ich lerne: gläser + tassen spülen
1923 haben sich die beiden bei der Arbeit an "Trommeln in der Nacht" in
Berlin kennengelernt. Sie eine österreichische Jüdin, die begann sich als Schau-
spielerin einen Namen zu machen und er, ein schwäbischer Dichter, mit enormem
Talent und ebenso großen Ambitionen.
Berlin kennengelernt. Sie eine österreichische Jüdin, die begann sich als Schau-
spielerin einen Namen zu machen und er, ein schwäbischer Dichter, mit enormem
Talent und ebenso großen Ambitionen.
Ende Dezember 1923 Brecht an Weigel:
1
Zweite Hälfte Dezember:
starke Langeweile
90% Nikotin
10% Grammophon
offensichtlicher Mangel
an Bädern
Jahresende:
Auf nach Mahagonny
bevorzugt!
2
HW
(zu deutsch:
Havary)
eine Theatergründung.
In den 12 Jahren für sie nahezu keine Rollen, er schreibt hauptsächlich für die Schub-
lade. Sie verlassen Deutschland 1933 direkt nach dem Reichstagsbrand, und ziehen
über Prag nach Wien, dann in die Schweiz, nach Dänemark, Schweden, Finnland,
jeweils für etwa ein Jahr, zwischendurch immer wieder Reisen auf Arbeitssuche,
schießlich über Leningrad, Moskau und Wladiwostok in die USA. Bis 1947 leben sie,
dass heißt die ganze Familie, in Los Angeles. Nachdem Brecht 1947 vor das Kommitee
für Un-Amerikanische Aktivitäten geladen worden war, verläßt erst er, dann auch der
Rest der Familie die USA und wandern über Frankreich und die Schweiz wieder
nach Berlin.
12 Jahre nicht spielen, als sie fliehen mußten, war Helli, Helle oder Helen, wie Brecht
sie anschrieb, 33.
12 Jahre nicht spielen, als sie fliehen mußten, war Helli, Helle oder Helen, wie Brecht
sie anschrieb, 33.
Es war sicher keine übliche Ehe. Aber es war eine, so scheint mir, gute. Sie verloren
nie das Interesse aneinander, das wird aus den Briefen deutlich, sie hatten
einen gemeinsamen Humor und man bekommt, obwohl seine Briefe zahlreicher sind
als die ihren, viele sind wohl bei den zahlreichen Umzügen verloren gegangen,
den Eindruck von zwei sehr starken Personen, die sich dem Bemühen
umeinander stellen.
Ulrich Matthes und Katharina Thalbach haben ganz wunderschön gelesen, leicht
und amüsiert. Die Lesung wird wohl im Januar vielleicht noch einmal wiederholt.
14. März 1956 Weigel an Brecht
Lieber Bert!
Wir haben gestern wie die Wahnsinnigen geheizt und nach einem ganzen Tag heizen
im Probenhaus waren 8º zu erreichen. Es ist wirklich zum Verzweifeln. Wir wissen nicht,
wie wir Kohlen bekommen sollen. Der Magistrat kann uns nicht mehr an Zuschuß
geben. Trotz aller Schwierigkeiten muß ich Dich bitten noch in dem kleinen Probe-
bühnchen zu arbeiten. Es ist versprochen worden, nächste Woche sei Frühling.
Ihn habe ich nicht kennengelernt, sie war die beste vorstellbare Großmutter, nach
dem Abend heute, vermisse ich sie beide.
Bertolt Brecht / Helene Weigel Briefe 1923-1956 "ich lerne: gläser + tassen spülen"
suhrkamp; herausgegeben von Erdmut Wizisla