Freitag, 8. August 2014

Lissabon 1 - Hieronymus Bosch


Es ist schön hier. Nicht so schwer, grandios und geschichtsstolz wie Madrid, nicht so übervoll, sinnüberflutend und selbstbewusst wie Rom, auch voll von Geschichte, aber hauptsächlich eine Stadt in der gelebt wird. 
Es ist laut. Es ist voll. Es riecht oft nach Pisse. Es ist grün. Nicht in meinen Bildern, aber überall sonst sind Parks und baumbestandene Alleen. Der Verkehr staut mehr als er fährt. Der Kaffee ist hervorragend, außer im Hotel, das ein Nichtraucherhotel ist, aber in dem der Concierge, auf meine Frage nach dem Rauchen, nur leise antwortete: "Wissen sie, manche Gäste rauchen auf dem Zimmer, dann weinen wir, aber...", es folgte das zarteste vorstellbare Schulterzucken.


Der Platz - Plaza - Plaqua - Praca - des Handels
an der Mündung des Tejo in den Atlantischen Ozean


 Dito


 Ein Friseur nur für Männer und Hunde


 Dito

 Die Strassen sind so,


 und deshalb sehen die Strassenbahnen, zumindest die alten, so aus.
Hab schon lang nicht mehr soooo viele Grafitti gesehen!

 Lissabon im sogenannten atlantischen Licht.

 Varietetheater der altmodischen Art gibt es hier viele. Die Photos der Darsteller auf den Plakaten erinnern an Schlagerplattencover aus den frühen Fünfzigern.

Stripclubs haben ebenfalls ein leicht altertümliches Ambiente, zumindestens von außen.

 Kaffeewerbung der ungewöhnlichen Art. Ist Kaffee schlecht für die Zähne?



UND! 
Und im Museu Arte Antigua hing zwischen einer großen Anzahl mittelmäßiger Bilder,
dieses Triptychon: Die Versuchung des Heiligen Antonius von Hieronymus Bosch!

Oh. Oh. Schön! Verstörend! Witzig! Erschreckend! Unergründbar.

Tafel 1:

 Antonius in der Luft von Dämonen geplagt


 
 Antonius kniend an der Treppe auf den Erlöser und sein Abbild in der Kapelle zeigend


Antonius lesend



Des Antonius von Padua Fischpredigt



Antonius zur Predig
Die Kirche findt ledig,
Er geht zu den Flüssen,
Und predigt den Fischen;
Sie schlagn mit den Schwänzen,
Im Sonnenschein glänzen.

Die Karpfen mit Rogen
Sind all hieher zogen,
Haben d' Mäuler aufrissen,
Sich Zuhörens beflissen:
Kein Predig niemalen
Den Karpfen so gfallen.

Spitzgoschete Hechte,
Die immerzu fechten,
Sind eilend herschwommen
Zu hören den Frommen:
Kein Predig niemalen
Den Hechten so gfallen.

Auch jene Phantasten
So immer beym Fasten,
Die Stockfisch ich meine
Zur Predig erscheinen.
Kein Predig niemalen
Den Stockfisch so gfallen.

Gut Aalen und Hausen
Die Vornehme schmausen,
Die selber sich bequemen,
Die Predig vernehmen:
Kein Predig niemalen
Den Aalen so gfallen.

Auch Krebsen, Schildkroten,
Sonst langsame Boten,
Steigen eilend vom Grund,
Zu hören diesen Mund:
Kein Predig niemalen
Den Krebsen so gfallen.

Fisch große, Fisch kleine,
Vornehm' und gemeine
Erheben die Köpfe
Wie verständige Geschöpfe:
Auf Gottes Begehren
Antonium anhören.

Die Predigt geendet,
Ein jedes sich wendet,
Die Hechte bleiben Diebe,
Die Aale viel lieben.
Die Predig hat gfallen,
Sie bleiben wie alle.

Die Krebs gehn zurücke,
Die Stockfisch bleiben dicke,
Die Karpfen viel fressen,
Die Predig vergessen.
Die Predig hat gfallen,
Sie bleiben wie alle.



Abraham a Santa Clara

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