Wahrscheinlich das erste Zeitungsphoto an das ich mich bewusst erinnere.
1972, der Vietnamkrieg, in direktem Anschluß an den Indochinakrieg 1946–54, geht in sein achtzehntes Jahr.
Ein Dorf, das von der nordvietnamesischen Armee okkupiert worden war, wird von südvietnamesischen Fliegern mit Napalm bombardiert. Kim Phuc, neun Jahre alt, ist mit ihrer Familie auf der Flucht. Es wird behauptet, ein Flieger hätte die Gruppe für Soldaten gehalten und sie deshalb beschossen. Zwei ihrer Cousins sterben bei diesem Angriff.
Kim Phuc ist nackt, weil ihre Kleidung brannte, sie hat sie sich vom Körper gerissen. Sie sagt später, sie hätte immer wieder nóng quá, nóng quá - zu heiß, zu heiß, geschrien.
Der Photograph Nick Ut schaffte sie und ihre Verwandten ins nächste Krankenhaus, dreissig Prozent von Kim Phucs Haut waren verbrannt, ihre Behandlung dort dauerte über zwei Jahre und erst 1982, nach einer erneuten Operation in Deutschland, konnte sie sich wieder wirklich bewegen.
8. Juni 1972 außerhalb des Dorfes Trang Bang
von links nach rechts: die Brüder Phan
Thanh Tam, Phan Thanh Phouc, Kim Phuc und ihr Cousin Ho Van Bon and
Ho Thi Ting
© Nick Ut
Ut bekam 1973 den Pulitzerpreis für dieses Photo.
Napalm ist das Kurzwort für Naphthensäuren und Palmitinsäure, es
ist eine Brandwaffe mit dem Hauptbestandteil Benzin, das mit Hilfe von Zusatzstoffen geliert wird. So wird erreicht, dass Napalm als zähflüssige, klebrige Masse am Ziel haftet und eine starke Brandwirkung entwickelt.
Bereits kleine Spritzer brennenden Napalms verursachen schwere und schlecht heilende Verbrennungen auf der Haut. Wegen seiner hydrophoben Eigenschaften kann Napalm zudem nur schlecht mit Wasser gelöscht oder von der Haut abgewaschen werden. Auch bei einem nicht direkten Treffer wirkt Napalm äußerst zerstörerisch gegen Lebewesen und hitzeempfindliches Material. Je nach Zusammensetzung erreicht es eine Verbrennungstemperatur von 800 bis 1200 °C. (Wiki)
Unbeschnittene Variante des Photos
Zwölf Reporter, die den Luftangriff auf Trang Bang am 8. Juni 1972 fotografieren.
In den nächsten Sekunden gerät ihnen die Gruppe um Kim Phúc in den Blick.
© Bettmann/CORBIS, Photograph unbekannt
In den nächsten Sekunden gerät ihnen die Gruppe um Kim Phúc in den Blick.
© Bettmann/CORBIS, Photograph unbekannt
Etwas später
Viel später
Heute lebt Kim Phuc als Ärztin und Mutter zweier Kinder in Kanada.
Quelle:
Gerhard Paul
Die Geschichte hinter dem Foto
Authentizität, Ikonisierung und Überschreibung
eines Bildes aus dem Vietnamkrieg
http://www.zeithistorische-forschungen.de/site/40208413/default.aspx
Das Mädchen und das Photo
Regie Marc Wiese, WDR/ARTE, Deutschland 2009, 53 Min.
Kinderkreuzzug 1939
In Polen, im Jahr Neununddreißig
War eine blutige Schlacht
Die hat viele Städte und Dörfer
Zu einer Wildnis gemacht.
Die Schwester verlor den Bruder
Die Frau den Mann im Heer
Zwischen Feuer und Trümmerstätte
Fand das Kind die Eltern nicht mehr.
Aus Polen ist nichts mehr gekommen
Nicht Brief noch Zeitungsbericht
Doch in den östlichen Ländern
Läuft eine seltsame Geschicht.
Schnee fiel, als man sich’s erzählte
In einer östlichen Stadt
Von einem Kinderkreuzzug
Der in Polen begonnen hat.
Da trippelten Kinder hungernd
In Trüpplein hinab die Chausseen
Und nahmen mit sich andere, die
In zerschossenen Dörfern stehn.
Sie wollten entrinnen den Schlachten
Dem ganzen Nachtmahr
Und eines Tages kommen
In ein Land, wo Frieden war.
Da war ein kleiner Führer
Der hat sie aufgericht’.
Er hatte eine große Sorge:
Den Weg, den wusste er nicht.
Eine Elfjährige schleppte
Einen Jungen von vier Jahr
Hatte alles für eine Mutter
Nur nicht ein Land, wo Frieden war.
Ein kleiner Jude marschierte im Trupp
Mit einem samtenen Kragen
Der war das weißeste Brot gewohnt
Und hat sich gut geschlagen.
Und zwei Brüder kamen mit
Die waren große Strategen
Stürmten eine leere Bauernhütt
Und räumten sie nur vor dem Regen.
Es ging ein dünner Grauer mit
Hielt sich abseits in der Landschaft
Und trug an einer schrecklichen Schuld:
Er kam aus einer Nazigesandtschaft.
Da war unter ihnen ein Musiker
Der fand eine Trommel in einem zerschossenen Dorfladen
Und durfte sie nicht schlagen
Das hätt sie verraten.
Und da war ein Hund
Gefangen zum Schlachten
mitgenommen als Esser
Weil sie’s nicht übers Herz brachten.
