Mittwoch, 8. März 2017

Manchmal muß man einfach mitten im Film weggehen.

Ich als bekennender und recht wahlloser Filmliebhaber habe innerhalb des letzten Monats zweimal nach nicht einmal dreissig Minuten das Kino verlassen. Unerhört. 
Es gibt tolle Filme, gute Filme, öde Filme, schlechte Filme, aber am schlimmsten sind prätentiöse Filme. Erst La-La-Land und heute abend Silence. WtF! 

In Folge frühkindlicher Verwöhnung mit hochartifiziellen, wunderbaren Musikfilmen von Top Hat bis Funny Girl, nach inneren Kniefällen vor Gene Kelly und Fred Astaire war mir der angestrengt neckische Charme von La-La-Land im Verein mit den mäßigen Tanz-und Gesangskünsten der Spieler zu blöde, um zu bleiben. Die Choreographien waren auf das für Anfänger machbare Maß zugeschnitten, die Lieder auch. Und um eins klarzustellen, Kitsch ist nicht, was ich verachte, immerhin habe ich Pretty Woman gemocht, nur muß er zugeben, was er ist. Hier wurde mit dem "Wir-können-das-nicht-so-gut" getändelt. Erfolgsorientierte verlogene Harmlosigkeit. Und ich habe auch immer mehr das Gefühl, dass Ryan Gosling in Gefahr ist, zum Darsteller seiner selbst zu versteinern.

Heute Silence von Martin Scorsese mit Andrew Garfield, den ich sonst gern sehe - Vorspann, unterlegte Musik, Musik bricht ab, Stille, der Titel erscheint: Stille
Wabernde Nebel, viel Feuchtigkeit, fein schmutzig geschminkte Gesichter, angstvolle Augen in riesigen Nahaufnahmen, Lumpen und eine dunkle hauchige Stimme spricht glaubensbebende Sätze aus dem Off. Und wenn ich mal über Rassismus auf der Leinwand reden darf, viele zitternde, demütige, arme, arme Japaner, begrüssen beglückt die Ankunft der zwei opferbereiten Jesuiten, sie sind dazu angehalten zu spielen, als wären  sie in der unkomischen katholischen Version vom Pink Panther besetzt. 

Herbert Tsangtse "Burt" Kwouk, OBE (pronounced KWOK; Chinese: 郭弼; 18 July 1930 – 24 May 2016) was a British actor, known for his role as Cato in the Pink Panther films. 
https://www.youtube.com/watch?v=IA8QrOAghZ0

Und Yoshi Oida ist einer der japanischen Darsteller. Er hat bei Peter Brook gespielt und bei Greenaway im "Pillowbook - Die Bettlektüre", einem meiner Lieblingsfilme!
Martin Scorsese, ein großer Regisseur, gefällt von seinem Kinderglauben, seine Heiligenbildchen treffen auf den American Dream vom einfach strukturierten Kampf zwischen Gut und Böse, was hier das Duell der herzigen Jesuiten gegen die japanischen Bösewichter ist. Die Japse begreifen einfach nicht, wie gut Katholizismus für sie wäre.
1986 hat Roland Joffé "Mission" gedreht mit Rober De Niro, Jeremy Irons und der Filmmusik von Ennio Morricone, falls es euch interessiert, welch heiliger Wahnsinn nötig war, um den Versuch zu unternehmen, ganze Kontinente zu missionieren.


Jeremy Irons aka Pater Gabriel spielt im südamerikanischen Dschungel die Oboe.

