Ein Film über das interne Geschehen in einer Investment Bank im Jahr 2008, vielleicht ist es Lehmann-Brothers, vielleicht eine andere. Ein langsamer Film, ein Film mit sehr extremen Nahaufnahmen, ein guter böser Film. Die Besetzungsliste klingt geradezu unglaubwürdig: Kevin Spacey, Jeremy Irons, Demi Moore, Simon Baker, Zachary Quinto, Stan Tucci, Paul Bettany....und einige davon habe ich schon lange nicht mehr so gut gesehen.
Ein nach 19 Jahren Betriebszugehörigkeit Gekündigter aus der Abteilung Risiko-Einschätzung, der, um die innere Sicherheit der Bank zu gewährleisten, unter Aufsicht eines Wachmannes aus seinem Büro geleitet wird, steckt einem Kollegen zum Abschied einen USB-Stick mit den Daten seiner nun abgebrochenen letzten Arbeit zu. Der schaut sich die Berechnungen an und schlägt Alarm.
Was dann folgt, ist weniger eine Untersuchung der finanziellen Vorgänge, als die der Reaktionen, der Umgangsformen, der Denkweisen der Banker. Und die sind nicht mehr sexy oder schick oder geil, wie noch in "Wall Street", sie sind glatt, haben Angst und harte Ränder. Nur wenn dann Kevin Spaceys kunstgebräuntes, leicht ältlich verfettetes Gesicht in fast pornographischer Weise minutenlang in super-extra Nahaufnahme auf der Leinwand atmet, sieht man Risse.
Eine feudale Hierachie, in der jeder Chef einen Chef hat, den er fürchtet, jeder weniger hat, als er haben möchte und mehr, als dass er etwas zu verlieren bereit wäre, wird in gedehnten, überpräzisen Bildern seziert. Häßliche Räume im Licht hunderter zahlenflackender Computer, Männer (und eine Frau) mit Gesichtern, die es fast vergessen haben, Gefühle zu zeigen, die Augen der einzige Ort an dem sich Hass, Demütigung, Gier noch blicken lassen. Überanspannung als Normalzustand.
Gewissen eine Irritation. Eine autistische Welt, die sich ihrer Gier völlig bewußt ist, ohne sie in irgendeinen Zusammenhang mit der "anderen" Welt zu bringen.
Die Firma rettet sich, indem sie, die sie gefährdenden Papiere, schnell und rabiat veräußert und damit eine Lawine lostritt. Wir nennen diese Lawine den großen Bank-Crash von 2008.
Die Banken wurden gerettet, neue Regulative wurden nicht eingeführt. Auf ein Neues!
Der Wall Street Bulle:
Seit Dezember 1989 ist er das Wahrzeichen der Wall Street. Eines Morgens stand er plötzlich vor dem Eingang der New York Stock Exchange (NYSE), Rätsel und Sensation zugleich. Die Polizei schaffte ihn fort, brachte ihn aber nach Protesten der New Yorker wieder zurück und platzierte ihn wenige Tage später ein paar Straßen weiter südlich ans Bowling Green, wo Manhattan und der Broadway beginnen. Dort trotzt er bis heute dem Wetter wie dem Terror, seine Schnauze blank gescheuert von tätschelnden Touristen.
Der "Stürmende Bulle" (Charging Bull) - jene weltberühmte, fünf Meter lange Bronzeskulptur, die den Optimismus der Wall Street symbolisieren soll - war eigentlich ein Gag. Arturo Di Modica, ein in New York lebender Bildhauer aus Sizilien, hatte sie nach dem Börsencrash von 1987 begonnen, um damit "junge Leute zu ermutigen, sich wieder aufzurappeln und die amerikanische Wirtschaft auf den rechten Weg zu bringen".
Zwei Jahre und über 350.000 Dollar kostete ihn der Spaß. Dann verfrachtete er den fast drei Tonnen schweren Metallbullen über Nacht mit einem Gabelstapler von seinem Atelier in Lower Manhattan direkt vor die Börse, klammheimlich und ohne Genehmigung.
Tausende Touristen lassen sich täglich mit dem überlebensgroßen Viech fotografieren. Sie steigen ihm auf den Buckel und rubbeln ihm die Nüstern, die Hörner und andere Teile der Anatomie. Was die meisten nicht wissen: Die Bronze ist nur eine "vorübergehende Leihgabe" des schrullig-bärtigen Di Modicas an die Parkverwaltung der Stadt, die ihm im Gegenzug die sonst übliche Aufstellgebühr für Künstler erlassen hat.
(Quelle "SPIEGEL ONLINE" 25.09.2006)
Margin Call
Ein großer Vorteil beim Handel von Terminkontrakten liegt darin, dass man mit Kapital agieren kann, das man genaugenommen überhaupt nicht zur Verfügung hat. Nur ein kleiner Teil des eingesetzten Kapitals muss tatsächlich auf dem Konto des Brokers (»Margin Account«) hinterlegt sein. Entwickelt sich das Geschäft jedoch gegen den Trader, kann es zum gefürchteten »Margin-Call«, dem Anruf des Brokers zur Erhöhung der Margin, kommen: man muss echtes Geldauf das Konto nachschiessen um zu verhindern, dass die offenen Positionen zwangsaufgelöst werden.
Als »Margin Call« (oder auch »Variation Margin Call« bzw. »Performance Bond Call«) wird die Nachschusspflicht bezeichnet, die bei Verlust der festgelegten Mindestdeckungshöhe des »Margin Accounts« angefordert wird.
Diese Pflicht zum Nachschuss dient dem
Broker als Sicherheit, wenn die vorher geleisteten Einschüsse aufgebraucht sind, also z.B. bei einem entstandenden (Buch-) Verlust zu Lasten des Anlegers. Zwar ist ein bestimmer Spielraum beim »Margin Account« vorhanden, allerdings darf der Wert nicht unter die vorgegebene und festgelegte »Maintenance Margin« fallen.
Falls der Aufforderung zum Nachschuss nicht unverzüglich nachgekommen wird, ist der
Broker berechtigt, die Deckung des Kontos auch gegen die Interessen des Traders durch die Schließung der Position herbeizuführen.
Wie man sieht ist sicherzustellen, sofern man »auf Margin« Handel treiben will, dass im Fall eines »Margin Calls« noch genügend Reserven vorhanden sind, auf die in kürzester Zeit zurückgegriffen werden können.
Börsenlexikon