Letzte Woche, dreimal im Theater, nicht einmal beglückt.
Ach, wie verflixt und schlecht vernäht das ist mit dem Theater, wenn es tut, als gäbe es keine Welt.
Vom Freilicht-Sommernachtstraum mag ich fast gar nicht reden, der war so lustik und so ohnemagieohnezornohnesex, dass ich hätte weinen können. Aber alle anderen haben gelacht, da bin ich weggegangen, um nicht zu stören.
Beim Aschkenasi Festival dann eine Tanzversion einer alten russischen Geschichte. Ein junger Mann, steckt, im Trunke oder aus Übermut, einem Stöckchen, das im Wald aus der Erde ragt, den Ehering seiner zukünftigen Braut auf, spricht den Eheschwur und tanzt dreimal um es herum, als sich das Stöckchen als der Knochrn-Finger einer toten Frau herausstellt, die vor ihrer eigenen Hochzeit ermordet wurde, flieht er in panischer Angst, sie verfolgt ihn und schlußendlich muß ein Rabbi entscheiden, ob die Tote und der Lebende nun verheiratet sind oder nicht.
Sein Spruch: Auch wenn er Mitgefühl für die tote Braut empfindet, haben die Toten doch keinen Anspruch auf die Lebendigen.
Der junge Mann darf eine Lebende heiraten.
Das Programmheft erwähnt, dass antisemitische Mitbürger sich ein Vergnügen daraus gemacht hätten, junge jüdische Bräute zu töten, um der Geschichte ein wenig mehr Realität zu verschaffen. Der Theaterabend bleibt im Hübschen stecken, gleichmäßiges gediegenes Tempo, Späßchen und sehr viele Schlüsse.
Dann, einer meiner Lieblinge, Bulgakovs "Die Kabale der Scheinheiligen oder Das Leben des Herrn Moliere", hier heißt es "Königliche Komödianten" und schon der Text im Programmheft stellt klar, dass man in Kanada in völliger Freiheit lebt und sich die grässliche Unterdrückung bei Louis XIV. und die noch viel schlimmere bei Stalin nur entspannt und historisch entfernt anschauen möge. Warum ein Stück machen, dass nichts mit einem selber und dem Ort an dem man lebt zu tun hat?
Immerhin hängt das Foyer voll von Videomonitoren mit den Namen der gnädig gesonnenen Sponsoren, da es fast keine staatliche Kulturförderung gibt, das wäre doch ein überlegenswertes Detail, oder nicht?
Aber immerhin spielt ein ganz wunderbrer Spieler den Moliere: Diego Matamaros!
William Webster und Diego Matamaros © Cylla von Tiedemann
"Alles, was auf der Bühne geschieht, muss zu irgend etwas gut sein."
Anton Tschechow
Anton Tschechow