Donnerstag, 9. Juli 2015

Mads Mikkelsen mit Hasenscharte und fliehendem Kinn



Men & Chicken - Menschen & Hühner 
ein Film von Anders Thomas Jensen

Das ist Mads Mikkelsen.

Als Kreuzung wird das Ergebnis der geschlechtlichen Fortpflanzung zwischen zwei verschiedenen Arten von Pflanzensorten oder Tierrassen verstanden. Der Vorgang der Fortpflanzung, das Kreuzen, kann natürlich oder künstlich erfolgen. So in etwa sagt es Wiki. Der Film, der von Kreuzungen handelt, ist selber eine solche. Eine tragische Groteske? Ein philantropischer Monsterfilm? Ein Ding, im Sinne von das ist ja ein Ding, ein Unding, eine Frechheit. Eine Liebeserklärung an Familienbande oder die Horrorversion der Olsenbande? 
H.G. Wells hat 1896 eine Geschichte geschrieben, aus der vielleicht die Wurzeln dieses Drehbuches gewachsen sind - Die Insel des Doktor Moreau. 
In der alten Erzählung und dem neuen Film ist der Mißbrauch gentechnischer Forschung nur Vehikel für das Durchspielen anderer Themen - wie fühlt der Außenseiter, Andersartige, das Monster. Und wie menschlich ist so ein Monster? Wie monströs erscheinen wir ihm?

Monster oder Monstrum bezeichnet ein widernatürliches, meist hässliches und angsterregendes Gebilde oder eine Missbildung. So beschreibt es Wiki. Es ist hässlich, also hassenswert? Es erregt Angst, wovor und hat es selber welche? Es ist eine Missbildung, also ein verzerrtes Abbild unserer Selbst? Im etymologischen Wortsinn ist ein Monster, ein Omen kommenden Unheils, man könnte also sagen, es zeigt uns, zu was wir fähig sind, sein werden, sein könnten. 
Nachdem ich in den Dänischen Delikatessen mit zwei Mördern und Menschfleisch verkaufenden Schlachtern sympathisiert habe, und in Adams Äpfeln mit einem Nazi und einem hochneurotischen Pfarrer, habe ich heute Abend das nicht ungetrübte Vergnügen gehabt, in mir Zuneigung zu fünf "widernatürlichen, meist hässlichen und angsterregenden" Halbmenschhaltiergeschöpfen zu finden.

Jensen hat den Spaß weit, sehr weit getrieben, manchmal wohl auch übers Ziel hinaus. Zuviel Kichern zwischen Ekel und Ungläubigkeit schwächt die Empathie, denke ich. Aber dennoch schafft er es, mich nicht zu verlieren. Und spätestens beim Schlußtableau, ich werde den Teufel tun und es beschreiben, nein, geht und guckt selber, also spätestens in dieser letzten Szene werde ich mir wieder sicher, dass hier einer den Menschen liebt, den Menschen das Monster.

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