Da war auch eine Schule
Und ein kleiner Lehrer für Kalligraphie
Und ein Schüler an einer zerschossenen Tankwand
Lernte schreiben bis zu FRIE…
Da war auch ein Konzert:
An einem lauten Winterbach
Durfte einer die Trommel schlagen
Da wurd er nicht vernommen, ach.
Da war auch eine Liebe.
Sie war zwölf, er war fünfzehn Jahr.
In einem zerschossenen Hofe
Kämmte sie ihm sein Haar.
Die Liebe konnt nicht bestehen
Es kam zu große Kält:
Wie sollen die Bäumchen blühen
Wenn so viel Schnee drauf fällt?
Da war auch ein Krieg
Denn es gab noch eine andre Kinderschar
Und der Krieg ging nur zu Ende
Weil es sinnlos war.
Doch als der Krieg noch raste
Um ein zerschossenes Bahnwärterhaus
Da ging, wie es heißt, der einen Partei
Plötzlich das Essen aus.
Und als die andere Partei das erfuhr
Da schickte sie aus einen Mann
Mit einem Sack Kartoffeln, weil
Man ohne Essen nicht kämpfen kann.
Da war auch ein Gericht
Und brannten zwei Kerzenlichter
Und war ein peinliches Verhör.
Verurteilt wurde der Richter.
Da war auch eine Hilfe
(Hilfe hat nie geschadet)
Eine Dienstmagd hat ihnen gezeigt
Wie man ein Kleines badet
Sie hatte leider nur zwei Stunden
Ihnen beizubringen
Mußte ihrer Herrschaft
Die Betten nachbringen.
Da war auch ein Begräbnis
Eines Jungen mit samtenem Kragen
Der wurde von zwei Deutschen
Und zwei Polen zu Grabe getragen.
Protestant, Katholik und Nazi war da
Ihn der Erde einzuhändigen
Und zum Schluß sprach ein kleiner Sozialist
Von der Zukunft der Lebendigen
So gab es Glaube und Hoffnung
Nur nicht Fleisch und Brot
Und keiner schelt sie mir, wenn sie was stahln
Der ihnen nicht Essen bot.
Und keiner schelt mir den armen Mann
Der sie nicht zu Tische lud:
Gleich ein halbes Hundert, da handelt es sich
Um Mehl, nicht um Opfermut.
Findet man zwei oder sogar drei
Tut man gern was dafür
Aber wenn es so viele sind
Schließt man seine Tür.
In einem zerschossenen Bauernhof
Haben sie Mehl gefunden.
Eine Elfjährige band sich die Schürze um
Und backte sieben Stunden.
Der Teig war gut gerühret
Das Feuerholz gut gehackt
Das Brot ist nicht aufgegangen
Sie wussten nicht, wie man Brot backt.
Sie zogen vornehmlich nach Süden.
Süden ist, wo die Sonn
Mittags um zwölf Uhr steht
Gradaus davon.
Sie fanden zwar einen Soldaten
Verwundet im Tannengries.
Sie pflegten ihn sieben Tage
Damit er den Weg ihnen wies.
Er sagte ihnen: Nach Bilgoray!
Muß stark gefiebert haben
Und starb ihnen weg am achten Tag.
Sie haben ihn auch begraben.
Und da gab es ja Wegweiser
Wenn auch vom Schnee verweht
Nur zeigten sie nicht mehr die Richtung an
Sondern waren umgedreht.
Das war nicht etwa ein grausamer Spaß
Sondern aus militärischen Gründen
Und als sie suchten Bilgoray
Konnten sie es nicht finden.
Sie standen um ihren Führer
Der sah in die Schneeluft hinein
Und deutete mit der kleinen Hand
Und sagte: es muß dort sein.
Einmal, nachts. sahen sie ein Feuer
Da gingen sie nicht hin.
Einmal rollten drei Tanks vorbei
Da waren Menschen drin.
Einmal kamen sie an eine Stadt
Da machten sie einen Bogen
Bis sie daran vorüber waren
Sind sie nur nachts weitergezogen.
Wo einst das südöstliche Polen war
Bei starkem Schneewehn
Hat man die fünfundfünfzig
Zuletzt gesehn.
Wenn ich die Augen schließe
Seh ich sie wandern
Von einem zerschossenen Bauerngehöft
Zu einem zerschossenen andern.
Über ihnen, in den Wolken oben
Seh ich andre Züge, neue, große!
Mühsam wandernd gegen kalte Winde
Heimatlose, Richtunglose.
Suchend nach dem Land mit Frieden
Ohne Donner, ohne Feuer
Nicht wie das, aus dem sie kommen
Und der Zug wird ungeheuer.
Und er scheint mir durch den Dämmer
Bald schon gar nicht mehr derselbe:
Andere Gesichtlein seh ich
Spanische, französische, gelbe!
In Polen, in jenem Januar
Wurde ein Hund gefangen
Der hatte um seinen mageren Hals
Eine Tafel aus Pappe hangen.
Darauf stand: BITTE UM HILFE!
WIR WISSEN DEN WEG NICHT MEHR.
WIR SIND FÜNFUNDFÜNFZIG
DER HUND FÜHRT EUCH HER.
WENN IHR NICHT KOMMEN KÖNNT
JAGT IHN WEG!
SCHIESST NICHT AUF IHN
NUR ER WEISS DEN FLECK.
Die Schrift war eine Kinderhand.
Bauern haben sie gelesen.
Seitdem sind eineinhalb Jahre um.
Der Hund ist verhungert gewesen.
https://www.youtube.com/watch?v=R88KlC26Bo4&sns=em
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen