Dienstag, 1. Mai 2012

Der Reigen - Vier Inszenierungen in sieben Monaten


Theater. Theater ist eines der Dinge, die ich liebe. Sonst hieße der Blog ja auch anders.

Theater ist für mich wie meine persönliche Droge, hält mich in Abhängigkeit, hat unerwartete Nebenwirkungen, kann bewußtseinserweiternd wirken oder wenigstens die Illusion davon vorgaukeln und hin und wieder habe ich einen schlechten Trip.
Sieben Monate auf Droge verlangt nach einer Entziehungskur, verlangt nach Innehalten, Anhalten, Stillsein. Deshalb rede ich hier, logisch.
Sieben Monate im Halbtraumland, ungefähr 210 Tage "als ob", ganz im Jetzt und nie wirklich anwesend, Volkshochschulkurs "Schizophrenie für Fortgeschrittene - Nº 213".

Hase oder Ente?
Was für ein Abenteuer. Was für eins?

Sieben Monate Theaterwohnungen und Pensionen, öde Klamottenwiederholung, fremde Waschmaschinen, Kaffeehaus-, Bäcker-, Internetcafesuche und immer andere Leute.  

Magdeburg, Heilbronn, Ingolstadt und Rostock, Mittel-Deutschland, hoher Süden und dann ganz nach oben in den Norden, Deutschland ist klein, aber sehr verschieden.  

Heilbronn hat ein wunderbares Cafe mit Wlan, das Caipirinha, mit dem wahrscheinlich hübschesten Kellner Deutschlands. Nett ist er auch, und guten Kaffee serviert er. Dann noch eine exzellente indische Pizzeria und am Freitag gibt es beim Bäcker Stuten, ein süßes Brot.

Ingolstadt besitzt ein überirdisch phantastisches Steakhaus, das "Schanzer" und jede Menge Donauufer und der Theaterpförtner verkauft nach der Vorstellung Bier und in fröhlicher Asozialität versammeln sich die kantinenlosen Spieler zum Absacken vor dem Bühneneingang.

Rostocks Himmel sind wunderschön und im Bresi kann man rumhocken und rauchen und sich fühlen wie in einer altmodischen Kneipe, denn der Wirt spricht dich schon beim zweiten Besuch mit dem Vornamen an. 
Und da habe ich auch noch ein paar gute Freunde, die am Zustand ihres Theaters leiden und doch nicht bitter sind, sondern kampfeslustig.


Landschaftsausschnitt mit Frau oder Porträt?
Sieben Monate - vier Stücke, Jewgeni Schwarz, Schimmelpfennig, Shakespeare, Schnitzler - kein Wunder, dass es in meinem Kopf aussieht, wie in einem psychedelischen Experimentalfilm. So viele Worte und Wörter, Rhythmen, Synkopen, Bilder, Lügen, Wahrheiten und Spiele. Alle Namen beginnen mit S - ein Zeichen? Wohl eher nicht.

Sieben Monate in Zusammenarbeit mit wunderbaren Spielern und Technikern, anderen Irren und einigen bräsigen Nervensägen, sieben Monate allein. 

Im Ergebnis bin ich müde, und bin glücklich und liebe Theater immer noch. Aber für eine kleine Weile aus der Entfernung. Uff.
(Es gibt sie übrigens, die Theater, die in ihrer Stadt für ihre Stadt arbeiten, unpädagogisch, aufmerksam, spielerisch und oft verflixt gut. Es gibt sogar noch Ensembles!)

Reiter oder Profilansicht?
Es wär' doch schön gewesen, wenn ich Sie nur auf die Augen geküsst hätt'. Das wäre beinahe ein Abenteuer gewesen... 
A. Schnitzler Der Reigen 
 

Montag, 30. April 2012

Kino - Zweimal


"Iron Lady" und "The Avengers" an einem Nachmittag und Popcorn und Cola! Was für ein Leben! Nur leider sitzt mir jetzt so ein Stück Maishülse unverrückbar im hinteren Gaumen, es gibt halt kein perfektes Vergnügen.