7 Kommentare:

  1. Danke! Danke, danke, danke!
    Meine Umgebung is going mad about "Lala Land" - and I don't get it!!!

    Vielleicht weil wir da eine filmische Biografie teilen. Und wenn man einen Tanzfilm machen will - dann soll man bitte nicht die niedlichen süßen Hauptdarsteller casten... sondern niedliche süße Hauptdarsteller, die TANZEN können!!!
    Good old times...
    ... die technische Brillianz und Komik von dem hier...
    https://www.youtube.com/watch?v=SND3v0i9uhE
    ...die federnde Leichtigkeit und der Charme von dem hier...
    https://www.youtube.com/watch?v=MsS7B8nyw5Y
    ...knatschig bunt, all american und artistisch...
    https://www.youtube.com/watch?v=QbzJtP75NqM
    Ich will's hier nicht ausufern lassen... aber Fred Astaire, der sich kopfüber schwerelos durch's Zimmer tanzt, Mülleimerdeckelstepptanz in New York und, oh my god - West Side Story.
    Einer meiner Lieblingsfilme ist "That's dancing" von 1985. Der Film besteht aus dem besten, was Hollywood jemals in Tanzschritte gefasst hat - Gänsehaut. Ich weiß nicht, wie oft ich den gesehen habe!
    https://www.youtube.com/watch?v=dUZPe_omLUY
    DAS ist woran "Lala Land" sich messen lassen muss - und will... und das einzige worauf der Film dabei hoffen kann ist, dass meine Generation die letzte ist, die noch besser wissen kann welche Unwiderstehlichkeit und Perfektion Hollywood da schon mal erreicht hatte.
    Lass' mich Dir von meiner Oscar-Nacht berichten.
    Vorab... ich war angefressen... 14 Nominierungen für "Lala Land"... Hollywood feiert den eigentlichen Hauptdarsteller des Films: Hollywood. Ein wichtiger Film im derzeit rassenfeindlichen, frauenfeindlichen, wissensschaftsfeinliche Trumpland, "Hidden Figures" - 3 Nominierungen... übrigens mit einer grandiosen nicht nominierten Musik von Hans Zimmer und Pharrell Williams.
    Die "Lala Land" Story über den schneeweißen knopfäugigen Retter des Jazz bekommt den Oscar für das beste Drehbuch... ich habe das unendliche Bedürfnis meine Nachbarschaft durch gebrüllte Schimpfwörter zu wecken.
    Emma Stone wird beste Hauptdarstellerin? Sie soll in "Lala Land" also besser gewesen sein als die grandiose Isabelle Huppert, die in "Elle" eine Gehirnwindungen verstörend intensive Darstellung abliefert? Ich bekomme das Bedürfnis meine Stirn auf die Tischplatte knallen zu lassen und dies nach Bedarf zu wiederholen.
    Dann zuletzt "bester Film"... "Hidden Figures" hat die letzte Chance auf Auszeichnung - "Lala Land"!!! ... jetzt bin ich drauf und dran marodierend durch die nächtlichen schweizer Straßen zu ziehen... aber ...vielleicht gibt es doch einen Gott... großer Irrtum... "Moonlight". Nicht mein Favorit... aber wenigstens nicht auch noch "Lala Land".
    For heaven sake...

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  2. Ich war immer riesiger Fred Astaire Fan. Die Bessenheit mit der er an Winzigkeiten bis zum umfallen gefeilt hat bis er nahezu Schwerelosigkeit erreichte - wow.
    Ein riesiger Fan von ihm war auch... Michael Jackson.
    Witzigerweise war das wohl gegenseitig, denn Jacksons Hautarzt Arnold Klein wird zitiert mit "Fred Astaire told me once: Michael Jackson can´t dance, he is the dance.".
    Und Michael Jackson teilte die Besessenheit des feilens.
    Wie absolut mühelos man diese beiden Tänzer deswegen miteinander verbinden kann zeigt dieses sehr gelungene Video.

    https://www.youtube.com/watch?v=B0GWCk9wnak

    Das geht, weil Michael Jackson erstens selber begnadeter Tänzer war und zweitens sein großes Vorbild studiert hat.

    Wenn man etwas imitiert oder wiederbeleben will muss man sich an den besten orientieren. Und wenn das Tanz einschließt, dann braucht man dafür brillante Tänzer, die gute Schauspieler sind. Und nicht gute Schauspieler, die passabel tanzen.
    Die Tanzszenen in "Lala Land" sind wie ein Pudding, der mit viel Sahne versucht zu kaschieren, dass er ein bisschen angebrannt ist.
    Das ist tänzerisch zu wenig - denn es ist bereits ein wahres Buffet von köstlichen Desserts auf dem Markt.

