Mittwoch, 17. Juli 2013

Burgund 3 - Ein Durcheinander



Eine kleine Reise

Wir beginnen in Dijon, der Hauptstadt, klein aber sehr fein. Einhundertfünfzigtausend Einwohner, kostenlose Elektroshuttlebusse in der Innenstadt, um den Autoverkehr zu reduzieren, viele Päläste und Palästchen aus hellem Sandstein mit kühlen Fassaden, Fachwerkhäuser, die sich schräg nach rechts und links würdig aneinanderlehnen, viele der Häuser sind gedeckt mit kunstvoll buntgeziegelten Dächern. Viel Leben, viele Bäckereien (Boulangerien), noch mehr Cafés und das mieseste Kunst-Museum, dass ich je besucht habe. Jeder burgundische Künstler, der mal Rubens, Tizian, Monet, Manet ... von fern gesehen hatte, malerte fröhlich drauflos und fand hier den Ort für seine Gemälde. Ich bin noch nie in zehn Minuten durch ein ganzes Museum gerast, aber diesmal war es reiner Selbstschutz, mannoman, was da so herumhängt, und einem die Augen verklebt.




Musée de la Bourguignonne in Dijon
Aber dann! Ein Museum für die Geschichte Burgunds, minutiös nachgebaute Läden aus dem 19. Jahrhundert, rührende Puppen in historischen Kostümen, eine vollständige Kelterei und die Schilder sind handgeschrieben, in Schönschrift - hinreißend!




Himmelbett mit integrierter Wiege

Raus aus der Stadt und über Land. Die Côte-d’Or, Wein, Wein, Wein. Jeder hat einen Weinberg, jeder macht Wein, alle trinken Wein. Es gibt eine Route Grand Cru, und ich stelle mir Reisende vor, die in zunehmender heiterer Trunkenheit, die Degustationen eine nach der anderen probieren und dann in beseelten Schlangenlinien weiter über die Strasse der grossen Weine schaukeln.


Wein und  Ackerwinde

 Romanische Kirche mit glasiertem Ziegeldach nahe Gevrey-Chambertin
mitten in den Weinbergen

Die Schlichtheit ist berückend. Nichts zu viel, nichts zu wenig. Perfekt.






 Savigny-lès-Beaune

Das Château de Savigny, aus dem 14. Jahrhundert, wurde zerstört und im 17. wieder aufgebaut. Es sieht nicht sehr beeindruckend aus, aber der Hausherr ist ein Automobil-, Motorrad-, Löschfahrzeug-, Trecker- und Flugzeug - Narr und hat von jeder Sorte ungefähr hundert herumstehen. Die Autos, alle Marke Arbath übrigens im zweiten Stock eines Nebengebäudes mit Extra-Auto-Aufzug!


 Ein roter Rennkasten

Abarth ist ein Kraftfahrzeughersteller sowie Automobiltuner mit Sitz in Italien und befindet sich seit 1971 im Eigentum der Fiat Group. Alle Wagen sind rot und manche ähneln kaum mehr dem, was wir als Auto kennen, sondern sehen wie um ein Vielfaches vergrößerte angemalte Streichholzkisten aus. Sollen aber viele Rennen gewonnen haben.

 Harley-Davidson!

 Kampfflugzeug mit Heiligen-Statue


Gruppe einander aufrecht haltender Häuser in Beaune

Hôtel-Dieu in Beaune - Ein Krankenhaus




 Die Küche mit Schwanenhals-Wasserhähnen direkt am Herd.

Fiebrigen Patienten müssen die Nonnen mit ihren großen doppelt geschwungenen Hauben wie Engel erschienen sein. Der Krankensaal ist riesig, an beiden Seiten Himmelbetten mit roten Decken, und weisser Bettwäsche, ein Stuhl, ein Tischchen, die Klosterapotheke ist voller geheimnisvoller Kräutertöpfe. Keine Antibiotika, wenig gegen die Schmerzen, aber für diese Zeit, 1443 gegründet, als Hospital für die Armen, ein rarer Ort der Hilfe. Nicolas Rolin der Gründer hatte früh seine Frau verloren, die er sehr geliebt hat, an den Wänden findet man immer wieder Seule (Einzige) und einen Stern in den Stein gekratzt.  

Drachen spuckt Deckbalken


Tomaten

Die Kirche des Sankt Philibert in Tournus






Die Krypta unter der Kirche, hier riecht es nach Zeit, 
der Brunnen ist achtzig Meter tief.



Überall kleine, sehr alte, sehr einfache Kirchen, nur dass im Laufe der Jahrhunderte, je nach Zeitgeschmack die Innendekoration willkürlich verändert wurde. Meist findet sich ein wüstes Durcheinander von Wunderschönem und Geschmacklosigkeiten der übelsten Art. Wie es halt in lang bewohnten Häusern passiert, es sammelt sich was an.

Und dann: Cluny
Die Kirche der Kirchen, die erste Superkirche!

Über 1000 Jahre alt und nahezu vollständig abgetragen und als Steinlieferant für die Anwohner der Stadt verwendet, ahnt man doch noch die irrwitzigen Ausmaße (Das Kirchenschiff war 187 Meter lang!), die diese Benedektiner-Zentral-Kirche, Mutterhaus für 1200 Klöster und circa 20 000 Mönche, einmal gehabt hat. Solche Macht, solche Darstellung von Macht. Brachial. Massiv. Zu groß.





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