Zuerst also Meryl Streep in einer der perfektesten Altersmasken, die ich je gesehen habe (Siehe auch: Edgar J. Hoover - Leonardo Dicaprio) und mit dem Thatcher-Überbiss, der sie manchmal wie Faye Dunaway vor dem letzten Liftng aussehen läßt. Neidvoll muß ich sagen, die Frau ist ein atemberaubendes Schauspielwunder. Bei "Sophies Choice" habe ich noch Vorbehalte, wegen zu großer Gefühligkeit, gehegt, aber mittlerweile bin ich Bewundernde und Verehrende.
Um sie herum tummeln sich allerlei großartige britische Schauspieler, die alle irgendwie wie wirkliche Leute aussehen, nicht, wie es bei deutschen Spielern so oft ist, wie "Schauspieler". Wie machen die das?

 Original

Fälschung

Phyllida Lloyd war auch die Regisseurin von "Mamma Mia", diesem bunten ABBA Musical-Film, den ich ganz und gar gräßlich fand. Alle Darsteller waren so frohgemut und überbordend - blech - aber Frau Streep kann auch noch singen, was man allerdings in "Postcards from the Edge" ("Grüße aus Hollywood") sehr viel entspannter genießen kann. Übrigens ein toller Film, Shirley Maclaine als Übermutter ist eine angsteinflößende Freude!

Der Film - Iron Lady - so lala, aber Meryl zugucken, reicht allemal.


"Avengers". Wer Superhelden Trash mit gigantischen Effekten mag - hingehen! Ein Spaß! Tolle Tricks, witzige Dialoge, zumindest im Original, und wenn man sich an die alberne 3D-Brille gewöhnt hat, ein Augenschmauß. Iron Man taucht auf und Thor, der Hulk und Captain America und alles ist "over the top", zu viel zu viel, aber hinreißend. Und Joss Whedon unterfüttert den Ulk mit gerade genug Ironie und Realismus, um den Spaß nicht überzuckert schmecken zu lassen.

Sonntag, 29. April 2012

Gewöhnlicher Löwenzahn


Gewöhnlicher Löwenzahn oder Dandelion für Engländer, vom französischen dent-de-lion, oder Pissenlit = Bettnässer für Franzosen, weil der Pflanze auch diuretische Qualitäten eigen sind. 
Wenn sie dann älter wird, nennt man sie Pusteblume, auch schön.

Die weiße Kugel des Löwenzahns
hat winzige Zähne aus Hauch.
Vielfach versponnen
locker geschlossen;
die spinnfeinen Fäden
bleiben zusammen
in ihrem duftigen
Bau aus Fühlern.
Ordnung und Luft.
Wenn der Wind nicht in sie fährt,
bleibt die empfindlichste Blume unvermehrt.


Rose Ausländer 


Löwenzahnsalat mit Speck und pochiertem Ei (für 2 Personen)
2 Handvoll Löwenzahnblätter
2 Eier
etwas Weißweinessig
Olivenöl, Zitrone, Salz, Pfeffer
80 g Speck

Die Blätter werden gezupft, vielleicht auch mit der Hand geteilt, wenn sie zu groß sind. Dann wäscht man sie gründlich und trocknet sie in der Salatschleuder. Um ein Ei zu pochieren, bringt man in einem Topf Wasser mit einem Schuss Weißweinessig zum Kochen. Das Ei schlägt man am besten in eine Suppenkelle, mithilfe derer man es vorsichtig ins heiße, nicht mehr sprudelnde Wasser gleiten lässt. Das Ei färbt sich augenblicklich weiß. So kocht es – je nach Geschmack – 3 bis 5 Minuten. Mit der Kelle wird es wieder herausgeholt. Den Salat macht man mit Öl, Zitrone, Salz und Pfeffer an. Ganz am Ende wird der zuvor in der Pfanne ausgelassene Speck beigefügt und das pochierte Ei obendrauf gesetzt.
(Zeit online, Essen und Trinken) 

Habe ich ähnlich gestern gegessen, hmmmm!

