It's not dark yet but It's getting there - Noch ist es nicht dunkel, aber bald.
Bob Dylan
GEFÜHL in Wiktionary:
Das subjektive Erleben von Erregung und hirnchemischer Aktivität
oder gefühlsmäßiger Zustand
oder Einschätzung, die nicht auf Überlegung beruht
oder Intuition, die Fähigkeit, bestimmte Dinge ohne viel Nachdenken richtig einzuschätzen
oder Sinneswahrnehmung des Tast-, Temperatur-, Druck-, Schmerz- oder Gleichgewichtssinnes
Gefühle.
Ein Mysterium. Was fühle ich? Was fühle ich wirklich und wahrhaftig? Was fühle ich, weil ich denke, dass ich es fühlen sollte? Was fühle ich, weil es passend oder schick finde, so zu fühlen? Was erlaube ich mir zu fühlen? Was verbiete ich mir? Was unterscheidet mein Denken von meinem Fühlen? Welches der Zwei ist richtiger, wahrer, echter? Ist da ein qualitativer Unterschied? Kann ich meinen Gefühlen vertrauen? Meinem Denken? Fremderwartungen, Eigenbild, Feigheiten und der gewöhnliche Mangel an Empathie kochen da oft ein wirres Süppchen von eitlen Abwehrhaltungen und selbstverliebten Gefühligsduseleien. "Die Wahrheit liegt zwischendrin.", wie Ionesco so schön sagt.
"Ja, aber wenn ich das so empfinde, dann ist es halt so!"
Sind unsere Gefühle oder, das was wir dafür halten, immer die glaubhafteste Meßlatte unseres zwischenmenschlichen Verhaltens. Haue ich meinen Mitmenschen meine Gefühle vor die Füße, um sie fernzuhalten? Sie klein zu machen? Fühle ich oder entwickle ich Abwehrmechanismen? Ein "wahrhaftes" Gefühl, um mal "ehrlich" zu sein, kann auch ein maskiertes Verdrängungsinstrument sein, eine Waffe, um den anderen in seine Schranken zu verweisen, ein Selbstlob, um sich nicht ins eigene ungeliebte Gesicht schauen zu müssen. Oder? Eine Kollegin kam nach einer von ihr in tiefem Liebeskummer durchweinten Premiere, in der alle anderen Spieler, ich darunter, nur versuchten ihre Tränen zu überspielen, zu mir in die Garderobe mit dem mitfühlenden Satz: "Sei froh, dass Du nicht so sensibel bist wie ich!" Ich, ein relativ ungewalttätiger Mensch, verspürte das heftige Bedürfnis, ihr eins in die Fresse zu klatschen. Wo genau liegt die Grenze zwischen egozentrischem Verfolgen der eigenen rücksichtslosen Bedürfnisse und dem hilflosen Ausgeliefertsein gegenüber den Unerträglichkeiten der Welt? Wieviel Erbarmen haben wir für uns selbst übrig, wie viel für andere?
Gefühlsduselei:
(übertriebene) Emotionalität,
(übertriebene) Emotionen,
Gefühlsduselei (umgangssprachlich)
Erbarmen:
starke innere Anteilnahme am Leid oder an der Not anderer, verbunden mit dem Drang, ihnen zu helfen oder sie zu trösten
Das Folgende ist auch gefühlt, Gott erbarme sich unser:
Das Lied von der Rache
Heran, heran! – Die Kriegstrompeten schmettern.
Heran! Der Donner braust! –
Die Rache ruft in zack'gen Flammenwettern
Der deutschen Rächerfaust!
Heran, heran zum wilden Furientanze,
Noch lebt und glüht der Molch!
Drauf, Brüder, drauf mit Büchse, Schwert und Lanze,
Drauf, drauf mit Gift und Dolch!
Was Völkerrecht? – Was sich der Nacht verpfändet,
Ist reife Höllensaat.
Wo ist das Recht, das nicht der Hund geschändet
Mit Mord und mit Verrat?
Sühnt Blut mit Blut! – Was Waffen trägt, schlagt nieder!
's ist alles Schurkenbrut!
Denkt unsres Schwurs, denkt der verrat'nen Brüder
Und sauft euch satt in Blut!
Und wenn sie winselnd auf den Knien liegen
Und zitternd Gnade schrei'n -
Laßt nicht des Mitleids feige Stimme siegen,
Stoßt ohn' Erbarmen drein!
Und rühmten sie, daß Blut von deutschen Helden
In ihren Adern rinnt –
Die können nicht des Landes Söhne gelten,
Die seine Teufel sind.
Ha, welche Lust, wenn an dem Lanzenknopfe
Ein Schurkenherz zerbebt
Und das Gehirn aus dem gespalt'nen Kopfe
Am blut'gen Schwerte klebt!
Welch Ohrenschmaus, wenn wir bei Siegesrufen,
Vom Pulverdampf umqualmt,
Sie winseln hören, von der Rosse Hufen
Auf deutschem Grund zermalmt!
Gott ist mit uns! – Der Hölle Nebel weichen,
Hinauf, du Stern, hinauf!
Wir türmen dir die Hügel ihrer Leichen
Zur Pyramide auf!
Dann brennt sie an, – und streut es in die Lüfte,
Was nicht die Flamme fraß,
Damit kein Grab das deutsche Land vergifte
Mit überrhein'schem Aas!
Theodor Körner: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1893, S. 120-121.
"Ick
finde ja den kopf insgesamt viel wichtiger als das herz, sonst hätt ick
ja nirgends nen platz fürs gefühl aber fürs jefühlige is mir dit hirn
zu schade. die können gern eher so am arsch." Mireille Adieu
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