an Vaters und Mutters Stelle mit gefalteten Händen und erhobener Stimme davon ab, nun ja, wenn er es aber mit aller Gewalt will, dann prüfe er zuvor seine Widerstandskraft, seine Geduld, erprobe die Blasebälge, Pfeifen und Register, dann erfahre er am eigenen Leibe, wie man unter der Perücke oder unter der Schminke schwitzt, dann überlege er, ob er es aushält, nackt im Frost zu gehen oder, in Wattesachen verpackt, ein Dampfbad zu nehmen, ob er fähig ist, acht Stunden hintereinander zu stehen, zu laufen, zu schreien, zu flüstern, sein Mittag- und Abendessen aus einem Stück Papier einzunehmen, nach Wanzen stinkenden Mastix unter der Nase zu haben, von Scheinwerfern gebraten und von der Windmaschine aus der Versenkung angeblasen zu werden, etwa soviel Tageslicht zu sehen wie ein Bergmann, sich mit allem was man anfasst, zu beschmieren, Pech im Kartenspiel zu haben, eine halbe Stunde lang nicht niesen zu dürfen, ein von zwanzig Vorgängern durchschwitztes Trikot zu tragen, sechsmal die Kleider von der verbrühten und regelrecht dampfenden Blöße zu streifen, mit Knochenhautentzündung, Angina, und meinethalben auch Beulenpest zu spielen und noch viele andere Qualen zu erdulden, die ein Schauspieler, der spielt, zu erleiden hat; wobei ein Schauspieler, der nicht spielt, hundertfach schlimmere Martern aussteht."

Karel Capek: Wie ein Theaterstück entsteht 1925
http://www.exil-archiv.de/grafik/biografien/capek/capek.pdf

Freitag, 9. August 2013

Zum Weltkatzentag - Das Katzenhaus



Kinderbücher, Bücher, die man als Kind gelesen hat oder vorgelesen bekommen hat. sitzen in speziellen Erinnerungsräumen, Kinderschallplatten und -filme übrigens auch. Manchmal scheinen sie fast vergessen und dann aus merkwürdigsten Gründen geht eine Tür auf und eine vollständige Erinnerung steht da, inclusive heißem Kakao mit Weißbrotstulle, der Uhr, die 15.00 Uhr zeigt am Samstag und Professor Flimmrich ankündigt. "Ach, du meine Nase!"
Da erweist sich auch der Ost/West Biographieunterschied als ganz entscheidend. Der Zauberer der Smaragdstadt oder Der Zauberer von Oz? Na?
Ferdinand der Stier, Blauvogel, Lütt Matten und die weiße Muschel, viel von James Krüss, unzählige russische Märchenfilme mit blondem Iwanuschka und bezopfter Heldin, "Lat mi in Ruh, ick will in min Truh!", Tschingis Aitmatow und Lehrer mit Eselsohren im Prag der 70er Jahre - ein verrücktes Gemenge aus Sätzen, Bildern, Stimmen und seltsamerweise auch Gerüchen. Wie vertraut und wie schön. Unkritisch verdaut meist und Teil von dem, was ich bin.

DAS KATZENHAUS
 
Ich habe dieses Buch sehr gemocht, als Kind damals im letzten Jahrhundert. Und das Hörspiel hat eine Traumbesetzung, Inge Keller als reiche Katze, die Reichel als Ziege und Paryla und Bendokat als Schwein und Henne, besser geht's nicht.
Meine Lieblingsnichte hat mein Vorlesen auch sehr genossen.


Das Hörspiel von Litera

https://www.youtube.com/watch?v=OWpaqSxoD10 

Fürstin Koschka - eine vornehme Katze  - Inge Keller
Kater Wassja - ihr alter Hausdiener  - Helmut Müller-Lankow
Zwei Kleine Katzen - Waisenkinder - Monica Bielenstein & Helga Koren
Herr Bockowitsch - ein alter Ziegenbock - Peter Dommisch
Seine Frau - eine alte Ziege  - Käthe Reichel
Die Nachbarin - das Schwein  - Katja Paryla
Baron von Hahn - ein Cochinchina-Hahn  - Günter Junghans
Seine Frau - die Henne - Margit Bendokat
Biber und Ferkel  - Karin Reif & Elvira Schuster & Lutz Dechant & Holm Gärtner & Hans Oldenbürger & Lothar Tarelkin 

Der Erzähler - Wolfgang Dehler

Text - Samuil Marschak
Deutsche Nachdichtung - Martin Remané
Regie - Jürgen Schmidt
Musikdramaturgische Einrichtung - Joachim Thurm
Musik- und Tonregie - Karl-Hans Rockstedt