 
Löwenzahn

Mählich durchbrechende Sonne
Schönes,
grünes, weiches
Gras.
Drin
liege ich.
Inmitten goldgelber
Butterblumen!
Über mir ... warm ... der Himmel:
Ein
weites, schütteres,
lichtwühlig, lichtblendig, lichtwogig
zitterndes
Weiß,
das mir die
Augen
langsam ... ganz ... langsam
schließt.
Wehende ... Luft ... kaum merklich
ein Duft, ein
zartes . . . Summen.
Nun bin ich fern
von jeder Welt,
ein sanftes Rot erfüllt mich ganz, und
deutlich . . . spüre ich . . . wie die
Sonne
mir durchs Blut
rinnt.
Minutenlang.
Versunken
alles . . . Nur noch
ich.
Selig!

Arno Holz

So sieht übrigens der Zahn eines Löwen aus, also keine Verwechslungsgefahr.

Donnerstag, 26. April 2012

Carl Spitzweg



Der Kaktusliebhaber, nach 1850, Carl Spitzweg
 

Stets wandeln wir am Abgrund dicht

Stets wandeln wir am Abgrund dicht,
Wo Tief und Dunkel schrecken,
Aus dem ein Tod und letzt' Gericht
Die Drachenhälse recken!

Wir wandeln, ahnen nicht Gefahr,

So sorglos wie die Kinder...
Da strauchelst du und gleitest gar
Und gleitest ab geschwinder!

Jetzt gilt's! Ist keine Latsche da,

An der du dich kannst halten?
Umfassen nicht, dem Sturze nah,
Dich rettende Gestalten?...

Humor, so heißt die Latsche schlicht

Gleich Göttern hochgeboren -
Erhaschst du sie im Gleiten nicht,
Dann, Freund, bist du verloren!

Carl Spitzweg

Gnom Eisenbahn betrachtend, 1848, Carl Spitzweg

Dienstag, 24. April 2012

New York - Photo


Photos aus 150 Jahren -  New York N.Y.


© AP Photo/New York City Municipal Archives

1914: Mehr als ein halbes Dutzend Männer in den Seilen der Brooklyn Bridge - festgehalten vom langjährigen offiziellen Fotografen der Baubehörde, Eugene de Salignac.


Montag, 23. April 2012

23. April - Shakespeare Tag


Vielleicht ist er am 23. April 1564 in Stratford upon Avon geboren worden.
Höchstwahrscheinlich ist er, ebenda, am 23. April 1616 gestorben.

"Ich bin mir sicher, dass Shakespeare nicht Shakespeares Werke geschrieben hat, sondern ein völlig anderer Mann namens Shakespeare." (unbekannter Aphoristiker)

 
Sonett frei nach William Shakespeare

Nicht Narr, nicht Clown, nicht Trottel, nicht Idiot.
Ihr Zuschaukünstler habt für mich kein Wort.
Ich komm aus England. Daher kommt der Tod.
Ich bin der Sterbewitz. Ich bin der Mord-

Versuch, jaja, ich weiß. Auch der macht Spaß
Weil er sich reimt und ist nicht so gemeint,
denkt ihr. Ihr denkt? Sieh an, seit wann denkt Aas.
Ich bin mein eignes Volk. Ihr seid vereint.

In dem Verein, der richtet und der henkt.
Ich will, dass ihr euch hier zu Tode lacht,
voll faulem Mitgefühl das Herz verrenkt,
ersauft in Tränen mitten in der Nacht.

Ihr seid das Volk. Ich bins, der euch verhetzt.
Ich heiß: The Fool. Das wird nicht übersetzt.

Thomas Brasch

Respekt


Bei allem Respekt...
Respekt, mein Herr!
Respektive
Respektvoll
Grenzen respektieren

  
"Respekt haben, lässt sich aus respicere ableiten, bedeutet auch, zu sehen. Das Verb sehen steht 
an dieser Stelle synonym fur Wahrnehmen. Jemanden zu respektieren heißt nämlich an allererster Stelle einmal, ihn Wahr zu nehmen." **

Was für eine wunderbare Aussage über ein mit unschöner Regelmäßigkeit mißbrauchtes Wort. 
"Haste keinen Respekt?", auch gern als "Reschpäkt" intoniert, wird da gleichgesetzt mit Angst haben. Schau mich an und zittere. Ich bin größer, stärker, rücksichtsloser, also respektloser als du."
Respekt ist aktiv, Toleranz, was mit Erdulden übersetzt werden kann, passiv. 
Um jemanden zu respektieren, muß ich ihn ansehen, ja, sogar im Vorwärtsschreiten, 
zurücksehen, den Eindruck, den ich beim ersten Hinschauen hatte, also überprüfen.
Jemanden zu respektieren, heißt nicht notwendigerweise, ihn zu mögen. 
Im Gegenteil, wenn ich jemanden wirklich genau betrachtet habe, kann ich, vorurteilsfrei, weil zurückblickend, die Entscheidung treffen, ihn NICHT zu tolerieren, mit allem Respekt.

