Mittwoch, 2. August 2017

Armut am Alex

Was ist Armut hier und heute? Sicher ist nicht dieselbe, wie in Ländern der Dritten Welt, meist nicht bitterer Hunger, nicht völlige Besitzlosigkeit. Arme Menschen in Deutschland sind "relativ" arm, dass heisst, sie sind es "nur" im Vergleich zu ihrem Umfeld. Relativ arm klingt fein harmlos. Die relative Armut wird gemessen am Durchschnitt des Nettoäquivalenzeinkommens, beschreibt es Wiki. In Armut lebt, wem unter 50 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens zur Verfügung steht und als Armutsgrenze gilt in Deutschland für eine allein stehende Person ein Einkommen von 979 EUR monatlich. 
Heute am Alex, an den fünf Mülleimern in Sichtweite, stehen fünf Männer, den Oberkörper darübergebeugt, mit einem Arm tief in die Eimer greifend. Die Behältnisse sind eklig, verklebt und stinkend. Die Sammler können nicht sehen, in was genau sie da hineinfassen, Scherben, Essensreste, Kotze, benutzte Spritzen, Hundescheiße. 
Über den Platz verteilt Bettelnde, manchen sieht man ihre Not an, andere lagern an diesem Sommertag zwischen ihren Tüten & Taschen wie in der Sommerfrische. Ein kleiner Dicker mit beängstigend dunkelrotem Gesicht macht ein Picknick mit Salznüssen, Blaubeeren und Fusel. Hier und da wird eine der Obdachlosenzeitungen verkauft.
Grillwalker mit den schweren Bauchläden, 30 Kilo soll so ein Ding wiegen, alle möglichen Menschen in albernen Kostümen, die für irgendetwas Blödes werben, Taschendiebe die Menge, für mich unsichtbar, aber durch die Ergebnisse ihrer Arbeit nachweisbar, Gruppen von Fast-Noch-Kindern, frech, obdachlos, schutzlos. 
Und wie viele der Leute, die über den häßlichen Platz hasten, tippeln, schlendern sind arm, aber sieht man es nicht? Adrett gekleidete Rentner, die mit Mindestrenten am Darben gerade so vorbeischlittern, Bezieher von Hartz IV, alleinstehende Mütter, Mindestlohnverdiener, Berufsunfähige, Selbstständige. 
Von den unzähligen Gelegenheitskellnern, die eigentlich Schauspieler, Maler, Sänger, Musiker sind, muß ich gar nicht reden. 


Heute hat mich die Synchronität der fünf Sammler zum Nachdenken gebracht, aber meist schaue ich nicht so genau hin, kaufe gelegentlich die "Motz", werfe ein paar Euro in einen auf dem Boden stehenden Becher und spende an "Ärzte ohne Grenzen". Mir geht es gut.

ZUSÄTZLICHE INFORMATIONEN: 



https://www.cecu.de/armutsgrenze.html
 
http://www.statistiker-blog.de/archives/nettoaquivalenzeinkommen/299.html

https://www.berlin.de/polizei/aufgaben/praevention/diebstahl-und-einbruch/artikel.119058.php

Wiki:
Mehrweg-Bierflaschen werden mit 0,08 € verbucht, egal ob mit 0,33 l oder 0,5 l Inhalt.
Mehrweg-Bierflaschen mit Bügelverschluss haben 0,15 € Pfand, werden regional auch mit 0,25 € oder 0,50 € bepfandet.
Sonstige Mehrwegflaschen aus Glas oder härterem Plastik kommen auf 0,15 €. Hierzu zählen z. B. Mineralwasser, Limonade, Joghurt, Milch, Sahne, Apfelwein, Fruchtsäfte.
Mehrweg-Glasflaschen der Firma Schweppes sind mit 0,10 € bepfandet.
Für 1-Liter-Weinflaschen aus Glas werden in manchen Handelsketten 0,02 € bzw. 0,03 € Pfand erhoben


http://www.tagesspiegel.de/berlin/armut-in-berlin-helft-endlich-den-flaschensammlern/19701212.html

1 Kommentar:

  1. http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/armut-geht-zurueck-aber-nur-unter-einheimischen-a-1161088.html

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