Fünf mal am Tag ertönt der Ruf zum Gebet von allen Minaretten, und es gibt davon unglaublich viele. Manche sind geschmückt mit Neonröhren in Knallfarben, manche mit bunten Lämpchen verziert, einige strahlen in edlem Weiß. Seit dem Verbot des Abspielens von Tonaufnahmen, wird nun wieder live zum Gebet gerufen. Einige Muezzine singsangen wohlklingend, andere blöken oder schreien, gelegentlich bildet sich aus der Vermischung mehrerer ein eigenartiger Mehrtongesang.
Religion ist allgegenwärtig. Im Basar tönen dringliche Stimmen aus vielen kleinen Lautsprechern. Sie blubbert aus Radios und auf unzähligen Fernsehsendern palavern alte Männer mit Bärten und zum Teil merkwürdigen Kopfbedeckungen über sie. Auf allen Kairoer U-Bahn-Stationen soll es bald "Orte der religiösen Beratung" geben.
Einerseits wurden die
ägyptischen Muslimbrüder durch die "demokratische" Machtübernahme des
Militärs in arge Bedrängnis gebracht, andererseits nehmen die schwarz
verhüllten Frauen zu.
Was ist das eigentlich genau - Religion? Komprimierte Angst? Unbedingter Machtwillen? Ja, Angst vor dem Tod, Angst vergessen zu werden, das auch. Aber warum verlangt jeder Errettungsgedanke solch immense Repressionen?
Heute in einer südlichen, schmutzigen Kleinstadt, eine junge Frau, vielleicht achtzehn Jahre alt, das kleine Oval ihres Gesichtes, eingezwängt in festen schwarzen Stoff. Da ging Nofretete, klein, zart, wohlgeformt, mit Mandelaugen, weichem Mund und gerader Nase, sie hatte zwei kleine Kinder bei sich. Es werden sicher noch mehr werden. Der kurze Blick, den sie mir schenkte, war magenumdrehend bestürzend. Ihr Leben ist bereits für sie entschieden worden.
Keine Überraschung, keine Freude, kein Eigenwillen.
Kinderehen sind zahlreich und die weibliche Beschneidung auch. Wenn Mädchen "Glück" haben, läßt man ihnen ihre äußeren Schamlippen.
Der Koran erwähnt nichts von diesem unerträglichen Gemetzel an Frauen und offiziell ist es auch verboten. Aber ihre Mütter, so sagt man, bestehen darauf, weil es sich so gehört.
Auf dem Bahnhof von Kairo,
zwei Frauen lächeln, eine andere wendet sich weg, eine vierte verbirgt sich.
Islam heißt ins Deutsche übersetzt, "sich ergeben", der Muslim ist also der sich Ergebende - in den Willen Allahs. Ohne Widerstand, ohne Zweifel, ohne Fragen?
Heute kann ich ihn nicht mehr finden, aber noch 2010 gab es den Fernsehsender "Arab Babes" - arabische Frauen, vollverschleiert, ansonsten nackt. WTF?
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