R-E-S-P-E-C-T
Find out what it means to me
R-E-S-P-E-C-T
Take care ... TCB (Taking care of business)
Otis Redding

Hier in der Version von Aretha Franklin!!!

Als erstes im Bankgeschäft lernt man den Respekt vor der Null. (Carl Fürstenberg)

Der Zoologe von Berlin

Hört ihr Kinder, wie es jüngst ergangen
Einem Zoologen in Berlin!
Plötzlich führt ein Schutzmann ihn gefangen
Vor den Untersuchungsrichter hin.
Dieser tritt ihm kräftig auf die Zehen,
Nimmt ihn hochnotpeinlich ins Gebet
Und empfiehlt ihm, schlankweg zu gestehen,
Daß beleidigt er die Majestät.
Dieser sprach: »Herr Richter, ungeheuer
Ist die Schuld, die man mir unterlegt;
Denn daß eine Kuh ein Wiederkäuer,
Hat noch nirgends Ärgernis erregt.
Soweit ist die Wissenschaft gediehen,
Daß es längst in Kinderbüchern steht.
Wenn Sie das auf Majestät beziehen,
Dann beleidigen Sie die Majestät!
Vor der Majestät, das kann ich schwören,
Hegt ich stets den schuldigsten Respekt;
Ja, es freut mich oft sogar zu hören,
Wenn man den Beleidiger entdeckt;
Denn dann wird die Majestät erst sehen,
Ob sie majestätisch nach Gebühr.
Deshalb ist ein Mops, das bleibt bestehen,
Zweifelsohne doch ein Säugetier.
Ebenso hab vor den Staatsgewalten
Ich mich vorschriftsmäßig stets geduckt,
Auf Kommando oft das Maul gehalten
Und vor Anarchisten ausgespuckt.
Auch wo Spitzel horchen in Vereinen,
Sprach ich immer harmlos wie ein Kind.
Aber deshalb kann ich von den Schweinen
Doch nicht sagen, daß es Menschen sind.
Viel Respekt hab ich vor dir, o Richter,
Unbegrenzten menschlichen Respekt!
Läßt du doch die ärgsten Bösewichter
In Berlin gewöhnlich unentdeckt.
Doch wenn hochzurufen ich mich sehne
Von dem Schwarzwald bis nach Kiautschau,
Bleibt deshalb gestreift nicht die Hyäne?
Nicht ein schönes Federvieh der Pfau?«
Also war das Wort des Zoologen,
Doch dann sprach der hohe Staatsanwalt;
Und nachdem man alles wohl erwogen,
Ward der Mann zu einem Jahr verknallt.
Deshalb vor Zoologie-Studieren
Hüte sich ein jeder, wenn er jung;
Denn es schlummert in den meisten Tieren
Eine Majestätsbeleidigung.

Frank Wedekind, Die vier Jahreszeiten

"Auch wenn der Terminus „Respekt“ letztlich lateinischen Ursprungs ist, taucht er in seiner heutigen Bedeutung erst im 17. Jahrhundert im europäischen Sprachgebrauch auf:
Das deutsche Substantiv „Respekt“, was auch Achtung, Hochachtung, Ehrerbietung, Ehrfurcht oder Scheu meinen kann, ist ursprünglich dem französischen respect entlehnt, was auf das lateinische Abstraktum respectus, (Rücksicht, Zurückblicken) von respicere (respectum) zurückgeht. Respicere wiederum bedeutet so viel wie Rücksicht nehmen, sich nach etwas umsehen, zurücksehen. Hierin steckt das Verb spicere: Sehen." **

** Zitate aus:
Respekt und Wertewandel bei Richard Sennet; 
Hauptseminar: „Werte und Werteentwicklung in Familie, Schule und Gesellschaft“
 



Sonntag, 22. April 2012

David LaChapelle


"Die Leute sagen, Photographien lügen nicht, meine schon."