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  3. https://www.youtube.com/watch?v=xH7VymwHLmo

    Ach ja!

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  4. Ja, ja, jaaaaaaaaaaaaaa!

    THAT'S dancing!
    Als Tänzer wird man geboren... man kann ausgebildet werden, man kann üben bis die Füße glühen - aber man KANN es nicht lernen. Es ist in Körpern drin!!!
    Und das sieht man!

    Okay,ich will nicht verhehlen, dass ich erstens den Film nicht gesehen habe, zweitens JEDE Musik mag ausser Barockmusik und Jazz und drittens subjektiv gegen ihn eingenommen bin.
    Wenn einem Exbeziehungen, zu denen man gerade keinen guten Draht hat, einem wohlmeinende digitale Eintrittskarten dafür zuschicken obwohl sie Minimum drei Gründe finden müssten den Blödsinn zu lassen... dann ist das sicher ein Minuspunkt für den der Film nichts kann.
    Nichts desto trotz wollte ich wissen, wie man auf so einen Quatsch kommt... und habe eine dezidierte Recherche zum Film gestartet, die mich zumindest befähigt Musik, Darstellung und Choreografie zu beurteilen. Ich bin sehr recherchegründlich.
    Und echt... nee. Um bei dem Werk auf die Idee zu kommen, dass das was für mich ist, gerade WEIL ich Tanzfilme mag... muss man selber herzlich wenige gesehen haben.
    Und wenn dem so ist, dann beeindruckt er vielleicht sogar, wer weiß.

    Aber ehrlich, Tanzfilme leben von und durch Tänzer.
    Seien wir ehrlich, die meisten Darsteller im West Side Story Film waren darstellerisch zeitgemäß, aber schauspielerisch nicht herausragend.
    Was diesen Film so zeitlos gut macht, dass man bis heute kein Remake gewagt hat, ist eine unfassbar gute Choreografie und hinreißende Tänzer.
    Es ist nämlich viel einfacher brillante Tänzer zu gutem Spiel zu pushen, als gute Schauspieler zu brillantem Tanz.
    Amerika hat einen riesigen Talentpool aus der Dreierbegabung - Tanz, Gesang, Schauspiel.
    Wenn man den Mut gehabt hätte da Eignung über Bekanntheitsgrad zu stellen, dann ... wer weiß, was dann möglich gewesen wäre... aber so? Nee!

    Wenn jemand tanzt und den Jazz retten will, dann muss er DAS 'drauf haben:

    https://www.youtube.com/watch?v=_8yGGtVKrD8#t=20.188163

    Sonst muss man den Jazz vor ihm retten... und den Tanz am besten gleich mit. Sonst tritt 2016 zur Rettung dessen an, was schon 1946 besser ging.

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  5. Ach, wäre Beamen nur schon Realität, dann würde ich Dich jetzt sehr gern fest umarmen und Dir persönlich sagen, dass Du eine der schrägsten, schlausten und lustigsten Frauen bist, die ich das Glück hatte, kennenzulernen.

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  6. Jetzt suche ich nach Möglichkeiten Dir Jazz, älteren, und Barockmusik, schmackhaft zu machen.

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  7. Danke für Deine zauberhaften Komplimente und ja, herbeamen, Popcorn mitbringen, mich auf „Lala Land ansprechen... und den zwangsläufig darauf folgenden Wutmonolog genießen... ist wie ins Theater gehen.
    Ich glaube, ich reagiere auf diesen Film wie Louis de Funès.

    Der macht mich auf so vielen Ebenen sauer.

