Ein Freund von mir hat einen Traum: der Louvre wird, nur für ihn, eines Nachts geöffnet werden, kein Mensch außer ihm schaut. Er und "seine" Bilder sind allein miteinander. Der "Da Vinci Code" ohne Leichen, Tom Hanks und religiöse Verschwörungstheorien, ein einsamer und darum vollkommener Genuß.
Diesen Traum habe ich vom Prado in Madrid, dem Kellergeschoß, wo die "Schwarzen Bilder" von Goya hängen. Niemand quatscht, keiner potographiert, die Sicht ist frei, ohne Reflexion von Tageslicht. Keiner latscht ins Bild. Es ist still. Ich habe Zeit für "meine" Bilder: den ertrinkenden Hund; den Esel, der, während der Riese über das Land wütet, stille steht; die einander erschlagenden Brüder. Bei meinem Besuch vor einigen Jahren zur üblichen Öffnungszeit sächselte ein Reiseleiter durchdringend, dass ihm bei diesen Bildern regelmäßig ein kalter Schauer über den Rücken liefe. Recht hat er, aber ich wollte es nicht hören.
Einmal hatte das Pergamon Museum für eine vielbesuchte Ausstellung länger geöffnet und durch einen glücklichen Zufall war die Meldung darüber nicht rechtzeitig an die Presse gelangt. Da lief ich dann, allein durch das Istar-Tor und am Pergamon-Altar vorbei, allein, in halberleuchteten Räumen, wie zurückversetzt, meine Phantasie hatte Freilauf.
Nun zum heutigen Thema: ein Bekannter, Elementarteilchenphysiker, schon der Titel klingt für mich unglaublich romantisch, besuchte eine Konferenz in Paris, Stephen Hawking würde sprechen. Die Differenz zwischen Mann und computergenerierter Stimme, dem eingeschränkten Körper und seiner digitalen Äußerung ist verwirrend, ändert aber nichts an der aufregenden Intelligenz des Redners. Später essen einige Konferenzteilnehmer gemeinsam zu Abend. Ein Anruf. Für Hawking hat der Louvre nachts seine Türen geöffnet, die Konferenzteilnehmer werden eingeladen, teilzunehmen.
FAST ALLEIN - IM LOUVRE - DES NACHTS.
Im Louvre vor dem Floß der Medusa, nachts um halb elf. Links und rechts
von Hawking seine beiden Postdocs/Betreuer. Den Mann rechts davon im
weißen Anzug deckt schon ein Jahr lang der Rasen (er ist am 25.8.2016
gestorben): Jim Cronin, Nobelpreis 1980 für die Entdeckung der
CP-(Charge-Parity) Verletzung. Und auch der junge rechts davon, Pierre
Binetruy, ebenfalls ein wunderbarer Physiker, ist inzwischen tot. Nur
Steven Hawking lebt unverdrossen weiter -- und wird wahrscheinlich auch
mich noch spielend überleben.
von Hawking seine beiden Postdocs/Betreuer. Den Mann rechts davon im
weißen Anzug deckt schon ein Jahr lang der Rasen (er ist am 25.8.2016
gestorben): Jim Cronin, Nobelpreis 1980 für die Entdeckung der
CP-(Charge-Parity) Verletzung. Und auch der junge rechts davon, Pierre
Binetruy, ebenfalls ein wunderbarer Physiker, ist inzwischen tot. Nur
Steven Hawking lebt unverdrossen weiter -- und wird wahrscheinlich auch
mich noch spielend überleben.
C.S.
DAS FLOSS DER MEDUSA
von Théodore Géricault, 1819
WIKI schreibt dazu: 1816 hatte England die während der Napoleonischen Kriege besetzte westafrikanische Kolonie Senegal an Frankreich zurückgegeben. Dies war für die französische Regierung der Anlass, vier Fregatten mit Infanteristen zum Schutze des überseeischen Besitzes sowie Verwaltungsbeamten und Forschern nach Afrika zu entsenden. Die Fregatte Méduse gehörte diesem Konvoi an. Unter den annähernd 400 Personen an Bord des Schiffes befand sich auch der neue Gouverneur des Senegal, der Royalist Julien-Desiré Schmaltz. Die Medusa stand unter dem Kommando des Kapitäns Hugues Duroy de Chaumareys, der, vor Napoleon geflohen, seine Karriere nicht auf See, sondern 25 Jahre lang in Emigrantensalons von Koblenz und London gemacht hatte. Nachdem das Schiff auf Grund gelaufen und das Wiederfreikommen misslungen war, befahl Kapitän de Chaumareys den Bau eines Floßes aus den Masten und Rahen der Medusa, da für die 400 Menschen an Bord nur sechs Boote vorhanden waren. Das Floß mit den beachtlichen Ausmaßen von 8 × 15 Meter musste 149 Menschen aufnehmen. Die Boote sollten das Floß an Land ziehen. Nach kurzer Zeit kappte man die Seile. Auf dem Floß brach schnell Kannibalismus aus, so dass nur noch 15 Personen gerettet werden konnten, von denen dann jedoch fünf weitere starben.