Gestern hat mich eine Bekannte zu einer Preisverleihungsveranstaltung mitgenommen - 600 geladene Gäste im Hamburger Bahnhof inmitten einer Installation names "Cloud Cities" von Tomás Saraceno. Kugeln unterschiedlicher Größe, aus durchsichtigem Plastik, gefüllt oder behangen mit Pflanzen, teils begehbar, hängen, schweben, liegen in einem riesigen Saal. Eine phantastische Planetenkonstellation. Nun verlangen aber die physikalischen Gesetze der Erde, dass diese Sphären verankert seien müssen, also steigt man über oder biegt sich unter schwarze Seile, die spinnenwebartig den Raum durchschneiden.
Und da fing der Spaß an. Mädchen, in modischen superhohen Stöckelschühchen und ihre meist älteren, seriösen, oder als gestandene Künstler gekleideten Begleiter bewegten sich durch den Saal, wie über eine Hindernisbahn unter versuchter Erhaltung von Würde und Sexappeal. Allerdings fand meine schadensvorfreudige Hoffnung auf kleinere unelegante Unfälle keine Erfüllung, aber wenigstens sah es richtig doof aus. Und die jungen Einlassdamen waren auch massiv preußisch und unhöflich. So weit so gut.
Dann Reden (alle öde, außer die von Christina Weiss), Standardbeifall, Preisverleihung - einen, den "Preis der Nationalgalerie für junge Kunst" an Cyprien Gaillard für eine Videoinstallation zu Babylon/Bagdad - lohnt sich unbedingt anzusehen - und einen zweiten, den "Preis für junge Filmkunst", in Kooperation mit der Deutschen Filmakademie, erstmals verliehen, an Theo Solvik mit "Anna Pavlova Lebt In Berlin". Der Film ist täglich im Hamburger Bahnhof zu sehen. Ich habe ihn nicht gesehen.
Dann kam das Buffet! Kinder, der alte Song von Rainhard Mey über die Schlacht am kalten Buffet in einer Variation für trendige Yuppies (young urban professionals) und mindestens ebenso trendige Kunstliebhaber. Ich habe auch gegessen, ich gebe es zu. Oben, bei der Ausstellung der nominierten Werke, war es recht leer. Schade.
Aber jetzt die wirklich brennend wichtigen Fragen: Wer macht die Mode, die zu solchen Anlässen, besonders von Damen meines Alter und darüber getragen wird? Warum existieren goldfarbene Kostüme überhaupt? Warum sagt niemand etwas, wenn jemand über 80 Kilogramm und unter Geburtsjahr 1980, sich entschließt einen winzigen Minirock zu tragen? Warum gibt es scheinbar keine guten Schönheitschirurgen, oder bemerkt man deren Arbeit einfach nicht? Kann man sich den Beugewinkel des Dauerlächelns im Katalog aussuchen? Wer trägt noch und warum hochtoupierte gelbgeblondete Haare? Oder ebensolche in Einheitsschwarz? Warum kaufen sich wohlhabende Männer ihre Anzüge immer eine Nummer zu klein? Und glauben ältere Herren, die mit 20jährigen ausgehen, wirklich dass sie witzig und intelligent sind, wenn ihre Begleiterin unauhörlich kichert?
Und dies alles, während Schweinebraten mit Kraut von auf den Knien balancierten Tellern gegessen wurde und für die Kosten einer Stadttheateroperninszenierung!
Gemurmel dröhnt drohend wie Trommelklang, gleich stürzt eine ganze Armee,
die Treppe herauf, und die Flure entlang, dort steht das kalte Buffet.
Zunacht regiert noch die Hinterlist, doch bald schon brutale Gewalt,
da spießt man, was aufzuspießen ist, die Faust um die Gabel geballt.
Mit feurigem Blick und mit Schaum vor dem Mund kämpft jeder für sich allein,
und schiebt sich in seinen gefräßigen Schlund, was immer hineinpaßt, hinein.
Bei der heißen Schlacht am kalten Buffet, da zählt der Mann noch als Mann,
und Aug' in Auge, Aspik und Gelee, hier zeigt sich, wer kämpfen kann, hurra!