People say photographs don't lie, mine do.
D.LaChapelle, Collector's edition of Life, the Eisie Issue, spring 1998


David LaChapelle. Abendmahl, 2003
© David LaChapelle 

Wenn Du Realität willst, nimm den Bus.
If you want reality take the bus.
David LaChapelle

David LaChapelle. Kathedrale, 2007
© David LaChapelle 

Samstag, 21. April 2012

Der Reigen geht in die Endproben

"Wer weiß, ob wir morgen noch das Leben haben."


REIGEN

Reigen - die Liebe hält manchmal
im Löschen der Augen ein,
und wir sehen in ihre eignen
erloschenen Augen hinein.

Kalter Rauch aus dem Krater
haucht unsre Wimpern an;
es hielt die schreckliche Leere
nur einmal den Atem an.

Wir haben die toten Augen
gesehn und vergessen nie.
Die Liebe währt am längsten
und sie erkennt uns nie.

Ingeborg Bachmann

Henri Matisse 1910 Der Tanz

10 Dialoge nennt Schnitzler das Stück, ein Reigen von Werbung, Lockung, Paarung, Sättigung und Ernüchterung.

Aus den Notizen Schnitzlers:
a)  „Einer in Scheidung begriffen, mit seiner Frau im Restaurant. Zank mit einem Ungezogenen, der die Frau beleidigt. Duell und Tod.“
b)  „Ein junger Bursch, dessen Schwester die Geliebte irgend eines Mannes ist, was ihm ganz gleichgültig ist. Der Bursch wird Kadett, Offizier; plötzlich bekommt er eine Ehre und muss diesen Menschen fordern.
c) „Die Frau zu ihrem Liebhaber: Mein Mann hat Verdacht. Wenn wir also heute ins Orpheum gehen, müssen sie sich in die Chansonettensängerin Violetta verliebt stellen. Es gelingt wunderbar. Violetta ist nämlich wirklich die Mätresse des Geliebten, eventuell auch des Ehemannes.“

 Emil Nolde 1908 Ringelreihe

Der Tod und das Mädchen

Das Mädchen:
Vorüber! Ach, vorüber!
Geh, wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.

Der Tod:
Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!

Matthias Claudius


Das Stück:

1897 geschrieben / 1903 erstveröffentlicht im Eigenverlag / 1920 uraufgeführt

Die eigentliche Uraufführung fand am 23. Dezember 1920 im Kleinen Schauspielhaus in Berlin statt.
Am 22. Februar 1921 kam es in Berlin zu Ausschreitungen, nachdem ein hoher Beamter der Berliner Polizei eine systematische Hetze gegen die Aufführungen initiiert hatte. Viele Organisationen wurden veranlasst, gegen die Aufführung zu protestieren, vorgedruckte Formulare wurden verschickt und Politiker wurden mobilisiert. Am 22. Februar (wenige Tage nach den Protesten in Wien) gab es organisierte Tumulte in der Aufführung und eine johlende Saalschlacht. Abkommandierte völkische Beobachter, die meisten von ihnen im jugendlichen Alter, warfen Stinkbomben. „Man schändet unsere Weiber!Theaterleiter und Darsteller wurden in der Folge wegen „unzüchtiger Handlungen“ im sogenannten Reigen-Prozess vor Gericht gestellt.
Wegen der Polemik gegen "Reigen" bat Arthur Schnitzler 1922 den S. Fischer Verlag, der die Rechte besaß, keine weiteren Aufführungen des Stücks mehr zu genehmigen. Dieses Aufführungsverbot wurde von Schnitzlers Sohn Heinrich über den Tod des Autors hinaus verlängert. Erst seit 1.Januar 1982 darf "Reigen" wieder aufgeführt werden. (Wiki)

Freitag, 20. April 2012

Ein Kuss 1945


14. August 1945, Matrose küsst Krankenschwester am Times Square
© Alfred Eisenstaedt


Kriegsende. Ein Kuss. Aber der Matrose hat fast zu Fäusten geballe Hände. Die Frau wird "geküsst", wild oder grob ist schwer zu sagen. Der Krieg ist noch anwesend.