Dienstag, 6. August 2013

Verlaust 2013


      Kinder, ich habe Läuse! Das ist doch nicht zu glauben - ich komme aus dem 

     Urlaub, in Frankreich, zurück - der Kopf juckt - ich denk es ist die Hitze - 
     mehrmaliges Haarewaschen hilft nicht - es juckt immer doller - es fühlt sich 
     an, als würden kleine Hüpfburgen auf meiner Kopfhaut bespielt werden - in 
     mir wächst ein grässlicher Verdacht - ein Freund beginnt sich beim Skypen (!) 
     schon mitzukratzen - da geh ich endlich zum Arzt - UND - die sagt, ich habe 
     Läuse, reißt mir ein Haar aus und zeigt mir winzige kuglige Nissen, die daran 
     kleben, wie Minidisteln. Schock! Läuse? Ich?
     Läuse kenne ich als Gruppenphänomen aus Zeiten im DDR-Kindergarten, wenn 
     im Winter ewig die Mützen durchgeschwitzt wurden. Und selbst da hat es
     mich nie entwischt. Läuse! In irgendeiner Tierdoku wurde mal behauptet,
     dass eine Gruppe von Primaten, die stressfrei miteinander leben will, nicht 
     mehr als 50 Mitglieder haben darf. Bis zu dieser Anzahl kann noch jeder jeden 
     anderen lausen. Und dann zeigten sie Bilder von Gorillas, die sich gegenseitig 
     das Fell durchsuchten und die Fundstücke zwischen den Fingern knackten und 
     aufaßen. Nicht mein Ding.
     Ach, und da ist noch die Laus, die mir manchmal über die Leber rennt. 
     Aber jetzt, so ganz persönlich, auf meinem Kopf?
     Also habe ich mir den Kopf mit Tinktur vollgeschmiert, alle mit mir in Kontakt 
     gekommenen Textilien bei 60 Grad gewaschen, und alle mit mir in Kontakt 
     gekommenen Menschen angerufen und wegen etwaigen Kopfjuckens befragt. 
     (Keinen hat's erwischt!!!)
     Alles nicht wirklich schlimm, aber ein komisches Gefühl bleibt. Dabei sind wir 
     Menschen doch sowieso Gastgeber für Trillionen von anderen Lebewesen. Nur 
     sind die wirklich sehr, sehr klein und jucken meist nicht. Gott sei Dank!
     Und ich kenne ein paar Leute, denen würde ich vielleicht nicht die Pest
     an den Hals, aber nach dieser Erfahrung, Läuse auf den Kopf wünschen!
     Wiki sagt:
     Ein Mensch besteht aus etwa 10 Billionen (1013) Zellen, auf und in ihm 

     befinden sich etwa zehnmal so viele Bakterien.
     Im Mund eines Menschen leben insgesamt etwa
1010 Bakterien.
     Auf der menschlichen Haut befinden sich bei durchschnittlicher Hygiene etwa 

     hundertmal so viele Bakterien, nämlich insgesamt etwa eine Billion, allerdings 
     sehr unterschiedlich verteilt: an den Armen sind es nur wenige tausend, in 
     fettigeren Regionen wie der Stirn schon einige Millionen und in feuchten 
     Regionen wie den Achseln mehrere Milliarden pro Quadratzentimeter. Dort 
     ernähren sie sich von rund zehn Milliarden Hautschuppen, die täglich 
     abgegeben werden, und von Mineralstoffen und Lipiden, die aus den 
     Hautporen abgeschieden werden.  
     99 % aller im und am menschlichen Körper lebenden Mikroorganismen,
     nämlich mehr als 1014 mit mindestens 400 verschiedenen Arten, darunter    

     vorwiegend Bakterien, leben im Verdauungstrakt, vor allem im Dickdarm und
    
bilden die sogenannte Darmflora. 



So sah es bei mir NICHT aus!

ERNSTER RAT AN KINDER
Wo man hobelt, fallen Späne.
Leichen schwimmen in der Seine.
An dem Unterleib der Kähne
Sammelt sich ein zäher Dreck.
An die Strähnen von den Mähnen
Von den Löwen und Hyänen
Klammert sich viel Ungeziefer.
Im Gefieder von den Hähnen
Nisten Läuse; auch bei Schwänen.
(Menschen gar nicht zu erwähnen,
Denn bei ihnen geht's viel tiefer.)
Nicht umsonst gibt's Quarantäne.
Allen graust es, wenn ich gähne.
Ewig rein bleibt nur die Träne
Und das Wasser der Fontäne.
Kinder putzt euch eure Zähne!! 
Joachim Ringelnatz

Kitschwarnung!


Ja, ich weiß, man könnte diese Photos als Kitsch bezeichnen und ein skeptischer Freund hat mich auch schon darauf hingewiesen, dass sie möglicherweise gestellt sind. Aber. Aber ich habe das Buch für meine Lieblingsnichte gekauft. Sie ist nicht nur schön, klug und bezaubernd, sondern eignet sich manchmal auch als wunderbare Ausrede, um Dinge zu tun, Bücher zu lesen, Filme zu gucken, für die ich eigentlich viel zu alt und abgeklärt sein sollte. Mit ihr war ich auf dem Mount Mitte in idiotischer Verkleidung klettern, habe mir wiederholt Disneys "Pinocchio" reingezogen, tausche Elephant-und-Maus-Witze aus usw.usw.; und nun nutze ich sie aus, um dieses Buch in Ruhe durchzuschmökern.

Der Kauz und der Windhund







Alle Photographien aus: Unlikely Friendships - 47 True Stories of Animal Friendship
von Jennifer Holland Workman Publishing 2011
J. Holland schreibt sonst für die Zeitschrift "National Geographic".

Montag, 5. August 2013

Respekt und Terror


Bevor meine Mutter mich mit 17 in die damals noch recht enge Welt schickte, gab sie mir einen Satz, sozusagen als Rettungsanker, mit: "Was immer Menschen miteinander tuen, solange alle Beteiligten damit einverstanden sind, ist niemals unmoralisch".
Das klingt simpel und trifft genau. Keine Vorurteile, keine Urteile - Respekt als existentielles Lebensmotto. Ich muß nicht verstehen, aber ich muß auch nicht darüber urteilen, was Andere tun. Und ich muß mich dem Urteil Anderer nicht unterwerfen. Meine Mutter ist eine kluge Frau.
Die Verführung ist stark, die eigene Lebensweise, als die beste aller möglichen anzusehen. Aber, nix da.  Wiki sagt: eine respektvolle Haltung schließt bedenkenloses egoistisches Verhalten aus. Bedenken sind etwas Gutes, ich be-denke, was der Andere wünscht, begehrt, braucht. Und ich gehe dabei nicht von meinen Wünschen, Vorlieben und Geschmäcklichkeiten aus, sondern bemühe mich, dass heißt, ich gebe mir Mühe, strenge mich an, sein Universum zu achten, ihm Beachtung und Aufmerksamkeit zu schenken.
Rußlands Regierung hat sich gegen einen respektvollen Umgang mit einem Teil seiner Bevölkerung entschieden. Ob Mann mit Mann, Frau mit Frau oder wer auch immer mit wem auch immer er begehrt, Sex hat, geht aber den Staat nichts an. Gibt es Gewalt, muß er einschreiten. Wird Macht mißbraucht, ebenfalls. Aber ansonsten soll er sich um den Zustand der Straßen, Schulen, Krankenhäuser kümmern, Mörder verhaften, Kindergärten bereitstellen und sich ansonsten nicht in unser Leben mischen. 
Wenn wir also nächstes Jahr nach Sotschi zur Olympiade fahren und uns einreden, dass ein kurzzeitiges Aussetzen, ein Pausieren, ein Ein-Auge-Zudrücken unseres Demokratieverständnisses, uns nicht beschädigt, dann verlieren wir jede Glaubwürdigkeit, die wir uns möglicherweise erarbeitet heben. 
Ein Boykott? Wäre Kontaktabbruch nicht sogar konterproduktiv? Ich erinnere mich, wie wichtig und spannend in der DDR Begegnungen mit Leuten aus der anderen Welt waren. Frischluft. Und eine Absage ginge auf Kosten der Sportler, die hart trainieren und für Höchstleistungen nur ein kleines Alters-Zeitfenster haben. Also ein Kompromisslösung. Und was wäre das?

Aber schweigendes Hinnehmen, widerspruchsloses opportunistisches Abknicken finde ich unerträglich und gefährlich. Ja, gefährlich, weil wir grundsätzliche Rechte für disponibel erklären, und wenn wir damit erst einmal anfangen, können wir nicht sicher sein, wo es endet, oder?  


Das Gesetz hat die Menschen nicht um ein Jota gerechter gemacht; gerade durch ihren Respekt vor ihm werden auch die Wohlgesinnten jeden Tag zu Handlangern des Unrechts." 
Henry David Thoreau, Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat

Ein wirklich gut geschriebener Artikel zum Thema:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/silke-burmester-ueber-homophobie-und-die-winterspiele-in-sotschi-a-914547.html