Hier zeigt sich wer kämpfen kann.
Da blitzen die Messer, da prallt das Geschirr mit elementarer Wucht.
auf Köpfe und Leiber, und aus dem Gewirr, versucht ein Kellner die Flucht.
Ein paar Veteranen im Hintergrund tragen Narben auf Stirn und Gesicht,
quer aber die Nase und rings um den Mund, wohin halt die Gabel sticht.
Ein tosendes Schmatzen erfüllet den Raum, es rülpst und es grunzt und es quiekt.
Fast hört man des Kellners Hilferuf kaum, der machtlos am Boden liegt.
Bei der heißen Schlacht...
Da braust es noch einmal wie ein Orkan, ein Recke mit Übergewicht
wirft sich auf's Buffet im Größenwahn, worauf es dann donnernd zerbricht.
Nur leises Verdauen dringt noch an das Ohr, das Schlachtfeld wird nach und nach still.
Aus Trümmern sieht angstvoll ein Kellner hervor, der längst nicht mehr fliehen will.
Eine Dame träumt lächelnd vom Heldentod, gebettet in Kaviar und Sekt,
derweil sie, was übrigzubleiben droht, blitzschnell in die Handtasche steckt.
Das war die Schlacht am kalten Buffet, von fern tönt das Rückzugssignal.
Viel Feind, viel Ehr' und viel Frikassee, Na denn: "Prost" bis zum nächsten Mal, hurra!
Na denn: "Prost" bis zum nächsten Mal!
Das war die Schlacht am kalten Buffet, und von dem vereinnahmten Geld
gehn zehn Prozent, welch noble Idee, als Spende an "Brot für die Welt", hurra !
Als Spende an "Brot für die Welt".
die Treppe herauf, und die Flure entlang, dort steht das kalte Buffet.
Zunacht regiert noch die Hinterlist, doch bald schon brutale Gewalt,
da spießt man, was aufzuspießen ist, die Faust um die Gabel geballt.
Mit feurigem Blick und mit Schaum vor dem Mund kämpft jeder für sich allein,
und schiebt sich in seinen gefräßigen Schlund, was immer hineinpaßt, hinein.
Bei der heißen Schlacht am kalten Buffet, da zählt der Mann noch als Mann,
und Aug' in Auge, Aspik und Gelee, hier zeigt sich, wer kämpfen kann, hurra!
Hier zeigt sich wer kämpfen kann.
Da blitzen die Messer, da prallt das Geschirr mit elementarer Wucht.
auf Köpfe und Leiber, und aus dem Gewirr, versucht ein Kellner die Flucht.
Ein paar Veteranen im Hintergrund tragen Narben auf Stirn und Gesicht,
quer aber die Nase und rings um den Mund, wohin halt die Gabel sticht.
Ein tosendes Schmatzen erfüllet den Raum, es rülpst und es grunzt und es quiekt.
Fast hört man des Kellners Hilferuf kaum, der machtlos am Boden liegt.
Bei der heißen Schlacht...
Da braust es noch einmal wie ein Orkan, ein Recke mit Übergewicht
wirft sich auf's Buffet im Größenwahn, worauf es dann donnernd zerbricht.
Nur leises Verdauen dringt noch an das Ohr, das Schlachtfeld wird nach und nach still.
Aus Trümmern sieht angstvoll ein Kellner hervor, der längst nicht mehr fliehen will.
Eine Dame träumt lächelnd vom Heldentod, gebettet in Kaviar und Sekt,
derweil sie, was übrigzubleiben droht, blitzschnell in die Handtasche steckt.
Das war die Schlacht am kalten Buffet, von fern tönt das Rückzugssignal.
Viel Feind, viel Ehr' und viel Frikassee, Na denn: "Prost" bis zum nächsten Mal, hurra!
Na denn: "Prost" bis zum nächsten Mal!
Das war die Schlacht am kalten Buffet, und von dem vereinnahmten Geld
gehn zehn Prozent, welch noble Idee, als Spende an "Brot für die Welt", hurra !
Als Spende an "Brot für die Welt".