    Dieser Film ist wie ein Antiquitätenhändler um die Ecke, der einem den „Denker“ von Rodin verkaufen will und man sich zu fragen beginnt: „Freundchen, ich weiß, der steht im Musée Rodin und diese Kopie sieht mies aus - was beleidigst Du gerade mehr, meine Intelligenz oder meinen Geschmack?“.
    Er ist wie eine schlecht imitierte Cola, irgendwie süß, irgendwie Kohlensäure drin, aber nicht zu viel - und keineswegs irgendwas originales.
    Nichts gegen Herrn Gosling, aber wenn der sich nicht abgewöhnt zu glauben, dass mit Hundewelpenblick alles getan ist, dann wird der Schwierigkeiten kriegen, wenn der Hund älter wird.
    Emma Stone kann was und hier schwimmt sie in einer dicken Sauce, die zuviel Mehl abgekriegt hat und irgendwie pappig an ihr klebt.
    Oscar für „Birdman“, na meinetwegen... aber echt... dafür???

    Der Gesang ist unterirdisch!!!

    „Les Miserables“ war 2012 der erste Film, bei dem die Technik weit genug war die Songs direkt von der Szene abzunehmen anstatt sie im Studio aufnehmen zu müssen. Er zeigt was selbst mit diesem Verfahren und Schauspielern möglich ist und blamiert „Lala Land“ bis auf die Knochen.
    Diese blaugetünchte „City of Stars“ - Pfeiffsingtanznummer mit Hut, großer Schwermut und so zäher Langsamkeit, dass man nur durch die Tonspur verifizieren kann, dass der Film gerade tatsächlich in Originalgeschwindigkeit abläuft.
    Diese ständigen elegischen Kameraschwenks, als hätte man einer segelnden Möwe eine GoPro aufgeschnallt.
    Wenn ihr mich kriegen wollt, Leute - dann macht es wie jeder handelsübliche zuckerwattesüße Disneyfilm... tut es einfach, lasst mich nicht mitkriegen wie und später frage ich mich wie Disney das wieder geschafft hat.
    Und hier sehe ich so viel Absicht... und bin ganz nach Goethes Worten verstimmt.

    Und wirklich... ich bin die letzte, die protestierend aufspringt, wenn Leute romantisch unter einem Sternenhimmel tanzen. Romantisch betrachtet ist das praktisch die Daseinsberechtigung von Sternen.
    Aber muss die Planetariumsprojektion sich dazu wirklich so einfallslos benehmen wie das handelsübliche Wallpaper, dass man bei Mac als Desktop voreingestellt bekommt?
    Man wartet unwillkürlich auf den weiß eingeblendeten angebissenen Apfel... und das ist nicht romantisch.

    Vorallem aber nervt mich, und ein anderes Wort dafür gibt es nicht, die lässig verschlenkerte Unzulänglichkeit mit der die Gesangs- und Tanzelemente vorgetragen werden... die den Film eigentlich über eine handelsübliche Lovestory erheben sollen.

    Es gibt keine Kunstrichtung, die ich mehr bewundere als Tanz.
    Das hat damit zu tun, dass ich für so ziemlich alles künstlerische wenigstens einen kleinen Fingerhut Begabung mitbringe... außer für Tanz.
    Tänzer sind für mich magische Wesen. Sie können und leisten etwas für das ich schlicht null Talent aufweise.
    Weil man als Tänzer zu Welt kommt. And I was not designed to dance.
    Deswegen bewundere ich Tänzer. Und ich nehme ernst, was sie an Magie verbreiten können.
    Was Gosling und Stone da abliefern verhält sich zu Tanz wie Justin Bieber zu Bruce Springsteen... niedlich, aber zündet nicht!

    Und wäre beamen schon breitentauglich - dann hättest Du diesen Monolog in meinem Wohnzimmer und unter vollem Einsatz von Körper, Stimme und Empörung genießen können... ich garantiere, es wäre eine in sich geschlossene Performance geworden an der Du regielich nichts auszusetzen gehabt hättest!
    Oder um es mit Louis de Funès zu sagen: Was? Nein! Doch! HA!
    :)

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